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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 3.1923

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Heft 2 (März 1923)
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Hils, Karl: Erfahrungen im Werkunterricht
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Müller-Freienfels, Richard: Der "Alexandriner": Textprobe aus Rich. Müller-Freienfels: Psychologie der Kunst. Band 1.
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https://doi.org/10.11588/diglit.22197#0034

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soll der Schüler lernen, einfache Zweckformen auÄ dsr arbeiten wurde skceng aus den Vlitteln heraus ge-
Borstellung auf das Holz aufzureihen und ausgusägen, stalket. Eine Vergewaltigung des Makerials wurde
Er muß so selbskündig werden, daß er sich einfache als großer Fehler angefehen. Karl. Hils.

Gebrauchsgegenstänbe, Brettspiele, Spieheug, bewsg- Anmerkung der Schrifkleikü n g : Ver
U6)e Tiere und 5g>ampe!männer selbst herstellt. Da das Berlag I. F. Schreiber in Eßlingen und Munchen ließ

Zolz Bemalung, Beizen, Wichsen und Lackieren sehr in diesen Tagen ein werkvolles 5)efi erscheinen: Der

wohl vertragt, so wird oon diesen Mitteln ausgiebig HolZ- und Linolschmtt, eine lrurze Anleikung für

Gebrauch gemacht. Grötzere Schüler lieben es, auch Schüler und Lehrer von Karl Hi! s, in dem der Ver-

im Anschlutz an den Physikunierricht Zentrifugal- fasser des obigen Aufsahes seine Erfahrungen als

regulator, Hebezeug, Briefwage, Hygrometer und Werklehrer durch kurze leichtverständliche Tsxte und

Wetterhauschen u. a. m. herzustellen. eins grotze Anzahl oon Schülerarbeiten näher er-

Formen in Ton unü Knetmasse. Kein läutert. Die wiedergegebenen Holz-und Linolschnikte

Stoff bieket dem Formwillen bessere Gelegenhsit zur der Schüler slnd echte, unverfälschte Schülecarbeiten,

Betätigung als der Ton. Der Spiel- und Formkrieb erfrischen durch ihre lrraftvolle llrwüchsiglrelt und

des Kindes kann sich darin restlos auswirken. Be- machen Mut zu eigenen Bersuchen. Dabei ist zu

sonders lustig ist es mit üen. Kindern, u.on oder konige beachten, üaß es sich um jüngere Schüler lbis zum

Erde an Ort ünd Skelle zu suchen und daselbst auch 14. Lebensjahr) handelt. Der besondere Wert des

zu formen. Das Formen ist so einfach, datz selbst im Merkchens liegt darin, datz gezeigk wird, wis mit den

erstetl Schuljahr damik begonnen werden kann. Was einfachsten, billigsten Hilfsmiikeln gearbeiket und

danu alles zum Borschein kommk! Es ist eine Freude, Gukes erreicht werden kann. Wer solche Wege führen

dem ernsten Schaffen sowls ak dsn drolligen Ein- kann, srweist der Schule und unserem Bolke in der

fällen, welche im Ton Form gewinnen, beizuwohnsn. heutigen Zeit einen dankenswerksn Dienst. Zu er-

Auch für den Lbrigen llnterrichk kann das Formen wähnen ist noch, datz' H. in dem Heft neben dem

oon grötzkem Nutzen sein, z. B. in der Nakurgefchichke, Linol- und Holzschnikk noch ein neues, von ihm er-

Heimatkunde und Erdkunde. Für den Kunstunterrichk fundenes Berfahren, den Gipsschnitt zeigt. Wir

natürlich ganz besonders. möchken die Amtsgenossen angelegentlich auf das Hsft

Die, oben genannten Arbeiten wurden zum großen hinweisen. Auf dem hier gewiesenen Weg kommt der

Tsil im offenen Zeichensaal srprobk. Klebsarbeiken, Reuling am ehesten in die für unsere Zeichenschulen

Papierzupfen, Linolfchnikt und Formen waren auch zunächst in Beirachk kommenden Werktechniken

möglich als Gruppenunterrichk in Berbindung mik hinein unö die Brücke für weikers wird geschlagen.

Freihandzeichnen. Tunk und Kleisterpapiere wurden „Aur mal frisch anfangen!", rief Frl. Krüger in

im Anschlutz an Malversuche hergestellk. Linol- chrem Borkrag über Wsrkunkerrichk aus der Pftngst-

radisrungen entstanden oft nach einer Landschafks- Tagung des Reichsverbandes in Berlin aus. Das war

'aufnahme im Freien. Diese einfache Technik führt sin gesundes, frisches und kapferes Work. Beherzigen

dann leicht zur Kalknadelradierung. Bei allen Werk- wir's!

Der „Alexandriner

Texkprobe aus Rich. Müller-Freienfels: Psychologie der Kunst. Band 1.

Kaum mehr als Kunstgenutz im eigenklichen Sinne
ist jenes Berhalken anzusprechen, das man seit alters
als „alexandrinisch" kennzelchnek. Zier oersagt eben
die spezifische äsihetische Genußfähigkeit. Der
Alexandriner wendet se!n Inkeresse mehr auf allerlei
Drum und Dran, als auf das Kunstwerk selbst. 3hm
ist die Kunst nur ein Borwand, ein beliebigss Objekk,
das sr sezierk wis der Anatom eine Leiche. Der
Alexandriner liest den Dante so wie irgendwelche
historischs Akten. Dahin gehören jene Leute, die
nach Nietzsches Ausdruck auf das Rätselraken ab-
gerichket sind wie auf das Nüsfeknacken. 3m „Goekhe-
philologen" hat üieser Typus in der Gegenwark
besonders zahlreiche Bertreker. Man KLnnke ihren
Typus gekrost der Lächerlichkeit überlasfen, wenn er
nicht so anspruchsvoll aufkräke, diese nüchterne,
krockene Art der Kunstbekrachkung nichk als die
alleinseligmachende anpriese und leider oft großen
Anhang sich schaffte, was er natürlich nicht irgend-
einem wirklichen Werk verdankt, sondern allein dem
UmsLand, datz jedes verskandesmätzige Denken sich
viel leichter mitteilen lützt und bequemer likerarisch zu
propagisren isk als die echke auf Gefühlswirkung
hinauslaufende Kunstwirkung.

Wie stch dieser Typus der Musik gegenüber ver-
hälk, davon gibk R. Wallaschek eine krsffliche Schil-
derung: „Kalt und keilnahmslos könnsn ste der
Musik gegenüber stehen und sie wie einen abstrakken
Gedanken, ein inkellekkusllss Spiel von Tonfiguren
vorstellen. Rein formelle Eigenschaften sind es, die
sls an diesem Spiei schätzen, dle Komplizisrkheik des
Stils nichk minder als ihre Aegelmäßigkeit, liber-
schaulichkeit und absoluts Größe. Sie stellen Musik
in derfelben Weise vor, wle sie ekwa logische Schluh-
folgerungen übsrdenken und makhemakische Formeln
ausarbeiten. Eigenklich ist dies nur e!n Surrogak
künstlerischer Borsiellungen, bei dem man durch
Berstand ersetzk, was an Phankaste fehlt. Diesen
Standpunkk war Kank in Gefahr, jeden Augenblick
als den einzig richtigen zu proklamisren und, obgleich
ihn seine wahre Erkenntnis immer wieder ver-
anlaßke, dessen Konsequenz durch unzählige Klauseln
zu verdecken, scheink er doch selbst psychologisch die
Musik als leeres Figurenspie! vorgesksllt zu haben.
Herbark aber sank kaksächlich zu dieser Anschauung
herab; seine Ästhekik bieibk immer der klassische Ber-
such, die künstlerische 3mpokenz durch mühsame An-
strengung des Berstandes zu verkuschen, die Emp-
 
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