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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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Stummel, Friedrich: Alte Wandmalereien in der Heiligengeistkapelle zu Kempen a. Rh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.3824#0100

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149

1894. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

150

Alte Wandmalereien in der Heiligengeistkapelle zu Kempen a. Rh

Mit Abbildung.

as Hospital, zu welchem diese Kapelle

gehörte, war im Jahre 1421 gegrün-
det, und von demselben ist nur diese
Kapelle erhalten geblieben. Sie
bildet einen Theil des Hotel Keuter und ist
durch eine eingefügte Decke in zwei Theile
getheilt, deren oberer, die ganze Länge und
Breite der Kapelle einnehmend, als Speisesaal
benutzt wird. Derselbe zeigt zwei Kreuzjoche und
ein einfaches Sterngewölbe im Chorabschlufs.
Die stark hervortretenden, einfach profilirten
Rippen setzen mit runden Kapitalen auf Drei-
viertelsäulen auf.

Als vor zwei Jahren der Anstrich des Saales
erneuert werden sollte und die lose alte Tünche
an der Westwand abgeklopft wurde, zeigten
sich Spuren alter Wandmalerei und nach Ent-
fernung eines gröfseren Theiles der Tünche
konnte es nicht zweifelhaft sein, dafs hier das
jüngste Gericht dargestellt sei. Am Gewölbe
wie auch an den Wänden traten noch weitere
Spuren von Malerei hervor. Dem regen Interesse
zunächst des Herrn Regierungsbauinspektors
Moormann und Anderer ist es zu danken, dafs
den Resten die gebührende Aufmerksamkeit
gewidmet und alsdann von der Regierung eine
Summe zur Wiederherstellung ausgesetzt wurde,
welche mit der Zusteuer des Besitzers eine
Restauration ermöglichte. Diese wurde mir
übertragen.

Als nach Aufstellung der Gerüste die vielen
Lagen alter Tünche sorgfältig abgeschält wurden,
zeigte es sich, dafs der alte Verputz, der Träger
der Malerei, sehr uneben und rauh hergestellt
und im Gewölbe an manchen Stellen so morsch
war, dafs er theilweise erneuert werden mufste.
Es wurde das Ornament alsdann vorher ge-
paust und farbig aufgenommen, um so nach
den vorhandenen Resten genau wiederhergestellt
werden zu können. Glücklicherweise liefsen die
um den Schltifsstein herumgruppirten grofsen
Granatapfelzeichnungen sich ganz erhalten. Von
diesen ausgehend und das Gewölbe bis zum
Scheitel der Gurte ganz durchschneidend war
ein gelber Stab gemalt, um welchen sich krauses
gothisches Laubwerk schlingt. Diese Blatt-
formen waren aus Ockergelb, einem feinen
kalten Grün und Umschlägen von Grauroth,
zart und geschmackvoll schattirt und mit weifsen

Lichtern gehöht. Aus den Granatäpfeln des
den Chor abschliefsenden Sterngewölbes ent-
wickeln sich, statt des mit Blättern umschlun-
genen gelben Stabes mit gebrannter Terra di
Siena rothbraun gemalte Zierlinien, wie man
solche oft in den illustrirten Pergamenthand-
schriften findet. Das einfache Rippenprofil war
in einem dunkelgrauen Steinton gestrichen, der
in regelmäfsigen Abständen mit einer schwarzen
Linie abgesetzt war. Bei den Scheiteln der
Gurtbögen wie bei den Rippen, 60 cm vom
Schlufsstein, waren die Gliederungen besonders
durch Farbe ausgezeichnet. Die Hohlkehle
war in dem feinen kalten Grün, die begleitende
Abfasung zinnoberroth, das vordere schmale
Plättchen hellgelb gehalten, die an's Gewölbe
stofsende Fläche grau mit grünen, roth einge-
fafsten Punkten; ein kräftiger rother und einige
schwarze Striche schliefsen dies Zierstück gegen
die sonst einfach grau gestrichene Rippe ab.
Auf die Gewölbefläche ist nur in der Ausdehnung
dieser Farben mit schwarzen Linien ein Bogen-
kamm mit Blattendigungen aufschablonirt. Die
Malerei auf der Westwand, das jüngste Gericht,
von welchem hier genaue Abbildung vorliegt,
zeigt sämmtliche Figuren auf rothbraunem Grund
(gebrannter Terra di Siena). Von diesem dunklen
warmen Ton heben sich alle übrigen Farben
hell ab und sind meistens kalt gehalten. Das
kalte feine Grün wechselt mit Silbergrau und
Weifs, das Roth modellirt in ein farblos helles
graurothes Licht und das Ockergelb ist in
den Heiligenscheinen und einigen Gewändern
vertreten. Die Anordnung der Figuren ist eine
sehr feierliche und ähnlich einer Darstellung
desselben Gegenstandes in der Nikolaikirche
zu Kaikar auf dem Schildbogen über dem
Chörchen der schmerzhaften Mutter.

Der Heiland in der Mitte des ganzen Bogen-
feldes thront auf dem doppelten Regenbogen,'
die Füfse ruhen auf zwei Kreisen, Sonne und
Mond. Sein grofser rother Mantel mit hellen
graurothen Lichtern hat grüne Umschläge, der
sonst unbekleidete Auferstehungsleib zeigt die
hl. fünf Wunden; die Rechte ist einladend
herabgesenkt, die Linke abweisend erhoben,
ein Schwert geht aus von seinem Munde. Maria
und Johannes Bapt. knieen fürbittend, wo der
Regenbogen die Erde berührt und Michael mit
 
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