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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 3.1923

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Heft 1 (Januar 1923)
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Amschau

Bildsr wollen gesch«rni sem. 3n der „Zeikschrift des
Allgem. Deutschen Sprachvereins" Nr. 7, 1922 sprichr
Rich. llahnke unter denr Titel: Mehc Ehrfurcht
vorder Sprache! von dem Unsinn, der flch häu-
sig.sogar bsi anerlrannken und gcfeierken Schriftstellern,
in Len spcachlichen Bildern breit machk. Er gchk von
folgendem unsinnigen Satz auä: „2er Zahn der Zeik,
der schon manche Träne gekrocknet hak, wird auch
über diese Wunde Gras wachsen lassen" und sührk
u. a. auS: „ES handelk sich um Bilder und bildliche
Ausdrücke. Bilder aber wollen geschauk sein. Ein
Bild gebrauchen ohne Anschauung, isk ebenso töricht,
wle wenn man, ohne hlNMseden, mlt den Fingern in
verschiedene Farbenköpfe führe und sie oann auf
einer Leinwand abwiscyke. 2e nun, nian kann ja
bildliche Ausdrücke verweiden und sich schlicht und
nüchkern ausdrücken? 3a, wenn das nur möglkch
wSre! Keine Sprache, auch die schlichksste ntchk, kann
ohne Bilder und dildliche Ausdrücke auskommen.
Alle Sprachen benennen ursprünglich nur das Sinn-
fällige, insbesondere das, was man sehen und kasten
kann. Sowie etwas Geistiges, Eedankliches Ebezeichnst
werden soll, muß man zu tlberkragungen greifen.
Greifen und begreifen, auffassen und bezeichnen,
sinnfällig und schlichk flnd schon solche Ausdrücke, die
von elnem Gebiet auf das anders überkragen worden
sind. Ob wir wollen oder nlchk, wir müssen Bilder
gebrauchen, und wir können es richtig nur dann,
wenn wir Las, was wir aussprechen, als ekwas An-
schaubares sehen. Freilich, die meiflen Menschen
denken flch nichts mehr bei den Wortsn, mit denen
sie ihre Gedanksn ausdrücken. Sie sind ihnen ab-
gegriffene MLnzen, dersn Gepräge längst unkey
Schmutz begraben oder unker dem abschleifenden
Druck der Finger verschwunden ist. Oder heuts
müflsn wir wohl. sagen: Die Wörker sind ihnen
lediglich schmutzige Papierscheine, deren Aufdruck
Ihnen gleichgüllig ifl, von dsnen sie nichks mehr
beachken als Lie Zahl."

Darum ist es so wichkig, daß wir in unseren
Schulen neben dem begrisflichen Denken das An-
schauen und das innere Schauen pflsgen und enk-
wickein. Wie sagt doch Goethe? „Dah ich zeichne
und Kunst studiere, hilft dem Dichkungsvermögsn auf
stakt es zu hindern/ Goekhe war kein Rhekoriker,
ssine Sprache zeichnet sich vielmehr aus durch ihren
klargeschauien Bilderaehalt. _ G. K.

Dsr Radiergummi als Hemmung. Meine Erfah-
cungen haben mir gezeigk, daß der Gummi in erzie-
herischer Hinsicht für den Schüisr eins größere Sefahr
bedeulet, a!s wir annehmen, dsnn er bestärkk das
Kind ntcht nur 1n einem gewissen Sichgehenlassen,
sondsrn im Grunde auch in ssiner Neigung zur Un-
wahrhafkigkeik, was wir doch beides bekämpfen.

Wenn das Kind weitz, datz fehlerhaste Striche mit
drm Gummi steks wieder beseikigk wsrden können,
und rvenn ss flch darauf verläßk, datz es dies tun
kann, dann wird ss wenig sinteresss daran haben,
fehlerhaske Striche zu unterlaffen. Das Klnd muß
aber dazu erzogen werden, Fehler zu srkennen und
zu oermeiden und beim Zeichnsn aus dünnen zarken
Linien heraus zu geflalten, so daß seine Entwicklung
in der Zeichnung genau zu verfolgen ifi. Es brauchk
stch nicht zu scheuen, Fshlschaftes darin zu haben,

- wrnn danebsn das Richtige zu sshen ist. Wir müssen
i ankämpfen gsgen alles Fluchtige und Oberflächlichs,

- gegen jebe Halbheik und Täuschung, gegen jeden
Schein. stnd es ist doch eine Täuschung, wenn das

k Kind immer wieder die seiner Meinung nach fehler-
z haften Skriche forkwischt, um seine innere Unklar-
heik und sein Nichtkönnen, das doch gar nichi anders
sein kann, zu verbergen. Es muß im Gegenteil jeder
Strich stehen bieiben und zu sehen sein, damit das
Kind durch ihn Rechenschaft geben kann von seiner
Art zu arbeiken, seiner Auffassung und seinen Be-
obachtungen, seinen Borstellungen und Fortschrikten.
Das Kind muß wissen, was auch für jedrn Erwach-
sensn wichtig isk, daß jeder Gedanke, den es üenkt,
jedes Work, das es spricht, jede Tak, die es tut, bleibt
und nichk mehr veraeht, wenn auch die Zeit ste in
Bsrgessenheit zu hüllen scheint, wenn auch das Work
zunächst verklingt und dsr Gsdanke verschwindet. Es
ifl einmal gedachk, gefprochen und getan und hak seine
Wirkustg. Darum braucht nlchtS verkuschk, verwischk
vder wegradiert zu werden, sondern alles bkeibk wie
es ist, jedem Auge offenbar, und zeigk seine Gesin-
nung. And darum fork mit dem Gummi aus dem ^
Zeichen- und Kunstunterrichk.

Zlsenburg a. Harz. ' Erwin Heckmann. j

Die Bastelskube in Effen. Dork hak sich ein tlnker-
nehmen bestens bewährk, das auch in anderen Skädken
Gukes stifien und nicht zulstzk der Dolksbildung werk-
volle Dienste bieken könnke. 2n einer leerstehenden
Baracke werden Räume für die Ausbefferung von
schadhastem Geschirr, für die önstandhalkung von
Schuhen und Möbeln sowie für Buchbinderei ein-
gerichkek, in denen nahezu zweihunderk MänNer:
Beamte, Arbeiter u. a. an freien Abenden herum-
bastelrr. So wurde von dem rührigen Krupp'schen
Bildungsverein eine Arbeiterstätke geschaffen, dis
verschiedene Menschen einander näher bringt, viel
Frsude, Anregung und Aussprache ermöglichk und
bei den Frauen dieser Männer freudige Zustimmung
findek. Mancher, der sonfl freie Skunden im Gasthaus
verbrachk hätie, arbetkek lieber in der Bastelskube.

Und nun sek das für die Bolksbildung besondsrs
Werkvolle genannk. Seik Einrichkung der Bastelstubs
hak sich der Besuch der Borkräge, dis der Krupp'sche
Bildungsverein veranstalket, merklich gehoben. Nun
ja, der, dem Freuds bereikek wird, arbsitet gerne
frsudig mik.

3n Ler Bastelstube ist noch sin besonderer Raum
für eine Puppenbühne, welche die Bafller selbst ein-
gerichkek haben und der Zugend vorführen. Die Ein-
nohme dsr Puppenbühns disnk den Erhalkungskosien
der Bastelstube. Wärsn nichk ähnliche Stätten da
und dork im Reiche möglich? Wer wiü ähnliche
Versuche ausführen? Eenaue Auskünfte übsr die
Baskelstube erteilt der verdienstvolle Borkragsleiter
des Krupp'schen Bildungsvereins, Herr Ludwig
Martin, Effen a. R., Limbeckerstr. 100. Bielleicht
könnke dis Einrichkung einsr Bastelstube für manchen
Volksbildungsverein neues Leben bedeuten!

Dr. R. P l a k t e n st e i n e r.

Reichsfinanzminister und Reichsschiedsgerichk. In T
dsr Wochenschrift „Dcr Bcamtenbund^ vom ö. 12. 22
ist folgendes über eins ReichsschieLsgerichtssitzung,
dis am M. 9. 22 stattfand, zu lesen:

„Me bayerifchen haupkamtlichen Turn- und Musik-
lehrer stnd ats Skudlenrät« in die Grnppe X ohne
 
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