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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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Arntz, Ludwig: Über die Baugeschichte der einstigen Abtei Altenberg im Rheinland
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https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0171

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299

1908.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

300

Wasserrinne vorgelegt. Der Umbau kam nach-
weislich im Jahre 1370 zum Stillstand. Nur
die energischen Bemühungen und wiederholten
Stiftungen Wigbolds, Bischofs von Kulm, er-
möglichten endlich die Vollendung der noch
rückständigen Bauteile, der beiden letzten Joche
und des Westgiebels. Am 3. Juli 1379 wurde
Quer- und Langhaus eingeweiht; der Dach-
reiter auf der Vierung nahm das Geläute auf.
Einige Jahre später kam auch das große West-
fenster nach dem Entwürfe des rühmlichst
genannten Bruders Raynoldus (Super omnes
rex lapicidas) zur Vollendung. Von der weiteren
mittelalterlichen Ausstattung der Münsterkirche
sei nur erwähnt das zierliche Sakraments-
häuschen, das unter dem Abte Arnold von
Munckendam um 1480, auf der linken Seite
im Chore, sich erhalten hat.

Mit der Hochführung des stolzen West-
giebels erreichte auch die kulturelle Arbeit der
Zisterzienserabtei ihren Höhepunkt: das wirt-
schaftliche Programm, soweit sich dies inner-
halb des angewachsenen, weit verzweigten Streu-
besitzes (Hofstätten mit Acker- und Wiesen-
bau, Rebgelände, Zinshäuser in Köln, Bonn,
Barmen, Dortmund, Bingen, Bacharach, Neuß,
Solingen usw.) verfolgen ließ, war im wesent-
lichen erfüllt. Größere Landstrecken, zumal
in den Tälern, waren einer verständigen Bewirt-
schaftung erschlossen, eine Reihe stattlicher
Meierhöfe als mustergültige Wirtschaften an-
gegliedert und in Betrieb gesetzt worden.
Indes verlangten die wasserbaulichen Anlagen
ebenso eine sachkundige Unterhaltung wie
das Hochbauwesen der abteilichen Hofstätten
und Zinshäuser. Diesen fortlaufenden Aus-
gaben gegenüber standen ständig abnehmende
Grundrenten aus einem abgelegenen und oft
wechselnden Güterbesitz gegenüber. Mit er-
heblichen Mitteln mußte unter dem Abte Johann
Rente (1430—1440) das Kloster durch einen
steinernen Deich gegen die Fluten der
Dhün geschützt werden; es erstand die erste
steinerne Brücke über die Dhün. Abgesehen
von Reparaturen in den Hofstätten, nahmen
auch die Abteibauten ab und zu die Hilfe
des Werkmeisters in Anspruch. Unter Abt
Arnold von Munckendam erfolgte der Umbau,
vielleicht die Vergrößerung der Wärm-
stube, (des heizbaren Winterrefektoriums)
sowie der Bibliothek und der Neubau eines
Sommerrefektoriums, welches jedoch von
einem seiner Nachfolger (im Jahre 1 581) wieder

beseitigt wurde. Ein neues Krankenhaus
mit Badestube wurde gegen Ende des XV.
Jahrh. und gleichzeitig eine neue Abtei er-
richtet. Nicht zum wenigsten verlangte das
Kirchengebäude andauernden Unter-
halt, zumal im Bereiche der Dächer.
Eine umfangreichere Reparatur am äußeren
und inneren Münster wurde nachweislich
im Jahre 1524 unter Abt Andreas Boir
vorgenommen, wobei man sich wahrscheinlich
zu einer Änderung der ursprünglichen Be-
dachung und Wasserableitung der Münster-
kirche entschlossen hat. — Ernstere Schäden
erfuhr weiterhin die Abtei im Truchseß'schen
Krieg, (im Jahre 1583) mehr noch während
des dreißigjährigen Krieges beim Streifzuge
des Generals Baudissin (im Jahre 1632) die
Mönche flohen, die Abtei blieb längere Zeit
verwaist, während der Abt selbst seinen
ständigen Wohnsitz in Köln nahm. Solche
Zeiten waren einer sorgfältigen Pflege des
gesamten Bauwesens wenig günstig. Dazu
kamen unzureichende Reparaturen und die
unausbleiblichen Folgen einer mangelhaften
Bautechnik. Größere Ersatzbauten verdankt
Altenberg dem baulustigen Abte Johann
Jakob Lohe (1686 —1707): der westliche Kreuz-
gangsflügel ward (1695) zur neuen Abtei
umgewandelt, nachdem vorher, im Jahre 1682,
der vorliegende Kellereiflügel mit Durchfahrt
errichtet worden. Eine durchgreifende Ände-
rung erfuhr der Bestand der südlich der
Dhünbrücke gelegenen Klostergebäude: an Stelle
der alten Mühle, des Bau- und Backhauses
wurde unter teilweiser Verwendung dergotischen
Marienkapelle am Tore, der sogenannte
Fabrikbau, im Anschluß an den vorhandenen
Mühlgraben, errichtet und im Jahre 1715
vollendet. Vierzig Jahre später ist auch die
nördlich der Dhünbrücke gelegene Bau-
gruppe umgestaltet worden. Das Pförtnerhaus,
das Wirtshaus, die Öl- und Lohemühle sowie
die dortigen Stallungen sind im Jahre 1752 ab-
gebrochen und durch einen langgestreckten
Neubau, die sogenannte Rentei, unter An-
lehnung an das Chor der Markuskapelle er-
setzt worden.

Schließlich ist noch unter Abt Joh. Hördt
das jetzige Hauptportal an der Dhünbrücke
(1750), der neue Durchgang (1755) zum
Küchenhof und an Stelle des früheren
Kranken- und Pfründnerhauses das neue
Priorat 1776 errichtet worden.
 
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