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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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Lehrs, Max: Vorlagen für Goldschmied-Gravirungen vom Meister E. S.
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Beissel, Stephan: Ueber die Ausstattung des Innern der Kirchen durch Malerei und Plastik, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3824#0158

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243

1894. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

244

der Schlange P. II. 85. 22. in eine hl. Dorothea (?)
verwandelt, die hl. Katharina P. 11.94. 65. und die
hl. Barbara, Ottley 81** kopirt; auch die Apostel
Jacobus major und Mathias (Letzterer freier und
von der Gegenseite dargestellt) aus dem Stich
P. 159 finden sich unter den zahlreichen gravirten
Heiligengestalten. Der achttheilige Fufs einer
gothischen Monstranz in der Pfarrkirche zu
Bozen 13) enthält die Evangelisten-Symbole und
Kirchenväter von der Patene P. 165 im Gegen-
sinne des Vorbildes, und auf der vergoldeten
Kupferplatte an einem Kästchen der Sammlung
Milani finden sich ziemlich rohe gegenseitige
Kopien der hh. Barbara und Ursula P. 181 und
185.14) Auf einem runden silbernen Reliquien-
behälter des Hohenzollern'schen Museums in
Sigmaringen (Kleinodienschrank, Kat. Nr. 111)
ist die hl. Veronika (Magier »Künstlerlexikon«
IX. 27, 121) gravirt. Andere kunstgewerbliche
Gegenstände lassen nach dem Stil ihrer Gra-
virungen die Benutzung verschollener Stiche des
Meisters E S mehr oder minder deutlich er-
kennen, so z. B. ein 1893 auf der Würzburger
Ausstellung befindliches Reliquienkreuz mit S.
Anna selbdritt und den hh. Ursula, Barbara,
Katharina und Dorothea15) und eine gothische
Schüssel im Domschatz zu Hildesheim, auf welcher
die sitzende Madonna im Mittelrund unverkenn-
bar auf ein Vorbild des E S zurückgeht.

Von den 66 oben genannten Runden fand

ls) Abgebildet im «Album mittelalterlicher Kunst-
werke aus Tirol« Heft I, Blatt II, Fig. a.

•4) Abdrücke davon in Darmstadt, Frankfurt und
Weimar. Vgl. .Jahrb. d. preufs. K.-S.« IX. p. 239.

i5) Kat. Nr. 300. Eine Abreibung verdanke ich der
Güte des Herrn Prof. Marc Rosenberg in Karlsruhe.

sich die Madonna (7a) in einem Buchdeckel.
Als Gebetbuchillustrationen im eigentlichen Sinne
dienten wahrscheinlich die drei Runde der
Kopie 5B im Germanischen Museum, da sie
kolorirt und von einem gemalten Rand um-
geben sind. Wie es scheint sind nach einem
verlorenen Rund derselben gegenseitigen Kopie
die Apostel Andreas und Petrus in den unfer-
tigen Miniaturen des Gebetbuches Herzogs Eber-
hard im Barte auf der Königl. Bibliothek zu
Stuttgart (Brev. Q. 1) fol. 42 verso oben links
leicht vorgerissen, ein Beweis, dafs die Vorlagen
des E S gelegentlich auch von den Minia-
toren mit der Hand kopirt wurden. Endlich
finden sich die zwölf Kopien 9A der Stifts-
bibliothek zu St. Gallen in die Initialen eines
handschriftlichen Gebetbuches von 1.483 (Ms.479)
eingeklebt und von einem so dick aufgetragenen
Kolorit bedeckt, dafs sie im »Katalog der Hand-
schriften« (p.643) für Miniaturen gehalten werden.
Auch die Eingangs erwähnten Runde der
8 Vorlageblätter Israhel's van Meckenem haben
theilweise zum künstlerischen Schmuck von
Handschriften gedient. Ihrer 11 finden sich ein-
geklebt in die Initialen einer Handschrift der
Universitätsbibliothek zu Lüttich,16) und das
British Museum besitzt 10 Runde, die aus einem
früher Drugulin gehörigen Gebetbuch stammen17)
sowie 3 andere, die noch auf den Seiten eines
auseinandergeschnittenen flämischen Breviers in
den gemalten Initialen kleben.18] Cfr. C*U. ZüuV>~«~ ff*

Dresden.

Max Lehrs.

«^o. ti.-ri.

10) Vgl. »Repert. f. K.« XV. p. 477.
") B. 150d, 151 c, 152b, 154c, e, f und 155 b,
e, f.
18) B.

pU^eUd*»*-'

150 e, f und 157 a.

Ueber die Ausstattung des Innern der Kirchen durch Malerei und Plastik.

iL

Die Ausmalung des Chores,
wei Angelpunkte sind durch die bis-
herige Untersuchung für die Deko-
ration festgestellt: Die Apsis oder
das mittlere Chorfenster erhält ein
grofses, von Weitem erkennbares Bild, in den
Triumphbogen kommt das Bild des Gekreuzig-
ten, unter letzterem werden die Bilder der Ver-
kündigung passend angebracht. Für die übrigen
Wände und Fenster des Chores wird mehr
Freiheit bleiben.

Geistreich ist die Dekoration des Chores
von S. Vitale zu Ravenna. Sie ist um so
werthvoller, weil kein zweites Chor seine alt-
christlichen Malereien oder Mosaiken voll-
ständig erhalten hat. Oben in der Apsis führen
zwei Engel den hl. Vitalis und den Bischof
Eclesius zu dem auf der Weltkugel thronenden
Heiland, damit der Bischof die von ihm er-
baute Kirche opfere, der Heilige aber die
Krone des Lebens erhalte. Im unteren Theile
der Chorwände finden wir auf der Männerseite
 
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