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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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29

1894. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

30

Bücherschau.

Die .Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Im
Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz
herausgegeben von Paul Clemen. Zweiter Band,
Heft 2: Die Kunstdenkmäler der Stadt Duisburg
und der Kreise Mülheim an der Ruhr und Ruhrort;
Heft 3: Die Kunstdenkmäler der Stadt und des
Kreises Essen. Düsseldorf 1893. Druck und Verlag
von L. Schwann.
Mit dem Erscheinen der vorgenannten beiden Hefte
ist der zweite Band der Kunstdenkmäler der Rhein-
provinz zum Abschlufs gelangt. Wenn dieselben auch
nicht der Erforschung und Beschreibung einer solchen
Fülle hervorragender Kunstwerke gewidmet sind, wie
dies Aufgabe der früheren Veröffentlichungen über die
Kreise Kempen, Geldern, Moers und Kleve gewesen,
so enthalten dieselben doch noch immer eine Menge
des Interessanten, zum Theil Hochwichtigen, nament-
lich soweit das Gebiet der Baukunst in Betracht kommt.
Hier ziehen die Aufmerksamkeit in besonderem Maafse
auf sich das Münster zu Essen und die Ableikirche zu
Werden als Vertreter früherer Perioden christlich-mittel-
alterlicher Kunst gegenüber der Salvatorkirche zu Duis-
burg, deren Bau schon das Ende der Herrschaft des
gothischen Stiles verkündet. Besonders eingehende
Beschreibung ist erstgenannter Kirche gewidmet, deren
westlicher Theil zu den künstlerisch und technisch voll-
endetsten, unter dem Einflüsse der Aachener Pfalz-
kapelle entstandenen Schöpfungen des X. Jahrh. zählt,
namentlich was die Verbindung einer absidenartigen
Anlage im Untergeschofs mit einem darübergelegenen
oblongen achtseitigen Vierungslhurm anbelangt; welche
weiterhin in Ostchor und Krypta die Reste der Bauten
aus dem XII. Jahrh. bewahrt, und mit der vorerwähnten
älteren Anlage durch eine dreischiffige, gothische Hallen-
kirche zu einem wirkungsvollen, bei aller Stilverschieden-
heit dennoch einheitlich sich gestaltenden Ganzen ver-
bunden wurde, welches in der äufseren Erscheinung
noch dadurch gewinnt, dafs demselben sich im Norden
eine ausgedehnte Kreuzgangsanlage, im Westen das ur-
sprüngliche Atrium organisch anfügt. Was die Aus-
stattung des Innern an Bildhauerarbeiten, Malereien und
Paramenten noch aufweist, insbesondere der überaus
reiche Bestand der Schatzkammer an früh- und spät-
mittelalterlichen Werken der Goldschmiedekunst und
des Erzgusses wird in Wort und Bild getreulich be-
schrieben, und dabei der untergegangenen Denkmäler
gebührend Erwähnung gethan. — In geschichtlicher
wie architektonischer Hinsicht dem Münster zu Essen,
der Stiftung Bischofs Alfrid von Hildesheini durchaus
ebenbürtig, steht die Gründung des hl. Ludgerus, die
Abteikirche zu Werden, einer der gröfsten Kirchen-
bauten des Niederrheins, an welchem sich die roma-
nische Bauthätigkeit Jahrhunderte hindurch entfaltete.
Noch tragen die geräumige Vorhalle und der Westbau
die schweren kraftvollen Formen des X. Jahrh. zur
Schau, während uns bei der eigentlichen Kirche in
der gesteigerten Höhenentwicklung des Mittelschiffs und
der Vierungskuppel, in dem polygonen Chorabschlusse
sowie in der ausgedehnten Anlage der Emporen der
sog. Uebergansstil in glanzvollster Ausbildung entgegen-
tritt, die einzig dastehende Anlage der Krypta östlich

des Chores zum Theil wiederum die strenge Behand-
lung der Architektur in der der Gründung der Kirche
folgenden Kunstepoche vor Augen führt. — Als dritte
grofse Kirchenanlage verdient Beachtung die Salvator-
kirche zu Duisburg, im Wesentlichen eine Schöpfung
des XIV. und XV. Jahrh., welche die bereits beginnende
Entartung der gothischen Bauweise in einer dreischiffigen
kreuzförmigen Basilika mit einschiffigem Chor und
mächtig angelegtem, indefs unvollendet gebliebenem
Westlhurm charakteristisch veranschaulicht, auch werth-
volle Reste ehemaliger Ausschmückung, figürlicher wie
ornamentaler, enthält.

Von sonstigen Kirchenbauten verdienen noch Be-
achtung diejenigen zu Hamborn und Hünxe, die ehe-
malige Cisterzienserabtei Maria Saal, die Stiftskirche
zu Stoppenberg, eine eigenartige romanische Anlage
mit westlicher Nonnenempore, sowie die Kirche zu
Dinslaken mitwerthvollen Ausstattungsstücken. Gröfsere
Abhandlungen enthalten die beiden Hefte auch über
einzelne Werke des Profanbaues, so über die römischen
Wallburgen zu Gahleh, Ga'rtrbp und Hünxe, die Schlofs-
anlagen zu Borbeck, Dinslaken, Schellerfeld undBroich,
letztere neben den Schlüssern zu Kleve und Burg a. d,
Wupper eine der bedeutendsten Hofburgen am Nieder-
rhein, eine Vereinigung verschiedener Baugruppen aus
dem XII. bis XVIII. Jahrh.

Wie die früheren Veröffentlichungen, so bringen
auch diese als Einleitung die kurzgefafsten Geschichls-
nbrisse der betreffenden Kreise, und zeichensich gleicher-
weise durch überaus reiche Quellenangabe zu den be-
schriebenen Monumenten und Kunstgegenständen aus.
Auch haben Darstellungen von Grundrissen und Durch-
schnitten der Gebäude mehr Aufnahme gefunden als
dies früher geschehen, wenngleich auch immer noch
nicht in solchem Umfang, der einem Werk von so
hoher Bedeutung für die deutsche Kunstgeschichte,
wie die Denkmälerstatistik der Rheinprovinz, entspricht;
in diesem Punkte wird es von anderen gleichartigen,
jetzt der Oeffentlichkeit übergebenen Arbeiten, die auch
den Kreis der in Zeichnungen veranschaulichten Einzel-
heiten bedeutend erweitern, bereits überlroffen.

Hoffentlich bietet die bald zu erwartende Heraus-
gabe des dritten Bandes Gelegenheit, die bereglen
Mängel, welche dem sonst mit so vielem Fleifs ver-
fafsten und vortrefflich ausgestatteten Werke noch an-
haften, abzustellen. Hei mann.

Die mittelalterlichen Wandgemälde imGrofs-
herzogthum Baden. Herausgegeben von
Dr. F. X. Kraus und Dr. A. von Oechelhäuser.
Band I. DieWandgem aide in der Burgkapelle
zu Zwingenberg am Neckar. Beschrieben
von Ludwig Leutz f. Mit 35 Lichtdrucklafeln nach
den Kopien von K. Fr. Gutmann in Karlsruhe und
mit einer Uebersichtstafel. Herausgegeben von Adolf
von Oechelhäuser. Darmstadt 1893, Verlag von
Arnold Bergsträsser.
Wie in Suddeutschland überhaupt, so ist namentlich
im Grofsherzogthum Baden die archäologische For-
schung in lebhaftem Flufs. Die Denkmälerstatistik
schreitet rüstig voran, und Spezialwerke verbreiten Licht
 
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