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Zeitschrift für alte und neue Glasmalerei und verwandte Gebiete: off. Organ d. Verbandes Deutscher Glasmalereien — 1913

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Nr. 4
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Merz, Albrecht L.: Baukeramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.74067#0084

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BAUKERAMIK.
VON ALBRECHT MERZ, STUTTGART.

Die letzten Abschnitte zeigten den keramischen
Schmude in Beziehung zum Material und zur tek-
tonischen Gliederung des ganzen Fassadensystems.
Das Folgende bringt ein näheres Bingehen auf den
keramischen Schmuck selbst. Nicht berücksichtigt
wird bei der Betrachtung der keramische Schmuck,
wie er bei reinen Backsteine oder Terracottabauten

kann sehr oft die Erfahrung gemacht werden, daß
keramische Dinge an stark gegliederten Fassaden
ohne jede Bedeutung für das Ganze sind, weil die
feine Arbeit neben dem grobsinnlichen Eindruck
starker Vor= und Rücksprünge mit ihren Licht-
und Schattenwirkungen nicht zur Geltung kommt.
Andererseits wird der scharfe Beobachter finden,


Teil aus einem Glasgemälde auf dem Nonnberg zu Salzburg, von Hans Wild in Ulm, um 1480. Siehe Seite 48.

durch Vorkragen von Mauerelementen oder durch
Verwendung von Formziegeln sich ergibt, weil
dies zu weit gehen würde.
Der keramische Schmuck eines Fassadensystems
wird sich im allgemeinen beschränken auf Relief
und Fries. Er wird an einem Bauwerk dieselbe
Funktion übernehmen, die an einem Kostüm etwa
Agraffen haben, oder Knöpfe, Gürtel, Hals= und
Randbesätze, Die Wirkung keramischer Dinge wird
also ein mehr oder weniger einfaches Fassaden-
system zur Voraussetzung haben und im Zusam-
menklang mit dem ganzen Bauwerk wird der
keramische Schmuck eine Steigerung weniger im
formalen, sondern mehr im Sinn einer richtigen
Farbfleckverteilung bedeuten. Aus diesem Grund

daß Fassaden mit großzügigen Flächen durch
rhythmisch verteilte Reliefs oder sicher gezogene
Bänder aus keramischem Material eine feine Be-
reicherung erfahren. Wo die Verwendung kera-
mischer Dinge über die Grenzen hinausgeht, die
vom Material und von der Gliederung des Bau-
werks formal und farbig bestimmt sind, wird immer
ein Mißklang entstehen.
Keramische Erzeugnisse fliesenartig ganze Fas-
sadenflächen überziehen zu lassen, ist, milde aus-
gedrückt, eine Materialverschwendung deshalb,
weil das Ganze, eine so reiche ornamentale oder
figürliche Zeichnung und Bemalung es auch haben
mag, doch nur eine Verkleidung darstellt, die
zur Lösung und zur Erfassung des bestehenden

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