—
IIIII
— 2—
guifäten 3
2
Verbürgte
Auflage 3000.
und Alterthumskunde.
*
I
Verbürgte
uflage 3000.
— 1894
Abonnement:
vierteljährlich,
Stuttgart, 16. Januar 1895,
Erſcheint wöchentlich.)
Anzeigen :
Die Nonpareillezeile oder deren
Raum 20 Pfg., Auttionen 30 Pg
3. Jahrgang.
Durlach.
In der Sitzung des Karlsruher Alterthumsver-
eins vom 6. Dezember 1894 ſprach Herr Geh Rath
Wagner über die Ruine auf dem Durlacher Thurm-
berg. Dieſelbe war ſchon fruͤher wiederholt der Gegen-
ſtard eingehender Behandlung ſo von Fecht in ſeiner
„Geſchichte der Stadt Durlach“ 1869, und von geän-
dertem Standpunkt in dem zwangloſen Heft des Karls-
Vher Alterthumsvereins 1891, und von Näher in der
Schrift „Die Umgebung der Reſidenzſtadt Karlsruhe“,
Lei Gutſch 1884. In der Letzteren befinden ſich auch
Anſichten des noch ſtehenden Thurms; aus früheret
Zeit ſind folche nur flein und undeutlich auf Bildern
don Durlach, z. B. denen von Merian, vorhanden; man
bemerkt auf denfelben mur, daß er einſt mit einem hohen
Lierſeitigen Dach gekrönt war; ein Geſammtplan der
Ruine foweit fie erhalten iſt, fehlt bis jetzt gaͤnz.
Seit Anfang der 8S0:er Jahre fanden durch Her-
ſtellung neuer Wirthſchaftsgebäude auf der Höhe des
hurvibergs nicht unbedeutende Veränderungen ſtatt.
Im Frühjahr 1894 beſchäftigte ſich dann der Durlacher
eſchönerungsverein mit neuen Anlagen auf der Ter-
ralfe, und bei diefer Gelegenheit traten neue bisher
Iicht bekannte oder nicht beachtete Mauerzüge zu Tage,
velche nun im Oftober einige ſyſtematiſche Ausgrabungen,
theils mit ſtaatlichen Mitielu, 1heilz mit ſolchen des
Larlsruher Alterthumsvereins, veraulaßten. Sie ſind
0 nicht vollitändig zu Ende geführt, lieferten aber
doch. nanchẽ neue Refultate, welche bereits genügen, um
efriebigenden Kufſchluͤß über die Bedeutung der Rırine
zu gewinnen.
Wir erhalten von der Letzteren das folgende Bild:
„Auf dem gegen das Pfinz- und Rheinthal ziemlich
ſteil abfallenden Bergvorſpruͤng, deffen Gipfel nach hinten
ſich in einem Plateau fortfebt, ſteht vor Allem der alt-
bekannte viereckige Thurm aus Buckelquadern von rothem
Sandſtein; und 7 m von ihm gegen Nordweſt
entfernt eine ebenfalls aus rothem Sand-
ſtein erbaute große Pfeilermauer. An
die ſüdweſtliche Mauer des Thurms iſt aus
Muſchelkaikſteinen ein rundlicher Treppen-
thurm mit einer kleineren Wendeltreppe
angehaut, und an ſeine ſüdöſtliche Wand
ſchließt ſich eine ebenfaͤlls aus Muſchelkalk-
ſteinen mit untermifchlen Sandſteinen er-
richtete große Ringmauer an, welche, in
eckigem Zuge noch faͤſt ganz um die einge-
ebnete obere Fläche des Bergvorſprungs her-
umgehend, dieſe gegen die Abhänge hin ver-
theidigt. Die Flaͤche felbft ift ſeit den S0⸗er
Jahren durch eine moderne lange, von Süd-
oſt nach Südweſt ſtreichende Mauer in zwei
ungefähr gleich große Terraſfen eine obete
mit dem Thurm, und eine tiefer gelegte mit
den neuen Wirthſchaftsgebäuden, getheilt.
Weiter führten nun die Arbeiten des
Durlacher Verſchönerungsvereins auf der
obexen Terraſſe auf die wohl noch 3 bis 4 m
in den Boden hinabreichenden Mayern eines
zweiten groͤßeren Thurm3, welcher
jüdweftlich von dem erften, nır 65 vis 75 cm
von ihm entfernt, alſo ziemlich hart an ihn anſtößt; die
folgenden Grabungen decten dann, nordweſtlich an die-
ſen anſchließend, die Grundmauern von einem
Sebäunde, oder vielleicht von zweien, auf, und außer-
dem verſchiedene bisher nicht bekannte Mauerzüge,
ſo einen über Kalkfels erbauten zwiſchen dem noch {tehen-
den Thurm und der großen Pfeilermauer und einige
weitere an anderen Stellen. Al dies neu Gefundeſte
war gus Muſchelkalkſteinen errichtet.
Unterwirft man jetzt die ganze ſoweit bekannte An-
lage näherer Betrachkung, ſo feßt ſich zunächſt aus der
großen Ringmauer uͤnd aͤus dent von ihr eingeſchloſfenen
neu gefundenen zweiten Thurm, welcher in 1{0 großer
Nähe von dem ekſten nicht zugleich mit ihm geſtanden
hahen kann und darum als der ältere anzujehen iſt, die
Erſcheinung einer normalen, nicht fehr großen
romanijden Burg aus dem 12 oder dem An-
fang des 18. Zahrhunderts zujammen. In den
meiſten Fällen fland eine ſolche Burg auf einem die
Thäler beherrſchenden Bergvorſprung; von dem Berg-
rücken hinter ihr war fie danı durch Wälle und Gräben,
welche den Zugang hinderten, abgetrennt, und auf dem
Thurmberg finden wir in der That auch nordöſtlich
hinter der Ruine waldige, zu Spazierwegen umgeſchaffene
Schluchten, welche noch näherer Unterſuchung harren,
aber ſicher urſprünglich nichts Anderes waren al8 eben
ſolche Wälle und Gräben, - Die das Burgterrain nach
den Abhängen zu umſchließende Ringmauer ift bei durch
hnittlich 2 m 40 cm Dike im Vergleich mit andern
Burgen noch nicht befonders ſtarf; der innerhalb ſtehende
piereckige Thurn iſt mit 11 m 68 cm im Gevierte ziem-
lich groß; feine Mauern mit 2 m 58 cm Dicke haͤtten
ebenfalls nicht die gewöhnliche Stärke, welche bei ſolcher
Größe des Thurms ſonſt etwa 3 m 60 cm hätte be-
tragen müſſen. Es mar der in jeder mittelalterlichen
Burg ſtehende Bergfried, der feſte Thurm. in welchem
man in der äußerſten Gefahr ſich und ſeine Habe „fried-
lich bergen“ konnte und welcher, der ſicheren Verthei-
digung wegen fenſterlos, ſeinen Eingang nie am Fuß,
ſondern erſt im zweiten oder dritten Stockwerk hatte,
ſo daß er nur duͤrch Leitern zu erreichen war, oder in-
dem man von einem vor der Keinen Thüröffnung auf
Kragſteinen ruhenden kleinen Holzgerüſte aus ſich an
Seilen hinaufziehen laſſen mußte. Die ſüdweſtliche
Lälfte unſeres Thurmes wurde bei dem Bau des Wirth-
ſchaſtshaufes weggeſpreugt; man ſtieß dabei in der Tiefe
der unteren Terrafje auf die Reſte einer Art Gewölbe
oder einer Bogenthür, und der Gedanke liegt nahe, daß
man es dabei mit dem Eingang in einen unterirdi-
ſchen Gang zu thun hatte, der aus dem Burgverließ
des Thurms nach dem Fuß des Thurmbergs führte
und in der äußerſten Noth die Beſatzung retten fonnte,
In der That iſt ſchon lange unten am Berg in dem
Rittershofer'ſchen Gute das Austreien eines unterirdi-
ſchen Ganges bekannt, und es find an der äußern Seite
der Ringmauer, dem Wirthſchaftsgebaͤude gegenüber,
nicht ganz ausſichtsloſe Grabungen begonnen, welche
auch hier auf einen ſolchen führen ſollten. Die oben
berührten, nordweſtlich ſich anſchließenden Gebäudemauern
dürften im unteren Grunde einen Keller mit geſtampf-
tem Lehmboden und mit Verputz der Wände, der noch
Vrhanden iſt, umſchloſſen haben. Da man hier im
Schutt eine ziemliche Anzahl romaniſch verzierter Boden-
fließen aus gebranntem Thoͤn vorfand, ſo darf das be-
treffende einſtige Gebäude gleichfall® al8 der urſprüng-
lich romaniſchen Burg zugehoͤrig angeſehen werden. Das-
ſelbe dürfte im ANgemeinen von den weiteren, der großen
Zerſtörung wegen nicht genauer erfennbaren Mauerzügen
gelten. Was aber zur Geſammterſcheinung der Burg
noch fehlt, der jedenfaͤlls beſonders hefeſtigte Eingang
zu derſelben, ein vielleicht durch mehrfache Mauern ge-
bildeter Zwinger (Näher glaubt einen ſolchen am Euͤde
des bekannten/ 1781 hergeſtellten Staffelwegs annehmen
zu dürfen) und ein innerhalb der Mauer befindlicher
Brunnen, das alles ift fo ſehr zerſtört, daß waͤhrſcheln
lich auf deſſen Auffindung wild verzichtet werden müſſen
(der ſog. Burgbrunnen am Grötzinger Weg, Ende des
16. Jahrhunderts als in volem Gang genannt, fällt
außerhalb der Mauer).
Die romaniſche Burg muß nun einſt zer-
tort worden fein; als Beweiz gilt der zerſtörte
Thurm und der reichliche Schutt, der ſich ſtellenweiſe
ſehr tief hinab verfolgen läßt. Es fand aber ein
Wiederaufbau ſtatt; bei dieſem wurde der Reſt
des alten Thurms, der ſich wohl wegen der geringeren
Nauerſtärke und dem Ban mit Heineren Kalkbauſteinen
als zu ſchwach erwiefen hatte, nicht mehr benützt, ſondern
es wurde ein ne ner Thurm mit beſſerem Baumate-
rial errichtet und diefer, damit er hei der Vertheidigung
an der gefährdetſten Seite der Burg mitwirken Lönne,
join die Mauerlinie hinausgerückt, daß jeine
eine Hälfte anßerhalb dexſelben fiel. Dies iſt der
jetzt noch ſteheude Thurm aus Buckelquadern von
rothem Sandſtein. Er iſt etwas feiner als ſein Vor-
gänger, bei 28 m Höhe mit Außenwänden von 9 m 50 cm
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Verbürgte
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und Alterthumskunde.
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I
Verbürgte
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— 1894
Abonnement:
vierteljährlich,
Stuttgart, 16. Januar 1895,
Erſcheint wöchentlich.)
Anzeigen :
Die Nonpareillezeile oder deren
Raum 20 Pfg., Auttionen 30 Pg
3. Jahrgang.
Durlach.
In der Sitzung des Karlsruher Alterthumsver-
eins vom 6. Dezember 1894 ſprach Herr Geh Rath
Wagner über die Ruine auf dem Durlacher Thurm-
berg. Dieſelbe war ſchon fruͤher wiederholt der Gegen-
ſtard eingehender Behandlung ſo von Fecht in ſeiner
„Geſchichte der Stadt Durlach“ 1869, und von geän-
dertem Standpunkt in dem zwangloſen Heft des Karls-
Vher Alterthumsvereins 1891, und von Näher in der
Schrift „Die Umgebung der Reſidenzſtadt Karlsruhe“,
Lei Gutſch 1884. In der Letzteren befinden ſich auch
Anſichten des noch ſtehenden Thurms; aus früheret
Zeit ſind folche nur flein und undeutlich auf Bildern
don Durlach, z. B. denen von Merian, vorhanden; man
bemerkt auf denfelben mur, daß er einſt mit einem hohen
Lierſeitigen Dach gekrönt war; ein Geſammtplan der
Ruine foweit fie erhalten iſt, fehlt bis jetzt gaͤnz.
Seit Anfang der 8S0:er Jahre fanden durch Her-
ſtellung neuer Wirthſchaftsgebäude auf der Höhe des
hurvibergs nicht unbedeutende Veränderungen ſtatt.
Im Frühjahr 1894 beſchäftigte ſich dann der Durlacher
eſchönerungsverein mit neuen Anlagen auf der Ter-
ralfe, und bei diefer Gelegenheit traten neue bisher
Iicht bekannte oder nicht beachtete Mauerzüge zu Tage,
velche nun im Oftober einige ſyſtematiſche Ausgrabungen,
theils mit ſtaatlichen Mitielu, 1heilz mit ſolchen des
Larlsruher Alterthumsvereins, veraulaßten. Sie ſind
0 nicht vollitändig zu Ende geführt, lieferten aber
doch. nanchẽ neue Refultate, welche bereits genügen, um
efriebigenden Kufſchluͤß über die Bedeutung der Rırine
zu gewinnen.
Wir erhalten von der Letzteren das folgende Bild:
„Auf dem gegen das Pfinz- und Rheinthal ziemlich
ſteil abfallenden Bergvorſpruͤng, deffen Gipfel nach hinten
ſich in einem Plateau fortfebt, ſteht vor Allem der alt-
bekannte viereckige Thurm aus Buckelquadern von rothem
Sandſtein; und 7 m von ihm gegen Nordweſt
entfernt eine ebenfalls aus rothem Sand-
ſtein erbaute große Pfeilermauer. An
die ſüdweſtliche Mauer des Thurms iſt aus
Muſchelkaikſteinen ein rundlicher Treppen-
thurm mit einer kleineren Wendeltreppe
angehaut, und an ſeine ſüdöſtliche Wand
ſchließt ſich eine ebenfaͤlls aus Muſchelkalk-
ſteinen mit untermifchlen Sandſteinen er-
richtete große Ringmauer an, welche, in
eckigem Zuge noch faͤſt ganz um die einge-
ebnete obere Fläche des Bergvorſprungs her-
umgehend, dieſe gegen die Abhänge hin ver-
theidigt. Die Flaͤche felbft ift ſeit den S0⸗er
Jahren durch eine moderne lange, von Süd-
oſt nach Südweſt ſtreichende Mauer in zwei
ungefähr gleich große Terraſfen eine obete
mit dem Thurm, und eine tiefer gelegte mit
den neuen Wirthſchaftsgebäuden, getheilt.
Weiter führten nun die Arbeiten des
Durlacher Verſchönerungsvereins auf der
obexen Terraſſe auf die wohl noch 3 bis 4 m
in den Boden hinabreichenden Mayern eines
zweiten groͤßeren Thurm3, welcher
jüdweftlich von dem erften, nır 65 vis 75 cm
von ihm entfernt, alſo ziemlich hart an ihn anſtößt; die
folgenden Grabungen decten dann, nordweſtlich an die-
ſen anſchließend, die Grundmauern von einem
Sebäunde, oder vielleicht von zweien, auf, und außer-
dem verſchiedene bisher nicht bekannte Mauerzüge,
ſo einen über Kalkfels erbauten zwiſchen dem noch {tehen-
den Thurm und der großen Pfeilermauer und einige
weitere an anderen Stellen. Al dies neu Gefundeſte
war gus Muſchelkalkſteinen errichtet.
Unterwirft man jetzt die ganze ſoweit bekannte An-
lage näherer Betrachkung, ſo feßt ſich zunächſt aus der
großen Ringmauer uͤnd aͤus dent von ihr eingeſchloſfenen
neu gefundenen zweiten Thurm, welcher in 1{0 großer
Nähe von dem ekſten nicht zugleich mit ihm geſtanden
hahen kann und darum als der ältere anzujehen iſt, die
Erſcheinung einer normalen, nicht fehr großen
romanijden Burg aus dem 12 oder dem An-
fang des 18. Zahrhunderts zujammen. In den
meiſten Fällen fland eine ſolche Burg auf einem die
Thäler beherrſchenden Bergvorſprung; von dem Berg-
rücken hinter ihr war fie danı durch Wälle und Gräben,
welche den Zugang hinderten, abgetrennt, und auf dem
Thurmberg finden wir in der That auch nordöſtlich
hinter der Ruine waldige, zu Spazierwegen umgeſchaffene
Schluchten, welche noch näherer Unterſuchung harren,
aber ſicher urſprünglich nichts Anderes waren al8 eben
ſolche Wälle und Gräben, - Die das Burgterrain nach
den Abhängen zu umſchließende Ringmauer ift bei durch
hnittlich 2 m 40 cm Dike im Vergleich mit andern
Burgen noch nicht befonders ſtarf; der innerhalb ſtehende
piereckige Thurn iſt mit 11 m 68 cm im Gevierte ziem-
lich groß; feine Mauern mit 2 m 58 cm Dicke haͤtten
ebenfalls nicht die gewöhnliche Stärke, welche bei ſolcher
Größe des Thurms ſonſt etwa 3 m 60 cm hätte be-
tragen müſſen. Es mar der in jeder mittelalterlichen
Burg ſtehende Bergfried, der feſte Thurm. in welchem
man in der äußerſten Gefahr ſich und ſeine Habe „fried-
lich bergen“ konnte und welcher, der ſicheren Verthei-
digung wegen fenſterlos, ſeinen Eingang nie am Fuß,
ſondern erſt im zweiten oder dritten Stockwerk hatte,
ſo daß er nur duͤrch Leitern zu erreichen war, oder in-
dem man von einem vor der Keinen Thüröffnung auf
Kragſteinen ruhenden kleinen Holzgerüſte aus ſich an
Seilen hinaufziehen laſſen mußte. Die ſüdweſtliche
Lälfte unſeres Thurmes wurde bei dem Bau des Wirth-
ſchaſtshaufes weggeſpreugt; man ſtieß dabei in der Tiefe
der unteren Terrafje auf die Reſte einer Art Gewölbe
oder einer Bogenthür, und der Gedanke liegt nahe, daß
man es dabei mit dem Eingang in einen unterirdi-
ſchen Gang zu thun hatte, der aus dem Burgverließ
des Thurms nach dem Fuß des Thurmbergs führte
und in der äußerſten Noth die Beſatzung retten fonnte,
In der That iſt ſchon lange unten am Berg in dem
Rittershofer'ſchen Gute das Austreien eines unterirdi-
ſchen Ganges bekannt, und es find an der äußern Seite
der Ringmauer, dem Wirthſchaftsgebaͤude gegenüber,
nicht ganz ausſichtsloſe Grabungen begonnen, welche
auch hier auf einen ſolchen führen ſollten. Die oben
berührten, nordweſtlich ſich anſchließenden Gebäudemauern
dürften im unteren Grunde einen Keller mit geſtampf-
tem Lehmboden und mit Verputz der Wände, der noch
Vrhanden iſt, umſchloſſen haben. Da man hier im
Schutt eine ziemliche Anzahl romaniſch verzierter Boden-
fließen aus gebranntem Thoͤn vorfand, ſo darf das be-
treffende einſtige Gebäude gleichfall® al8 der urſprüng-
lich romaniſchen Burg zugehoͤrig angeſehen werden. Das-
ſelbe dürfte im ANgemeinen von den weiteren, der großen
Zerſtörung wegen nicht genauer erfennbaren Mauerzügen
gelten. Was aber zur Geſammterſcheinung der Burg
noch fehlt, der jedenfaͤlls beſonders hefeſtigte Eingang
zu derſelben, ein vielleicht durch mehrfache Mauern ge-
bildeter Zwinger (Näher glaubt einen ſolchen am Euͤde
des bekannten/ 1781 hergeſtellten Staffelwegs annehmen
zu dürfen) und ein innerhalb der Mauer befindlicher
Brunnen, das alles ift fo ſehr zerſtört, daß waͤhrſcheln
lich auf deſſen Auffindung wild verzichtet werden müſſen
(der ſog. Burgbrunnen am Grötzinger Weg, Ende des
16. Jahrhunderts als in volem Gang genannt, fällt
außerhalb der Mauer).
Die romaniſche Burg muß nun einſt zer-
tort worden fein; als Beweiz gilt der zerſtörte
Thurm und der reichliche Schutt, der ſich ſtellenweiſe
ſehr tief hinab verfolgen läßt. Es fand aber ein
Wiederaufbau ſtatt; bei dieſem wurde der Reſt
des alten Thurms, der ſich wohl wegen der geringeren
Nauerſtärke und dem Ban mit Heineren Kalkbauſteinen
als zu ſchwach erwiefen hatte, nicht mehr benützt, ſondern
es wurde ein ne ner Thurm mit beſſerem Baumate-
rial errichtet und diefer, damit er hei der Vertheidigung
an der gefährdetſten Seite der Burg mitwirken Lönne,
join die Mauerlinie hinausgerückt, daß jeine
eine Hälfte anßerhalb dexſelben fiel. Dies iſt der
jetzt noch ſteheude Thurm aus Buckelquadern von
rothem Sandſtein. Er iſt etwas feiner als ſein Vor-
gänger, bei 28 m Höhe mit Außenwänden von 9 m 50 cm