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Zeitschrift für alte und neue Glasmalerei und verwandte Gebiete: off. Organ d. Verbandes Deutscher Glasmalereien — 1913

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Nr. 1
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Paulus, Richard A. L.: Der Münchener Glasmaler Paulus Loth 1605-1642
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Fischer, Josef Ludwig: Romanische Formen in der modernen Glasmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.74067#0013

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nicht mit reichen Gütern gesegnet, das sagt uns des
Johann Ulrich Gesuch vom Juli 1618: der «Vatter
der Glaßmaller Loth» habe «das seinige herzuo-
geben und spentieren» müssen, der «vor ohne das
außer seiner Persohn noch sechs den mehreren theil
unerzogene Kinder hat, mit Ihmeselbst zu schaffen.»
Von des Paulus Loth Kindern kennen wir noch
Nikodemus (| 29. Okt. 1646) und Georg, der als
Maler um 1633 nach Wien ging, 1635 wieder zurück
sollte. Er zog auch später seinen Bruder Johann
Ulrich im Winter 1634/35 nach Wien.
Es sind also beide Söhne Johann Ulrich und
Georg Maler geworden. Johann Ulrich durfte so-
gar nach seiner ersten Lehrzeit, die er wahrschein-
lieh schon damals bei Candid genossen hatte, laut
Dekret v. 27. Nov. 1619 «zur Erlangung mehrer
Perfection in der Gallerie nacher Rohm» mit 150 fl.
jährl. Unterhalt reisen und ab Sept. 1623 sehen wir
ihn wieder in München, und zwar in Peter Candids
Atelier tätig. Den berühmten Namen seines
Sohnes hatte sich Paulus Loth nicht errungen. Mag
sein, daß seine Werke meistens verloren gegangen
sind, schon der Zerbrechlichkeit wegen. Bis jetzt
sind nur zweiWappensdieiben von großer Schönheit
bekannt geworden ) Sie zeigen eine eigenartige
Mischungbayerisch=schweizerischer Kunst. Schwei-
zerisch blieb z. B. seine Technik der emailartigen
Glasbemalung, während die Zeichnung jenen baye-
risch=italienischen Geist derMünchener Renaissance
spiegelt, der Peter Candid charakterisiert.
Die Scheiben haben die Jahreszahl 1614 undtragen
die Wappen des Herzogs Albrecht VI. von Bayern
sowie seiner Gemahlin Mechtilte, geb. Landgräfin
von Leuchtenberg2). Es ist bezeichnend, daß Her-
zog Albrecht zur Verfertigung dieser Scheiben den
mit dem schweizerischen Geschmack vertrauten Pau-
lus Loth anging, da diese Scheiben für Einsiedeln
bestimmt waren.
In den Hofzahlamtsrechnungen 1614 heißt es:
«Paul Loth Glaßmaler von Sr. Drl. unserem gsten.
Herren und Fraw gemahel Wappen .... nacher
') Siehe Fischer = Zettler: Alte Glasgemälde im Schloß
Hohenschwangau S. 20—23.
6 Genaue Beschreibung hei Fischer a. a. O. S. 22—23.

Ainsidl 40 fl.». Wie so manche der Schweizer
Scheiben wanderten auch diese wieder nach Bayern
zurück, um inHohenschwangau verwahrt zu werden.
Sie bilden ein wichtiges Glied in der Entwicklung
der Münchener Glasmalerei. Die Risse der Scheiben
enthalten, wie Fischer bereits erkannte, Candid'sche
Stimmung, die uns mit den Beziehungen der Loth
zu Candid erklärlich ist. Ob Candid die Risse selbst
gezeichnet hat, läßt sich nur vermuten. Wir müssen
hier vielmehr auch auf eine andere Beeinflussung
hinweisen, jene von Seiten der Gobelinkartons, die
Candid damals entwarf und die künstlerisch ganz
besonders anregend waren.
Die engen Beziehungen hiezu werden uns noch er-
klärlicher. Peter Candid und Johann Wörle, gleiche
falls ein Malerarchitekt, erzogen ihre Künstler selbst
zu ihren Arbeiten. Unter denen, die jahrelang an
den Kartons für die Gobelins arbeiten, sind Chri-
stoph Zimmermann, Christoph Priederl und Hans
Keppler. Der letztere tritt 1605 zu gleicher Zeit
mit Loth in die Zunft als Meister ein. Seit 1602
ist ZimmermannimDienste der genannten Cammer-
Maler, seit 1611 ca. mit den Kartons beschäftigt/ 1613
gesellt sich zu ihnen Priederl, der viele Verwandte
in der Zunft besaß. 1614 fertigt Loth seine Scheiben
und der Vergleich mit den Tappezereien beweist
uns den starken Einfluß. Die Art der Dekoration,
wie Engelsköpfe, Blumen, Guirlanden sind nahezu
übereinstimmend. Wir haben also mehrfache Be-
ziehungen zur Candid'schen Kunst.
Von späteren Arbeiten Loths hat sich leider noch
nichts gefunden. Er hat sicherlich bis in sein hohes
Alter eine rege Tätigkeit entfaltet, über die merk-
würdigerweise selbst der Sohn Johann Ulrich
Loth nichts berichtet. Im Zunftbuch findet sich als
Todesjahr 1641. Paulus Loth starb jedoch erst
unterm 28. Juni 1642. Er war einer der letzten
Guten, die die Tradition der Alten kannten, ihre
Blütezeit, in der reiche, große Aufträge mit dem
schönen Gelingen zusammengingen. Seine letzte
Lebenszeit füllen 23 schwere Kriegsjahre aus, die
nahmen mit den großen Aufträgen auch die Blüte-
zeit und manchen kunstvollen Menschen hinfort,
so daß es überall einsam wurde.
Dr. Richard Paulus, Starnberg.

ROMANISCHE FORMEN IN DER MODERNEN
GLASMALEREI.

Wir sprechen in diesem Aufsatz nicht von jenen
zahlreichen Fenstern, die im Lauf der letzten De-
zennien im romanischen Stil für entsprechende Neu-
bauten angefertigt wurden, wir sprechen auch nicht

von dem mehr äußerlichen Einfluß, den die aller-
dings nicht mehr zahlreich vorhandenen romanischen
Fenster auf die Glasmalerei der Gegenwart aus-
geübt haben/ unsere Absicht ist vielmehr, darzu-

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