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wendung Ler Fardsn geschieht metst nach GuLdünken
oder fie richtet sich wieder nach Vorschriften tür
Fardenmischungen. Die Tatsache, daß die verzwickte
Ostwaldsche Farbeirlehre mit ihren Zahlen und Buch-
skaben Eingang in Bolksschulen gefunden hat, ist ein
Beweis von dem Mangel jeglichen künstlerischen
Empsindens für Farbenäußerungen, für die Wieder-
gabe von Empfindungen durch Farben, die berechtigts
und bestimmende Faktoren persönlicher Gefühle sind.
Theorekische Darstellungen können in einem Fach,
das gestaltende Kräfte erwecken und fördern soll,
nicht als Richtschnur für einen lebendigcn, die Ge-
genwart stets als Quslle für Sinneseindrücke aus-
nützenden Unterricht dienen. Der wertvolle Gedanke,
den Arbeitsgrundsatz in den Mikkelpunkt aller Unter-
richtsform zu stellen unö die geistigen und tätigen
Kräfie zu harmonischer Ausbildung zu vereinigen,
verlangt zur Amsetzung in die Tat die Pflege eines
Änkerrichtszweiges wie das Zeichnen in hohem
Maße, um mit seiner Hilfe zur Berwirklichung der
Bestrebungen zu gelangen. Das erfordert, daß fach-
lich geschulke Kräfie zur Mitarbeik herangezogen
werden, daß der Zeichenunterrichk an den BoLs-
schulen in dis Zänds von künstlsrisch schaffsnden,
anregend wirkenden Lehrkrästen gsleat wird, um
durch solche den vielen wertvollen schöpferischen
Fähigkeiten in dsn Kindern des Bolkes in erhöhtem
Maße zur Entfaltung zu verhelfen. Die Höhe der
Kulturstufe eines Bolkes wird gewöhnllch nach den
Leistungen auf geistigem und werktätigem Gebiete
elngeschäht, man kann demnach auf künstlerischem
Gsbiete durch eine Hcbung der schöpferischen Kräfts
in Ler Bolksmasss eine Hebung der Gesamtkultur
erwarken. H. Groth, Esten.
Anmerkung der Schrifkleitung: stn
Mürtkemberg wenden die Schulbehörden der Pflege
der geskaltenden Kräfte in unseren Bolksschulen im
Hinblick auf ihre Bedeutung für das gelstigs und
wirtschafiliche Lebsn unseres Bolkcs befondere Sorg-
falt zu., Das Land wurde in Bezipke aufgeteilt und
für jeden Bezirk eine fachmännisch vorgebildete Krafi
gewonnen, die die Lehrer zu beraten (nicht zu vist-
tieren) hgk. Die Bisttakion des Zeichenunkerrichks
liegk nach wis vor in der Hand des Schulrats, weil
man mit Recht davon ausgeht, daß die Arbeit des
Lehrers im Zeichenunkerricht nicht für sich besonders,
sondern im Vahmen selnsr Gesamtleistung zu werken
ist. G. K.
Eine Einführung zur Kunstbetrachtung im allgemeinen
über Kunst und Kunstwerke im einzelnen zu reden,
fällt allen denen leicht, dle stch selbst nicht um Kunst-
gestaliung ernstlich bemüht haben, und es fällk meist
schwer, über Kunst zu reden denen, die sich diese im
eigsnsten llnnenkampfs wis ein Schöpfer abringen
und sie gestaltet, nach außen wahrnehmbar hinstellen.
— Wem in irgendeiner Lebenssache entgeht, oder
noch nicht aufgeht, worauf es ankommt im Wesent-
lichen, der wird, wenn er doch darüber redet, weder
auf Mängel nych auf Borzüge in sachdienlicher Meise
aufmerksam machen können. —
Es gibk sogenannts Kunstschwätzer — die treten
vor ein Kunstwerk so: — Stakk in Ruhe und Samm-
lung zu sehen und zu lauschen mit der ganzen Seelen-
krast, o b das Kunstwerk überhaupk zu ihnen spricht,
und was es spricht, fallen sie mit ihrem elgenen
oder fremden, vorgefaßten, wohl aufgeskapelken Be-
funds über das Werk her, und heischen nichts mehr
und nichts weniger, als daß das Kunstwerk Beweis-
objekt sei desten, was s i e höchst-selbst zu sagen haben.
— Solchen gewandken Leuten kündet ein Kunst-
werk nichk ein lebendig Mort.
Tritt eln innerlich reifer und relcher Mensch In
Ehrfurcht erwartend vor solch eine Kunstschöpfung,
so schlieht sie ihm sein llnneres auf und unzählbare
Dinge des Leibes-, des Seelen- und des Eelskeslebens
schwingen und klingen. — Berbindungsbaynen, aus
denen die Leben auskauschende Zwiesprache slutet,
tnd durch richtige Einstellung geschaffen. Reich be-
chenkt in Hoheit, die Krast und Willen auslösk,
cheidet dieser Mensch als wie von einem lieben
Freunde von einer Kunstschöpfung.
Der wahre Künstler schärfft biidet, schulk seln
innsres und äußeres Auge an der Außenwelk und
in ssinsr llnnenwelt. Sein vielsach geschärftsr, beob-
achtender Bück entdeckt Dinge, Bewegungen, Gesten,
Llniensührungen, Formausdehnungsn, ja Zusammen-
hänge, die den nicht geschulten Äugen alle ent-
gehen. — Dah man mit dem besten Augenpaar,
wenn man es nichk richtig benützt, wenig sehen kanir
an einem Gebilde, selbst wenn es all die Entdeckun-
gen wohlgeschulter Außen- und llnnenaugen zeigt,
dessen werden sich wenige Kunstbetrachter bewußt. —
Das Sehen, sowohl nach innen wie nach autzen, muß
man lernen! Kunst ist nichk einfach kurzweg zu ver-
stehen so etwa wie eine Rechnung, die man so langs
auf die Probe siellt, bis ste stimmt, ja bis sie für Alle
stlmmt. — Kunst ist etwas zum Mit-Empfinden, zum
Nach-Fühlen und Nach-Erledsn. — Dieses erfocdert
von uns aus Äberwindung unserer inneren Be-
quemiichkeit. Ie mehr uns gegeben werden soll, umso
regsamsr müssen wir innerlich werden, wenn wir mit-
kommen wollen. — Skellt ein Künstler Alltägliches
dar, z. B. irgendeinen Borgang des Essens zur Stil-
lung leibl! chen Hungers, oder gar irgendeine nur
äußerliche KScperbetäiigung (Sport), so ist dieses schon
mit wenig Anstrengung landläuftg zu vermikteln und
auch wieder so zu begreifen. -—Soll nun ein Schritt
weiker gegangen werden zu seelischen Borgängen
und z. B. Teilnahme erweckt werden an der Freude
der Mitmenschen oder an ihrem Schmerz, so muß e!n
größeres Maß von künstlerischer Kraft aufgewandk
merden, um einer ebcnso großen Zahl von Menschen
auch dieses noch zum wirklichen Erlebnis werden zu
lassen. — Und wenn nun gar zu Gemüle geführt
werden sollen geistige Angelegenheiten, Dinge,
die sich nicht „bewsissn" lassen mit den gewohnten
Mikteln der äußsren Erfahrung, innerliche Be-
ziehungen, ganze Zusammenhängs des Lebens, ja der
Melkordnung überhaupt, dann machen sich dazu nur
Wsnige jnnerlich offsn und reis. Das erfordert ein
feinstes Hin-hören-lernen, ein „Hören und Tun".
llnd das ist schwer. Dazu gehörk zu allererst Ehr-
furcht und viel guker Wille. — Wo sind sie, diese
Menschenbrüdec, die eines guten Willens sind, bis
in Tiefen des Lebens mitzugehen durch eigene inner-
Üche Anstrengung? — Meist skeht er da, der schaf-
fende^ scyöpferische Künstler — allein und veckannt.
wendung Ler Fardsn geschieht metst nach GuLdünken
oder fie richtet sich wieder nach Vorschriften tür
Fardenmischungen. Die Tatsache, daß die verzwickte
Ostwaldsche Farbeirlehre mit ihren Zahlen und Buch-
skaben Eingang in Bolksschulen gefunden hat, ist ein
Beweis von dem Mangel jeglichen künstlerischen
Empsindens für Farbenäußerungen, für die Wieder-
gabe von Empfindungen durch Farben, die berechtigts
und bestimmende Faktoren persönlicher Gefühle sind.
Theorekische Darstellungen können in einem Fach,
das gestaltende Kräfte erwecken und fördern soll,
nicht als Richtschnur für einen lebendigcn, die Ge-
genwart stets als Quslle für Sinneseindrücke aus-
nützenden Unterricht dienen. Der wertvolle Gedanke,
den Arbeitsgrundsatz in den Mikkelpunkt aller Unter-
richtsform zu stellen unö die geistigen und tätigen
Kräfie zu harmonischer Ausbildung zu vereinigen,
verlangt zur Amsetzung in die Tat die Pflege eines
Änkerrichtszweiges wie das Zeichnen in hohem
Maße, um mit seiner Hilfe zur Berwirklichung der
Bestrebungen zu gelangen. Das erfordert, daß fach-
lich geschulke Kräfie zur Mitarbeik herangezogen
werden, daß der Zeichenunterrichk an den BoLs-
schulen in dis Zänds von künstlsrisch schaffsnden,
anregend wirkenden Lehrkrästen gsleat wird, um
durch solche den vielen wertvollen schöpferischen
Fähigkeiten in dsn Kindern des Bolkes in erhöhtem
Maße zur Entfaltung zu verhelfen. Die Höhe der
Kulturstufe eines Bolkes wird gewöhnllch nach den
Leistungen auf geistigem und werktätigem Gebiete
elngeschäht, man kann demnach auf künstlerischem
Gsbiete durch eine Hcbung der schöpferischen Kräfts
in Ler Bolksmasss eine Hebung der Gesamtkultur
erwarken. H. Groth, Esten.
Anmerkung der Schrifkleitung: stn
Mürtkemberg wenden die Schulbehörden der Pflege
der geskaltenden Kräfte in unseren Bolksschulen im
Hinblick auf ihre Bedeutung für das gelstigs und
wirtschafiliche Lebsn unseres Bolkcs befondere Sorg-
falt zu., Das Land wurde in Bezipke aufgeteilt und
für jeden Bezirk eine fachmännisch vorgebildete Krafi
gewonnen, die die Lehrer zu beraten (nicht zu vist-
tieren) hgk. Die Bisttakion des Zeichenunkerrichks
liegk nach wis vor in der Hand des Schulrats, weil
man mit Recht davon ausgeht, daß die Arbeit des
Lehrers im Zeichenunkerricht nicht für sich besonders,
sondern im Vahmen selnsr Gesamtleistung zu werken
ist. G. K.
Eine Einführung zur Kunstbetrachtung im allgemeinen
über Kunst und Kunstwerke im einzelnen zu reden,
fällt allen denen leicht, dle stch selbst nicht um Kunst-
gestaliung ernstlich bemüht haben, und es fällk meist
schwer, über Kunst zu reden denen, die sich diese im
eigsnsten llnnenkampfs wis ein Schöpfer abringen
und sie gestaltet, nach außen wahrnehmbar hinstellen.
— Wem in irgendeiner Lebenssache entgeht, oder
noch nicht aufgeht, worauf es ankommt im Wesent-
lichen, der wird, wenn er doch darüber redet, weder
auf Mängel nych auf Borzüge in sachdienlicher Meise
aufmerksam machen können. —
Es gibk sogenannts Kunstschwätzer — die treten
vor ein Kunstwerk so: — Stakk in Ruhe und Samm-
lung zu sehen und zu lauschen mit der ganzen Seelen-
krast, o b das Kunstwerk überhaupk zu ihnen spricht,
und was es spricht, fallen sie mit ihrem elgenen
oder fremden, vorgefaßten, wohl aufgeskapelken Be-
funds über das Werk her, und heischen nichts mehr
und nichts weniger, als daß das Kunstwerk Beweis-
objekt sei desten, was s i e höchst-selbst zu sagen haben.
— Solchen gewandken Leuten kündet ein Kunst-
werk nichk ein lebendig Mort.
Tritt eln innerlich reifer und relcher Mensch In
Ehrfurcht erwartend vor solch eine Kunstschöpfung,
so schlieht sie ihm sein llnneres auf und unzählbare
Dinge des Leibes-, des Seelen- und des Eelskeslebens
schwingen und klingen. — Berbindungsbaynen, aus
denen die Leben auskauschende Zwiesprache slutet,
tnd durch richtige Einstellung geschaffen. Reich be-
chenkt in Hoheit, die Krast und Willen auslösk,
cheidet dieser Mensch als wie von einem lieben
Freunde von einer Kunstschöpfung.
Der wahre Künstler schärfft biidet, schulk seln
innsres und äußeres Auge an der Außenwelk und
in ssinsr llnnenwelt. Sein vielsach geschärftsr, beob-
achtender Bück entdeckt Dinge, Bewegungen, Gesten,
Llniensührungen, Formausdehnungsn, ja Zusammen-
hänge, die den nicht geschulten Äugen alle ent-
gehen. — Dah man mit dem besten Augenpaar,
wenn man es nichk richtig benützt, wenig sehen kanir
an einem Gebilde, selbst wenn es all die Entdeckun-
gen wohlgeschulter Außen- und llnnenaugen zeigt,
dessen werden sich wenige Kunstbetrachter bewußt. —
Das Sehen, sowohl nach innen wie nach autzen, muß
man lernen! Kunst ist nichk einfach kurzweg zu ver-
stehen so etwa wie eine Rechnung, die man so langs
auf die Probe siellt, bis ste stimmt, ja bis sie für Alle
stlmmt. — Kunst ist etwas zum Mit-Empfinden, zum
Nach-Fühlen und Nach-Erledsn. — Dieses erfocdert
von uns aus Äberwindung unserer inneren Be-
quemiichkeit. Ie mehr uns gegeben werden soll, umso
regsamsr müssen wir innerlich werden, wenn wir mit-
kommen wollen. — Skellt ein Künstler Alltägliches
dar, z. B. irgendeinen Borgang des Essens zur Stil-
lung leibl! chen Hungers, oder gar irgendeine nur
äußerliche KScperbetäiigung (Sport), so ist dieses schon
mit wenig Anstrengung landläuftg zu vermikteln und
auch wieder so zu begreifen. -—Soll nun ein Schritt
weiker gegangen werden zu seelischen Borgängen
und z. B. Teilnahme erweckt werden an der Freude
der Mitmenschen oder an ihrem Schmerz, so muß e!n
größeres Maß von künstlerischer Kraft aufgewandk
merden, um einer ebcnso großen Zahl von Menschen
auch dieses noch zum wirklichen Erlebnis werden zu
lassen. — Und wenn nun gar zu Gemüle geführt
werden sollen geistige Angelegenheiten, Dinge,
die sich nicht „bewsissn" lassen mit den gewohnten
Mikteln der äußsren Erfahrung, innerliche Be-
ziehungen, ganze Zusammenhängs des Lebens, ja der
Melkordnung überhaupt, dann machen sich dazu nur
Wsnige jnnerlich offsn und reis. Das erfordert ein
feinstes Hin-hören-lernen, ein „Hören und Tun".
llnd das ist schwer. Dazu gehörk zu allererst Ehr-
furcht und viel guker Wille. — Wo sind sie, diese
Menschenbrüdec, die eines guten Willens sind, bis
in Tiefen des Lebens mitzugehen durch eigene inner-
Üche Anstrengung? — Meist skeht er da, der schaf-
fende^ scyöpferische Künstler — allein und veckannt.