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Zeitschrift für alte und neue Glasmalerei und verwandte Gebiete: off. Organ d. Verbandes Deutscher Glasmalereien — 1913

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Nr. 6
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Die Wappenscheiben unter den Glasgemälden zu Marienstern in Sachsen
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Versteigerungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.74067#0132

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DIB WAPPENSCHEIBEN UNTER DEN GLASGEMÄLDEN
ZU MARIENSTERN IN SACHSEN.

Durch die Prinzessin Mathilde, Herzogin zu
Sachsen wurde es dem Bearbeiter des neuesten
Bandes der Bau= und Kunstdenkmäler Sachsens,
Cornelius Gurlitt ermöglicht, die Glasgemäde des
Zisterzienserinnen-
stiftsMärienstern aufc
zunehmen und zu pu^
blizieren.DieStiftung
des Klosters geht auf
das Jahr 1248 zurück,
Kirche und deren
Ausstattung aber ge^
hören in das 14. Jahr^
hundert. Zum intern
essantesten zählen
die in großer Anzahl
erhaltenen Glas-
malereien. Sie stam-
men aus dem 14. und
15.Jahrhundert. Un-
ter ihnen befinden sich
zwei Wappenschei-
ben, die an Größe
alle anderen beträcht-
lieh überragen. Unter
einem doppelten
Wimperg, der wieder
unter einem perspek-
tivisch gezeichneten
Bogen steht, befindet
sich der Wappen-
schild. Ohne Decken
und Helm ein einfa-
eher,heraldischpradiH
voll gezeichneterDreh
ecksschild, steht das


Wappenscheibe mit dem Monogramm des Glasmalers Wolfgang Bühler. 1605.

Wappen breit und vordringlich, so gar nicht in zister^
ziensermäßiger Bescheidenheit. MeinesWissens gibt
es keine Wappenscheibe aus einem Zisterziensern
oder Bettelorden, die derart prätentiös ausgeführt

ist. Der eine der beiden Schilde enthält das Wappen
der Familie Colditz (siehe die Abbildung auf
Seite 69>, der andere das der Familie Berka von
der Duba. Wiewohl aus der Familie Colditz drei Äb^
tissinnen des Klosters
bezeugt sind, so glau^
ben wir doch nicht,
daß mit dem Wappen
eine dieser Äbtis-
sinnen gemeint ist,
vielmehr stellt es
Wohltäter und Stif-
ter, einen Vogt der
Gegend dar, dem das
Kloster einen besonn
dern Akt der Auf-
merksamkeit und
Dankbarkeit erwei-
sen wollte. Diese Art
der heraldischen An-
gäbe von Stiftern ist
die stärkste Betonung
des Persönlichen, das
die Glasmalerei des
14. Jahrhunderts
kennt. Während
früher der Stifter für
seine Wohltätigkeit
nur die Gnade Gottes
und das Memento der
Gläubigen erstrebt,
ist in späterer Zeit
der Spenderruhm die
Hauptsache. In die-
sem Sinn müssen wir
die Mariensterner

Wappenscheiben auffassen. Ueber die anderen
Mariensterner Glasgemälde wird demnächst im
Zusammenhang eines Aufsatzes über die säch-
sische Glasmalerei gehandelt werden. üf-

VERSTEIGERUNGEN
MÜNCHEN. Galerie Helbing. Von den Waffen und
Rüstungen der in der letzten Nummer angezeigten Auktion
wurden die glatten Trabharnische bis zu 850Mk., die einzelnen
Brust= und Rückenteile bis zu 470 Mk. bezahlt, während die
Zweihänder zwischen 200 Mk. und 500 Mk. einbrachten, und
eine Helmbarte 290 Mk. erzielte. Zwei Schweizer Holzfiguren,
Ritter, brachten 5000 Mk. Die aus Wasserburg a. Inn stam-
mende Renaissancekanzel um 1622 erwarb das Bayerische

Nationalmuseum für 1950 Mk. Anschließend seien noch
weitere Preise notiert: Frankfurter Schrank 455 Mk., nieder-
rheinische Dalmatika 700 Mk., ein großes Steinwappen 900 Mk.,
ein kleines Steinwappen 400 Mk., ein Grabstein mit zwei
Wappen 650 Mk. Besonders interessant dürfte die Tatsache
sein, daß für zwei sehr kleine Dirmsteiner Fayencegegen-
stände 1110 Mk. erzielt wurden, ein Schweizer unvollstän-
diger Kachelofen von 1675 erzielte 3000 Mk., für eine Fran-
kenthaler Puttengruppe wurden ebenfalls 3000 Mk. geboten.
Das Hauptinteresse der zahlreichen anwesenden Sammler

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