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Zeitschrift für alte und neue Glasmalerei und verwandte Gebiete: off. Organ d. Verbandes Deutscher Glasmalereien — 1913

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Nr. 2
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Buchbesprechungen und Zeitschriftenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.74067#0045

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BUCHBESPRECHUNGEN UND ZEITSCHRIFTENSCHAU

MALE, Emile, L'art religieux du XIIIe Siecle en
France, troisieme edition revue et augmentee, illustree de
189 gravures. 486 pag. Paris, librairie Armand Colin. 20 Mk.
Daß dieses Werk einen unaufhaltsamen Siegeszug durch die
Welt macht, liegt in seiner Eigenschaft als Hilfsbuch für zahl-
reiche Wissenschaften, Kunst= und Kulturgeschichte, Theologie
und Kirchengeschichte, wie in seiner Bedeutung als einer selbst-
ständigen Schrift von geradezu klassischer Schönheit. Die
christliche Gelehrsamkeit hat während der ersten 12 Jahr-
hunderte sich fast ausschließlich auf dem Boden des römischen
Imperiums, im 11. und 12. Jahrhundert hauptsächlich in den
blühenden Klöstern Frankreichs entwickelt. Es ist daher
begreiflich, daß bei dem Charakter der mittelalterlichen Kunst
als einer rein religiösen Angelegenheit die Künstler unter
dem Bann der theologischen Entwicklung standen. Diese Tat-
Sache war längst bekannt, aber niemand unterzog sich der
Arbeit über die allbekannten Typologien der Biblia pauperum,
des Speculum humanae salvationis hinaus nach den Quellen
zu forschen, aus denen die mittelalterlichen Künstler den reichen
Schatz ihrer Symbolik und ihrer Sujets geschöpft haben. Male
entdeckte in dem viergliedrigen Speculum majus des Vinzenz
von Beauvais das feste System, nach dem die Künstler ihre
Arbeiten orientiert haben. Dieses Speculum ist aus den zahl-
reichen Schriften der Kirchenväter und Theologen herausge-
wachsen und gleichsam die Summe dessen, was der Prediger
wissen muß, um das Wort Gottes von der Kanzel der Kirche
zu lehren, was der Künstler kennen muß, um das Wort Gottes
an Wand und Fenster der Kirche darzustellen. Male hat den
Schlüssel geboten und mit ihm war es möglich, das komplizierte
Gebäude mittelalterlichen Denkens und Empfindens, das so

^SCHWEIZERISCHE {
IGLASGEMÄLDE

Eine Sammlung von ca. 50 sehr
— -=^^ guten, antiken =====


WAPPEN- UND
FIGURENSCHEIBEN
15. bis 17. Jahrhundert, worunter
hervorrag. Stücke der Vincent-
Sammlung (Auktion in Konstanz
1891), einzeln oder en bloe ab-
zugeben.


häufig in geheimnisvolle Darstellungen an und in den
Kathedralen gebannt ist, zu erfassen. Besonders die Glas-
malerei empfängt durch Males Buch ein neues Licht. Denn
auf Glasgemälden ist am frühesten und konsequentesten
der ganze christliche theologische Gedankenkomplex dar-
gestellt worden, -bei Erklärung der oft sehr schwierigen
Typologie läßt sich Male von besonnener Zurückhaltung leiten
und nimmt mit Recht gegen jene Stellung, die in jedem Blümchen
oder wunderlichen Tier, das die Portale oder Gesimse ziert,
eine tiefgründige Symbolik suchen: Les artistes, tres surveilles
quand ils devaient exprimer la pensee religieuse de leur temps,
furent laisses libres d'orner la cathedrale ä leur guise, d'inno-
centes fleurs. Heureuse liberte, combien leur na'if amour de
la nature nous touche plus que le symbolisme des clercs, noble
sans doute, mais sterile <S. 79). Male hat sein Werk auf die
französische Kunst beschränkt. Indes ist es in Wirklichkeit
universal. Einmal hat die französische Kunst am vollkom-
mensten allen Ideen der Theologen Ausdrude verliehen, sodann
sind die Ziele der französischen Kunst schon deswegen Gemein-
gut des christlichen Abendlandes geworden, weil sie der einen
christlichen Religion dienten. Darum bietet das Buch auch für
deutsche Kunstschöpfungen den unentbehrlichen Schlüssel für
das Verständnis. Es darf wohl hervorgehoben werden, daß
Male über einen glänzenden, dramatisch bewegten Stil verfügt,
der seinen Darlegungen sehr zugute kommt, und daß derVerlag
das Buch sehr vornehm ausgestattet hat.
München. Dr. Josef Ludwig Fischer.
WESSELS Ernst. Hinterglasmalerei. Anleitungen zur
Herstellung von Malereien hinter oder unter Glas, sowie Glas-

^llllllllllllllllllllllllllllllllllllim

SAMMLUNG OPPLER/HANNOVER
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIHU
Kunstgewerbe und Bildwerke
der Gotik und Renaissance
VERSTEIGERUNG:
25. Februar 1913 u. f. Tage
Katalog Nr. 1670 m. 60 Liditdr.=Tafeln u. vielen
Textabbildg. M. 12.—,ohne Lichtdr.=Taf. M. 3.—

SAMMLUNG DASCH / TEPLITZ
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
Porzellane des 18 Jahrhunderts
Gruppen, Figuren, Geschirr,
Geschnitt. Gläser, Fayencen,
Kleinkunst verschiedener Art
VERSTEIGERUNG:
in der ersten Hälfte des März
Katalog Nr. 1671 m. 30 Lichtdr.=Tafeln u. vielen
Textabbildg. M. 8.—, ohne Lichtdr.=Taf. M. 2.—

A. HUBER,
SIHLBRUGG, Kanton Zürich

|1IIII1IIIIIIIIIIIIIIII1IIIIIIII1IIIIIIIIII1IIIIIIIIIIIII^^
IRUDOLPH LEPKES!
|KUNST=AUKTIONS=HAUS|
I BERLIN W. 35, POTSDAMERSTR. 122 a/b
^11111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111^^

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