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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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Effmann, Wilhelm: Die Altarmensen in der Klosterkirche von Altenryf (Hauterive) i. d. Schweiz
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https://doi.org/10.11588/diglit.3824#0129

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Abhandlungen.

Die Altarmensen in der Klosterkirche
vonAltenryf (Hauterive) i. d. Schweiz.

Mit 12 Abbildungen.

jn den nachfolgenden Zeilen sind zur
Besprechung und in den Figuren
1 bis 12 zur Anschauung gebracht
die Altarmensen in der Kirche des
unweit Freiburg unmittelbar an der
Saane gelegenen ehemaligen Cister-
zienserklosters Altenryf (alta ripa) franz.
Hauterive. Es fehlt an urkundlichen
oder sonstigen chronikalischen Nach-
richten, die auf diese Altäre direkt Bezug haben,
aus den Nachrichten, die uns über den Kirchen-
bau selbst überkommen sind, lassen sich indefs
in Verbindung mit den Stilformen ausreichend
sichere Schlüsse für ihre Datirung gewinnen.

Altenryf verdankt seine Gründung dem Grafen
Wilhelm von Glane; er war dem Blutbade, bei
dem am Ostertage des Jahres 1127 in der Stifts-
kirche von Peterlingen (Payerne) seine Anver-
wandten ihre Vasallentreue gegen Herzog Wil-
helm IV. von Hochburgund mit dem Tode be-
siegelt hatten, glücklich entronnen. Der Ein-
druck aber, den das schreckliche Ereignifs auf
ihn gemacht hatte, war ein so tiefer gewesen, dafs
er fortan Gott sein Leben zu weihen und im Ein-
verständnifs mit dem zuständigen Bischof von
Lausanne ein Kloster zu gründen beschlofs. Nur
wenig entfernt von seiner Stammburg, aus ihren
Steinen, wie die Volkssage erzählt, wurde es
erbaut. Die Klosterkirche wurde am 25. Februar
1137 (oder 1138) geweiht; die Mönche, denen
die neue Stiftung übergeben wurde, kamen aus
dem Kloster Cherlieux in Burgund, dem jetzigen
französischen Loire-Departement.1)

») Cherlieux (1131 gestiftet) war ein Tochter-
kloster von Clairvaux, gegründet 1115 von dem 1098
begründeten Mutterkloster Citeaux. Altenryf gehört
somit zu den Cisterzienserklöstern der dritten Gene-
ration. Vgl. die Stammtafel der oberdeutschen Cister-
zienserklöster von Tornare, veröffentlicht von Rahn
in „Die mittelalterlichen Kirchen des Cisterzienserordens
in der Schweiz" (»Mittheilungen der antiquarischen
Gesellschaft in Zürich« Bd. XVIII, Heft 2, 1872).

Die Kirche von 1137 hat nur kurze Zeit
bestanden; ein Vierteljahrhundert später, in
einer Urkunde vom Jahre 1162, wird nämlich
berichtet, dafs die Gebeine des Klostergründers
Wilhelm von Glane in feierlicher Weise aus
der ersten in die zweite Kirche übertragen und
dort auf der Evangelienseite beigesetzt worden
seien. Das ist die noch jetzt bestehende Kirche.2)
Dieselbe folgt in ihrem Grundrisse dem Plan-
schema der 1135 errichteten zweiten Kirche von
Clairvaux; an das Querhaus der dreischiffigen
Kirche legen sich zu Seiten des flach ge-
schlossenen Hauptchors rechts und links je zwei
Nebenchöre an, die, weniger tief, auf der Ost-
seite mit gemeinschaftlicher, ebenfalls gerad-
liniger Rückwand geschlossen sind.8) Von den
weiteren Schicksalen der Kirche interessirt hier
noch die Nachricht, dafs in der Zeit von 1322
bis 1330 mit dem Hauptchore bauliche Ver-
änderungen vorgenommen worden sind, bei
denen dasselbe mit neuen Fenstern und neuen
Gewölben ausgestattet wurde.

Im Jahre 1848 nach dem Sonderbundskriege,
der mit der Einnahme Freiburgs eine vollständige
Umwälzung in der Regierung herbeiführte, wurde
das Kloster Altenryf aufgehoben, der Versuch,
dasselbe zu veräufsern, schlug aber glücklicher-
weise fehl. Es wurde dann später zum Lehrer-
seminar eingerichtet, und diesem Umstände ist
es zu danken, dafs die Kirche ihrer gottes-
dienstlichen Bestimmung erhalten geblieben ist.

Die Kirche besitzt im Hauptchor und in den
Nebenchören fünf Altäre. Von diesen sind die,
in den beiden Nebenchören der Südseite mit
Stuckmarmor bekleidet, der es fraglich er-

-) Zur Baugeschichte vgl. Rahn „Zur Statistik
schweizerischer Kunstdenkmäler" (»Anz. f. Schweiz.
Alterthumskunde« 16. Jahrg. 1883, S. 472).

3) Grundrifs von Kirche und Kloster a. vorg. O. mit-
getheilt auf Taf. XXXIII; Grundrifs der Kirche allein
bei Rahn »Geschichte der bildenden Künste in der
Schweiz« Zürich 1876, S. 350, Fig. 117, darnach bei
Dehio-Bezold »Die kirchliche Baukunst des Abend-
landes« l.Bd., Stuttgart 1892, Taf. 193, Fig.4; Schnitt
durch das Querschiff bei Rahn a. a. O., „Die mittel-
alterlichen Kirchen des Cisterzienserordens in der
Schweiz", Fig. 2.
 
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