Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

DOI Artikel:
Creutz, Max: Rheinische Goldschmiedeschulen des X. und XI. Jahrhunderts, [2]: Prüm, Trier und Echternach
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0121

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
205

1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

206

Museum in London. (Abb. 4.) Die Vorder-
seite zeigt in den volutenförmig nach beiden
Seiten geschwungenen Ranken eines Lebens-
baumes einen nackten Menschen, der mit
dem Bogen auf ein drachenförmiges Ungeheuer
schießt. Die Rückseite ist mit verschlungenen
Goldbändern, und Schlangen in Gold verziert.
Dazwischen sind farbige Rosetten angebracht.
Die bogenförmigen Bänder beider Seiten tragen
gleichfalls farbige Kreise abwechselnd in rotem
und grünem Glase, von Rosetten in Gold
unterbrochen. Diese gleiche Art von der
Verzierung war auch auf den Bändern der

bände und Edelstein-besetzter Bordüre, im
Zitter der Schloßkirche zu Quedlinburg, ferner
ein Elfenbeinkamm mit Pegasus und Weinlaub,
darin Vertiefungen, die ehemals Goldeinlagen
enthalten haben, im Kunstgewerbemuseum der
Stadt Köln. (Abb. 5.)

Dieser Kamm wurde von Kleinschmidt
als eine sächsische Arbeitum 1200 bezeichnet.11)
Er ist jedoch, wie so vieles „Sächsische",
rheinischen Ursprunges, aus der zweiten Hälfte
des X. Jahrh. Der Pegasus geht auf ähnliche
Bildungen sassanidischer Seidenstoffe, z. B. des
Greifenmuster des Sommerpalastes von Tak-i-

Abb. 3. Sog. Krone der hl. Kunigunde in der Schatzkammer zu München.

genannten Münchener Elfenbeine angebracht.
Sie findet sich in verwandter Weise auf einem
Elfenbeinkasten mit der Taufe Christi in
Braunschweig, der zu der bekannten von
Swarzenski auf Metz10) lokalisierten Elfen-
beingruppe gehört. Der feine Sinn für farbige
Koloristik kommt hier im Kontraste zum Elfen-
beine als charakteristisches Moment der otto-
nischen Epoche besonders zum Ausdruck. In
den Kreis dieser Arbeiten die auch mit den
Metzer Elfenbeinen verwandt sind, gehören
weiterhin ein Stab mit feinem Filigran und
ein Konsekrationskamm aus Elfenbein mit
Weinblättern, umrahmt von gewelltem Gold-

1°) Vgl. Swarzenski a. a. O.

Bostam12) zurück. Die verkümmerten Blätter
sind eine mißverstandene Umbildung spät-
antiken Weinlaubes, die in ihrer Weiterent-
wicklung zu einer mehr abstrakten romanischen
Ornamentik, wie in den Ranken auf der Aache-
ner Heinrichskanzel, werden.

Gleichfalls Verzierungen eingesetzter Gold-
plättchen zeigt der Weihwasserkessel von
Kranenburg13) am Niederrhein, schon mit
vergröberten Darstellungen des Lebens Christ^

n) »Zeitschrift f. christl. Kunst« 1907. Nr. 2. S. 38
mit Abb.

1J) Abb. bei J. L es sing, »Die Gewebesammlung
des Kgl. Kunstgewerbemuseums«.

1!) »Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Kreis
Kleve«, Fig. 77.
 
Annotationen