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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 3.1923

DOI Heft:
Heft 1 (Januar 1923)
DOI Artikel:
Heckmann, Erwin: Kunsterziehung und Kunstunterricht: Gedanken und Erfahrungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22197#0002

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Deutsche Blatter für Zeichen-Kunst- und Werkunterncht

Zeitschrift des Reichsverbandes akademischer Zeichsnlshrsr
des Neichsoerbandes akademischer Zeichenlehrerinnen

Verantwortlich für die Schriftlsitung: Professor Gustav Kolb, Göppingen
Druck und Verlag: Eugen Hardt G. m. b. H. Stuttgart, Langestraße 18

3. Iahrgang Ianuar 1923 tzeft 1

Inhalt: Kunsterziehung und Kunstunterricht. Erwin Heckmann. — Der Zeichenunterricht und die Zukunft
unserer höheren Schulen. Dr. Konrad Lange. — Volksfchule und Zeichenuitterricht- H. Groth. — Eine Ein-
führung zur Kunstbetrachtung im aügemeinen. Marta Wolfer. — Eine Erklärung des Leipziger Universitäts»
senats gegen das Spacsystem im Schulwesen. — Umschau. — Bücherbesprechungen. — An unsere Mitglieder.

Kunsterziehung und Kunstunterrrcht

Gedanken und Erfahrungen

Erwln Heckmann, Lehrer für den Kunstunterricht am Deutschen Landeserziehungsheim älsenburg a. Harz.

llber Kunst und Kunsterziehung zu schrei-
ben, ist ebenso schwisrig wie über Religion
und Religionsunterrichl. Man 'wird dabei
leicht mißverstanüen, vor allem deshalb, weil
man an das Wesentliche in Kunst und Aeli-
gion nicht mit dem Derstande herankommen
kann. Deshalb hat auch al! das, was rm
Laufe der letzten 30 3ahre über Kunst-
erziehung gsredet und gefchrieben worden
ist, im Srunde nicht den Ersolg gehabt, den
man eigentiich erwartet hatte, denn die
Schule, aus die es vor allem ankam, von der
man hoffks, datz sle zugreifen und die Ge-
danken einer Kunsterziehung sich zu eigen
machsn würde, konnte sich nur langsam und
zaghast dazu verstehen. So kam ss, daß man
eigentlich nur im Zeichenunterricht einen
Widerhal! fand, der sich dadurch kundgab,
datz man von der Schulung der Hand all-
mählich zu einer Schulung des Auges über-
ging. Erst den neuesten Strömungen in der
Kunst war es vorbehalten, stärker auf die
Schule einzuwirken und manche Hemmun-
gen, die sich dem Eintritt der Kunst in dis
Schuie entgegensiellten, da und dort weg-
zuräumen. Leider geschah dies aber noch zu

vereinzelt, so daß die Schule mik wenig Aus-
nahmen im großen ganzen bis heute doch
noch immer leer von Kunsi geblieben ist.

Datz dies möglich war, iag teils in der
Gesinnung, die, mehr aufs Äutzerliche und
Materielle eingestellt, keinen Weg zur Kunst
fand, teils in elnem gänzllchen Mißverstehen
der Kunst überhaupt. Biele glaubten ja, dle
Kunsi mit dem Derstand erfassen zu können,
eine Folgs der elnseltigen Pflege der Ver-
standesbildung in den letzten 80 3ahren, die
wohl den Wissenstrieb, nicht aber das Gemüt
bereicherte. Mit dem Verstand ist aber nicht
an die Kunst heranzukommen, sondern nur
mit der Seele. Nicht kritisch eingestellt, son-
dern abwartend, in stiller Andacht mutz man
slch dem Kunstwerk nahen, wenn man
wünscht, dah sich die Kunsi daraus ofsenbare.

Die Bezeichnungen Kunsterziehung und
Kunstunterricht, für die wir noch keine tref-
fenderen Ausdrücke gesunden haben, sind
leider irreführend, denn wir können ja Kunst
weder iehren, noch anerziehen. Wohl aber
können wir künstierische Kulkur vermitteln
und durch die Kunst, f ü r die Kunst,
zur Kuust erziehen, indem wir dem Men-
 
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