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Zeitschrift für alte und neue Glasmalerei und verwandte Gebiete: off. Organ d. Verbandes Deutscher Glasmalereien — 1913

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Nr. 2
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Fischer, Josef Ludwig: Moderne Schweizer Glasmaler
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Hofmann, Friedrich Hermann: Nymphenburger Porträts
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https://doi.org/10.11588/diglit.74067#0041

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Helligkeit für ihreBauten
anstreben. Er tut dies,
indem er nur einen klei-
nen Teil des Fensters,
mit eigentlicher Glas-
malerei besetzt <ver-
gleiche die Tafel) oder
aber, indem er durch
Ausätzung von Wolken
und anderen Lichtgrün-
den das ganze Gemälde
an sich aufbellt. Unseres
Erachtens müssen ge-
rade in dieser Frage von
der modernen Glas-
malerei die mannigfal-
tigsten Lösungen ver-
sucht werden, da der
Mangel an Licht als
hauptsächlichsterGrund,
sagen wir besser, Scheine
grund gegen die Ver-
wendung der Glas-
malerei ins Feld geführt
wird. Die moderne Glas-
malerei ist diesem Stre-
ben nach Helligkeit ent-


Hl. Sebastian. Glasgemälde von E. Rinderspacher.

gegengekommen, .auch
RinderspachersArbeiten
zeigen erneut, wie sich
das Praktische ästhetisch
verklären läßt.
Die dekorative Wir-
kung derartiger Glas-
malereien ist sehr groß.
Uns erscheint es un-
zweifelhaft, daß die fort-
schreitende Reinigung
des Geschmacks immer
mehr von Süßlichkeiten,
mit denen man nun nadi-
gerade mehr wie voll-
gestopft ist, ablenkt, zu
echter und ehrlicher
Menschlichkeit in den
Darstellungen von reli-
giösen Personen und
Szenen führt, ein wahr-
haltiges und warmesAn-
dachtsbild schaffen wird.
Die Glasmalereien Rin-
derspachers bedeuten
einen großen Schritt vor-
wärts auf diesemWege.
Josef Ludwig Fischer

NYMPHENBURGER PORTRÄTS
VON FRIEDRICH H. HOFMANN, MÜNCHEN.
(Schluß).

Angeregt durch die Keramik Englands, woWegd-
wood besonders schöne Büsten in schwarzer sog.
Basaltware herstellte, ließ Melchior auch eine Büste
des Königs in grau gefärbter Masse ausformen,
wodurch eine Art Marmorimitation entstand. Auch
Versuche mit einer ganz schwarzen Masse machte
er bei einer prächtigen Büste der KöniginKaroline<?>.
Das ausgezeichnete Stück, das nur in einem Exem-
plar bekannt ist, befindet sich jetzt im Besitze S. M.
des Königs von Schweden im Kgl. Schlösse zu
Stockholm.
Auch in kleinen Reliefmedaillons stellte Melchior
den König und die Königin dar, Arbeiten, die oft
auch zur Verzierung von Tassen und Vasen Ver-
wendung fanden. Von den Porträts der Königlichen
Familie, die auf Melchior zurückgehen, existiert
endlich noch ein Medaillonrelief des Herzogs Eugen
von Leuchtenberg, der seit 1806 mit der bayerischen
Prinzessin Augusta Amalie vermählt war.
Außerdem hat Melchior noch eine stattliche Reihe
von Porträtmedaillons seiner Zeitgenossen ge-

schaffen, voran ein ausgezeichnetes Bildnis Napo-
leons I. Das Relief entstand wohl im Oktober 1805,
als sich der Kaiser in München aufhielt, oder in
den Januartagen 1806, wo er zur Königsproklama-
tion Max L in Bayerns Hauptstadt weilte. Das
Wachsmodell des offensichtlich nach dem Leben ge-
bildeten Reliefs befindet sich im Bayerischen Natio-
nalmuseum, die Ausformung u. a. in der Kollek-
tion Dr. von Ostermann in Darmstadt und in der
Sammlung Bäuml in Nymphenburg.
Gleich diesem Relief sind auch alle übrigen Por-
trätmedaillons Melchiors sehr gute künstlerische
Arbeiten.von sicherer Auffassung des Charakte-
ristischen und einer feinen Stilisierung, die durchs
aus nicht aufdringlich wirkt, aber den Bildnissen
etwas angenehm neutrales zu geben vermag. Leider
sind aus der großen Anzahl von Reliefs dieser Art,
die wir mit Bestimmtheit Melchior zuschreiben dür-
fen, nur zwei zu identifizieren, das im Jahre 1800
gefertigte Porträt des Freiherrn Joseph Claudius von
Schwerin, der von 1815 bis 1835 Direktor der

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