Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für alte und neue Glasmalerei und verwandte Gebiete: off. Organ d. Verbandes Deutscher Glasmalereien — 1913

DOI issue:
Inhalts-Verzeichnis
DOI article:
Nr. 9
DOI article:
Kopera, Feliks: Alte polnische Glasmalereien
DOI article:
Polens moderne Glasmalkunst
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74067#0197

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Anzahl höchst interessanter
Glasmalereien vorhanden,
mit gotischen Architektur^
motiven, Heiligen- und
Gründerfiguren, Emblemen
und ähnlichen mitunter auch
Darstellungen aus dem alten
Testamente. Es sindim gan-
zen 54 Scheiben. Besonders
bemerkenswert sind die-
selben in bezug auf die Frei-
heit der Komposition und
die Trachten. Leider sind sie
für photographische Auf-
nahmen nicht zugänglich. Sie
gehören sämtlich dem Mitteln
alter an. Da die Kirche gegen
Ende des XIV.Jahrhunderts
gebaut worden, so sind die
Glasmalereien gleichzeitig
oder im XV. Jahrhundert
entstanden. Nach Kompo-
sition und Trachten zu ur-
teilen gehören sie, wenn nicht


Schloßfenster in Baranowic.

dem XIV., so doch der ersten
Hälfte des XV. Jahrhun-
derts an.
Außerhalb Krakaus, der
Hauptstadt des mittelalter^
liehen Polens, befanden sich
in gotischen Kirchen Glas-
malereien, wie in Wocawek,
Brzeworsk, ja sogar in Dorf-
kirchen, wie in Ruszcza bei
Krakau, in Iwkowa (Bezirk
Brzesko) u. a., wovon Über-
reste an Ort und Stelle oder
im Krakauer Museum Zeug-
nis ablegen. Aus dem XVI.
und XVII. Jahrhundert sind
nur wenige Stücke erhalten,
meistens Wappenscheiben,
die geschieht mit Ornamenten
eingefaßt sind. Man findet
sie in Fenstern von Kirchen
teilweise auch in Privat-
häusern.
Krakau. Felix Kopera.

POLENS MODERNE GLASMALKUNST

Als in den letzten Zei-
ten die Glasmalerei in der
europäischen Kunst zu
einem neuen Leben er-
wachte, blieb die polnische
Kunst nicht zurück. Sie
brachte zwei geniale Mei-
ster hervor, JosefMehoffer
und Stanislaus Wys-
pianski, welche dieser
Kunstgattung eine stark
ausgeprägte Form gaben,
indem sie einen eigenen
originellen Typus schufen.
Josef Mehoffer,
Professor an der Kunst-
akademie in Krakau (geb.
1869), erhielt seine erste
Ausbildung an der ge-
nannten Kunstakademie
unter Leitung des be-
rühmten Historienmalers
Johann Matejko und stu-
dierte darauf an der
Pariser Academie des
Beaux Arts. Sein hervor-
ragendes Talent für de-


Schloßfenster in Baranowic. Entw. von Josef Mehoffer, ausgef. von der
Krakauer Kunstanstalt für Glasmalerei u. Mosaik G. S. v. Zelenski.

korativeKomposition ent-
wickelt der Künstler an-
fangs unter dem Einflüsse
Bonnats in Paris, wo er
die Bedeutung der Farbe
und der Zeichnung be-
werten lernt. Seine künst-
lerische Laufbahn beginnt
er als Porträtist, doch liegt
der Schwerpunkt seines
Schaffens in der dekora-
tiven Malerei. Er erlangt
den Ruf eines großen
Meisters auf dem Gebiete
der kompositiven Glas-
malerei und verdient bald
die höchste Anerken-
nung in Europa. — Als
Fünfundzwanzigjähriger,
nimmt er teil an dem Kon-
kurse auf Glasmalereien
für die gotische Kathe-
drale Notre Dame de vic-
toire inFreiburg(Schweiz),
wo er unter vierzig Mit-
bewerbern den ersten
Preis erhält. Das war ein

99
 
Annotationen