Dis liegende Form, das „gewendeie", d. h. gedrehke
Krsnz, ga!k als Malzeichen, als Symbol der
Mulkiplikakion, bis es durch den kechnisch bequemer
und rasä)er auszuführenden Malpunkt ersetzt wurde.
Der Bervielsachungsprozeß ist eine „Vermählung"
der beiden Fakkoren, ein Dorgang, dessen Wesen wir
am besten erkennen bei der Inhalksberechnung der
zweidimensionalen Flächenform, z. B. eines Rechk-
ecks. Bei der Multiplikation der Grundseike mit der
Höhe Verfahren wir tatsächlich im Sinn einer ürshen-
den Bewegung, wir „mahlen", wie bei einer Mühle.
Die neus Schreibart des „Mal"nehmens wird wahr-
scheinlich noch das Ihrige dazu beigekragen haben, Len
ursprünglichen Sinn, der in dem slächenbildenden
Prozeß des „Mahlens" lisgt, völlig zu verwischen.
Die senkrechke Richkungslinie des Kreuzes, das
Symbol öes „akkiv" die Teilung Bewirkenden (vgl.
die Zellteilung im Organilchen), lieferke das „D ivi-
sionszeichen". Unkerbrochsn ergab sie zwei
kurze, senkrecht ünkereknanderstehende Striche, die —
wohl wieder aus kechnischen Bequemlichkeiksgründen
und infolge slüchkiger Darstellung belm Schreiben —
sich zum heuts verwendeten doppelpunktigen Teilungs-
zeichen : vsrkümmerten.
Beim Bruchstrich als Teilungszsichen wird die
verkikale Teilungsrichtung durch die entsprechende
ssnkrecht angeordneke Skellung des Dividsnden und
des Divisors charakteristerk. Das Teilungsbild liegt
hier in der Zahlenanordnung wie vorhin in der Fonn
des Rschnungszeichens: die Wagrechte dienk hier
lediglich der Trennung.
Wenn wir schließlich noch des Glsichheiks-
zeichens und seines Formgehalts zu gedenken
haben, so wird dabei das Borerwähnke nur noch
wenige Worke nökig machen. Das Gleichheitszeichen
versinnlicht durä) zwei parallel gerichteke Horizonkal-
siriche den Zdentikäkszustand zweier Größen. Wir
haben es hier also nicht mit einem dynamischen Pro-
zeß irgendwelcher Art im Sinne des Werdens zu kun,
sondern mit einer stakischen Taksache, mit dem gleich
„Sein" zweier Größen.
Falls wir im Wagrechken das „Ruhende" (zu den-
ken ekwa an dis Wasserfläche oder die Lage des
Wagebalkens bei Gleichgewicht) sehen, so kann die
Berdoppelung, die zur eindriuglicheren Kenntlich-
machung der Horizontalen wie auch zur Anter-
scheidung des Gleichheiks- vom Abziehungszeichens
vorgenommsn worden sein mag, als eine verstärkte
Darsteilung dieses Ruhezustandes des bewegungs-
losen Gleichseins bezeichnst werden.
Borhin wurde erwähnt, daß das Subtraktions-
zeichen dis Richtung und Tendenz des Megnehmens
darsteile. Wird die Berdoppelung des Richiungsstrichs
so aufgefaßk, daß in der zweiken Skrichrichtung die
Umkehrung des ersten gesehen wird, so wäre damit
(ekwa in Ark zweier übereinandergekegker enkgegen-
gerichketer Pfeile) die Anfhebung zweier gleichstarker
Gegenprozesse und der daraus rssulkierende ruhends
GleichgewichiSzustanü symbokistert. Die eine wie die
andere Aufsassung führk zur Erkennkuis, daß das ^
Gleichhelkszeichen die kypischs und kechnisch nokwen-)
dsge Form des Gleichtzeikszustandes darstellk.
Der r>!!cl<!.,r B::ck. ven ims die vocstehenden kur-
zen Erwü'gungen iil'däs Gebiek der Form habeu kun
laffen, werden manchen veranläffen können, derarkigen
kiefgreifenden, in unserer Zeik aber fast immer über-
sehenen Bezügen zwischen stdee und Form, zwischen
Wesen und Gesialt einmal ein größeres Augenmerk
zu widmen, als man es bisher getan hat. Auch in den
unscheinbarsten Kulkurmiikeln und ihren Formen, wie
es dre Rechenzeichen sind, haben wir nach dsr idsellen
Einheik, nach der Berbindung des Geistigen mit dem
Makeriellen zu suchen. Wenn man sich lediglich mit
den wirkenden Kräften befaßk, so bleiben eben weike
Gebieke des Lebens, das an Form und Gestalk gebun-
den ist, vernachlässigk. Alle Gemükswerke, die stch aus
das seelische Gefühl und seine Äußerungen gründen,
werden noch vollends der Bernichkung anheimsallen,
wenn weikerhin in Schule und Leben das Berstandes-
mähige im bisherigen Grad das Gefühls- und
Empfindungsleben überwiegk. Wo die Form,
das belebende Element des Gefühls und der Empfin-
dung, mißachtek und die Bedeuiung der in dsn Formen
symbolisierten Zdeen verkannk wird, geraken wir auf
Abwege, nichk nur in der Kunst, dem eigenklichen
Bereich der Form, sondern auch im Gebiek der beiden
andern großen Seelenmächts, der Wisfenschast und
der Religion.
, b. „Die Harmonie der Formen
Cine Buchbesprechung
tt P
3m letzkrn Zest des Iahrgangs 1922 dieser Zeit-
schrist ha! im Rcchmen eines hervorragenden Aus-
sahes über „Das lebendige Pcinzip in der Kuust-
erziehung" Chr. Natker-Isna auch des ueu er-
schkeuenen Werkes von Wilh. O stw a l d „Die Wclt
der Formen" Erwähnung gekan.
„Gewiß' — sagk Natker — „sind diess Crgeb-
nisse exakl wissenschasklicher Forschung für uns Ber-
iceker des Kunskunkerrichks oon großem Werk, sie
aber in den schöpserischen Kunstunkerrichk hinein-
zubringen, würde geradezu dessen Tod bedeuten.
Unsere vornehmste Sorge muß es sein, den Unker-
richk daoor zu schühen."
^ Von Milbelm Osiwald. MiL 10S Figuren im Text. Leip-
izg*iW3. Verla^MdeZmaG. m. b. H.
3n seinem neuesten Merk „Die Welk der Formen,
Enkwicklung und Ordnung der gesehlich schönen
Formsn" will der berühmke Chemiker aus dem durch
seiue kürzlich erschienene grundlegende Arbeii „D i e
Harmonie der Formen" eingeschlagenen.
Weg zu Sonderforschungen vorwärksschreiken. Er
rust zur käkigen Mikarbeik auf in der Meinung, daß
nur ein brauchbarer Anfang hat gemacht werden
müssen, und in der Hoffnung, datz das genannke neue
Werk sich als solcher erweisen wird.
Um zu einem Werkurkeil über diese Sonder-
forschungen zu kommeu, wird es nokwendig sein, sich
einmal näher mik der „allgemeinen Lehre von den
gesehlichen Formen", wie fle Ostwald in seiner
theorstischen Darstellung „Die Harmonie der For-
men" gegeben hak, zu befaffen.
Krsnz, ga!k als Malzeichen, als Symbol der
Mulkiplikakion, bis es durch den kechnisch bequemer
und rasä)er auszuführenden Malpunkt ersetzt wurde.
Der Bervielsachungsprozeß ist eine „Vermählung"
der beiden Fakkoren, ein Dorgang, dessen Wesen wir
am besten erkennen bei der Inhalksberechnung der
zweidimensionalen Flächenform, z. B. eines Rechk-
ecks. Bei der Multiplikation der Grundseike mit der
Höhe Verfahren wir tatsächlich im Sinn einer ürshen-
den Bewegung, wir „mahlen", wie bei einer Mühle.
Die neus Schreibart des „Mal"nehmens wird wahr-
scheinlich noch das Ihrige dazu beigekragen haben, Len
ursprünglichen Sinn, der in dem slächenbildenden
Prozeß des „Mahlens" lisgt, völlig zu verwischen.
Die senkrechke Richkungslinie des Kreuzes, das
Symbol öes „akkiv" die Teilung Bewirkenden (vgl.
die Zellteilung im Organilchen), lieferke das „D ivi-
sionszeichen". Unkerbrochsn ergab sie zwei
kurze, senkrecht ünkereknanderstehende Striche, die —
wohl wieder aus kechnischen Bequemlichkeiksgründen
und infolge slüchkiger Darstellung belm Schreiben —
sich zum heuts verwendeten doppelpunktigen Teilungs-
zeichen : vsrkümmerten.
Beim Bruchstrich als Teilungszsichen wird die
verkikale Teilungsrichtung durch die entsprechende
ssnkrecht angeordneke Skellung des Dividsnden und
des Divisors charakteristerk. Das Teilungsbild liegt
hier in der Zahlenanordnung wie vorhin in der Fonn
des Rschnungszeichens: die Wagrechte dienk hier
lediglich der Trennung.
Wenn wir schließlich noch des Glsichheiks-
zeichens und seines Formgehalts zu gedenken
haben, so wird dabei das Borerwähnke nur noch
wenige Worke nökig machen. Das Gleichheitszeichen
versinnlicht durä) zwei parallel gerichteke Horizonkal-
siriche den Zdentikäkszustand zweier Größen. Wir
haben es hier also nicht mit einem dynamischen Pro-
zeß irgendwelcher Art im Sinne des Werdens zu kun,
sondern mit einer stakischen Taksache, mit dem gleich
„Sein" zweier Größen.
Falls wir im Wagrechken das „Ruhende" (zu den-
ken ekwa an dis Wasserfläche oder die Lage des
Wagebalkens bei Gleichgewicht) sehen, so kann die
Berdoppelung, die zur eindriuglicheren Kenntlich-
machung der Horizontalen wie auch zur Anter-
scheidung des Gleichheiks- vom Abziehungszeichens
vorgenommsn worden sein mag, als eine verstärkte
Darsteilung dieses Ruhezustandes des bewegungs-
losen Gleichseins bezeichnst werden.
Borhin wurde erwähnt, daß das Subtraktions-
zeichen dis Richtung und Tendenz des Megnehmens
darsteile. Wird die Berdoppelung des Richiungsstrichs
so aufgefaßk, daß in der zweiken Skrichrichtung die
Umkehrung des ersten gesehen wird, so wäre damit
(ekwa in Ark zweier übereinandergekegker enkgegen-
gerichketer Pfeile) die Anfhebung zweier gleichstarker
Gegenprozesse und der daraus rssulkierende ruhends
GleichgewichiSzustanü symbokistert. Die eine wie die
andere Aufsassung führk zur Erkennkuis, daß das ^
Gleichhelkszeichen die kypischs und kechnisch nokwen-)
dsge Form des Gleichtzeikszustandes darstellk.
Der r>!!cl<!.,r B::ck. ven ims die vocstehenden kur-
zen Erwü'gungen iil'däs Gebiek der Form habeu kun
laffen, werden manchen veranläffen können, derarkigen
kiefgreifenden, in unserer Zeik aber fast immer über-
sehenen Bezügen zwischen stdee und Form, zwischen
Wesen und Gesialt einmal ein größeres Augenmerk
zu widmen, als man es bisher getan hat. Auch in den
unscheinbarsten Kulkurmiikeln und ihren Formen, wie
es dre Rechenzeichen sind, haben wir nach dsr idsellen
Einheik, nach der Berbindung des Geistigen mit dem
Makeriellen zu suchen. Wenn man sich lediglich mit
den wirkenden Kräften befaßk, so bleiben eben weike
Gebieke des Lebens, das an Form und Gestalk gebun-
den ist, vernachlässigk. Alle Gemükswerke, die stch aus
das seelische Gefühl und seine Äußerungen gründen,
werden noch vollends der Bernichkung anheimsallen,
wenn weikerhin in Schule und Leben das Berstandes-
mähige im bisherigen Grad das Gefühls- und
Empfindungsleben überwiegk. Wo die Form,
das belebende Element des Gefühls und der Empfin-
dung, mißachtek und die Bedeuiung der in dsn Formen
symbolisierten Zdeen verkannk wird, geraken wir auf
Abwege, nichk nur in der Kunst, dem eigenklichen
Bereich der Form, sondern auch im Gebiek der beiden
andern großen Seelenmächts, der Wisfenschast und
der Religion.
, b. „Die Harmonie der Formen
Cine Buchbesprechung
tt P
3m letzkrn Zest des Iahrgangs 1922 dieser Zeit-
schrist ha! im Rcchmen eines hervorragenden Aus-
sahes über „Das lebendige Pcinzip in der Kuust-
erziehung" Chr. Natker-Isna auch des ueu er-
schkeuenen Werkes von Wilh. O stw a l d „Die Wclt
der Formen" Erwähnung gekan.
„Gewiß' — sagk Natker — „sind diess Crgeb-
nisse exakl wissenschasklicher Forschung für uns Ber-
iceker des Kunskunkerrichks oon großem Werk, sie
aber in den schöpserischen Kunstunkerrichk hinein-
zubringen, würde geradezu dessen Tod bedeuten.
Unsere vornehmste Sorge muß es sein, den Unker-
richk daoor zu schühen."
^ Von Milbelm Osiwald. MiL 10S Figuren im Text. Leip-
izg*iW3. Verla^MdeZmaG. m. b. H.
3n seinem neuesten Merk „Die Welk der Formen,
Enkwicklung und Ordnung der gesehlich schönen
Formsn" will der berühmke Chemiker aus dem durch
seiue kürzlich erschienene grundlegende Arbeii „D i e
Harmonie der Formen" eingeschlagenen.
Weg zu Sonderforschungen vorwärksschreiken. Er
rust zur käkigen Mikarbeik auf in der Meinung, daß
nur ein brauchbarer Anfang hat gemacht werden
müssen, und in der Hoffnung, datz das genannke neue
Werk sich als solcher erweisen wird.
Um zu einem Werkurkeil über diese Sonder-
forschungen zu kommeu, wird es nokwendig sein, sich
einmal näher mik der „allgemeinen Lehre von den
gesehlichen Formen", wie fle Ostwald in seiner
theorstischen Darstellung „Die Harmonie der For-
men" gegeben hak, zu befaffen.