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Zeitschrift für alte und neue Glasmalerei und verwandte Gebiete: off. Organ d. Verbandes Deutscher Glasmalereien — 1913

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Nr. 9
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Ausstellungen
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.74067#0206

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gangsräume werden moderne figürliche Glasmalereien einge-
baut, die im Entwürfe mit den Tendenzen der neueren Malerei
einig gehen. Während die Künstler, welche die Räume aus-
führten, durchwegs Schweizer sind, wurden bei den Glasmale-
reien neben Schwei-
zer Künstlern auch
führende deutsche
zur Mitwirkung he-
rangezogen.
MAGDEBURG.
Das Kaiser=Frie-
drida - Museum
kaufte auf der Leip-
ziger Baufach-Aus-
Stellung ein großes
figürliches Glasge-
mälde, das nach dem
Entwurf vonHarold
T. Bengen von der
Glasmalerei Gott-
fried Heinersdorff in
Berlin ausgeführt ist.
RUDOLSTADT.
Der Gewerben
verein veranstaltet
aus Anlaß seines
75 jährigen Bestem
hens Anfang Sep-
tember im Sitzungs-
saale des Rathauses
eine PorzellanAus-
Stellung älterer und
neuerer Porzellane
stücke, an der sich
Fabriken undPrivate
beteiligen werden.
Fürst Günther hat
das Protektorat
übernommen und
sich bereit erklärt,
die Porzellankunst-
werke des Schlosses
Heidedesburg aus-
stellen zu lassen.


Wappensdieibe des Melchior Hässy 1574, von Jos Murer 1530—1580, Zürich.
(Aus der Versteigerung Helbing.)

KLEINE MITTEILUNGEN
DER TRAKTAT DES MEISTERS ANTONIO DA
PISA ÜBER DIE GLASMALEREI. Wir haben in dervor^
letzten Nummer ein Kapitel aus diesem interessanten Büchlein
veröffentlicht. Da wir verschiedene Anfragen daraufhin erhiel-
ten, wollen wir in Kürze einiges über diesen Traktat mitteilen
und die interessantesten Kapitel zur Diskussion bekannt geben.
Der Traktat befindet sich in dem Archiv des Konventes zu
Assisi und wurde zum erstenmal in dem Buch des P. Giuseppe
Fratini, storia della basilica e del convento di S. Francesco in
Assisi 1882 veröffentlicht. Der bekannte Verfasser der «elsäs-
sischen Glasmalerei», Robert Bruck, hat die Abhandlung ins
Deutsche übertragen und im 25, Band des Repertoriums für
Kunstwissenschaft S. 240 ff. publiziert. Diese verdienstvolle
Tat hat bei den Kunstgelehrten und Technikern nicht das ge-
nügende Interesse gefunden, obwohl Antonios Ästhetik der
Glasmalerei wie seine technischen Vorschriften und Rezepte zu
besonderen Studien hätten aufrufen müssen. Schon Thode
(Franz von Assisi S. 547) sagt: «Offenbar ist dieser Antonio,
der so selbstbewußt auftritt, kein anderer, als jener gleiche
namige Glasmaler, der sich 1395 auf dem herrlichen Fenster
über der zweiten Südtüre des Domes von Florenz nennt.

Sicherlich ist Antonio in Assisi tätig gewesen. Vergleicht man
aber jenes in einem reichen, vollen Goldton gehaltene, aus
vielen kleinen Stücken zusammengesetzte Fenster, das nach
Agnolo Gaddi's Zeichnung gemacht ist und vier Farben: ein
besonders bevor-
zugtes Goldgelb, ein
leuchtendes Sma-
ragdgrün, ein kräfti-
ges Rot und tiefes
Blau zeigt, mit den
Fenstern von S.
Francesco, so wird
man keineAnalogien
finden. Es könnte
sich der Zeit nach
höchstens um die
Scheiben der Kapelle
Albornoz oderMar-
tini handeln. Aber
hier ist die Technik
sowie die Farben-
skala eine durchaus
andere. Es kann
keine Frage sein, daß
Antonio unter den
Meistern jener Zeit
in Italien den ersten
Rang einnimmt ~
farbenprächtiger
dürfte schwerlich ein
anderesGlasgemälde
sein, als das in Flo-
renz.» Diese Ver-
mutung Thodes ist
neuerdings auch von
Pater Egidio Ma^
Giusto in seinem
großenWerk Le ve-
träte diS.Francesco
in Assisi 1912 be-
stätigt worden. Da
nach Giustos Bemerk

kung sowohl Fratini
als Riccardo Truffi,
der den Tratatello im
Jahre 1897 wiederum herausgab, es an der nötigen Sorgfalt bei
Wiedergabe der Abbreviaturen etc. fehlen lassen hat, ver-
anstaltete Giusto in seinem Werke (S. 317) eine Neuausgabe,
die eine genaue Übereinstimmung mit dem Manuskript geben
soll. Antonios «secreti p lavorar li vetri. Secondo la dottrina
di Maro Antonio da Pisa singolare in tal'arte», Geheim-
lehren zur Herstellung von Glasmalereien nach der Anweisung
des Meisters Antonio da Pisa, des einzigartigen Kenners dieser
Kunst, stellen einen merkwürdigen Stand der Technik, wie ge-
wisser ästhetischer Grundsätze dar. (Forts, folgt)
PERSONALIEN. Dem Maler J. Thorn=Prikker und
der Glasmalerei Gottfried Heinersdorff ist der Grand
prix und das Ehrendiplom der Genter Weltausstellung für
ein daselbst ausgestelltes Kirchenfenster verliehen worden.
NEUE GLASGEMÄLDE für die neue Marienkirche in
Offenbach wurden in der Glasmalerei von Bernhard Kraus in
Mainz eineReihe neuer Glasgemälde entworfen und ausgeführt.
ZU DEM ARTIKEL: Ehrismanns Glasgemälde
in der neuen Magdalenenkirche zu Straßburg in der
letzten Nummer bemerken wir ergänzend, daß die technische
Ausführung aus der Glasmalerwerkstätte Schell ® Vit-
tali, Offenburg, stammt.

Verantwortlich für die Schriftleitung: Dr. J. L. FISCHER, München, Konradstraße 1, Verlag: DELPHIN = VERLAG, München, Giselastraße 25
Heft 9 des 2. Jahrgangs.
 
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