wandt, ferner derselbe Realismus, dieselben derben
und fratzenhaften Köpfe der Schergen und Soldaten,
Die Dornenkrönung findet sich nur auf dem
Sterzinger Altar, -aber auch in diesem Fall ist
dieVerwandtschaft offen-
kundig. Christus sitzt
auf einer in der Mitte im
Halbkreis ausladenden
Erhöhung, -rechts und
links sind zwei Knechte,
die die langen Rohre
herabdrücken. Der linke
hat eineKopfbedeckung,
der rechte ist barhäuptig.
In halb knieender Hab
tung reicht links ein
Knecht dem leidenden
Christus ein Spottszep-
ter dar, während ein
anderer rechts gegen den
Bart Christi fährt. Die
Szene spielt unter einem
bedeckten, im Hinter-
grund durch Fenster
offenen Raum ab. Es
kann keinem Zweifel
unterliegen, daß auch die
Scheibe mit der Dornen-
krönung aufs engste mit
den unter dem Namen
Hans Multscher bekannt
ten Altarfigüren zusam-
menhängt. Der Glas-
gemäldezyklus, von dem
diese drei Scheiben er-
halten geblieben sind,
fällt also zwischen die
Ausführung des Berliner
und Sterzinger Altars
und lehnt sich im De-
tail genau an den Cha-
Fenster für ein Herrenzimmer. Entwurf von Melchior Lechter 1896;
ausgeführt von der Glasmalerei Paul Förster, Berlin.
rakter der Berliner Altarflügel an.
Die urkundlichen Notizen über die Ulmer Glas-
malerei um die Mitte des 15, Jahrhunderts sind nicht
sehr reichlich. Wir wissen, daß in der Donaustadt
eine Familie Acker tätig war. So hören wir, daß
1426 — 1442 ein Peter Acker auf Glas gemalt hat,#
vielleicht ist er identisch mit dem um 1450 in Nörd-
lingen auftretendenGlas-
maler desselbenNamens.
1446 wird ein Michel
Acker genannt, im Jahre
1449 der «mauler döck-
inger». Zwischen 1461
und 1466 erhalten auch
der «junge Acker» und
«Hainns der Agker» Be-
Zahlungen fürGlasmale-
reien. Wir wollen mit
der Wiedergabe dieser
Notizen nun keineswegs
behaupten, daß die drei
beschriebenen Glasge-
mälde aus der Werk-
stätte irgend eines dieser
Glasmaler stammen. Zu
einer bestimmten Zutei-
lung fehlen alle Anhalts-
punkte. Das einzige,was
wir im vorausgehenden
zu beweisen versucht
haben, ist die Behaup-
tung, daß die drei Sihl-
bruggerScheiben in jenen
Kunstkreis gehören,dem
die Malereien des Ber-
liner und Sterzinger
Altars entstammen. Es
ist nicht ausgeschlossen,
daß sich weitere Teile
der Serie in anderen
öffentlichen oder pri-
vaten Sammlungen fin-
den und darum wäre es
sehr verdienstlich, wenn
eventuell diese Reste bekannt gemacht würden.
Die Maße der Flügel sind 145 x 72 cm bezw.
107 X 72 cm. Josef L. Fischer, München.
DIE ENTWICKLUNG DER KUNSTVERGLASUNG.
II.
Wenn wir alles, was über die simple oft mehr
wie geschmacklose Bauverglasung hinausgeht, als
Kunstverglasung bezeichnen, so haben die alten
schon sehr früh diesen kunstgewerblichen Zweig
gepflegt. Aus Miniaturen, später Gemälden können
wir abnehmen, wie man im Mittelalter und in der
Renaissance die Fenster ausgestattet hat. In den
noch ziemlich zahlreich erhaltenen Stundenbüchern,
das heißt Gebetbüchern, die für burgundische, fran-
zösische, und niederländische Fürstlichkeiten her-
50
und fratzenhaften Köpfe der Schergen und Soldaten,
Die Dornenkrönung findet sich nur auf dem
Sterzinger Altar, -aber auch in diesem Fall ist
dieVerwandtschaft offen-
kundig. Christus sitzt
auf einer in der Mitte im
Halbkreis ausladenden
Erhöhung, -rechts und
links sind zwei Knechte,
die die langen Rohre
herabdrücken. Der linke
hat eineKopfbedeckung,
der rechte ist barhäuptig.
In halb knieender Hab
tung reicht links ein
Knecht dem leidenden
Christus ein Spottszep-
ter dar, während ein
anderer rechts gegen den
Bart Christi fährt. Die
Szene spielt unter einem
bedeckten, im Hinter-
grund durch Fenster
offenen Raum ab. Es
kann keinem Zweifel
unterliegen, daß auch die
Scheibe mit der Dornen-
krönung aufs engste mit
den unter dem Namen
Hans Multscher bekannt
ten Altarfigüren zusam-
menhängt. Der Glas-
gemäldezyklus, von dem
diese drei Scheiben er-
halten geblieben sind,
fällt also zwischen die
Ausführung des Berliner
und Sterzinger Altars
und lehnt sich im De-
tail genau an den Cha-
Fenster für ein Herrenzimmer. Entwurf von Melchior Lechter 1896;
ausgeführt von der Glasmalerei Paul Förster, Berlin.
rakter der Berliner Altarflügel an.
Die urkundlichen Notizen über die Ulmer Glas-
malerei um die Mitte des 15, Jahrhunderts sind nicht
sehr reichlich. Wir wissen, daß in der Donaustadt
eine Familie Acker tätig war. So hören wir, daß
1426 — 1442 ein Peter Acker auf Glas gemalt hat,#
vielleicht ist er identisch mit dem um 1450 in Nörd-
lingen auftretendenGlas-
maler desselbenNamens.
1446 wird ein Michel
Acker genannt, im Jahre
1449 der «mauler döck-
inger». Zwischen 1461
und 1466 erhalten auch
der «junge Acker» und
«Hainns der Agker» Be-
Zahlungen fürGlasmale-
reien. Wir wollen mit
der Wiedergabe dieser
Notizen nun keineswegs
behaupten, daß die drei
beschriebenen Glasge-
mälde aus der Werk-
stätte irgend eines dieser
Glasmaler stammen. Zu
einer bestimmten Zutei-
lung fehlen alle Anhalts-
punkte. Das einzige,was
wir im vorausgehenden
zu beweisen versucht
haben, ist die Behaup-
tung, daß die drei Sihl-
bruggerScheiben in jenen
Kunstkreis gehören,dem
die Malereien des Ber-
liner und Sterzinger
Altars entstammen. Es
ist nicht ausgeschlossen,
daß sich weitere Teile
der Serie in anderen
öffentlichen oder pri-
vaten Sammlungen fin-
den und darum wäre es
sehr verdienstlich, wenn
eventuell diese Reste bekannt gemacht würden.
Die Maße der Flügel sind 145 x 72 cm bezw.
107 X 72 cm. Josef L. Fischer, München.
DIE ENTWICKLUNG DER KUNSTVERGLASUNG.
II.
Wenn wir alles, was über die simple oft mehr
wie geschmacklose Bauverglasung hinausgeht, als
Kunstverglasung bezeichnen, so haben die alten
schon sehr früh diesen kunstgewerblichen Zweig
gepflegt. Aus Miniaturen, später Gemälden können
wir abnehmen, wie man im Mittelalter und in der
Renaissance die Fenster ausgestattet hat. In den
noch ziemlich zahlreich erhaltenen Stundenbüchern,
das heißt Gebetbüchern, die für burgundische, fran-
zösische, und niederländische Fürstlichkeiten her-
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