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Die Gartenkunst — 2.1900

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Hampel, Carl: Oragnisations- und Lehrplan der Gärtner-Lehranstalt zu Wildpark-Dahlem
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Luedtke, Hermann: Ein Jahr nach dem Feste
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0159

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ü> 8 t)iE GaRTENKÜNST 147

Skizzieren und Zeichnen nach der Natur, Malen,

Aufnahme und Entwerfen von Plänen . . 16 Stunden

Verwaltungskunde..........1 „

Buchführung und Geschäftskorrespondenz . 1 „

Die Buchführung und Geschäftskorrespondenz solle
besser in das 1. Unterrichtsjahr verlegt und dort auch die
Betriebslehre zugefügt werden.

Ganz vermifst wird in diesem Plan Pflanzengeographie
und Pflanzenästhetik; gerade die Lehre vom dekorativen
Aufbau der Pflanzen ist von grofser Wichtigkeit.

Ferner wird vermifst Kunstgeschichte, Ästhetik, soweit
beides für die Ausübung der Gartenkunst von Wichtigkeit
und diese Kenntnis daher notwendig ist.

Gegenüber der Gartenarchitektur mit 2 Stunden soll
die Theorie und Geschichte der Gartenkunst in 3 Stunden
zu Ende geführt werden, dieser wichtigste Gegenstand! —
Welch breiten Rahmen fordert allein die Geschichte, dann
die Kenntnis der Stilarten; die Theorie der regelmäfsigen
Anlagen, einschliefslich der Blumengruppen, öffentlichen
Plätze und Promenaden, Blumen-, Rosen- und Wintergärten;
Obst- und Gemüsegärten! Weiter die natürlichen Anlagen
als Privat- und öffentliche Parkanlagen mit den verschiedenen
Abteilungen darin. Die Kenntnis der Anlagen von Vor-,
Haus- und Villengärten, Friedhofsanlagen. Anlagen bei
Krankenhäusern, Schulen und Kuranlagen. Der Städtebau,
soweit er die Mitwirkung des Gartenkünstlers bedingt.

Gar keine Berücksichtigung im Lehrplan hat die Lehre
über den Wegebau und die Anlage von Spielplätzen, der
Wasserbau, die Kulturtechnik als künstliche Be- und Ent-
wässerungsanlagengefunden; ebenso dieLehre vom Versetzen
grofser Bäume, die Art des Pflanzens u.s.w. Felsenanlage und
Grottenbau. Der Bau von Gewächshäusern und Wintergärten.

Auch die Gesetzeskunde, soweit sie sich auf Alters-, In-
validitäts-, Unfall- und Krankenversicherung bezieht, gehört
in den Plan hinein; ebenso die notwendigen Kenntnisse
aus dem Wege- und Wasserrecht, wie über Grenzregulierungen.

Soll etwas Erspriefsliches geleistet und ein Lehrplan
geschaffen werden, der den heutigen Forderungen an den
Gartenkünstler entspricht, so mufs dieser auf breitester
Grundlage aufgebaut werden, denn nur dann wird er seinen
Zweck erfüllen.

Auf das Lehrpensum in den beiden anderen Fächern
näher einzugehen, erscheint hier nicht geboten und mufs
anderen Federn überlassen bleiben.

An den Verein deutscher Gartenkünstler ist mit Ver-
öffentlichung des Lehrplanes nunmehr die Entscheidung
herangetreten, ob er in der Sache noch etwas thun will,
um die Interessen der Gartenkunst zu fördern oder nicht.
Zweifelsohne hat er die Pflicht zu ersterem, denn das, was
der Lehrplan bietet, kann nach keiner Seite hin befriedigen,
und dem Verein mufs es darauf ankommen, etwas Besseres
zu erreichen. Die Haupt-Versammlung, die jetzt bevorsteht,
bietet Gelegenheit, den Gegenstand zu besprechen und die-
jenigen Wege zu beraten, welche einzuschlagen sind. Diese
Aufgabe mufs jetzt seine vornehmste sein und er sollte sie
mit Energie und Bedachtsamkeit, die zum Ziele führt,
verfolgen.

Ein Jahr nach dem Feste.

Es waren schöne Tage, welche da in Potsdam am 30. Juni
und 1. Juli 1899 gefeiert wurden. Von nah und fem wären
die ehemaligen Zöglinge der Königlichen Gärtner-Lehranstalt
herbeigeeilt, um das 75jährige Jubiläum der Anstalt zu feiern,
und erhebend war es, zu sehen, wie die Bürger Potsdams be-
strebt waren, das Fest nach besten Kräften zu fördern, wie
städtische und Staatsbeamte an der Feier teilnahmen — ein
beredtes Zeugnis für das hübsche Verhältnis, welches zwischen
der Anstalt und der Einwohnerschaft von jeher bestanden hat.
Ein bleibendes Zeichen der Erinnerung an diese Tage wird
den Teilnehmern die sehr hübsch und reich ausgestattete Jubel-
schrift sein; sie war im Spätherbst v. J. unsere Begleiterin in
die tiefste ländliche Abgeschiedenheit, welche uns reichlich
Gelegenheit bot, an langen Abenden darin zu studieren; rollt
uns die Schrift doch eine lange Kette von Lebensläufen auf,
welche etwas mehr in sich birgt als das blol'se Herzählen von
Namen und Stellungen, deren Helden man teilweise persönlich
gekannt oder durch Überlieferung doch kennen gelernt hat.
"Wir haben diese Schrift nach verschiedenen Richtungen durch-
forscht und wollen versuchen, zu Nutz und Frommen der-
jenigen, die nach uns kommen, daraus verschiedene Folgerungen
zu ziehen. Hinsichtlich der Zahlen, welche wir anführen, be-
merken wir von vornherein, dafs ein haarscharfes Klassifizieren
zur Unmöglichkeit wird, weil das Ineinandergreifen der That-
sachen dem zu sehr im Wege steht.

Als etwas ganz Aufserordentliches heben wir hervor, dafs
das Jahr 1853 in der Aufzählung der Jahrgänge gänzlich fehlt;
ein Versehen ist sicherlich ausgeschlossen: es ist also im Jahre
1853 auch nicht ein einziger Zögling eingetreten.

Nach diesem Ausweis stellt sich nun vom Jahre 1824—1897
(die Jahrgänge 1898/99 sind zur Zeit des Jubiläums noch als

Zöglinge zu betrachten).

die Zahl der Besucher auf....... 800.

Bringen wir hiervon in Abzug die Hospitanten

mit 56

die vorzeitig Zurückgetretenen „ 105 . . 161.

so verbleiben . . 639 Zöglinge.

Wir dürfen wohl mit Recht annehmen, dals die grofse Zahl
der häufig schon im ersten Jahre, vielleicht selbst schon nach
einigen Wochen Zurückgetretenen aus Leuten bestand,
welche überhaupt nur aus Gesundheitsrücksichten eintraten und
abgingen, sobald sie sich in ihren Erwartungen getäuscht sahen.

Von den vorstehend verbliebenen . . . 639 Zöglingen,
gingen nun im Laufe der Zeit zu anderen

Fächern über......... 102 „

es verblieben demnach beim Fache . . . 537 „

das will sagen, dafs von denen, welche die Anstalt voll-
kommen durchgemacht, noch gegen 16°/0 zu anderen Fächern
übergingen. Das ist eine wahrhaft erschreckende Zahl! selbst
wenn wir annehmen wollen, dafs einige durch Erbschaft oder aus
Familienrücksichten für die Erhaltung eines anderen, ihnen sonst
fremden Geschäfts einzutreten genötigt waren. Die Umgesattel-
ten hatten jedenfalls in ihrer grofsen Mehrheit dio Hoffnung
aufgegeben, im Fache ein befriedigendes Fortkommen zu finden.

Von den vom Fache Abgesprungenen wandten sich den
vorwandten Fächern zu:

Der Landwirtschaft (24) und dem Forstfach (4), zusammen 28
dem Kaufmannsstande (18), Fabrikunternehmungen (10) „ 28
dem Bureaudienst (18), anderen Künsten (13) „ 26

den gelehrten Ständen (9), dem Heere (4) „ 13

zersplittert _7

wie oben 102
 
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