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nen, sofern sie richtig geleitet werden, kunsterzieherisch
außerordsntlich wertvoll sein. Nicht etwa deshalb,
weil wic Iünger für die Kunstakademien heranzüchtsn
woliten — alles, nur das nicht —) aber wir wollen
.üle-Allgen und'§erzen der deutschLN,3ugL2d.,erschlie-
ßen für das elgentlich"Wesenhafte des künstlerischen
Geskaltungsvorgangs und der künsklerischen Gestal-
tungsmiktel, indem wir unsere Schülec die künst-
lerischen Kräfke von Form und Farbe durch eigene
Arbeir erleben lassen.
Gcothmann faßt seine Ausführungen in 2 Lehr-
planenkwllrfen zusammen, einen für die Grundschule
und einen für die Aufbauschule, die sich durch Selb-
ständigkeit auszeichnen.
Der Schluh der Broschüre, dis wir wärmstens
empfehlen, handelk „von der Bildung der Zeichen-
lshrer". Der Aufsatz gehöri zum Reifsten und
Bestsn, was über diese so schwierige Frage ge-
schrieben wurde G. K.
„Skizzenwirtschast" oder mehr?
Antwort eiries
Mein Herr! Sie richlen eine „Frage" * an nns
Künstler, die ein Dolchstoß ist. Mit Zhrer Frage, die
so zugespitzt auftritt, treffen Sie die Stelle, wo wir
sterblich sind, heute gerade allzu sterblich, uns unseres
Mangels bewuht und voll von Hoffnungen, wie man
fle nur scheu ausspricht, ehe die Keime gewisse Fruchk
ansetzen. Aber öa Sie uns herausfordern, sei die
Ankwort gewagk, aller Ilntunlichkeit des Redens Lber
Kunst zum Trotz,
Was Sie fragen, das sind Fragen eines Menschen,
der schaut und empfindet, — aber von dem eigent-
lichen Mesen und Leiden des bildenden Künstlers
nichts weitz. Ich nehme Ihnen das nicht übel; wußken
wir Künstler doch vor kurzer Zeik selber nicht mehr
Gewisses vom Mesen und Leiden der bildenden Kunst
— und das, mii einem Wort, war das Leiden! Das
eben war die Ursache der Bewegung, von der Sie
sprechen und deren Anzeichen die „Skizzen-
wirtschast" ist.
„Bewegung", sage ich. Denn wir stehen in einer
Bewegung zur Kunst zurück! Aätten Sie doch wenig-
stens diese nichkigen Worte oermieden von „Expres-
sionismus" und „Futurismus" und dergleichen! Sie
sagsn nichks und rufen immer wieder das gleiche ab-
lehnende Mißverständnis hervor, als handele es sich
um Moden, Mchtungen, Gruppen, Sekten oder gar
Cliquen. Nichts davon! es handelt sich um die Kunsk.
Sie sprechen in sihrer „Frage" von „Welt-
Abbilden", „Bekennknis", „Ausdruck". Das mag alles
irgendwo in der Kunsk stecken — aber, zum Tellfel,
das alles ist Philosophie! und nun muß ich „ein
hartes Wort sagen": Was geht uns eure
Philosophie an! Wir haben Kunfl zu machen,
Kunst, Kunst und immer wieder Kunst, Bilder, Zeich-
nungen, Aadierungsn, Skulpturen, Aeliefs und alles
derart, aber ganz und gar nicht Philosophie! Wenn
das, was wir machen, dann späker Philosophen zu
denken gibt, Welt abbildet, „Ganze" ausdcückt usw.
— wie Sie in llhrem kunstfremden llargon sagen —,
so ist das vielleicht jene berühmke „Gnade von oben",
aber beilsibe nicht unsere erske und dringendste Ab-
sichk! And darum kommen Sie nichk auf den Grund
der Skizzenwirtschafk, dieser keineswegs verächklichen,
sondern urnotwendigen Zeikerscheinung, weil Sie den
ganzen Borgang nicht aus der Seele und dem An-
liegen Les Künsklers erfassen, der nur Künstlec und
nichts andres ist und sein kann und soll.
^ Sishe K. W. Ha8s' Aufsatz »Fragr a>r die Künstler" im
Oltoberhest dss Kunstwarts,
Künfilers.
Der bildende Künstler will heute leidenschaftlicher
und einseitiger als je nur bildender Künstler sein,
nich! auch noch Dramatiker, Theatermann, Anekdoken-
erzähler, Denker, Lehrer, Prophet oder vollends der
Ausdeuker anderer Kunfkwerke. Das heißk: Er will
nicht mit einem Bilde eine Szene veranschaulichen,
etwa den Abschied des Tiroler Landskurms von der
Heimat, wie dies Defregger kat; er meint, das könn-
ten Regisseure im Theater besser machen als er. Er
will nicht zeigen, was die sieben Schwaben am Spieß
empfinden oder Münckhausen am Kirchkurm, denn das
wird zuleht ein guter Erzähler oder Film wirksamer
darskellen. Er will nicht konkurrieren mit dem Mann,
dessen eigenes Arbeiksmaterial der Gedanke ist und
der ihn darum zielsicherer meiskert. Er will nichk dem
Geschichtsschreiber ins Handwerk pfuschen, und es
berührt ihn als eine etwas unwürdige Zumutung,
wenrr er das, was andere gedichtet haben, einen Faust
oder Don Quixote oder Florian Geyer auf seine Art,
angelehnk oder gar fesi gebunden an das „Borbild",
noch einmal „malen" soll. Nein, er arbeikek, er lebt,
er wirkk nichk in Gedanken oder dichterischen oder
geschichklichen Abläufen, sondern zuallererst in Llchk,
Farbe, Linie, Körper. Das ist sein „Makerial". Und
damit gestaltet er Wirkungen; aus Schwarz und
Weiß und allen ihren Äbergängen, aus Blau, Rot,
Gelb, Grün und allen bunten Mischungen, aus Eckig
und Rund und Geschlängelt und Diagonal und Zackig,
und Quer und Senkrecht und den plaskischen Dimen-
sionen. Daraus schafst er seine wortlosen „Dramen"
und seine namen- und zeitlosen „Geschichken" ünd
seine unerklärbaren, auf den Beschauer unmikkelbar
wirkenden Spiele und Enkzückungen und Berauschun-
gen und Qualen. 2n dem aufwühlenden Weinrok
einer „inhalt"losen Farbensymphonie empfindet er
untsr Umständen mehr Fauskisches als in einem
sorgfältig abgezeichncten sucherischen Greisenkopf, und
in dec Gewalk einec hestig die Fläche schneidenden
Diagonale mehc Leiden als in einer kreulich ab-
gebildeken Kreuzabnahme. Das müffen Sie vor allem
festhalten, um die gegenwärtige Lage zu verstehen!
Denn die gegenwärtige Lags — Sie können sie
gekrost nach Zahrzehnken bemessen! isk nun von
dieser Ark: Die Künstler haben sehr lange Zeit hin- "
durch in ersker Linie Ziele verfolgt, die an sich achtbar,
doch nicht eigenklich, mindestens nicht „rein" bild-
kunsklerisch waren. Zhnen hak vorgeschwebk ailes,
was ich oben nannte: eine Szene malen, eine Anek-
doke, einen Borgang, der sich mik Worken oder mit
Theakermitteln auch wiedsrgeben lgßt; auch ekwa:
nen, sofern sie richtig geleitet werden, kunsterzieherisch
außerordsntlich wertvoll sein. Nicht etwa deshalb,
weil wic Iünger für die Kunstakademien heranzüchtsn
woliten — alles, nur das nicht —) aber wir wollen
.üle-Allgen und'§erzen der deutschLN,3ugL2d.,erschlie-
ßen für das elgentlich"Wesenhafte des künstlerischen
Geskaltungsvorgangs und der künsklerischen Gestal-
tungsmiktel, indem wir unsere Schülec die künst-
lerischen Kräfke von Form und Farbe durch eigene
Arbeir erleben lassen.
Gcothmann faßt seine Ausführungen in 2 Lehr-
planenkwllrfen zusammen, einen für die Grundschule
und einen für die Aufbauschule, die sich durch Selb-
ständigkeit auszeichnen.
Der Schluh der Broschüre, dis wir wärmstens
empfehlen, handelk „von der Bildung der Zeichen-
lshrer". Der Aufsatz gehöri zum Reifsten und
Bestsn, was über diese so schwierige Frage ge-
schrieben wurde G. K.
„Skizzenwirtschast" oder mehr?
Antwort eiries
Mein Herr! Sie richlen eine „Frage" * an nns
Künstler, die ein Dolchstoß ist. Mit Zhrer Frage, die
so zugespitzt auftritt, treffen Sie die Stelle, wo wir
sterblich sind, heute gerade allzu sterblich, uns unseres
Mangels bewuht und voll von Hoffnungen, wie man
fle nur scheu ausspricht, ehe die Keime gewisse Fruchk
ansetzen. Aber öa Sie uns herausfordern, sei die
Ankwort gewagk, aller Ilntunlichkeit des Redens Lber
Kunst zum Trotz,
Was Sie fragen, das sind Fragen eines Menschen,
der schaut und empfindet, — aber von dem eigent-
lichen Mesen und Leiden des bildenden Künstlers
nichts weitz. Ich nehme Ihnen das nicht übel; wußken
wir Künstler doch vor kurzer Zeik selber nicht mehr
Gewisses vom Mesen und Leiden der bildenden Kunst
— und das, mii einem Wort, war das Leiden! Das
eben war die Ursache der Bewegung, von der Sie
sprechen und deren Anzeichen die „Skizzen-
wirtschast" ist.
„Bewegung", sage ich. Denn wir stehen in einer
Bewegung zur Kunst zurück! Aätten Sie doch wenig-
stens diese nichkigen Worte oermieden von „Expres-
sionismus" und „Futurismus" und dergleichen! Sie
sagsn nichks und rufen immer wieder das gleiche ab-
lehnende Mißverständnis hervor, als handele es sich
um Moden, Mchtungen, Gruppen, Sekten oder gar
Cliquen. Nichts davon! es handelt sich um die Kunsk.
Sie sprechen in sihrer „Frage" von „Welt-
Abbilden", „Bekennknis", „Ausdruck". Das mag alles
irgendwo in der Kunsk stecken — aber, zum Tellfel,
das alles ist Philosophie! und nun muß ich „ein
hartes Wort sagen": Was geht uns eure
Philosophie an! Wir haben Kunfl zu machen,
Kunst, Kunst und immer wieder Kunst, Bilder, Zeich-
nungen, Aadierungsn, Skulpturen, Aeliefs und alles
derart, aber ganz und gar nicht Philosophie! Wenn
das, was wir machen, dann späker Philosophen zu
denken gibt, Welt abbildet, „Ganze" ausdcückt usw.
— wie Sie in llhrem kunstfremden llargon sagen —,
so ist das vielleicht jene berühmke „Gnade von oben",
aber beilsibe nicht unsere erske und dringendste Ab-
sichk! And darum kommen Sie nichk auf den Grund
der Skizzenwirtschafk, dieser keineswegs verächklichen,
sondern urnotwendigen Zeikerscheinung, weil Sie den
ganzen Borgang nicht aus der Seele und dem An-
liegen Les Künsklers erfassen, der nur Künstlec und
nichts andres ist und sein kann und soll.
^ Sishe K. W. Ha8s' Aufsatz »Fragr a>r die Künstler" im
Oltoberhest dss Kunstwarts,
Künfilers.
Der bildende Künstler will heute leidenschaftlicher
und einseitiger als je nur bildender Künstler sein,
nich! auch noch Dramatiker, Theatermann, Anekdoken-
erzähler, Denker, Lehrer, Prophet oder vollends der
Ausdeuker anderer Kunfkwerke. Das heißk: Er will
nicht mit einem Bilde eine Szene veranschaulichen,
etwa den Abschied des Tiroler Landskurms von der
Heimat, wie dies Defregger kat; er meint, das könn-
ten Regisseure im Theater besser machen als er. Er
will nicht zeigen, was die sieben Schwaben am Spieß
empfinden oder Münckhausen am Kirchkurm, denn das
wird zuleht ein guter Erzähler oder Film wirksamer
darskellen. Er will nicht konkurrieren mit dem Mann,
dessen eigenes Arbeiksmaterial der Gedanke ist und
der ihn darum zielsicherer meiskert. Er will nichk dem
Geschichtsschreiber ins Handwerk pfuschen, und es
berührt ihn als eine etwas unwürdige Zumutung,
wenrr er das, was andere gedichtet haben, einen Faust
oder Don Quixote oder Florian Geyer auf seine Art,
angelehnk oder gar fesi gebunden an das „Borbild",
noch einmal „malen" soll. Nein, er arbeikek, er lebt,
er wirkk nichk in Gedanken oder dichterischen oder
geschichklichen Abläufen, sondern zuallererst in Llchk,
Farbe, Linie, Körper. Das ist sein „Makerial". Und
damit gestaltet er Wirkungen; aus Schwarz und
Weiß und allen ihren Äbergängen, aus Blau, Rot,
Gelb, Grün und allen bunten Mischungen, aus Eckig
und Rund und Geschlängelt und Diagonal und Zackig,
und Quer und Senkrecht und den plaskischen Dimen-
sionen. Daraus schafst er seine wortlosen „Dramen"
und seine namen- und zeitlosen „Geschichken" ünd
seine unerklärbaren, auf den Beschauer unmikkelbar
wirkenden Spiele und Enkzückungen und Berauschun-
gen und Qualen. 2n dem aufwühlenden Weinrok
einer „inhalt"losen Farbensymphonie empfindet er
untsr Umständen mehr Fauskisches als in einem
sorgfältig abgezeichncten sucherischen Greisenkopf, und
in dec Gewalk einec hestig die Fläche schneidenden
Diagonale mehc Leiden als in einer kreulich ab-
gebildeken Kreuzabnahme. Das müffen Sie vor allem
festhalten, um die gegenwärtige Lage zu verstehen!
Denn die gegenwärtige Lags — Sie können sie
gekrost nach Zahrzehnken bemessen! isk nun von
dieser Ark: Die Künstler haben sehr lange Zeit hin- "
durch in ersker Linie Ziele verfolgt, die an sich achtbar,
doch nicht eigenklich, mindestens nicht „rein" bild-
kunsklerisch waren. Zhnen hak vorgeschwebk ailes,
was ich oben nannte: eine Szene malen, eine Anek-
doke, einen Borgang, der sich mik Worken oder mit
Theakermitteln auch wiedsrgeben lgßt; auch ekwa: