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phiä III. hält der Gott der Königin, mit der er den
Thronerben erzeugen will, das Kreuz entgegen; auf
diese naivs Weise wollke der Künskler den Zeugungs-
unü Schöpfungsprozeh symbolisieren.
Malvert sa. a. O.) gibt eine ägypkische Empfängnis-
szene aus Thebsn in Oberägypken wieder; auf dieser
ist die Empfängniä der Königin Mek-em-we dargestellk
und zwar durch Annäherung eines Kreuzes an ihrs
Nase und den Ilmfang ihres Leibes. Auch auf ägyp-
iischen Taufbildern erscheint das Symbol des schöp-
serischen Lebens, wo der kaufende Strahl aus Kreuzen
in der Form des griechischen „Tau" oder desägyp -
tischen Kreuzes mik Henkelchen seroix
snsss, Nilschlüssel) besteht (z. B. „Ägyptischs Feuer-
und Wassertause Namses ILl., zwischen Phot und
.Horus", aus Theben, in Lübke, Grundrijz der Kunst-
geschichke, Stuktgark 1871, S. 236). Die Senlrrechke
repräsenkkerk das Feusr (Licht, Geifi, Energie), die
Wagrechte das Wasser (Makerie). Das ägypkische
Henkelkreuz als Bild des „Lebendigen" und der
„Schöpfung" zeigt auch eine Bruskplatte aus Dahshur,
wo aus dem Kreuz hecauswachsende Arme den Palm-
wedel führen., (Abgebild. bei Springer, Handbuch der
Kunstgeschichte, 1964, Bd. I, S. 26).
Zu den alten Kreuzesformen gehörk auch das
Hakenkreuz, Svastika. Charakteristisch für das-
selbe sind die an den Enden der Kreuzeslinien ange-
brachken, rechkwinklig umgebogenen, hakenförmigen
Flügel. Diese weisen zweifellos auf das d r e h e n d e
Bewegungsmoment hin und geben in ihren
verschiedenen Richtungen den Drehungssinn cln. Bom
Zakenkreuz hak'Wolfg. Schultz unumskößlich nach-
gewiessn (Memnon, Zeitschr. f. d. Kunst- und Kulkur-
geschichke des alten Orients, II.I, 3 in der Abhand-
lung: „Das Hakenkreuz als Grundzeichen des west-
semitischen Alphabets"), datz es ein Symbol des
heiligen Zeugungs- und Schöpfungs -
akkes war. Die Deutung des Workes „Gvastika"
kann aus dem Sanskrit (svasti—Hei!) geschehen, oder
man kann den arischen Ursprung (Ahu ask^entstehe,
werde) anerkennen. ' .
Iedenfalls kann das Kreuz als ältestes und tiefsin-
nigstes graphisch-geometrisches Zeichen und formal-
schemakischer Ausdruär des schöpferischen Gestalkungs-
vorganges angesehen werden. Diese Bedeutung als
universelles Schöpfungszeichen, als ursprünglichstes
Grundsymbol allsr Formbildung hat ihm auch die
mittelalterliche Symbolik beigelegt. Gerade die miktel-
alterlichen auf das Kreuzzeichen gestützksn Symbols
geben weikere nlchk unwesentliche AusbliLe auf das
Berständnis des geistigen Gehalts unserer arikhmeki-
schen Zeichen.. Dis symbolischen Gestaltungen deä
Mittelalkers verwendeken Kreuzformen und Teile
solcher, um die verschiedensten geistigen und seelischen
Borgänge und Zustände sinnlich wahrnehmbar dar-
zustellen.
Aus dem senkrechk skehenden Ruoth-Kreuz (auch
Fyr-Kreuz genannt) wurde das dreikeiligs bezw. drei-
armige „Ankonius- oder Krückenkreuz" abgeleitet.
Aufwärtsgerichkek, mit dem Querbalken oben, stellke
es — wenn die Senkrechte des Ruoth-Kreuzes sich auf
das göttliche (geistige) Wesen und die Wagrechte sich
auf das menschliche (makerielle) Wesen bezog — dls
irdische, makeriells Hälfte dar (irdischer Gewinn,
materirlle Tätigkeit), gestürzk, m!t dem Querbalken
unten, vecsinnbildlichts es die geiskige Hälfte (geistiger
Gewinn, mocalische Eigenschaften). Bleibt die Senk-
rechte unberührt — als positio, aktiv im Gegensah zur
negativen, passiven Wagrechten — so bildet sie im
Bersin mit der halben Horizontalen entweder das
Zeichen für das „Entstehen", das „Werden", das
„Leben" oder mit dsr gegsngerichketen halben Wag-
rechten dasjenige für das „Abnehmen", das „Ber-
gehen", den „Tod".
Zn ähnlicher Weise ist auch das „gewendeke", lie-
gende Kreuz, das „Sonnenkreuz" aufzulösen. Durch
die drehende Bewegung des senkrechken Kreuzes, des
Sinnbildes des „Bestehens", kann die Dynamik des
Lebensprozesses, das „Werden" und „Bergehen" ver-
sinnlicht werden. Die aufwärtsgerichteke Schräge
deutet auf die „Acttv", das „Sichtbarwerden", das
L „äussteigende Leben" — bar; ihre Gegenglyche, dle
schräg abwärts führende Richlung — balk — leiht
dem Gegenprozetz, der „Re-ackiv", dem „Ansichkbar-
werden", dem „absteigenden Leben", dem „Abneh-
menden", dem Untergang und Sterben sinnfälligen
Ausdruck (Aufbau — Zerfall). Es stnd dies zwei
namentlich auch in der Heraldik an hervorragender
Stelle stehende und bemerkenswerte Formelemenke.
Berücksichtigen wir diese und ähnliche Beziehungen
zwischen Form und Gehalk, so !st es wohl kaum mehr
fraglich, datz in der Arithmettk kein anderes Zeichen
als „M e h r u n g s f y m b o l" in Bekrachk kommen
konnte, als das gebräuchliche Piüszeichen in der
Gestalt des stehenden Kreuzes. Durch die Mehrung,
die Hinzufügung einer zweiten Grötze zu einer ersten,
wird tatsächlich eine Neu-„Schöpfung" vollzogen, eine
neue Zahlgröße „geschaffen". Nichrs liegt also näher,
als zur sinnfälligen Darstellung dieses Prozesses das
universelle Schöpfungssymbol zu verwenden. Man
wird nicht leicht einwenden KZnnen, daß in den beidsn
gekreuzken Strichen einsach nur die Tättgkeit des
Hinzufügens zum Ausöruck gebracht werden soll. Wie
der zweike Strich zum ersten hinzugefügt wird, so
sollke auch die zweike Grötze zu der ersten hinzugesügt
werden. Dann wäre es aber nichk einzusehen, warum
man diese Hinzufügung nicht durch zwei gleichlaufen.de,
im übrigsn fonst irgendwie gerichkete Striche symboli-
siert hat. Der Schöpfungsprozeß einer neuen Größe
kann eben durch kein anderes Zeichen sinnvoller und
vollkommener versinnbildlicht werden als durch das
uralt-heilige Kreuzsymbol.
3n der stehsnden Kreuzform — dem Symbol der
Berbin.dung des „Tätigen" mit dem „Leidenden" als
Universalbild des Geschafsenen — haben wir vorhin
die Senkrechts als Repräsenkanke des Aktiven, die
Wagrechts a.ls solche des Passiven, des „Abnehmens"
genannt. Datz der S u b tr ak ti o n s p r o z e ß, der
Borgang des Berminderns, des Abnehmens, seine
nokwendigs kechnische Form in dem wagrechten Linien-
stück, dem Minuszeichen, haben muß, wird schließlich
jeder, der für die Formgestalkung auch nur das ge-
ringste Gefühl hak, nicht nur einsehen, sondsrn nach-
gerade „empsinden" müssen. Dem Wesen des Vor-
gangs des „Abziehens" könne keine andere Form
ideengehaltämäßig besser entsprechen als der horizon-
tale Linien z u g, der das Wegnehmen, dis tatsächliche
Täkigkeit des Weg- oder Abziehens unmiikelbar
zur gefühlsmäßigen Darskellung bringk.
phiä III. hält der Gott der Königin, mit der er den
Thronerben erzeugen will, das Kreuz entgegen; auf
diese naivs Weise wollke der Künskler den Zeugungs-
unü Schöpfungsprozeh symbolisieren.
Malvert sa. a. O.) gibt eine ägypkische Empfängnis-
szene aus Thebsn in Oberägypken wieder; auf dieser
ist die Empfängniä der Königin Mek-em-we dargestellk
und zwar durch Annäherung eines Kreuzes an ihrs
Nase und den Ilmfang ihres Leibes. Auch auf ägyp-
iischen Taufbildern erscheint das Symbol des schöp-
serischen Lebens, wo der kaufende Strahl aus Kreuzen
in der Form des griechischen „Tau" oder desägyp -
tischen Kreuzes mik Henkelchen seroix
snsss, Nilschlüssel) besteht (z. B. „Ägyptischs Feuer-
und Wassertause Namses ILl., zwischen Phot und
.Horus", aus Theben, in Lübke, Grundrijz der Kunst-
geschichke, Stuktgark 1871, S. 236). Die Senlrrechke
repräsenkkerk das Feusr (Licht, Geifi, Energie), die
Wagrechte das Wasser (Makerie). Das ägypkische
Henkelkreuz als Bild des „Lebendigen" und der
„Schöpfung" zeigt auch eine Bruskplatte aus Dahshur,
wo aus dem Kreuz hecauswachsende Arme den Palm-
wedel führen., (Abgebild. bei Springer, Handbuch der
Kunstgeschichte, 1964, Bd. I, S. 26).
Zu den alten Kreuzesformen gehörk auch das
Hakenkreuz, Svastika. Charakteristisch für das-
selbe sind die an den Enden der Kreuzeslinien ange-
brachken, rechkwinklig umgebogenen, hakenförmigen
Flügel. Diese weisen zweifellos auf das d r e h e n d e
Bewegungsmoment hin und geben in ihren
verschiedenen Richtungen den Drehungssinn cln. Bom
Zakenkreuz hak'Wolfg. Schultz unumskößlich nach-
gewiessn (Memnon, Zeitschr. f. d. Kunst- und Kulkur-
geschichke des alten Orients, II.I, 3 in der Abhand-
lung: „Das Hakenkreuz als Grundzeichen des west-
semitischen Alphabets"), datz es ein Symbol des
heiligen Zeugungs- und Schöpfungs -
akkes war. Die Deutung des Workes „Gvastika"
kann aus dem Sanskrit (svasti—Hei!) geschehen, oder
man kann den arischen Ursprung (Ahu ask^entstehe,
werde) anerkennen. ' .
Iedenfalls kann das Kreuz als ältestes und tiefsin-
nigstes graphisch-geometrisches Zeichen und formal-
schemakischer Ausdruär des schöpferischen Gestalkungs-
vorganges angesehen werden. Diese Bedeutung als
universelles Schöpfungszeichen, als ursprünglichstes
Grundsymbol allsr Formbildung hat ihm auch die
mittelalterliche Symbolik beigelegt. Gerade die miktel-
alterlichen auf das Kreuzzeichen gestützksn Symbols
geben weikere nlchk unwesentliche AusbliLe auf das
Berständnis des geistigen Gehalts unserer arikhmeki-
schen Zeichen.. Dis symbolischen Gestaltungen deä
Mittelalkers verwendeken Kreuzformen und Teile
solcher, um die verschiedensten geistigen und seelischen
Borgänge und Zustände sinnlich wahrnehmbar dar-
zustellen.
Aus dem senkrechk skehenden Ruoth-Kreuz (auch
Fyr-Kreuz genannt) wurde das dreikeiligs bezw. drei-
armige „Ankonius- oder Krückenkreuz" abgeleitet.
Aufwärtsgerichkek, mit dem Querbalken oben, stellke
es — wenn die Senkrechte des Ruoth-Kreuzes sich auf
das göttliche (geistige) Wesen und die Wagrechte sich
auf das menschliche (makerielle) Wesen bezog — dls
irdische, makeriells Hälfte dar (irdischer Gewinn,
materirlle Tätigkeit), gestürzk, m!t dem Querbalken
unten, vecsinnbildlichts es die geiskige Hälfte (geistiger
Gewinn, mocalische Eigenschaften). Bleibt die Senk-
rechte unberührt — als positio, aktiv im Gegensah zur
negativen, passiven Wagrechten — so bildet sie im
Bersin mit der halben Horizontalen entweder das
Zeichen für das „Entstehen", das „Werden", das
„Leben" oder mit dsr gegsngerichketen halben Wag-
rechten dasjenige für das „Abnehmen", das „Ber-
gehen", den „Tod".
Zn ähnlicher Weise ist auch das „gewendeke", lie-
gende Kreuz, das „Sonnenkreuz" aufzulösen. Durch
die drehende Bewegung des senkrechken Kreuzes, des
Sinnbildes des „Bestehens", kann die Dynamik des
Lebensprozesses, das „Werden" und „Bergehen" ver-
sinnlicht werden. Die aufwärtsgerichteke Schräge
deutet auf die „Acttv", das „Sichtbarwerden", das
L „äussteigende Leben" — bar; ihre Gegenglyche, dle
schräg abwärts führende Richlung — balk — leiht
dem Gegenprozetz, der „Re-ackiv", dem „Ansichkbar-
werden", dem „absteigenden Leben", dem „Abneh-
menden", dem Untergang und Sterben sinnfälligen
Ausdruck (Aufbau — Zerfall). Es stnd dies zwei
namentlich auch in der Heraldik an hervorragender
Stelle stehende und bemerkenswerte Formelemenke.
Berücksichtigen wir diese und ähnliche Beziehungen
zwischen Form und Gehalk, so !st es wohl kaum mehr
fraglich, datz in der Arithmettk kein anderes Zeichen
als „M e h r u n g s f y m b o l" in Bekrachk kommen
konnte, als das gebräuchliche Piüszeichen in der
Gestalt des stehenden Kreuzes. Durch die Mehrung,
die Hinzufügung einer zweiten Grötze zu einer ersten,
wird tatsächlich eine Neu-„Schöpfung" vollzogen, eine
neue Zahlgröße „geschaffen". Nichrs liegt also näher,
als zur sinnfälligen Darstellung dieses Prozesses das
universelle Schöpfungssymbol zu verwenden. Man
wird nicht leicht einwenden KZnnen, daß in den beidsn
gekreuzken Strichen einsach nur die Tättgkeit des
Hinzufügens zum Ausöruck gebracht werden soll. Wie
der zweike Strich zum ersten hinzugefügt wird, so
sollke auch die zweike Grötze zu der ersten hinzugesügt
werden. Dann wäre es aber nichk einzusehen, warum
man diese Hinzufügung nicht durch zwei gleichlaufen.de,
im übrigsn fonst irgendwie gerichkete Striche symboli-
siert hat. Der Schöpfungsprozeß einer neuen Größe
kann eben durch kein anderes Zeichen sinnvoller und
vollkommener versinnbildlicht werden als durch das
uralt-heilige Kreuzsymbol.
3n der stehsnden Kreuzform — dem Symbol der
Berbin.dung des „Tätigen" mit dem „Leidenden" als
Universalbild des Geschafsenen — haben wir vorhin
die Senkrechts als Repräsenkanke des Aktiven, die
Wagrechts a.ls solche des Passiven, des „Abnehmens"
genannt. Datz der S u b tr ak ti o n s p r o z e ß, der
Borgang des Berminderns, des Abnehmens, seine
nokwendigs kechnische Form in dem wagrechten Linien-
stück, dem Minuszeichen, haben muß, wird schließlich
jeder, der für die Formgestalkung auch nur das ge-
ringste Gefühl hak, nicht nur einsehen, sondsrn nach-
gerade „empsinden" müssen. Dem Wesen des Vor-
gangs des „Abziehens" könne keine andere Form
ideengehaltämäßig besser entsprechen als der horizon-
tale Linien z u g, der das Wegnehmen, dis tatsächliche
Täkigkeit des Weg- oder Abziehens unmiikelbar
zur gefühlsmäßigen Darskellung bringk.