mit staniel<-Zinn> vberlegt Das kreütz den fannen
<=Fahne> darauff vnnd zwen fannen auf dem Rat-
hawss rot angestrichen hat .1 fl. 1 ort
Zalt dem Matyss freyhart vmb das er Paul Kannten-
giessers laden gren <=grün) hatangestrichen Ift1 ort
Fol. 57 b. Zalt dem Mattyss maler vmb ain gemalts
duch so man vnnder theyinger thor wyl machen
3 Pfd. 10 Pf.
Zalt dem Mattyss maller für ain
latternen.1 Pfd. 10 Pf.
Fortsetzung folgt.
BAUKERAMIK.
VON ALBRECHT MERZ, STUTTGART.
Grausame Dilettanten, die mehr als sonst irgend-
wo in der Baukunst am Werke sind, die aber wie
überall wo sie auftreten, so auch hier das einzig Gute
haben, daß sie gesunde Ansichten zum Kampf her-
vorlocken, zwingen mich hier das Wort zu ergreifen.
Baukeramik! — Wem geht es nicht wie mir!
Ich sehe beim Klang dieses Wortes grüne, gelbe,
rote glänzende Fassaden in schlüpfrigen, glitschigen
Bewegungen um mich tanzen, -ich sehe weiße, grelle
Platten und Plättchen aus den Küchen und Bade-
räumen, wo sie berechtigt sind, unter der Fahne
der Hygiene millionenweise in Durchfahrten und
Höfe marschieren und alles überfluten bis zum
Dach, alles, gar alles ohne irgendwelchen Unter-
schied auf tektonische Gliederungen, -ich sehe auf
Bahnhöfen über und unter der Erde das glänzende
Zeug mit dem Eifer und mit der Hartnäckigkeit
von Flechten an Wänden und Dechen sich aus-
dehnen, -sehe Geländer und Baluster aus Terra-
kotta und Steingut, die fremdartig in Fassaden-
Systemen sich brüsten, mit denen sie 'stofflich nichts
gemein haben und die konstruktiv und architekto-
nisch völlig verfehlt sind, weil sie zu den Bau-
elementen der Fassade, dem Bachstein oder Hau-
stein in Aufbau und Reihung, in horizontalem und
vertikalem Fugenschnitt keine Beziehung haben.
Baukeramik! Gräßliche Dinge kommen mir
beim Klang dieses Wortes! Es wird hier, beson-
ders in modernster Zeit, der alte Fehler gemacht,
daß Dinge, die bestimmten begrenzten Forderungen
ihr Dasein verdanken, durch Gedankenlosigkeit
einerseits und durch seichtes Schlagwortwissen an-
dererseits ins Große übertragen werden, ohne daß
auf die Urgesetze des Formens und auf die For-
derungen des Orts irgendwelche Rücksicht ge-
nommen wird. — Baukeramik!
Wie außen an den Gebäuden, so ist es auch
innen, wo die glänzenden Fliesen und Kacheln an
den traulichen Kaminen und heimlichen Oefen sich
nicht genügen können, sondern ganze Räume mit
kalter, häßlicher Buntheit überziehen.
Baukeramik! Fürchterliche Dinge kommen mir
beim Klang dieses Wortes! Die Schuld haben die
Dilettanten, denen gegenüber die Könner noch so
machtlos sind.
Gute Beispiele für echte Baukeramik gibt es gar
wenig. Die besten liegen über zwei Jahrtausende
zurück, -dann hat das Mittelalter einige sehr gute
baukeramische Dinge aufzuweisen, -die moderne
und die modernste Zeit hat nicht allzuviel an be-
achtenswerten baukeramischen Werken hervorge-
bracht, doch wird es im Verlauf der Abhandlung
immerhin Gelegenheit geben, Gutes über die mo-
derne Baukeramik zu sagen.
Ich will nun in den folgenden Abschnitten an
Hand ausgeführter Beispiele versuchen, dem wenig
untersuchten Problem der Verwendung der Kera-
mik in der Architektur nahezutreten. Es liegt mir
keineswegs daran, eine historische Aufzählung und
philologische Beschreibung alles Bestehenden auf
baukeramischem Gebiet zu geben, sondern ich habe
die Absicht, auf Grund allgemein gültiger Kunst-
gesetze in vergleichender Art Altes und Neues,
Gutes und Schlechtes einander gegenüberzustellen,
davon ausgehend, daß jedes Material und jede
Materialbehandlung unter bestimmten konstruk-
tiven und ästhetischen Voraussetzungen in der
Architektur ihren Platz haben, immer in neuen
Kombinationen, doch immer so, daß sämtliche bei
einem Bauwerk verwandten Materialien und Ma-
terialbehandlungen die logische Folge eines groß-
zügigen Grundgedankens sind und so eine nie zu
zerstörende Einheit bilden. In der Folge dieser
Abhandlung werden in allererster Linie rein archi-
tektonische Dinge behandelt werden. Die techni-
schen und wirtschaftlichen Momente werden nur
soweit Berücksichtigung finden, als sie mit dem Ar-
chitektonischen Hand in Hand gehen und örtlich
bedingt sind.
I.
Alle Materialien erfahren dadurch, daß sie durch
Schichtung, Reihung und Gliederung unter sich so-
wohl als auch im Verein mit anderen Stoffen eine
funktionelle Bedeutung gewinnen, ihreAdelung, ihre
höchste Steigerung, ihre tiefste Auswertung und be-
kommen so ihre unzweideutige Stellung in der Flucht
der Dinge. So kommt es, daß von je die Architektur
der Prüfstein war für die Tüchtigkeit eines Materials.
Durch die Architektur erhält alles seine richtige
34
<=Fahne> darauff vnnd zwen fannen auf dem Rat-
hawss rot angestrichen hat .1 fl. 1 ort
Zalt dem Matyss freyhart vmb das er Paul Kannten-
giessers laden gren <=grün) hatangestrichen Ift1 ort
Fol. 57 b. Zalt dem Mattyss maler vmb ain gemalts
duch so man vnnder theyinger thor wyl machen
3 Pfd. 10 Pf.
Zalt dem Mattyss maller für ain
latternen.1 Pfd. 10 Pf.
Fortsetzung folgt.
BAUKERAMIK.
VON ALBRECHT MERZ, STUTTGART.
Grausame Dilettanten, die mehr als sonst irgend-
wo in der Baukunst am Werke sind, die aber wie
überall wo sie auftreten, so auch hier das einzig Gute
haben, daß sie gesunde Ansichten zum Kampf her-
vorlocken, zwingen mich hier das Wort zu ergreifen.
Baukeramik! — Wem geht es nicht wie mir!
Ich sehe beim Klang dieses Wortes grüne, gelbe,
rote glänzende Fassaden in schlüpfrigen, glitschigen
Bewegungen um mich tanzen, -ich sehe weiße, grelle
Platten und Plättchen aus den Küchen und Bade-
räumen, wo sie berechtigt sind, unter der Fahne
der Hygiene millionenweise in Durchfahrten und
Höfe marschieren und alles überfluten bis zum
Dach, alles, gar alles ohne irgendwelchen Unter-
schied auf tektonische Gliederungen, -ich sehe auf
Bahnhöfen über und unter der Erde das glänzende
Zeug mit dem Eifer und mit der Hartnäckigkeit
von Flechten an Wänden und Dechen sich aus-
dehnen, -sehe Geländer und Baluster aus Terra-
kotta und Steingut, die fremdartig in Fassaden-
Systemen sich brüsten, mit denen sie 'stofflich nichts
gemein haben und die konstruktiv und architekto-
nisch völlig verfehlt sind, weil sie zu den Bau-
elementen der Fassade, dem Bachstein oder Hau-
stein in Aufbau und Reihung, in horizontalem und
vertikalem Fugenschnitt keine Beziehung haben.
Baukeramik! Gräßliche Dinge kommen mir
beim Klang dieses Wortes! Es wird hier, beson-
ders in modernster Zeit, der alte Fehler gemacht,
daß Dinge, die bestimmten begrenzten Forderungen
ihr Dasein verdanken, durch Gedankenlosigkeit
einerseits und durch seichtes Schlagwortwissen an-
dererseits ins Große übertragen werden, ohne daß
auf die Urgesetze des Formens und auf die For-
derungen des Orts irgendwelche Rücksicht ge-
nommen wird. — Baukeramik!
Wie außen an den Gebäuden, so ist es auch
innen, wo die glänzenden Fliesen und Kacheln an
den traulichen Kaminen und heimlichen Oefen sich
nicht genügen können, sondern ganze Räume mit
kalter, häßlicher Buntheit überziehen.
Baukeramik! Fürchterliche Dinge kommen mir
beim Klang dieses Wortes! Die Schuld haben die
Dilettanten, denen gegenüber die Könner noch so
machtlos sind.
Gute Beispiele für echte Baukeramik gibt es gar
wenig. Die besten liegen über zwei Jahrtausende
zurück, -dann hat das Mittelalter einige sehr gute
baukeramische Dinge aufzuweisen, -die moderne
und die modernste Zeit hat nicht allzuviel an be-
achtenswerten baukeramischen Werken hervorge-
bracht, doch wird es im Verlauf der Abhandlung
immerhin Gelegenheit geben, Gutes über die mo-
derne Baukeramik zu sagen.
Ich will nun in den folgenden Abschnitten an
Hand ausgeführter Beispiele versuchen, dem wenig
untersuchten Problem der Verwendung der Kera-
mik in der Architektur nahezutreten. Es liegt mir
keineswegs daran, eine historische Aufzählung und
philologische Beschreibung alles Bestehenden auf
baukeramischem Gebiet zu geben, sondern ich habe
die Absicht, auf Grund allgemein gültiger Kunst-
gesetze in vergleichender Art Altes und Neues,
Gutes und Schlechtes einander gegenüberzustellen,
davon ausgehend, daß jedes Material und jede
Materialbehandlung unter bestimmten konstruk-
tiven und ästhetischen Voraussetzungen in der
Architektur ihren Platz haben, immer in neuen
Kombinationen, doch immer so, daß sämtliche bei
einem Bauwerk verwandten Materialien und Ma-
terialbehandlungen die logische Folge eines groß-
zügigen Grundgedankens sind und so eine nie zu
zerstörende Einheit bilden. In der Folge dieser
Abhandlung werden in allererster Linie rein archi-
tektonische Dinge behandelt werden. Die techni-
schen und wirtschaftlichen Momente werden nur
soweit Berücksichtigung finden, als sie mit dem Ar-
chitektonischen Hand in Hand gehen und örtlich
bedingt sind.
I.
Alle Materialien erfahren dadurch, daß sie durch
Schichtung, Reihung und Gliederung unter sich so-
wohl als auch im Verein mit anderen Stoffen eine
funktionelle Bedeutung gewinnen, ihreAdelung, ihre
höchste Steigerung, ihre tiefste Auswertung und be-
kommen so ihre unzweideutige Stellung in der Flucht
der Dinge. So kommt es, daß von je die Architektur
der Prüfstein war für die Tüchtigkeit eines Materials.
Durch die Architektur erhält alles seine richtige
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