bewerb ist auf der I. B.=A. deutlich zum Ausdruck
gekommen. Man hätte ja, wie eingangs des Artikels
erwähnt, der Jury, die über die Aufnahme kunst-
gewerblicher Gegenstände zu befinden hat, einen
schärferen Maßstab gewünscht, da dem kühnen
Höhenschwung eines Thorn=Prikker einzelne nur
in sehr weitem Abstand nadizufliegen versuchten.
Aber das Zeugnis ernsten Strebens kann kaum
einem Aussteller versagt werden. Darum besteht
auch die Hoffnung, daß dieWettbewerbeAusstellung
in Köln 1914 neue Erfolge aufweisen wird.
München. Dr. J. L. Fischer.
VERSTEIGERUNGEN
MÜNCHEN. Galerie Helbing. Wie in den beiden
verflossenen Jahren, so wird auch in diesem Herbst am
7. Oktober in der Galerie Helbing, München, eine sehr inter-
essante Sammlung von Schweizern und deutschen Wappen-
scheiben aus fürstlichem süddeutschen Schloßbesitz zurAuktion
gelangen. Unter den wertvollen Beständen sind die ver-
schiedensten Zentren und Meister dieser immer mehr ge-
schätzten Kunst vertreten. Der Katalog mit ca. 60 Cliche-
abbildungen im Text erscheint Ende August. Bei diesem An-
laß werden wir näher auf den Inhalt dieser schönen Samm-
lung eingehen.
BERLIN. Auktionshaus Lepke. Für die nächste Zeit
steht eine Majolikaversteigerung in Aussicht.
LEIPZIG. Auktionshaus Boerner. Als nächste
Sammlung wird eine reichhaltige Bibliothek von Inkunabeln
und Holzschnittwerken, sowie eine Sammlung von Kupfer-
stichen aus Mailänder Adelsbesitz zur Versteigerung kommen.
KLEINE MITTEILUNGEN
ZU UNSEREN BILDERN. Dienebenstehende Abbildung
zeigt den Entwurf zu dem Plakat für das heurige Sängerfest
in Frankfurt. Es ist von Otto Linnemann ausgeführt und ein
hervorragendes Werk strenger Stilisierung, das sich aufs engste
mit dem Charakter der monumentalen Glasmalerei berührt,
weswegen wir es auch zur Abbildung brachten.
ZU UNSEREM ARTIKEL: Glasmalerei und
Keramik auf der I. B.=A. in der letzten Nummer haben
wir folgende Berichtigung zu machen. Die drei Flügel des von
G. C. Müller, Leipzig, nach einem Entwurf von Aug. Oster-
mann ausgeführten und auf S. 76 abgebildeten Glasgemäldes
sind bei der photographischen Aufnahme falsch gestellt worden.
Der vom Beschauer aus rechte Flügel muß nach links um-
stellt werden.
ZUR ÄSTHETIK DER GLASMALEREI. Unter dem
Titel: «Glasbilder im Eigenheim», veröffentlicht Privatdozent
Prof. J. Weber in den «Oppelner Nachrichten» folgende äst-
hetische Betrachtung: « Wenn wir alles mit dem richtigen
und notwendigen Verständnis betrachten, so kommen wir zu
der Überzeugung, daß zwischen der Glasbildkunst, welche die
Begriffe Glasmalerei und Glasfenster in sich schließt, und
zwischen der Wandmalerei bei aller Verschiedenheit eine ge-
wisse Verwandtschaft besteht, denn beide stellen es sich zur
Aufgabe, eine Wirkung in die Ferne zu haben, und eine straffe
Wesentlichkeit des Ausdrucks zu zeigen. Und schließlich haben
beide große Flächen mit wenigen Farben zu schmücken. Ich
erwähne die Tatsache deshalb besonders, weil sie als moderne
Richtschnur zu dienen hat. Musterleistungen in dieser Art
lehren, daß man in der Glasbildkunst nicht darauf Bedacht
nehmen soll, Fenster zu schaffen, die moderne Glasmalerei
vielmehr bestrebt ist, durch Pfeiler, Steinfassungen usw. auf-
gelöste Wände durch undurchsichtiges farbiges Glas, vielmehr
richtiger, lediglich zu beschließen. Es wäre daher der Kunst
förderlich, nicht von Glasbildkunst = Fenstern zu sprechen,
sondern mehr von einer Fortsetzung der Wand in einem
anderen Material. Nur dadurch kann man die notwendige
Geschlossenheit des Raumes wahren und den Stil der künst-
lerischen Glasbilder bestimmen, der nicht realistisch und mit
täuschenden Perspektiven besetzt sein darf. Daraus kann man
zu der Folgerung kommen, daß in unserer Zeit die Glasbild-
kunst durch den Mißbrauch des Pinsels häufig zerstört wurde.
Nicht zuletzt wird es auch auf die richtige Technik ankommen,
mittels der man in der Glasbildkunst die als zeitgemäß geltende
Harmonie des Ganzen und die Leuchtkraft der Farbe ermög^
liehen kann. Man muß sich allmählich zu der alten Technik
zurückfinden und nur das in der Masse gefärbte Glas ver^
wenden. Bisher dachte man häufig, wenn von der Glasbild-
kunst die Rede war, an romanische oder gotische Kirchen-
fenster, die in ein modernes Haus nicht passen. Doch dieser
Vorstellung fehlt nun jegliche Berechtigung, zumal immer
mehr der allgemeine Wunsch entsteht, das Eigenheim
wieder reicher zu schmücken und den Schmuck mit der
Architektur zu verbinden. Diese Aufgabe wird vorteilhaft
erfüllt, wenn man es versteht, der Glasbildkunst einen an-
mutig spielenden Ton zu verleihen. Ferner muß man dabei
der Richtung, in der sich unsere gesamte Kunst entwickelt,
Rechnung tragen. Dem Glasmosaik wird immerhin noch einige
Aufmerksamkeit zu widmen sein, denn es müssen noch zahl-
reiche Motive geschaffen werden, um die immer mehr in die
Mode kommenden dekorativen Glas = Wandfüllungen mit
ihren frischen, heiteren Farben zu vervollständigen und so
leichter einzubürgern».
In der «Allgemeinen Künstlerzeitung» <1913) Nr. 1 brachte
Kunstmaler Eduard Mader, Hochschuldirektor, Wien, unter
dem Titel «Maler und gewerbliche Kunst, Glasmalkunst»
ebenfalls einige Gedanken vor, die sich auf die Ästhetik der
Glasmalerei beziehen. «Zur Glasmalerei zählt man nicht nur
die Kunst, durchscheinende Farben in die Oberfläche des
Glases einzubrennen, sondern man rechnet auch das Mosaik
und das Flächenmosaik dazu. Und zwar mit Recht, denn das
Material ist das Gleiche, und ebenso der Zweck: eine bild-
liehe Darstellung damit zu erlangen. Beiden Arten gemeinsam
ist die Hauptsache, die Zeichnung. Außer der Freskomalerei
nennt man die Glasmalerei die monumentalste, da keiner
anderen Art der Malerei so große Flächen zur Dekoration
verfügbar sind. Das Monumentale der Glasmalerei wird aber
auch durch die zahlreichen Beschränkungen bedingt, denen der
Künstler schon bei Anfertigung der Skizze Rechnung tragen
muß, und welche durch die Unterteilung oder Armierung des
Fensters entstehen. Bei Glasmalereifenstern unterscheidet
man zwei Arten : 1. Die Tafelglasmalerei, bei welcher die Kon-
turen und Farben aufgemalt und eingebrannt sind, und 2. die
Zusammensetzung von farbigen Gläsern, welchen Konturen
und Schatten aufgemalt und in die Oberfläche eingebrannt
sind, mittelst Bleifassung. Eine Hauptbedingung der Glas-
malerei als dekorative Kunst ist es, daß sie sich dem Zwecke
anpaßt und der Architektur des Raumes unterordnet. Nie
darf sie als etwas Selbständiges, ein Tafelbild nachahmendes,
erscheinen, oder die Gesamtwirkung stören. Schon beim ersten
Entwurf der Skizze muß auf die das Fenster teilenden Stein-
95
gekommen. Man hätte ja, wie eingangs des Artikels
erwähnt, der Jury, die über die Aufnahme kunst-
gewerblicher Gegenstände zu befinden hat, einen
schärferen Maßstab gewünscht, da dem kühnen
Höhenschwung eines Thorn=Prikker einzelne nur
in sehr weitem Abstand nadizufliegen versuchten.
Aber das Zeugnis ernsten Strebens kann kaum
einem Aussteller versagt werden. Darum besteht
auch die Hoffnung, daß dieWettbewerbeAusstellung
in Köln 1914 neue Erfolge aufweisen wird.
München. Dr. J. L. Fischer.
VERSTEIGERUNGEN
MÜNCHEN. Galerie Helbing. Wie in den beiden
verflossenen Jahren, so wird auch in diesem Herbst am
7. Oktober in der Galerie Helbing, München, eine sehr inter-
essante Sammlung von Schweizern und deutschen Wappen-
scheiben aus fürstlichem süddeutschen Schloßbesitz zurAuktion
gelangen. Unter den wertvollen Beständen sind die ver-
schiedensten Zentren und Meister dieser immer mehr ge-
schätzten Kunst vertreten. Der Katalog mit ca. 60 Cliche-
abbildungen im Text erscheint Ende August. Bei diesem An-
laß werden wir näher auf den Inhalt dieser schönen Samm-
lung eingehen.
BERLIN. Auktionshaus Lepke. Für die nächste Zeit
steht eine Majolikaversteigerung in Aussicht.
LEIPZIG. Auktionshaus Boerner. Als nächste
Sammlung wird eine reichhaltige Bibliothek von Inkunabeln
und Holzschnittwerken, sowie eine Sammlung von Kupfer-
stichen aus Mailänder Adelsbesitz zur Versteigerung kommen.
KLEINE MITTEILUNGEN
ZU UNSEREN BILDERN. Dienebenstehende Abbildung
zeigt den Entwurf zu dem Plakat für das heurige Sängerfest
in Frankfurt. Es ist von Otto Linnemann ausgeführt und ein
hervorragendes Werk strenger Stilisierung, das sich aufs engste
mit dem Charakter der monumentalen Glasmalerei berührt,
weswegen wir es auch zur Abbildung brachten.
ZU UNSEREM ARTIKEL: Glasmalerei und
Keramik auf der I. B.=A. in der letzten Nummer haben
wir folgende Berichtigung zu machen. Die drei Flügel des von
G. C. Müller, Leipzig, nach einem Entwurf von Aug. Oster-
mann ausgeführten und auf S. 76 abgebildeten Glasgemäldes
sind bei der photographischen Aufnahme falsch gestellt worden.
Der vom Beschauer aus rechte Flügel muß nach links um-
stellt werden.
ZUR ÄSTHETIK DER GLASMALEREI. Unter dem
Titel: «Glasbilder im Eigenheim», veröffentlicht Privatdozent
Prof. J. Weber in den «Oppelner Nachrichten» folgende äst-
hetische Betrachtung: « Wenn wir alles mit dem richtigen
und notwendigen Verständnis betrachten, so kommen wir zu
der Überzeugung, daß zwischen der Glasbildkunst, welche die
Begriffe Glasmalerei und Glasfenster in sich schließt, und
zwischen der Wandmalerei bei aller Verschiedenheit eine ge-
wisse Verwandtschaft besteht, denn beide stellen es sich zur
Aufgabe, eine Wirkung in die Ferne zu haben, und eine straffe
Wesentlichkeit des Ausdrucks zu zeigen. Und schließlich haben
beide große Flächen mit wenigen Farben zu schmücken. Ich
erwähne die Tatsache deshalb besonders, weil sie als moderne
Richtschnur zu dienen hat. Musterleistungen in dieser Art
lehren, daß man in der Glasbildkunst nicht darauf Bedacht
nehmen soll, Fenster zu schaffen, die moderne Glasmalerei
vielmehr bestrebt ist, durch Pfeiler, Steinfassungen usw. auf-
gelöste Wände durch undurchsichtiges farbiges Glas, vielmehr
richtiger, lediglich zu beschließen. Es wäre daher der Kunst
förderlich, nicht von Glasbildkunst = Fenstern zu sprechen,
sondern mehr von einer Fortsetzung der Wand in einem
anderen Material. Nur dadurch kann man die notwendige
Geschlossenheit des Raumes wahren und den Stil der künst-
lerischen Glasbilder bestimmen, der nicht realistisch und mit
täuschenden Perspektiven besetzt sein darf. Daraus kann man
zu der Folgerung kommen, daß in unserer Zeit die Glasbild-
kunst durch den Mißbrauch des Pinsels häufig zerstört wurde.
Nicht zuletzt wird es auch auf die richtige Technik ankommen,
mittels der man in der Glasbildkunst die als zeitgemäß geltende
Harmonie des Ganzen und die Leuchtkraft der Farbe ermög^
liehen kann. Man muß sich allmählich zu der alten Technik
zurückfinden und nur das in der Masse gefärbte Glas ver^
wenden. Bisher dachte man häufig, wenn von der Glasbild-
kunst die Rede war, an romanische oder gotische Kirchen-
fenster, die in ein modernes Haus nicht passen. Doch dieser
Vorstellung fehlt nun jegliche Berechtigung, zumal immer
mehr der allgemeine Wunsch entsteht, das Eigenheim
wieder reicher zu schmücken und den Schmuck mit der
Architektur zu verbinden. Diese Aufgabe wird vorteilhaft
erfüllt, wenn man es versteht, der Glasbildkunst einen an-
mutig spielenden Ton zu verleihen. Ferner muß man dabei
der Richtung, in der sich unsere gesamte Kunst entwickelt,
Rechnung tragen. Dem Glasmosaik wird immerhin noch einige
Aufmerksamkeit zu widmen sein, denn es müssen noch zahl-
reiche Motive geschaffen werden, um die immer mehr in die
Mode kommenden dekorativen Glas = Wandfüllungen mit
ihren frischen, heiteren Farben zu vervollständigen und so
leichter einzubürgern».
In der «Allgemeinen Künstlerzeitung» <1913) Nr. 1 brachte
Kunstmaler Eduard Mader, Hochschuldirektor, Wien, unter
dem Titel «Maler und gewerbliche Kunst, Glasmalkunst»
ebenfalls einige Gedanken vor, die sich auf die Ästhetik der
Glasmalerei beziehen. «Zur Glasmalerei zählt man nicht nur
die Kunst, durchscheinende Farben in die Oberfläche des
Glases einzubrennen, sondern man rechnet auch das Mosaik
und das Flächenmosaik dazu. Und zwar mit Recht, denn das
Material ist das Gleiche, und ebenso der Zweck: eine bild-
liehe Darstellung damit zu erlangen. Beiden Arten gemeinsam
ist die Hauptsache, die Zeichnung. Außer der Freskomalerei
nennt man die Glasmalerei die monumentalste, da keiner
anderen Art der Malerei so große Flächen zur Dekoration
verfügbar sind. Das Monumentale der Glasmalerei wird aber
auch durch die zahlreichen Beschränkungen bedingt, denen der
Künstler schon bei Anfertigung der Skizze Rechnung tragen
muß, und welche durch die Unterteilung oder Armierung des
Fensters entstehen. Bei Glasmalereifenstern unterscheidet
man zwei Arten : 1. Die Tafelglasmalerei, bei welcher die Kon-
turen und Farben aufgemalt und eingebrannt sind, und 2. die
Zusammensetzung von farbigen Gläsern, welchen Konturen
und Schatten aufgemalt und in die Oberfläche eingebrannt
sind, mittelst Bleifassung. Eine Hauptbedingung der Glas-
malerei als dekorative Kunst ist es, daß sie sich dem Zwecke
anpaßt und der Architektur des Raumes unterordnet. Nie
darf sie als etwas Selbständiges, ein Tafelbild nachahmendes,
erscheinen, oder die Gesamtwirkung stören. Schon beim ersten
Entwurf der Skizze muß auf die das Fenster teilenden Stein-
95