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2. Aus dem Amtsblakt des Thüriugl-
schen Miiriskeriumä für Bolksbilduug.
(Sonderdruck — Lchrplan; Thüringischs Verlagscm-
. stalt, Zena.) Der Deutsche Philologenbund nimmt
Skellung gegen die Einheitsschulbestrebungen in Thü-
ringen und Sachsen und hatte auch den Reichsver-
band akademisch gebildeter Zeichenlehrer zu der Ab-
wehrversammlung iw Berlin eingeladen; Leitsätze,
die auch Aeformwiilen in manchen Fragen bekun-
deten, lagen zugrunde. Dn dem Antwortschreiden
des Vorsitzenden heitzt es u. a.: „Mit einer warnen-
den und abweissnden, Geste gegsnüber den Reform-
bestrebungen in u.hüringen und Sachsen wird der
Ernst dieser amtlichen Resormbestrebungen nicht er-
schütterk. Der Thüringer Plan weist gerade vieles
Erstrebenäwerte auf, was in den vocliegenden Lsit-
sähen noch nicht berührt worden ist. Zch würde eine
gröhere Stohkrast in 3hren Beratungen sehen, wenn
Sie mik Thüringen gehen könnien, ohne Thüringen
zu Kopieren. — 1l. a.O. 2ch vermisse ferner elne
Skellungnahme zu dem kechnisch-künstlerisch
gestalkenden Unkerrichk, der wesenklich den
Reformwillen auch des Deutschen Philologenverban-
des zeigen muß. Hierin hat meines Erachtens gei-
rade der Thüringer Plan Borbildliches
aufgsstellk." —
Was will Thüringen?
Zunächst die Gliederung der Einheitsschule:
Grundschule: 1.—4. Schuljahr; Unker-
schule: 5.—7. Schuljahr; Deutschs und Realunter-
schule 8. Schuljahr: Schlutzklasse der Volksschule;
Mittelschule 8.—1Ä. Schuljahr: Deutsche-, Real-,
Latein- Mittel - Schule; Oberschule 11.—13.
Schuljahr: Deutsche-, Real-, Realgymnasium-, Gym-
nasial- Oberschule.
Berhällnis von G e sa m t u n t e r r i ch t und:
F a ch u n t e r r i ch t.
u) G r u n d s ch ule,- k e i n e Trennung in
Fächer.
d) ll n kerschule; Fächerung, Klaffenlehrer;
Fachlehrer ausnahmsweise nur sür sremdsprach-
lichen Ilnterricht und für einzelne technische
Untecrichtsfächer.
e) Mittelschule; Unterrichtsfächer derselben
Gruppe in einer Hand, Z. B. deutsch-kundlich-
geschichtlich mathematisch - naturwisscnschaft-
lich, technisch-künstlerisch.
POberschule; es können in derselben
Fächergruppe mehrere Fachlehrer beschäf-
tigt wcrden.
Stundenausmak.
Zeichnen und Kunstbetrachkung init
2 Stunden auf allen Skufen; in dsr dsukschen Ober-
schule im 8., 9., 10. Schuljahr je Z Skunden; also vom
3.—13. Schuljahr 21 Mochenstunden in der dsutschen
Oberschule; je 18 in der Obsrrealschule, dem Aeal-
gymnasium und Gymnasium. —
Werkunterricht je 2 Stunden vom 3. bis
10. Schuljahr, mit Ausnahme der Lakein-Mittelschule;
dann noch vom 11.—13. Schuljahr je 2 Stunden in der
deutschen Oberschule.
Drr Thüringer Plan macht also Ernst mit der
Pslege kunifltechnisch-gestaltender Kräfte; in den Aus-
sührungen dazu wird Wert gelegt auf eine enge Be-
zichung zu der gesamten Bildungsarbeit der Schule,
so datz die' einseitigs „kunstgewerbliche" Einstcllung
im Werkuntercicht den schöpferischen Arbeitsunter-
richt erreichen muß, der wissenschaftlich und
; k ü n s t l e r its ch eingestellke Arbeit kennt. /L-.ZWW
A. Der Plan berührk sich mit dem vom preußischen
Minister Heine aufgestellten Forderüngen einer
„Freien Schul- und W e r k g e m e i n ö e",
(Preutzisches Ministerium des Znnern), soweit die
kunsttechnisch-gestalkenden Fächer in Frage kommen.
Minister Heine sordert Zeichnen und Formen
als Selbstverständlichkeik für alle
Iahrgänge, aller Schulgattungen-, be-'
tonk die volle Gleichwertigkeik der Hand- und Kops-
arbeit in der Sstiule, erwartet von der gegenseitigen
Durchdringung eine Steigerung der Bildung, eine
Bereicherung der Persönlichkeik, eine Schaffung der
Arbeits-Schulgemeinde. —
4. Auch Paul O estceich : „Umriß einer
B er su ch s'^^EPnye?7sPch u l e als einer
Schule der Msnschenbildung und
Selbstenkdeckung" kennt in seiner großzügig
entwickelken Produktions-Einheikäschule nicht die alte
Glisderung in Haupt- und Nebenfächer, in hachwer-
tige wissenschaftliche und mindergewerkete kunsttech-
nische FLcher. Es gibk große Bildungszüge, je ;
nach Neigung und Beranlagung differenziert („Kern
und Kurse"), so datz die kunsttechnisch-geskaltenden
Gebiete als Kerngediet oder Wahlgebiet wie jede
andere Bildungsgruppe auftretsn können. —
Der Thüringer Plan hat nun den Borzug vor
dcn allgemein gehalkenen Borschlägen des Miniskers
Heine und Paul Oestreichs, daß hier planmähige
Aufkeilung und Gruppisrung bis zum Skundenaus-
matz gezeigt wird. — Und diesem Reformplan sollken
wir uns entgegenskellen? Nein, machen wir ihn be-
kannk und verksidigen wir ihn. Skiehler.
Verhängnisvolle Auswirkrmg
des 8 20 der neuen Prüfunasordnunq in Preußen
Gewöhnlich werden tlbergangsbestimmungen er- Diesec Z 20 siehk z. V. das unbefristeke
lassen, um Bergangenes und Künfkiges ln takkvoller Weiterbestehsn der alken Prüfungsordnung
Weise zu verbinden. Die llbergangsbestimmungen neben der neuen oor. Das linglanblichs ist in Preu-
der neuen Ordnung für das künstlerisä)L Lehramt an ßcn Wirkiichkeit geworden; es gibt für eine Lehrer-
höheren Lehranstalten in Preuhen, wie sie in Z 20 kakegoris gegenwärtig zwei Prüfungsordnungen.
niedergelegt sind, schaffen jedoch den Boden zu un- Mas heitzt in Z 20 der Ausdruck: „bis auf weiteces"?
erträglichen Neibungen und Takklosigkeiten. War die neue Ordnung innsrlich notwendig, so
2. Aus dem Amtsblakt des Thüriugl-
schen Miiriskeriumä für Bolksbilduug.
(Sonderdruck — Lchrplan; Thüringischs Verlagscm-
. stalt, Zena.) Der Deutsche Philologenbund nimmt
Skellung gegen die Einheitsschulbestrebungen in Thü-
ringen und Sachsen und hatte auch den Reichsver-
band akademisch gebildeter Zeichenlehrer zu der Ab-
wehrversammlung iw Berlin eingeladen; Leitsätze,
die auch Aeformwiilen in manchen Fragen bekun-
deten, lagen zugrunde. Dn dem Antwortschreiden
des Vorsitzenden heitzt es u. a.: „Mit einer warnen-
den und abweissnden, Geste gegsnüber den Reform-
bestrebungen in u.hüringen und Sachsen wird der
Ernst dieser amtlichen Resormbestrebungen nicht er-
schütterk. Der Thüringer Plan weist gerade vieles
Erstrebenäwerte auf, was in den vocliegenden Lsit-
sähen noch nicht berührt worden ist. Zch würde eine
gröhere Stohkrast in 3hren Beratungen sehen, wenn
Sie mik Thüringen gehen könnien, ohne Thüringen
zu Kopieren. — 1l. a.O. 2ch vermisse ferner elne
Skellungnahme zu dem kechnisch-künstlerisch
gestalkenden Unkerrichk, der wesenklich den
Reformwillen auch des Deutschen Philologenverban-
des zeigen muß. Hierin hat meines Erachtens gei-
rade der Thüringer Plan Borbildliches
aufgsstellk." —
Was will Thüringen?
Zunächst die Gliederung der Einheitsschule:
Grundschule: 1.—4. Schuljahr; Unker-
schule: 5.—7. Schuljahr; Deutschs und Realunter-
schule 8. Schuljahr: Schlutzklasse der Volksschule;
Mittelschule 8.—1Ä. Schuljahr: Deutsche-, Real-,
Latein- Mittel - Schule; Oberschule 11.—13.
Schuljahr: Deutsche-, Real-, Realgymnasium-, Gym-
nasial- Oberschule.
Berhällnis von G e sa m t u n t e r r i ch t und:
F a ch u n t e r r i ch t.
u) G r u n d s ch ule,- k e i n e Trennung in
Fächer.
d) ll n kerschule; Fächerung, Klaffenlehrer;
Fachlehrer ausnahmsweise nur sür sremdsprach-
lichen Ilnterricht und für einzelne technische
Untecrichtsfächer.
e) Mittelschule; Unterrichtsfächer derselben
Gruppe in einer Hand, Z. B. deutsch-kundlich-
geschichtlich mathematisch - naturwisscnschaft-
lich, technisch-künstlerisch.
POberschule; es können in derselben
Fächergruppe mehrere Fachlehrer beschäf-
tigt wcrden.
Stundenausmak.
Zeichnen und Kunstbetrachkung init
2 Stunden auf allen Skufen; in dsr dsukschen Ober-
schule im 8., 9., 10. Schuljahr je Z Skunden; also vom
3.—13. Schuljahr 21 Mochenstunden in der dsutschen
Oberschule; je 18 in der Obsrrealschule, dem Aeal-
gymnasium und Gymnasium. —
Werkunterricht je 2 Stunden vom 3. bis
10. Schuljahr, mit Ausnahme der Lakein-Mittelschule;
dann noch vom 11.—13. Schuljahr je 2 Stunden in der
deutschen Oberschule.
Drr Thüringer Plan macht also Ernst mit der
Pslege kunifltechnisch-gestaltender Kräfte; in den Aus-
sührungen dazu wird Wert gelegt auf eine enge Be-
zichung zu der gesamten Bildungsarbeit der Schule,
so datz die' einseitigs „kunstgewerbliche" Einstcllung
im Werkuntercicht den schöpferischen Arbeitsunter-
richt erreichen muß, der wissenschaftlich und
; k ü n s t l e r its ch eingestellke Arbeit kennt. /L-.ZWW
A. Der Plan berührk sich mit dem vom preußischen
Minister Heine aufgestellten Forderüngen einer
„Freien Schul- und W e r k g e m e i n ö e",
(Preutzisches Ministerium des Znnern), soweit die
kunsttechnisch-gestalkenden Fächer in Frage kommen.
Minister Heine sordert Zeichnen und Formen
als Selbstverständlichkeik für alle
Iahrgänge, aller Schulgattungen-, be-'
tonk die volle Gleichwertigkeik der Hand- und Kops-
arbeit in der Sstiule, erwartet von der gegenseitigen
Durchdringung eine Steigerung der Bildung, eine
Bereicherung der Persönlichkeik, eine Schaffung der
Arbeits-Schulgemeinde. —
4. Auch Paul O estceich : „Umriß einer
B er su ch s'^^EPnye?7sPch u l e als einer
Schule der Msnschenbildung und
Selbstenkdeckung" kennt in seiner großzügig
entwickelken Produktions-Einheikäschule nicht die alte
Glisderung in Haupt- und Nebenfächer, in hachwer-
tige wissenschaftliche und mindergewerkete kunsttech-
nische FLcher. Es gibk große Bildungszüge, je ;
nach Neigung und Beranlagung differenziert („Kern
und Kurse"), so datz die kunsttechnisch-geskaltenden
Gebiete als Kerngediet oder Wahlgebiet wie jede
andere Bildungsgruppe auftretsn können. —
Der Thüringer Plan hat nun den Borzug vor
dcn allgemein gehalkenen Borschlägen des Miniskers
Heine und Paul Oestreichs, daß hier planmähige
Aufkeilung und Gruppisrung bis zum Skundenaus-
matz gezeigt wird. — Und diesem Reformplan sollken
wir uns entgegenskellen? Nein, machen wir ihn be-
kannk und verksidigen wir ihn. Skiehler.
Verhängnisvolle Auswirkrmg
des 8 20 der neuen Prüfunasordnunq in Preußen
Gewöhnlich werden tlbergangsbestimmungen er- Diesec Z 20 siehk z. V. das unbefristeke
lassen, um Bergangenes und Künfkiges ln takkvoller Weiterbestehsn der alken Prüfungsordnung
Weise zu verbinden. Die llbergangsbestimmungen neben der neuen oor. Das linglanblichs ist in Preu-
der neuen Ordnung für das künstlerisä)L Lehramt an ßcn Wirkiichkeit geworden; es gibt für eine Lehrer-
höheren Lehranstalten in Preuhen, wie sie in Z 20 kakegoris gegenwärtig zwei Prüfungsordnungen.
niedergelegt sind, schaffen jedoch den Boden zu un- Mas heitzt in Z 20 der Ausdruck: „bis auf weiteces"?
erträglichen Neibungen und Takklosigkeiten. War die neue Ordnung innsrlich notwendig, so