Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 3.1923

DOI issue:
Heft 2 (März 1923)
DOI article:
Werner, Heinrich: Über die Wirksamkeit der verschiedenen Ornamentformen
DOI article:
Hils, Karl: Erfahrungen im Werkunterricht
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.22197#0033

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
wirksn, wird ein Bild gut odsc schlscht sein. Schlschte - Zu Beobachkungen in der Praris wollen diese
Linienführung kanu durch gute dynnmische Akzent- Zeilen anrsgen, wo sich daS hisr Dargestellte non

verteilung ziemlich erträgiich gcmacht werden, eineä Tag zu Tag in den verschiedensten Modifikakionen

läßt sich durch daS andere in gleicher Weise verbessern zeigt.
oder verschlechtern.

Erfahrungen im WerkunterrichL

Folgende Erkenninisse bestimmten mich den Werk-
unterricht besonders zu pflegen. 3>n Zusammcnhang
mit der Einstellung auf Arbeiksunterricht wollte ich
vom Woriunterricht loskommen. Durch schöpserisches ,
Arbsiten soll Geschmacksbildung und Kunstunterricht
sruchtbar gestalket werden. Im Zeichenunkerricht ver-
suchte ich von üer Linie ioszukoinmen und zwangs-
läusig zur Fläche und Aundform überzugehen. Dem
einzelnen Schüler wird dadurch Gelegeicheit gegeben,
alle in ihm schlummernden Kräfks anf eigene Art zur
Enlfaltung zu bringen, sei es durch Älebearbeir, Linol-
schnitt, Papier- und Holzarbeiten, Modellreren usw.
gch bemerkie, daß es eincm gewissen Kindesalker
eigen ist, viel zu beginnen und nichks zu vollenden.
Der Spiel- und Beschäftigungskrieb, welcher sich
instinkkmäßig von einem Gsgenstand zum anüern
wendet, betrachte ich zunächst als ein Hilfsmittel, eine
Leiter für den seelischen Wachskumsprozetz. Das
Ilnterrichtsergebnis ist das Antergeordnete. Insosern
-hat der Merkunterricht mit dem Unkerricht in Schüler-
werkstäkten, wo Handwerksmeister Fachunkerrichk er-
teilen, nicht viel gemein. In einem gewissen Alter
achte ich darauf, öaß Unbeständigkeit und Flatter-
hafiigkeit einem zähen Fleiß und unbestechlicher Ge-
wissenhaftigkeit Platz machen. Eine solche Mahnung
besorge aber nicht ich, sondern der stumine Erzieher,
die Werkarbeik. Das Werk kadelt oder lobk seinen
Meister.

Die Hindernisse, welche sich dem Werkunterrichk
enkgegenstemmen, liegen in unserer schlechten Wirt-
schaftslage. Es fehlt an Mitkeln zur Anschaffung von
Wsrkzeug und Werkstosf. Wer dies alles besitzk, ist
zu beneiden, die andern Anstalken aber dürfen nichk
ruhen, bis die nökigen Mittsl gewährt werden. Mitt-
lerweile aber behilst man sich so gut es geht und in
der Not macht man Erfinüungen.

2ch beginns mik einer Arbeit, welche eigenklich mehr
den Zerstörungsirieb befriedigt absr zugleich schöpfe-
rische Kraste wecken kann.

Papierzupfen. Werksioff: Zeikungspapier.
Die Schüler zupfsn mik der Hand aus einer alten
Zeikung, welche sie von zu Hause mitbringen, fol-
gendes aus: eckige, runde, breiks, schmale, strahlige
Formen, Äpfel, Birnen, Sterne, Hüuser, Tiers und
Menschen.

Klebearbeiken. Werksloff: Kleister, farbiges
Papier und Karton. Werkzeug: Schere und Taschen-
messer. Das farbige Päpier wird durch Eintauchen
von Zeitungsmakulakur oder alteu Zeichnungen in
Anilinfarbe hergestellk. Das Papierfärben bereiket
den Schülern viel Bergnügsn und kann soroohl im
Freien als auch in der Klasse betrieben werden. Bei
den Klebearbeiken sehe ich mehr auf geschmackvolle
Farbenzusammenstellungen als auf die bildhafke Dar-
stellung. Aus Kacton werden Pappschachteln, Häuser,
Waldsiedslungsheime, Psahlbausiedelungen, Fabriksn,

Kirchen usw. hergestsllt. Der Schereiischnlit und dec
Papierdruck leitet über zum Linolschnitt.

Der Holz- und Linolschnikr. Durch Her-
ausschneiden von runden, strahligen, punkt- und skrich-
förmigen Helligkeiten aus dem dunkeln Druckstock
erlebt dsr Schüler den Kampf von Schwarz und Meiß
im Bildseld.

Werkstoff. Für den Schnitt: Ein Stück Lino-
leum, welches man mik einem Bimssiein von vorhan-
denen Anebenheiken durch Schlsifen gereinigt hak.
Werkzeüge: Taschenmesser, ein Holzbildhauerhohleisen
oder Kerbschnikkwerkzeuge. Die Anschaffung des
Weckzeugs ist kostspielig. Meine Schlller helfen sich
selbst. Eine I7-förmige Schirmspsichs wird in einen
Holzgriff gesteckk und angeschlisfen. Eine Skahlfeder,
welche man mit der Spihe in den Federhalker stsckk,
dient dem gieichsn Zwecke. Mit dieserr Werkzeugen
schneidst man die Helligkeiken aus dem Linoleum
heraus. Die Schüler lieben es, möglichst bald Gegen-
ständliches, wie Landschaften, Tiere und Blumen aus-
zuschneiden. Aus druckkechnischen Gründen empfehlen x
sich geschlossene Formen, sowie ein breiker Rand von
selbst. Es wäre zu wünschen, daß man fask ohne Bor-
zeichnung arbeiket. Die Arbeit sollte eine Summe
wohlgesehker Werkzeugspuren sein, welche aus einer
klaren Borsiellung kommen und ein Erlebnis aus-
drucken, jedoch ist es nicht zü vermeiden, dah sich der
Schüler auch von auhen Anleitung sucht. Der Druck
zeigt dann nakürlich das öpiegelbild und Schrifien
müssen deshalb durchgepaust werden,

Der Druck. Werkstoff: Slfarbe, Pelikan-
öapanagua, Druckerschwärze. Mit Stieselwichse, die
man mit Waffer anmacht, habe ich gute Erfahrungen
gemacht. Etwas Glyzerin srhöht den Glanz. Saug-
fähiges Papier wie Zeitungsmakulakur ersetzk dem
Schülsr die teuren Iapanpapiers.

Das Werkzeug zum Druck: ein Druckballen, Gela-
kine- oder Gummiwalzs. Der Druckbaüen wird her-
gesiellk, indem man ein Skück dünnes Leder mik
Lumpen süllt und zubindek; die Gummiwalze wird
hergestellk, indem man ein Skück von einem Fahrrad-
schlauch über ein rundes Zolz skulpk und an beiden
Gnden Griffe befestigk. Ein Druckapparak soll aber
in Aussicht genommen werden. Der Ärbeitsvorgang:
die Druckerschwärze wird mik der Walze sorgsälkig
auf das geschnittene Linoleumstück überkragen. Die
Skärke des Aufirags ergibt sich aus dem Bersuch.
Nun wird ein Stück Papier auf die eingewalzte
Platte gelegt und mit einer zweiten Walze, einem
Taschentuch oder einsr Bürste aufgedrückt und ab-
gezogen.

Dsr Holzschnitt erforderk besonders scharfes Werk-
zeug und sichere Werkzeugführung.

Laubsägearbeiten: Die alke Art des Laub-
sägens beskand in einem makerialwidrigen Durchlöchern
und Ausfranzen oon Holzbrekkchen nach Borlagen.»Heuke
 
Annotationen