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1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.
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nach, die alle berücksichtigt sind in den Beschreibungen,
aber auch in den Abbildungen. Diese betragen
weit über 400 und beruhen sämtlich auf vorzüglichen,
auch bei komplizierten Lösungen durchaus klaren ein-
heitlichen Handzeichnungen. — Die Einleitung
unterrichtet eingehend über die ältesten Hausdächer
Deutschlands. •— Dann wird an der Hand zahlreicher
Vorlagen „das germanische Kehlbalken dach-
werk " behandelt, wie es die Häuser und Kirchen
deckt, wodurch zugleich manche Rätsel der Stein-
konstruktion gelöst erscheinen. — „Die Pfetten-
dachwerke römischer und germanischer Art"
werden besonders geprüft, wie in der flacheren Ge-
staltung der Frühzeit, so in der steileren der weiteren
Entwicklung. — Es folgen „die sichtbaren und
offenen Dachwerke römischer und germa-
nischer Art", die besonderes Interesse erregen nicht
nur durch die Mannigfaltigkeit, sondern auch durch
die Gefälligkeit ihrer Lösungen. Diese hat ihren
Höhepunkt in England erreicht, aber auch in Italien
zu großer Pracht besonders während des XIV. Jahrh.
sich entfaltet, viel einfacher in Frankreich und Deutsch-
land während der gotischen Periode, in der von den
Niederlanden die Tonnengewölbe noch bevorzugt wurden
gegenüber den Nachbarländern. — „Die Konstruk-
tion der Pult-, "Walm- und Zeltdächer" er-
scheintin einer überraschenden Fülle origineller Lösungen.
— Die beiden letzten Kapitel, die „das Dachwerk
der Turmhelme" und „die Dachreiter" vor-
führen, sind Musterabhandlungen gründlicher Analyse
und zeigen die Kirchen-Bau- und Zimmermeister in
ihrer ganzen konstruktiven Geschicklichkeit und Soli-
dität. Die hier weit über 100 Einzelbeispiele liefernde
Illustration bietet eine erstaunliche Menge frappanter
Konstruktionen, von denen manche als wahre Offen-
barungen betrachtet werden dürfen. — Nicht nur eine
retrospektive Bedeutung haben alle diese mit unsäglichen
Mühen, und doch, wie der Verfasser im Vorwort ver-
rät, fast nur gelegentlich gewonnenen Zeichnungen und
Notizen; denn manches befindet sich darunter, was
durchaus Nachahmung verdient, obgleich das Holz viel
rarer und teurer geworden ist. a.
Ein Jahr hundert kunstarchäologischer Ent-
deckungen von Adol f Michael is. II. Auflage.
Mit einem Bilde C. F. Newtons. — E. A. Seemann
in Leipzig 1908. (Preis Mk. 7.)
„Die archäologischen Entdeckungen des
XIX. Jahrh.", hier Bd. XIX. Sp. 127 besprochen,
haben bereits, unter dem vorstehenden zutreffendem
Titel, eine neue Auflage erhalten. Diese vervollständigt
die „Archäologie des Spatens" bis in die jüngste Zeit,
wobei auch die neuesten prähistorischen Funde, wie
die Entdeckungen in Ägypten und Mesopotamien,
besondere Berücksichtigung finden. Im Vordergrund
steht nach wie vor, was in dieser Frist auf dem Ge-
biete der griechischen Kunst in die Erscheinung ge-
treten ist, und hier zeigen sich am klarsten die Neigungen
des Verfassers, dem es vortrefflich gelingt, in seine
begeisterungsvolle Vorliebe die Leser hineinzuziehen,
wie durch die instruktiven Erklärungen, so durch die
anziehenden Schildeningen. Der ohnehin schon, gerade
in diesem Bereich, über den Kreis der Berufsarchäologen
und der Altertumsstudenten weit hinausgehende Ring
der Interessenten wird durch diese anschaulichen und
aktuellen Darstellungen noch erheblich sich erweitern
und damit fruchtbare Anregung geben für die Forschungen
auf diesem noch so hoffnungsreichen Gebiete. Wenn
die anderen Quellen für die Gewinnung von Alter-
tümern, weil erschöpft, versagen, dann bewährt sich
immer wieder der Schoß der Erde als die unergründ-
liche Schatzkammer. Schnutgen.
Großherzoglich-hessisches Landesmuseum
in Darmstadt. — Führer durch dieKunst-
und historischen Sammlungen. Mit 48
Tafeln. - Darmstadt 1908.
Seine Aufgabe, beim Rundgang durch das Museum
als Erklärer zu dienen, entspricht der Führer voll-
kommen, indem er die Hauptgegenstände knapp charak-
terisiert und für das Verständnis ihrer geschichtlichen
und technischen Bedeutung sehr zutreffende allgemeine
Unterweisungen den einzelnen Abteilungen, bezw. Ab-
arten vorausschickt. Hierbei empfahl sich für die ver-
schiedenen Kategorien auch eine verschiedene Art der
Behandlung, insoweit mehr der Schauwert, oder die
wissenschaftliche Bedeutung markiert werden sollte.
— Für die archäologischen Partien, wie für die Waffen
(Verfasser: Müller) und Kostüme tritt mehr die popu-
läre Seite in den Vordergrund, für die Kupferstiche
(Kienzle) mehr die Kennzeichnung der einzelnen, ab-
wechselnd vorzuführenden Meister. — Unter den übrigen
von Back bearbeiteten Partien zeichnen sich die Gruppen
der angewandten Kunst, die antiken und namentlich
die mittelalterlichen aus, zumeist bekanntlich Erb-
stücke des Barons von Hüpsch (vgl. diese Zeitschrift
Bd. XXI. Sp. 59/60), sowie die älteren Gemälde,
denen nicht nur sorgsamse Erläuterungen, sondern
auch fast alle, durchweg gute, Abbildungen auf den
48 Tafeln des Anhangs gewidmet sind. — Die „Ge-
schichte der Sammlungen" liefert auch zu der Genesis
der Museen überhaupt einen sehr interessanten Beitrag,
und die den verschiedenen Abteilungen beigegebenen
14 Grundrisse werden den zahlreichen Besuchern,
die das neue Museum und sein Katalog heranziehen,
als praktische Orientierungsmittel sich bewähren.
Schnütgen.
Katalog der Gemälde des Bayerischen
Nationalmuseums. Mit 85 Abbildungen auf
75 Tafeln. Verfaßt von Karl Voll, Heinz
Braune und Hans Buchheit. Verlag des
Bayerischen Nationalmuseums. München 1908.
(Preis geb. Mk. 6,80.)
Die 1070 Nummern umfassende, durch die Räume
des Münchener Nationalmuseums kunsthistorisch ver-
teilte Gemäldesammlung verdient vollauf die ihr hier
gewidmete zusammenfassende Beschreibung, die von
seinem Direktor Generalkonservator Dr. Hager veranlaßt
ist und eingeführt wird. — Der. I. Teil behandelt die
„Bilder von kunstgeschichtlichem Interesse, nach Schulen
geordnet"; der II Teil die „Bilder von kulturgeschicht-
lichem Interesse, nach der Darstellung geordnet". —
In diesem übersichtlichen Rahmen erscheinen zuerst
„D eutsche Schulen bis 1800", und zwar bayerische
(1—212), österreichische (—241), schwäbische (—327),
fränkische (—433), mitteldeutsche und norddeutsche
(—454); sodann „Neuere Meister nach 1800" (—479),
endlich „Fremde Schulen", italienische (—511), fran-
zösische (—544), niederländische (—591). — Jedes Bild
1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.
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nach, die alle berücksichtigt sind in den Beschreibungen,
aber auch in den Abbildungen. Diese betragen
weit über 400 und beruhen sämtlich auf vorzüglichen,
auch bei komplizierten Lösungen durchaus klaren ein-
heitlichen Handzeichnungen. — Die Einleitung
unterrichtet eingehend über die ältesten Hausdächer
Deutschlands. •— Dann wird an der Hand zahlreicher
Vorlagen „das germanische Kehlbalken dach-
werk " behandelt, wie es die Häuser und Kirchen
deckt, wodurch zugleich manche Rätsel der Stein-
konstruktion gelöst erscheinen. — „Die Pfetten-
dachwerke römischer und germanischer Art"
werden besonders geprüft, wie in der flacheren Ge-
staltung der Frühzeit, so in der steileren der weiteren
Entwicklung. — Es folgen „die sichtbaren und
offenen Dachwerke römischer und germa-
nischer Art", die besonderes Interesse erregen nicht
nur durch die Mannigfaltigkeit, sondern auch durch
die Gefälligkeit ihrer Lösungen. Diese hat ihren
Höhepunkt in England erreicht, aber auch in Italien
zu großer Pracht besonders während des XIV. Jahrh.
sich entfaltet, viel einfacher in Frankreich und Deutsch-
land während der gotischen Periode, in der von den
Niederlanden die Tonnengewölbe noch bevorzugt wurden
gegenüber den Nachbarländern. — „Die Konstruk-
tion der Pult-, "Walm- und Zeltdächer" er-
scheintin einer überraschenden Fülle origineller Lösungen.
— Die beiden letzten Kapitel, die „das Dachwerk
der Turmhelme" und „die Dachreiter" vor-
führen, sind Musterabhandlungen gründlicher Analyse
und zeigen die Kirchen-Bau- und Zimmermeister in
ihrer ganzen konstruktiven Geschicklichkeit und Soli-
dität. Die hier weit über 100 Einzelbeispiele liefernde
Illustration bietet eine erstaunliche Menge frappanter
Konstruktionen, von denen manche als wahre Offen-
barungen betrachtet werden dürfen. — Nicht nur eine
retrospektive Bedeutung haben alle diese mit unsäglichen
Mühen, und doch, wie der Verfasser im Vorwort ver-
rät, fast nur gelegentlich gewonnenen Zeichnungen und
Notizen; denn manches befindet sich darunter, was
durchaus Nachahmung verdient, obgleich das Holz viel
rarer und teurer geworden ist. a.
Ein Jahr hundert kunstarchäologischer Ent-
deckungen von Adol f Michael is. II. Auflage.
Mit einem Bilde C. F. Newtons. — E. A. Seemann
in Leipzig 1908. (Preis Mk. 7.)
„Die archäologischen Entdeckungen des
XIX. Jahrh.", hier Bd. XIX. Sp. 127 besprochen,
haben bereits, unter dem vorstehenden zutreffendem
Titel, eine neue Auflage erhalten. Diese vervollständigt
die „Archäologie des Spatens" bis in die jüngste Zeit,
wobei auch die neuesten prähistorischen Funde, wie
die Entdeckungen in Ägypten und Mesopotamien,
besondere Berücksichtigung finden. Im Vordergrund
steht nach wie vor, was in dieser Frist auf dem Ge-
biete der griechischen Kunst in die Erscheinung ge-
treten ist, und hier zeigen sich am klarsten die Neigungen
des Verfassers, dem es vortrefflich gelingt, in seine
begeisterungsvolle Vorliebe die Leser hineinzuziehen,
wie durch die instruktiven Erklärungen, so durch die
anziehenden Schildeningen. Der ohnehin schon, gerade
in diesem Bereich, über den Kreis der Berufsarchäologen
und der Altertumsstudenten weit hinausgehende Ring
der Interessenten wird durch diese anschaulichen und
aktuellen Darstellungen noch erheblich sich erweitern
und damit fruchtbare Anregung geben für die Forschungen
auf diesem noch so hoffnungsreichen Gebiete. Wenn
die anderen Quellen für die Gewinnung von Alter-
tümern, weil erschöpft, versagen, dann bewährt sich
immer wieder der Schoß der Erde als die unergründ-
liche Schatzkammer. Schnutgen.
Großherzoglich-hessisches Landesmuseum
in Darmstadt. — Führer durch dieKunst-
und historischen Sammlungen. Mit 48
Tafeln. - Darmstadt 1908.
Seine Aufgabe, beim Rundgang durch das Museum
als Erklärer zu dienen, entspricht der Führer voll-
kommen, indem er die Hauptgegenstände knapp charak-
terisiert und für das Verständnis ihrer geschichtlichen
und technischen Bedeutung sehr zutreffende allgemeine
Unterweisungen den einzelnen Abteilungen, bezw. Ab-
arten vorausschickt. Hierbei empfahl sich für die ver-
schiedenen Kategorien auch eine verschiedene Art der
Behandlung, insoweit mehr der Schauwert, oder die
wissenschaftliche Bedeutung markiert werden sollte.
— Für die archäologischen Partien, wie für die Waffen
(Verfasser: Müller) und Kostüme tritt mehr die popu-
läre Seite in den Vordergrund, für die Kupferstiche
(Kienzle) mehr die Kennzeichnung der einzelnen, ab-
wechselnd vorzuführenden Meister. — Unter den übrigen
von Back bearbeiteten Partien zeichnen sich die Gruppen
der angewandten Kunst, die antiken und namentlich
die mittelalterlichen aus, zumeist bekanntlich Erb-
stücke des Barons von Hüpsch (vgl. diese Zeitschrift
Bd. XXI. Sp. 59/60), sowie die älteren Gemälde,
denen nicht nur sorgsamse Erläuterungen, sondern
auch fast alle, durchweg gute, Abbildungen auf den
48 Tafeln des Anhangs gewidmet sind. — Die „Ge-
schichte der Sammlungen" liefert auch zu der Genesis
der Museen überhaupt einen sehr interessanten Beitrag,
und die den verschiedenen Abteilungen beigegebenen
14 Grundrisse werden den zahlreichen Besuchern,
die das neue Museum und sein Katalog heranziehen,
als praktische Orientierungsmittel sich bewähren.
Schnütgen.
Katalog der Gemälde des Bayerischen
Nationalmuseums. Mit 85 Abbildungen auf
75 Tafeln. Verfaßt von Karl Voll, Heinz
Braune und Hans Buchheit. Verlag des
Bayerischen Nationalmuseums. München 1908.
(Preis geb. Mk. 6,80.)
Die 1070 Nummern umfassende, durch die Räume
des Münchener Nationalmuseums kunsthistorisch ver-
teilte Gemäldesammlung verdient vollauf die ihr hier
gewidmete zusammenfassende Beschreibung, die von
seinem Direktor Generalkonservator Dr. Hager veranlaßt
ist und eingeführt wird. — Der. I. Teil behandelt die
„Bilder von kunstgeschichtlichem Interesse, nach Schulen
geordnet"; der II Teil die „Bilder von kulturgeschicht-
lichem Interesse, nach der Darstellung geordnet". —
In diesem übersichtlichen Rahmen erscheinen zuerst
„D eutsche Schulen bis 1800", und zwar bayerische
(1—212), österreichische (—241), schwäbische (—327),
fränkische (—433), mitteldeutsche und norddeutsche
(—454); sodann „Neuere Meister nach 1800" (—479),
endlich „Fremde Schulen", italienische (—511), fran-
zösische (—544), niederländische (—591). — Jedes Bild