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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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Effmann, Wilhelm: Romanisches Weihwasserbecken auf dem Petersberge bei Fulda
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Schnütgen, Alexander: Zwei altkölnische Madonnenbildchen in durchsichtigem Email
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https://doi.org/10.11588/diglit.3824#0022

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23

1894.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

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Mauer eingelassenen Konsole gebildet. Einfach
wie diese Form ist auch der Schmuck, der dem
Becken in einer Schntirverzierung gegeben ist, die
es in dreifachem Zuge am oberen Rande umgibt.
Der untere Theil des Mantels wird vollständig
von einer Inschrift eingenommen, der ein Kreuz
vorangesetzt ist. Die

im Flachrund gestal- ÄJ & ~\T J\J T~)
tete Unterfläche des

Beckens ist gegen den r,g- 4- Inschr!ft

Mantel in einem Plättchen zurückgesetzt, im
Uebrigen aber ganz schlicht gehalten.

Die Form des Beckens, die Schnurverzierung
und ebenso der Buchstabencharakter der in Fig. 4
besonders wiedergegebenen Inschrift weisen
darauf hin, dafs das Becken etwa in der Mitte
des XII. Jahrh. gefertigt worden ist. Ein unbe-
dingt sicheres Datum würde sich ergeben, wenn

es gelänge, für die Deutung der Inschrift den bis
jetzt noch mangelnden näheren Nachweis zu
erbringen; denn dafs in dem Gundblahus (wohl
irrthümlich für Gundelahus) der Name eines der
Klosterherren vom Petersberge zu erblicken ist,
hat alle Wahrscheinlichkeit für sich. Man wird

annehmen dürfen,

B L A H Y S •dafs das Becken der

Propsteikirche ange-

am Taufbecken. hm hat un(J gejne

Herstellung mit dem Umbau der Propsteikirche,
der der ersten Hälfte des XII. Jahrh. zugewiesen
wird, zusammenhängt. Eine an der Hand und
auf Grund dieser Inschrift erfolgte Datirung des
Weihwasserbeckens würde demnach auch einen
Rückschlufs auf die Baugeschichte der Propstei-
kirche ermöglichen.

Freiburg (Schvv.) Wilh. Effmann.

Zwei altkölnische Madonnenbildchen in durchsichtigem Email

Mit 2 Abbildungen.

Die beiden hier in na-

türlicher Gröfse wiederge-
gebenen, in Reliefschmelz
(dmail de basse taille) aus-
geführten Madonnenbild-
chen befinden sich im
British, bezw. im Kensing-
ton-Museum zu London.
Sie zeigen wie in Bezug
auf Zeichnung und Fär-
bung, so in Bezug auf technische Ausführung
einen hohen Grad der Vollendung, sind im An-
fange (wohl im II. oder III. Jahrzehnt) des XV.
Jahrh. offenbar aus derselben Werkstatt, viel-
leicht gar aus derselben Hand hervorgegangen,
und die ganze stilistische Behandlung mit Ein-
schlufs des Kolorits weist auf Köln als Ur-
sprungsstätte hin.

In Köln konnte der durch die griechische
Prinzessin Theophanu von Byzanz mitgebrachte
Zellenschmelz nicht ohne Nachahmung bleiben.
Mit derselben Bestimmtheit, mit der die Zellen-
schmelzausstattung der vor einer Reihe von
Jahren im Domkeller gefundenen Kreuzpartikel
als byzantinische Arbeit anzusprechen ist, dürfen
die drei emaillirten Bortenstücke auf der Vorder-
seite des Dreikönigenschreins als rheinische
Arbeiten bezeichnet werden. Ebenso ist das
herrlich durchgeführte, den hl. Severinus dar-
stellende Zellenschmelzmedaillon, welches jetzt

die Kopfseite des im Uebrigen fast allen
Schmuckes beraubten Severinschreins ziert und
ursprünglich (was Alter und Maafse beweisen),
das Kreuzmittel des in der Severinskirche zu
Köln erhaltenen Metallkreuzes mit den durch-
brochenen Balken gebildet hat, ohne Zweifel
in Köln entstanden und zwar in der zweiten
Hälfte des XI. Jahrh. Nicht viel später dürfte
ebendaselbst der kostspielige, weil fein nur in
Gold ausführbare, Zellenschmelz dem Gruben-
email Platz gemacht haben, welcher in Köln
bald einen hohen Grad technischer Vollkommen-
heit zeigt und so eigenthümliche, an den durch-
sichtigen Zellenschmelz erinnernde, feine Farben-
töne, dafs es sich gerade durch diese zumeist
unterscheidet von den verwandten Erzeugnissen
wie in Frankreich, so an der Maas und in
Westfalen. In ornamentaler Hinsicht bezeichnen
der Dreikönigen-, in figuraler der Heribertus-
und Maurinus - Schrein den Höhepunkt des
Grubenschmelzes, der um die Mitte des XIII.
Jahrh. verschwindet, wie der Schmelzfirnifs und
im Wesentlichen auch das Niello, die sich neben
ihm in glänzender Weise behauptet hatten.

Aber zu stark empfanden die Goldschmiede
das Bedürfnifs, das Metall zu verzieren durch
ihm entsprechende und zu ihm passende Farb-
techniken, als dafs sie lange auf die Verwendung
des Emails hätten verzichten mögen. Der
inzwischen zum vollendeten Siege gelangte
 
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