Sammlung in Stuttgart verschwindet, hatte einst einen
entzückenden Platz. Die Galluskapelle, oder wie man
im Volke sagt, das Altmühlheimer Kirchlein, auf
einer befestigten Anhöhe, hat in der Grundform die
romanische Anlage von drei Kuben, wovon zwei
aufs Schiff, einer auf das Chor kommen. Bekannte
lieh hat man schon frühe am Chorbogen alte Fresken
aufgedeckt, denen in den letzten Jahren die «Armen-
bibel» im Chor und die «Krönung Mariä» an der
Hochaltarwand folgten, -diese Wandmalereien
stammen aus drei verschiedenen Perioden, und auch
sonst zeigen noch Reste — wie die «Apostelpredella»
~ welch ein Schmuckkästchen das Galluskirchlein
einst war. Als Erbbegräbnis des Freiherrn von
Enzberg wurde in spätgotischer Zeit fast der ganzen
Länge nach auf der Südseite ein Nebenschiff an-
gebaut und hier ~ im herrlichsten Lichte — befand
sich in einem Butzenscheibenfenster unser Kabinette
stückchen. Ist es nun nicht grausam, ein solches
Kunstwerk aus solch einer Wirksamkeit zu ent-
fernen, und gerade noch in jener Zeit, wo man die
entdeckten Fresken des Chores so eifrig konser-
vierte? Die dagegen gegebene Kopie erfüllt den
ursprünglichen Stifterzweck nicht. Zudem wurde
für das köstliche, seltene Stück eine keineswegs ent-
sprechende Summe an die Pfarrei bezahlt. Gerade
das Galluskirchlein von Mühlheim ist ein Zeuge
für den Museumsvandalismus, der oft genug die
Kunst zu erhalten sucht, indem er sie zerstört. Wo
wird man — selbst in dem glänzendsten Museums-
neubau — je dem Mühlheimer Butzenscheibchen
wieder einen so wirkungsvollen Platz verschaffen
können? Man hat gemeint, es könnte an dem nadi
außen hin niedrig sitzenden Fenster seines bisherigen
Standortes Schaden leiden, aber man hätte es da,
wo es just vierhundert Jahre ausgehalten hat, neu
einbleien und durch ein besseres Drahtgitter schützen
können. P. Ansgar Pöllmann, München.
MODERNE SCHWEIZER GLASMALER.
I.
ERNST RINDERSPACHER AUS BASEL.
Ob es uns Deutschen, ob es anderen europäischen geschart hat und geschlossen vorwärts strebt. Seit
Nationen gefallen mag oder nicht, wir dürfen es uns der politischen Einigung der Eidgenossenschaft hat
Leda. Glasgemälde von E. Rinderspacher.
nicht verhehlen und müssen es anerkennen, daß sich
die gegenwärtige Generation Schweizer Künstler
besonders energisch um das Panner des Fortschritts
sich in deren Grenzen eine kräftige Bürgerkultur
entwickelt, die ihre Wege bis zum letzten Senn auf
den Bergen gefunden hat, Die Schweiz war nie das
18
entzückenden Platz. Die Galluskapelle, oder wie man
im Volke sagt, das Altmühlheimer Kirchlein, auf
einer befestigten Anhöhe, hat in der Grundform die
romanische Anlage von drei Kuben, wovon zwei
aufs Schiff, einer auf das Chor kommen. Bekannte
lieh hat man schon frühe am Chorbogen alte Fresken
aufgedeckt, denen in den letzten Jahren die «Armen-
bibel» im Chor und die «Krönung Mariä» an der
Hochaltarwand folgten, -diese Wandmalereien
stammen aus drei verschiedenen Perioden, und auch
sonst zeigen noch Reste — wie die «Apostelpredella»
~ welch ein Schmuckkästchen das Galluskirchlein
einst war. Als Erbbegräbnis des Freiherrn von
Enzberg wurde in spätgotischer Zeit fast der ganzen
Länge nach auf der Südseite ein Nebenschiff an-
gebaut und hier ~ im herrlichsten Lichte — befand
sich in einem Butzenscheibenfenster unser Kabinette
stückchen. Ist es nun nicht grausam, ein solches
Kunstwerk aus solch einer Wirksamkeit zu ent-
fernen, und gerade noch in jener Zeit, wo man die
entdeckten Fresken des Chores so eifrig konser-
vierte? Die dagegen gegebene Kopie erfüllt den
ursprünglichen Stifterzweck nicht. Zudem wurde
für das köstliche, seltene Stück eine keineswegs ent-
sprechende Summe an die Pfarrei bezahlt. Gerade
das Galluskirchlein von Mühlheim ist ein Zeuge
für den Museumsvandalismus, der oft genug die
Kunst zu erhalten sucht, indem er sie zerstört. Wo
wird man — selbst in dem glänzendsten Museums-
neubau — je dem Mühlheimer Butzenscheibchen
wieder einen so wirkungsvollen Platz verschaffen
können? Man hat gemeint, es könnte an dem nadi
außen hin niedrig sitzenden Fenster seines bisherigen
Standortes Schaden leiden, aber man hätte es da,
wo es just vierhundert Jahre ausgehalten hat, neu
einbleien und durch ein besseres Drahtgitter schützen
können. P. Ansgar Pöllmann, München.
MODERNE SCHWEIZER GLASMALER.
I.
ERNST RINDERSPACHER AUS BASEL.
Ob es uns Deutschen, ob es anderen europäischen geschart hat und geschlossen vorwärts strebt. Seit
Nationen gefallen mag oder nicht, wir dürfen es uns der politischen Einigung der Eidgenossenschaft hat
Leda. Glasgemälde von E. Rinderspacher.
nicht verhehlen und müssen es anerkennen, daß sich
die gegenwärtige Generation Schweizer Künstler
besonders energisch um das Panner des Fortschritts
sich in deren Grenzen eine kräftige Bürgerkultur
entwickelt, die ihre Wege bis zum letzten Senn auf
den Bergen gefunden hat, Die Schweiz war nie das
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