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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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Lehrs, Max: Vorlagen für Goldschmied-Gravirungen vom Meister E. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.3824#0154

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235

1894.

ZFITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

236

Vorlagen für Goldschmied - Gravirungen vom Meister ES.

Mit 3 Abbildungen.

m Werk des Israhel van Meckenem
beschreibt Bartsch unter Nr. 150 bis
157 eine Folge von acht Blättern,
deren jedes sechs Runde in zwei
Reihen nebeneinander enthält. Diese Blätter
kommen selten intakt vor, meist sind sie aus-
einander geschnitten und nur fragmentarisch
in einzelnen Runden erhalten. Für ihre grofse
Verbreitung und Beliebtheit imXVJahrh. spricht
der Umstand, dafs Israhel die Platten, wenn sie
nicht mehr druckfähig waren, immer wieder
aufstach und retouchirte, so dafs man bei der
Mehrzahl (B. 150 und 153 ausgenommen) noch
heut zwei bis drei verschiedene Etats nach-
weisen kann. Die Darstellungen sind fast aus-
schliefslich religiösen Inhalts: Szenen aus dem
Marienleben und der Passion wechseln mit
solchen aus den Legenden der Heiligen; ein
Blatt enthält u. A. die vier Evangelistensymbole,
ein anderes die zwölf Apostel und eines sogar
vier Todtentanzbilder, beiläufig bemerkt, die
frühesten gestochenen Darstellungen dieser Art.
Der niederdeutsche Stecher scheint sich bei
Anfertigung dieser acht Blätter eine ältere ober-
deutsche Folge zum Vorbild genommen zu
haben, wenn er dieselbe auch keineswegs kopirt
hat. Sie rührt von der Hand des vielseitigen
und fruchtbaren Meisters E S her und scheint
ebenfalls aus acht Blättern mit je sechs Runden
bestanden zu haben. Passavant kannte davon
nur sechs, die sich im Dresdener Kabinet, der
reichsten Sammlung von Stichen des Meisters
E S, befinden. Er führt die Blätter an zwei
verschiedenen Stellen seines »Peintre-Graveur«
auf, und zwar einmal unter den Arbeiten der
Schule des Meisters E S und das andere Mal
unter den anonymen Niederdeutschen. Dafs sie
aber eigenhändige Arbeiten des E S sind, dem
sie auch Frenzel1) zuweist, unterliegt keinem
Zweifel und wird durch die Existenz zahlreicher
minderwerthiger Kopien bezeugt.

Eine kurze Aufzählung der Stiche mit den da-
nach bekannten Kopien möge hier Platz finden.
Die Vertheilung der sechs Runde auf jedem der
Blätter, von welchen drei (Nr. 5, 6 u. 8) diesem
Aufsatz in Hochätzung beigegeben sind, ist

j. a. b.

diese: c. d.

________e^ f.

') Naumann1! •Archiv« I. 41, 62—67.

1. Szenen aus dem Marienleben: a)
die Heimsuchung, b) die Geburt Christi,
c) die Anbetung der Könige, d) der Tod
Mariae, e) die Krönung Mariae, f) die
Beschneidung. 97 : 70 mm Bl. Durchmesser
der einzelnen Runde: 30 mm. P. II. 87. 36 A.
und 214. 17. Dresden. Paris (Rund b und
f einzeln ausgeschnitten).

2. Szenen aus der Passion: a) das
Gebet am Oelberg, b) die Gefangen nah nie,
c) Christus vor Pilatus, d) dieGeifselung,
e) die Dornenkrönung, f) die Entklei-
dung. 100 : 70 mm Bl. Durchmesser der ein-
zelnen Runde 31 mm. P. II. 87. 35 B. und 214.
18. Lichtdruck von f in Gutekunst's »Auktions-
katalog« Nr.43.2) Dresden. Bologna(Rundb).
Nürnberg (Rund f).

2A. Kopien nach b, c,d, e. Durchmesser
31 mm. »Repertorium f. K.« XV. p. 480. 1—4.
Brüssel.

2B. Kopie nach e. Durchmesser 28 mm.
Weig. u. Zest. II. 402. 485. Der Verbleib dieser
schwachen Kopie, die nach dem Goldgrund und
Kolorit zu schliefsen wohl aus einem Manuskript
stammt, ist mir nicht bekannt. Bei der Auktion
der Weigeliana (1872) erwarb sie Eugen Felix
für 6 Thlr. und 1885 ging sie auf der Auktion
Felix für 40 Mk, an Thibaudeau.

3. Szenen aus der Passion: a) die
Kreuztragung, b) Christus am Kreuz, c)
die Kreuzigung, d) die Kreuzabnahme,
e) die Auferstehung, f) die Grablegung,

98 : 72 mm Bl. Durchmesser der einzelnen
Runde: 31 mm. P. II. 87. 35 C. und 214. 19-
Dresden.

4. Szenen aus dem Leben Christi und
Anderes: a) die Himmelfahrt, b) Gott
Vater von Engeln verehrt, c) dieHöllen-
fahrt, d) das jüngste Gericht, e) Mariae
Himmelfahrt, f) die hl. Dreifaltigkeit.

99 : 71 mm Bl. Durchmesser der einzelnen
Runde 32 mm. P. II. 88. 35 D und 214. 20.
Dresden. Die Darstellung im zweiten Rund
(b) bezieht sich nicht, wie Heinecken3) glaubt,

2) Stuttgart (1891). Das Fragment wurde für 54 Mk.
vom Germanischen Museum erworben. Es läfst als
Wasserzeichen den Ochsenkopf erkennen, von dem eine
Hornspitze erhalten ist.

s) .Neue Nachrichten« I. 299. 16.


 
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