Glasgemälde im Pollidi=Stadler=Haus auf der I. B.=A. Leipzig. Entwurf vcn O. J. Olbertz, ausgef. von der Glasmalerei Schulze ® Stockinger, Leipzig.
einige Schatten anzufügen hatte. Audi das ge-
heimnisvolle Leuchten des Rheingoldes wußte er
durch Metallgläser zu kennzeichnen, die bekannte
lieh in Durchsicht wie in Aufsicht glänzen. In der
reichen Ausbeutung der mit den verschiedenen
Gläsern erzielbarenWirkungen istSeligervollendeter
Meister, wie diese zwei, von Richter ® Römer
tadellos ausgeführten Fenster, sowie die in der
Sächsischen Halle befindlichen Ornamentfenster zei-
gen. Im Gegensatz zu diesen fein abgetönten und
in flüssig gezeichneten Scheiben steht ein Riesen-
fenster, das von Fritz Gäßl entworfen und von
Schulze ® Jost, Berlin fast ganz im System der
Kunstverglasung ausgeführt wurde. Während ich
vor dem Glasbild stand, da konnte ich wieder ins
Ohr hinein hören, wie verständnislos und ober-
flächlich gerade über Glasmalerei die Urteile gemünzt
werden. Gewiß, das Gäßl'sche Bild kann zum
Widerspruch herausfordern, man kann z. B. wün-
schen, daß es in hellen Lichtern gedämpft wird, oder
daß bei den im allgemeinen prächtigen Farben das
Braun sparsamer verwendet worden wäre, allein
daß es eine große und ernste Sache ist, muß unter
allen Umständen anerkannt werden. Auf diesem
Bilde herrscht nur gigantische Größe und himmel-
stürmende Kraft. Von den Körpern ist alles Weiche
genommen, von ihnen bleibt nur mehr der Muskel,
der fleischliche Ausdruck mächtig wirkender Kräfte,
die von der Göttin Athene dem Schaffen des Schönen
und Schweren dienstbar gemacht worden. Freilich
gehört dieses Bild in einen weiten und hohen Raum,
der entsprechenden Zwecken dient. Aber auch auf
diesem kleinen Fleck vermag es den Betrachter zur
Tatkraft aufzureizen, und das ist die hohe Qualität
einesKunstwerks,wenn es nicht bloß ergötzt, sondern
auch anspornt. Wir zweifeln nicht, daß die etwas
barocken Rundlichkeiten in der Konturführung Gäßls
mit der Zeit einer strafferen Spannung Platz machen.
Ein ähnliches Fenter «Lipsia und die Künste»
hat die Firma Schulze © Stockinger, Leipzig aus-
gestellt,- den Karton schuf O.J. Olbertz. (Siehe die
Abbildung.) Ähnlich ist die Komposition und das
Sujet, doch verschieden die Ausführung, die im
System der eigentlichen Glasmalerei gehalten ist.
Als erstes fiel mir die herrliche Farbwirkung auf,
die durch geschickte Verteilung hervorgerufen wird.
Der Thron der Mittelfigur wie die Gewänder der
Seitenfiguren erscheinen in leuchtendes Rotgelb ge-
taucht, während die Zwischenfiguren in verschieden
getöntes Blau und Violett gekleidet sind. Man
darf der ausführenden Firma die Anerkennung
nicht vorenthalten, daß Farben und Zeichnung mit
großem Verständnis und Geschmack wiedergegeben
sind.
Die wenigen Arbeiten im monumentalen Cha-
rakter, die sich noch in der Haupthalle befinden, sind
von unterschiedlicher Güte. Zu den besten gehören
die originellen und farbenprächtigen Arbeiten von
Eckardt CG Gojert, Berlin (siehe Abbildung), ver-
schiedene Glasgemälde G. Heinersdorffs, über die
an diesem Ort schon des öfteren berichtet wurde,
das Glasgemälde von Jakobi=Chemnitz, bei dem
aber die in Farbe und Typen mißlungene Schrift-
täfel fallen müßte, und endlich die in Grün ge-
haltene Panszene, die von C. Müller=Leipzig aus-
gestellt wurde. (Siehe die Abbildung).
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