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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 3.1923

DOI issue:
Heft 3 (Mai 1923)
DOI article:
Klein, Fritz: Die "Neue Kunst", besonders die Malerei, von neuen Gesichtspunkten aus betrachtet, [2]
DOI article:
Kolb, Gustav: Schöpferischer Zeichenunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.22197#0049

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ziehung. Das sollten sich unsere künstlerisch und daß dle Wünschelrute anders reagiert
gebildeten Zeichenlehrer nicht nehmen lassen, aus rot a!S aus blau? Ebenso soll in diesem
^ datz^sie auch serner in ihrer Art künstlerisch Zusammenhange aus die ersolgreiche Ver-
an der Iugend arbeiten wollen! Sonst könnte wendung der Farben sür Heilzwecke aus-
ja bald jedermann sie ersehen, denn das merksam gemacht werden. Damit möchts nur
seelen- und geistlose Geschäft der Farben- angedeutet werden, daß von der Farbe nur

harmonien nach einem festgelegten Grund- ein kleiner Teil auf dem physikalischen Ge-

satz ist recht für einen Statisten aber nrcht für biete ersorscht werden kann und datz ein

den vom Künstlerischen erfaßten Menschsn. Erziehungsziel, wie es Ostwald ausgestellt

Was alles von naturwissenschaftlicher Seike hat, im Anterricht als selbstverständlich im

gegen diese Aussührungen vorgebracht wer Laufe der Zeit sich einstellen mutz, aber nichk
den kann, dars als bekannt vorausgesetzt zurn Hauptsaktor erhoben werden darf. Es

werden. Aus diesen Vorurteilen heraus kön- mag sein, daß das mechanistische Bersahren

nen diese Gedanken auch ungeprüft abgelehnt in kürzerer Zeit größere in die Augen sprin-

werden. Wer es aber ernst sowohl mit seiner gende und bestechendere Erfolge auszuweisen

Kunst als mit seiner erzieherischen Tätigkeit hat. Iede Arbeik, die zu Äußerlichkeitsn hin-

nimmt, kann an diesen Gedanken nicht un- neigt, ist damit beglückt. Mirklichen Nutzen

geprüft vorbsigehen. Sie werden sich ihm sür den werdenden Menschen wird ein Farb-

durch die Erfahrung als rlchtig bestätigen. unterricht nur dann haben können, wenn er

Ostwalds Erziehungsziel der Bildung von aus die Seele des jungen Menschen gestaltend

„Augenmenschen" dars nach den Lebens- einwirken kann. Dann dienk er dem Bolks-

erfahrungen der letzten Iahre nicht mehr ein ganzen und dem Wiederaufbau. Er dars sich

solches werden. Denn was bisher im Zeichen- so im Einklang fühlen mit dem innersten

unterricht ausgebildet wurde, war ja meistens Wesen des Deutschen, dessen Grundsatz nicht

die reine Augentätigkeik, also gerade die das des Mechanistischen, sondern dessen tief-

Bildung von „Augenmenschen". Oder ist es stes, inneres Wesen die faustische Cnkwick-
vielleichk seelen- und geistbildend, wenn man lung ifi. Immer sührt uns die Farbe dahin,
einen Leuchker und eine alte Kaffeemühle was Goethe in so schönen, aber auch für viele
zeichnet und schattiert? Dabei darf auch nicht schwer verständlichen Worten das„offsnbare
unbeachket bleiben, datz eben die Fnrbe nicht Geheimnis" nannte. „3ndem die Nakur das
nur durch das Auge allein auf den Menschen offenbare Geheimnis ihrer Schönheit ent-
wirkt. Es lietze sich wohl z. B. beim Blinden saltete, mußte man nach Kunst als der wür-
nachprüsen — vielleicht isi es schon geschehen digsien Auslegerin, unbezwingliche Sehnsucht
und es liegen darüber Ergebnisse vor — daß empfinden." Strebt der Farbunkerrichk nach
derselbe anderes erlebt, wenn er z. B. ein dsr Berwirklichung davon, wird er nicht nur
rotes Zimmer betritt als in einem blauen den richtigen Platz — und zwar keinen ge-
Zimmer usw. Oder wie wäre es zu srklären, ringen — bei der Erziehung der Menschen
was Tatsachs isi, daß von einem Wünschel- einnehmen, sondsrn er wird, was ebensalls
rutengänger Farben, die sich im Zimmer be- zum Wesen der Farbe gehört, Größtes und
sinden, aufgefunden werden, sogar wsnn der Schönstes der Menschenseele und dem Men-
Betreffende außerhalb des Zimmers arbeltet schengeisie übermitkeln dürfen.

Schöpferischer ZeichenunterrichL ^

Unker Liesem Tikel erschien bsi Ferd. AZHelm in unssr Arbeitsgebiek bedrängen nnd jeden Fach-
Berlin eine Broschürs. die Aeinrich K r a kUinn a 4 n genossen beschäfkigen.

zum Verfasser hak. Menn ein so anerkannier, er- Er ineink einleiiend: „So unwahrscheinlich es klin-
fahrener Fachmann zu uns redei, lohnt es sich wohl, gen mag, es ist dennoch wahr, datz dle große Um-
zuzuhören. Voliends, da Gr. mii dieser Schrift Stel- wälzung den stillsien Winkel des Erziehungswesens
lung nehmon will zu all dsn Fragen, die zurzeik ergriffen hak, den Zeichen- und Kunstunterricht."
 
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