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Zeitschrift für alte und neue Glasmalerei und verwandte Gebiete: off. Organ d. Verbandes Deutscher Glasmalereien — 1913

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Nr. 6
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Mitteilungen des Verbandes deutscher Glasmalereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.74067#0137

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MITTEILUNGEN
DEUTSCHER^
VERBANDSTAG 1913. Die Mite
gliedere, die mit ihrer Antwort auf dasRund-
schreiben der Vorstandschaft betreffs Ver-
bandstag noch im Rückstände sind, werden
gebeten,umgehend ihreBeteiligungamVer-
bandstag anzumelden,damit Ihnen die nöti^
gen Materialien zugeleitetwerden können.
EINGEGANGENE DRUCK-
SACHEN. Die bekannte Ofenbaufirma
Paul A. F. Schulze, Dresden=A. 28/21
versendet ihren neuesten Katalog,5. Auf-
läge,über transportable Muffelöfen.


DES VERBANDES
GLASMALEREIEN
aufbewahrt. Die Mannigfaltigkeit in den
verschiedenen Farben ist eine so reiche,
daß beispielsweise das grüne Glas, um nur
eine Farbe herauszugreifen, in mehr als
hundert Abstufungen vorhanden ist. An
Werkstätten finden sich eine Schlosser-
und Schmiedewerkstätte, eine Modelle
Schreinerei und=dreherei, in denen die Mo-
delle für die Herstellung der Hohlgläser
gefertigt werden, und von denen ständig
ungefähr 2200 Stück im Gebrauch sind,
ferner eine Hafnerei, die sich damit befaßt,

Derselbe ist sehr übersichtlich und reichhaltig ausgeführt, und
finden hierin die verschiedensten Ofen für Glas= und Porzellane
malerei, Glasbiegerei, sowie alle keramischen Zwecke Ab-
handlung. In demselben sind auch die verschiedensten Probiere
Öfen für Temperaturen bis zur Porzellanhitze aufgeführt, welche
zur Beheizung mit oxydierendem, reduzierenden und neutralen
Feuer ausgeführt sind. Zur besseren Beurteilung der Ofen-
konstruktionen findet man über eine jedeOfenartAbbildung vor.
UNSERE GLASHÜTTEN. Hochgesandin Mann-
heim. Es ist bekannt, wie viele Mühe es gekostet hat, das
Antikglas wieder herzustellen, dessen Rezept seit dem 18. Jahr-
hundert verloren war. Zahllose Versuche wurden gemacht,
jenes Glas wiederzufinden, dessen Glanz und Pracht aus den
Fenstern unserer Kathedralen leuchtete. Noch heute verlegen
sich nur drei Glashütten in Deutschland darauf, diese Glas-
sorte herzustellen. Zu ihnen gehört das Glaswerk E. Hoch-
gesand, das neben den zahlreichen Hohlglasformen besonders
die Materialien zur Glasmalerei und Kunstverglasung bereitet.
In dankenswerter Weise hat die Glashütte Hochgesand der
Heidelberger Gewerbeschule ihren interessanten Betrieb er-
schlossen. Da dessen Kenntnis den weiteren Freunden der
Glasmalerei und der Glasindustrie wertvoll ist, möge aus
diesem Anlaß einiges aus dem Bericht über die Führung durch
die Werke wiedergegeben sein:
Die zur Herstellung des Glases notwendigen Mineralien,
wie Sand, werden aus der Rheinpfalz bezogen. Auf unserem
Rundgange kamen wir zunächst zur Generatorenanlage, die
das Heizgas für die Feuerung des Schmelzofens und der Kühl-
und Strecköfen erzeugt. Nicht weniger wie 120 Zentner Kohlen
werden täglich in dieser kleinen Gasfabrik verbraucht. In dem
sich langhinziehenden Lagerhaus wird das versandfertige Antik-
und Opaleszentglas, dessen Bestand einen Wert von ungefähr
200,000 Mark erreicht, in Gestellen übersichtlich geordnet und

aus feuerfestem Material (Schamottemasse) die Glasschmelze
häfen herzustellen. Bemerkenswert dabei ist, daß ständig 12
solcher Schmelzhäfen sich im Schmelzofen befinden, ein solcher
Hafen eine Lebensdauer von nur 8 Wochen besitzt und einen
Wert von 60 Mk. darstellt. Es folgt nun der interessanteste
Teil, die sogenannte Glashütte, in der der zentral gelegene
Hoch= und Schmelzofen mit den Glaswerkstätten sich befindet.
Das Flammenmeer des Schmelzofens verbreitete überallhin
hellen Widerschein und von magischem Lichte übergossen
hoben sich die an den Feuerlöchern geschäftig hantierenden
Meister und Gesellen von ihrer Umgebung ab. Als Bild ein
kleines Seitenstück zu Adolf Menzels bekanntem Gemälde
«Im Eisenwalzwerk». Die Glasbläser arbeiten für sich in
Gruppen, eine solche setzt sich jeweils aus einem Glasmeister
mit seinen Gesellen und Lehrlingen zusammen und bildet eine
«Werkstätte». Nicht weniger als zwölf solcher Werkstätten
gruppierten sich um den Schmelzofen. Bei der einen Werk-
stätte konnte man sehen, wie die zähe Glasmasse zum lang-
gestreckten Zylinder aufgeblasen wurde, dieser Zylinder als-
dann in den Streckofen kam und der aufgeschnittene Zylinder-
mantel zur Tafel ausgebügelt wurde. So entsteht das Tafelglas.
Eine andere Werkstätte fertigte mittelst Formen verschiedene
Trinkgläser, hier altdeutsche Bierkrüge, ein Meister einer
anderen Werkstätte zeigte uns die Ausarbeitung der Butzen-
scheiben. Diese Glasbläser sind ausgewanderte Schlierseer
und das Glasmachergewerbe pflanzt sich in diesen Familien
nach alter Ueberlieferung vom Vater auf den Sohn wieder
fort und damit überträgt sich auch eine sich immer steigernde
Veranlagung und Geschicklichkeit. Der Bericht schließt mit dem
Wunsche, dem sich alle Freunde des Glasgewerbes angliedern,
auf ein gedeihliches Weiterentwickeln der aufstrebenden
Werke unter ihrer zielbewußten Leitung.
REDAKTIONSSCHLUSS für das Juliheft 20. Juni.

^ NEU-ANTIKGLAS ^
Gebläselle Tafelgläser, Schwarzglas, Gußkathedral, Crackled
Veraglas E. GROSSE Marmorglas
SCHLESISCHE FARBENGLASWERKE WIESAU Kr. Sagan

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