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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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Beissel, Stephan: Ein Sakramentar aus dem XI. Jahrh. aus Fulda
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https://doi.org/10.11588/diglit.3824#0050

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Abhandlungen.

Ein Sakramentar des XI. Jahrh.
aus Fulda.

Mit 4 Abbildungen.

Universitätsbibliothek
zu Göttingen besitzt ein
als Cod. ms. theolog. 231
bezeichnetes Sakramen-
tar von 29 x 27 cm
mit 257 Blättern in
33 Lagen zu je 8 Blät-
tern (7 fehlen). Trotz
seines hohen Werthes hat es wenig Beachtung
gefunden. Fehlt es doch nicht nur bei Delisle
»Memoire sur d'anciens sacramentaires«, sondern
auch noch in Janitschek »Gesch. der deutschen
Malerei«. Es verdient hier eine eingehende
Würdigung, weil seine Bilder ein sicheres
Mittel bieten, die Richtung der Fuldaer Maler
zu erkennen und die Herkunft anderer Hand-
schriften zu bestimmen. Wir wollen darum A
seinen Inhalt darlegen und B sein Verhält-
nifs zu anderen mit Miniaturen versehenen
Handschriften, welche zu Fulda in Beziehung
gesetzt werden.

A. Inhalt des Sakramentars.
I. Theil. Wie fast alle älteren Sakramen-
tare, so beginnt auch das in Rede stehende
mit dem Canon der hl. Messe. Als Canonbild
dient ihm aber nicht eine Kreuzigung, sondern
eine in drei Streifen zerlegte Miniatur (1); im
oberen sieht man die im Canon genannten,
schon im Chore von St. Vitale zu Ravenna
vereinten Vorbilder des Mefsopfers: Abel,
Melchisedech, einen Kelch emporhebend, und
Abraham, bereit seinen Sohn zu opfern. In
der mittlem Abtheilung sitzen Gregor d. G,
der Verfasser des Sakramentars, und Bonifatius,
Fuldas Patron; in der untern sind zwei Priester
und zwei Mönche zum Chorgebete versammelt.
Da beide Priester und einer der Mönche Nimben
tragen, stellen sie wohl Eoban, Adalard und
einen dritten Gefährten des hl. Bonifatius dar.
Der zweite Mönch kniet und dürfte wohl der
Schreiber oder Maler des Buches sein. Fol. 2

gibt in Goldschrift auf schwarzem Grunde den
Titel: »In Christi nomine incipit liber sacra-
mentorum de circulo anni a sancto Gregorio,
papa romano, ediius, qualiter missa romana
celebratur«. etc. Fol. 3 folgt die Präfation in
Gold auf Purpur. Dem in Gold auf Schwarz
oder Purpur geschriebenen Canon fehlen leider
zwei Blätter. Bonifatius und Lioba sind in
den betreffenden Gebeten den gewöhnlich ge-
nannten Heiligen beigefügt, beweisen somit, dafs
kein unverändertes Sakramentar Gregors vor-
liegt. Das Agnus Dei ist von einem Lamm
begleitet, unter dem die Kirche, im Bilde einer
Matrone, einen Kelch emporhält, um dessen Blut
aufzunehmen. In den Ecken des Blattes sind in
Kreisen die Evangelistensymbole angebracht. (2)

Dem prächtigen Canon folgen die Gebete für
die einzelnen Sonntage und Feste des Kirchen-
jahres. Epistel, Evangelium, Graduale u. s. w.
wurden bekanntlich in der ersten Hälfte des
Mittelalters noch nicht in's „Mefsbuch" aufge-
nommen. Sowohl der Raum als der Zweck
dieser Zeitschrift verbieten, auf die liturgischen
Eigenheiten des Buches näher einzugehen. Eine
Angabe des Wichtigsten ist aber zur Würdigung
der Handschrift unerläfslich. Ihre Gebete be-
ginnen Fol. 10 v. mit der Vigil von Weih-
nachten. Bei der Dominica in Quinquagesima
steht ein Ordo private seu annualis poenitentiae
und ein Ordo agentis publicam poenitentiam.
Bei den Festen der Heiligen findet man VII Id.
Octob. Natale ss. mart. Dionysii, Rustici et
Eleutherii, sowie Vigil ien auch für Gervasius
et Protasius und für Allerheiligen. Erst nach
allen Festen der Heiligen folgen die Sonntage
nach Ostern, 25 Sonntage nach Pfingsten und
Dom. 4, 5, 4 (!) 3, 2, 1 ante natale Domini.
Um bei Beschreibung der Miniaturen Kürze
mit Uebersicht zu verbinden, wird zuerst eine
Ziffer anzeigen, die wievielte Miniatur bespro-
chen ist, dann das Fest genannt, bei dem sie
steht, weiterhin bei den wichtigsten Miniaturen
die Gröfse der Bildfläche mit dem Rahmen in
Millimeter angegeben.

3. Weihnachten. 185x90. Zur Rechten (heraldisch
genommen) die Geburt Christi, zur Linken zwei
Hirten vor einem Bethlehem sinnbildenden Gebäude.
 
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