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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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Nachrichten / Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0180

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317

1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

318

Bücherschau.

Die Breslauer Dumkirche. Ihre Geschichte
und Beschreibung von Dr. Joseph Jungnitz. —
Aderholz in Breslau 1908. (Preis 1 Mk.)
Der Breslauer Dom, hinsichtlich seines Baues, wie
seiner Austatiung ein höchst merkwürdiges Denkmal,
hat auf einen seiner würdigen „Führer" lange warten
müssen, dafür aber auch mit einem Schlage einen
solchen erhalten, der an Vollständigkeit und Zuver-
lässigkeit den höchsten Anforderungen genügt, wie
sie nicht nur in baugeschichtlicher, sondern auch in
baubeschreibender Hinsicht gestellt werden können. —
In knapper Form, wie es sich für einen Führer ge-
ziemt, aber in völlig ausreichender Weise werden das
Äußere und Innere des Domes behandelt: Mittelschiff,
Hochchor, Seitenschiffe und Kapellen mit ihrem Reich-
tum an Epitaphien, endlich die Sakristei und der Dom-
schatz mit seinen zahlreichen liturgischen Gegenständen,
namentlich den Gefäßen und Geräten, die zwar
erst mit dem späten Mittelalter einsetzen, aber desto
kostbarer sich entfalten. — Manche von allen diesen
Denkmälern hätten Abbildungen verdient, den Besuchern
zur schätzenswerten Erinnerung. — Die drei recht
scharfen Bilder der Westseite mit den mächtigen
Türmen, des Hauptportals und des Mittelschiffes wecken
stark den Wunsch nach reicherer Illustration, neben
der ein soliderer Einband betont werden möge, beides
selbst auf die Gefahr eines etwas höheren Preises.

S c h n ü tgen.

Die Legende der drei Lebenden und der
drei Toten und der Totentanz. Nebst
einem Exkurs über die Jakobslegende, im Zusammen-
hang mit neueren Gemäldefunden aus dem badischen
Oberland, untersucht von Dr. Karl Künstle.
Mit einer farbigen und sechs schwarzen Tafeln,
sowie 17 Textabbildungen. — Herder in Freiburg
1908. (Preis Mk. 7.)
In einer sehr lehrreichen, ja, trotz ihrer Verwick-
lungen spannenden Monographie untersucht der durch
seine Veröffentlichungen über die in den letzten Jahr-
zehnten so ergiebigen, wie wichtigen Entdeckungen
auf dem Gebiete der mittelalterlichen Wandmalerei
seiner badischen Heimat bekannte Verfasser eine der
verbreitetsten und doch dunkelsten spätmittelalterlichen
Legenden, und zwar im Anschlüsse an solche Gemälde-
funde der neuesten Zeit. — Es handelt sich um ein
hier farblich recht gut wiedergegebenes, spätestens
1430 entstandenes Fresko mit der Vorführung der
drei Lebenden und drei Toten, welches 1902, mit
mehreren anderen Darstellungen, auch aus der Jakobs-
leo-ende, in der Jakobuskapelle zu Ueberlingen auf-
gedeckt wurde, sowie um mehrere, ähnlichen Bilder-
kreisen angehörige Gemälde in Meersburg, Maria-
Ruh, Zeilen, Wollmatingen und Konstanz, die hier
beschrieben, zum Teil auch abgebildet werden. — Ein
Exkurs über die im Mittelalter durch die so beliebten
Wallfahrten nach Jago di Compostella verbreitete, in
der Erbauungsliteratur, wie in der bildenden Kunst
vielfach dargestellte „Jakobuslegende" leitet zur
Prüfung der „Legende von den drei Lebenden und
den drei Toten" über, in der vom Verfasser „der
Spruch der Toten an die Lebenden", „die vollständige

Legende in der mittelalterlichen Literatur", endlich
die Darstellung derselben in der bildenden Kunst des
Mittelalters", sorgsamst und unter Wiedergabe der
wichtigsten Beispiele geprüft wird, wie sie nicht nur in
Handschriften und Holzschnitten, sondern auch in
monumentalen Vorführungen niedergelegt ist. — Nach
diesen, an sich schon archäologisch wie ikonographisch
sehr dankbaren Prämissen, werden im letzten Abschnitt,
dessen komplizierte Erspürungen hier nur angedeutet
sein mögen, „der Totentanz und die Legende der
drei Lebenden und drei Toten" in langen, fast die
Hälfte des Buches beanspruchenden Erörterungen auf
ihre Beziehungen untersucht. Den bisherigen An-
schauungen über die Entstehung des Totentanzes, wie
sie in der französischen und englischen, in der deut-
schen und italienischen Literatur Ausdruck fanden,
stellt der Verfasser als des „Rätsels Lösung" die Ent-
scheidung gegenüber, daß aus dem arabischen Dialog
zwischen Lebenden und Toten, in Europa (vielleicht
zunächst in Frankreich) die bezügliche Legende ent-
stand und unter dem Einfluß der indogermanischen
Volksauffassung der sogen. Totentanz. H.

Dictionnaire d'Archeologie chretienne
et de Liturgie. Fase. XVI. Bretagne-Byzantin.
— Letouzey et Ane ä Paris. — Die Archeologie der
Grande-Bretagne (Leclercq), die nicht weniger als
72 Spalten mit 80 Abbbildungen umfaßt, ist ein
kompletter, höchst lehrreicher Kursus der angelsäch-
sischen Architektur und Skulptur. — Die Liturgie
(Cabrol) ist durch die Wiedergabe einer Bildtafel aus
dem berühmten Missale von Jumieges (in Rouen) vor-
trefflich illustriert. — Das Breviaire (Leclercq) bietet
auf bi Spalten einen vollständigen, ganz auf der Höhe
stehenden Überblick über dessen Ursprung, allmähliche
Entwicklung, Ausbreitung im Morgen- und Abendlande
bis in das X. Jahrh. - Brique (Leclercq) informiert
an der Hand von 13 Abbildungen über die verzierten
Bau-, Belag- und Dachziegel besonders in Italien und
Afrika. — Broderie (Leclercq) ist urkundlich, text-
lich, illustrativ etwas dürftig geraten, vielleicht infolge
der Absicht, die ägyptischen (koptischen) Funde in
dieser Verbindung zu behandeln. -- Bulle (Kirsch)
wird als Schmuckstück und als Siegel gründlich geprüft
an der Hand von 27 (zumeist doppelseitigen) Bildern
mit ihren Legenden und Typen. — Die Burettes
(Leclercq), die liturgischen Flaschen für Wein und
W;.sser bei der Zelebration, erscheinen in ihrer Ent-
stehung und ältesten Ausgestaltung. — Burgondes
(Leclercq) läßt dieses gallische Königreich in seinen
hervorragenden, künstlerischen Leistungen erscheinen.
— Butta (Cabrol) figuriert als altchristliche Altar-
lampe. _ Byzance (Leclercq) behandelt, auch in
reichster Illustrierung, in der das Innere der Hagia
Sophia sogar in doppelter Farbentafel, die topographische,
hieratische, monumentale Entwicklung von Konstanti-
nopel. — Byzantin (Art) (Leclercq) schneidet die
byzantinische Krage" zunächst in der Architektur an.
Also eine Fülle wichtiger Abhandlungen mit manchen
neuen Ergebnissen! Schnütgen.
 
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