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Antiquitäten-Zeitung — 3.1895

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Nr. 40 (2. Oktober)
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Verbürgte


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I

1

TI




Stuttgart 1894.

Abonuement:
Deutſchland u. Oeſterreich M 2.50
vierteljährlich, Ausland M 3. .

Nr. 10.

Stuttgart, 2. Oktober 1895,

Erſcheint wöchentlich.)

Auzeigen:
Die — oder deren 3. Jahrgang.

Raum 20 Pfg Auktionen 30 Pfg.

Böſe Weiber berühmter
Männer.

Nachdruck verboten.)
— —6 —

Ein wahres Hauskreuz erhielt der gute Alb-
recht Dürer 1494 an ſeiner Agnes, einer Tochter
des Nürnberger Mechanikers, Harfenſpielers und Sängers
Frey, die zwar ganz ſchön und artig von Angeſicht,
deſto ſchwärzer aber von Gemüth und Herzen war.
Nichtsdeſtoweniger hat er ſie gar ſchön neben ſich abge-
bildet. Auf einem ſeiner Kupferſtiche, wo er mit ſeiner
Braut ſpazieren geht, geht ihnen als Diener der Tod
nach. Ob das wohl prophetiſch ſagen ſollte: Dieſe
wird mich todtplagen?

Bis zum Abſcheu geizig, war ſie ſo zankſüchtig,
daß es Niemand bei ihr aͤushalten konnte. So viel
auch ihr fleißiger Mann verdiente, es war ihr
nie genug; ſo ſanft und gefällig er auch war,
ſie hörte nie auf, zu zanken, im Hauſe umher zu
toben und zu lärmen, und zu ſchreien, daß es
nicht ärger ſein konnte. Umſonſt wendeten ſeine
Freunde alles an, nichts gelang; die Furie blieb,
wie ſie war.

Gram und Verzweiflung trieben endlich den
armen Dürer in die Niederlande. Er war ohne
Vorwiſſen ſeines Plagegeiſtes von Frau fortge-
gangen, die ziemlich betroffen die Früchte ihres
unſiunigen Waltens nun zu ihrem Schrecken ein-
ernten mußte. Aengſtlich lief ſie zu ihres Mannes
beſtem Freunde, Pirkheimer, weinte, klagte, ge-
lobte Beſſerung, und ſtellte ſich wie eine Ver-
zweifelnde. Er glaubte ihr und ſchrieb an ihren
Mann, der ganz freudig nach Nürnberg zurück-
eilte. Sie ging ihm entgegen, fiel ihm um den
Hals, bat um Verzeihung, verſprach beſſer zu
werden, und — hielt von dem Allem nichts, ja,
ſie wurde noch ärger, als ſie geweſen war.

Ein Pfau am Schweife hat ůuch ſchöne Augen, und
gleichwohl ein Geſchrei, wie der Teufel. Sie iſt hübſch
freundlich; traue nicht, das Wintergrün iſt auch freund-
lich, umhaͤlſet den Baum, nimmt ihm aber die Kräfte.
Traue nicht ſondern gedenke, daß ein Engel hei dem
Grabe des Herrn mit drei heiligen Weibern ſich nicht
hat wollen in Discurs einlaſſen, ſondern ſie bald von
ſich geſchafft. Geht aber hin, ſprach er, und ſagt es
ſeinen Jüngern.“
Erwähnter Pater Abraham, der mituner auch ſeinen

Vers machte, reimt von einer ſolchen ehelichen Wider-
bellerin in ſeiner Art und Weiſe:

„Sagt Er ja, ſo ſag ID nein,

trintt Sr Bier, ſo trint Ich Wein,

will Er dies, ſo will Ich das,

ſingt er den Alt, ſing Ich den Baß,

ſteht Er auf, ſo ſitz Ich nieder,

ſchlägt Er mich, jo kratz Ich wieder,

will Er Hy, ſo will Ich Hott:

Das iſt ein Leben, erbarm es Gott!“

So ſagt Arend: „Wenn die ſaubere Agnes die

und der deßwegen Sarto genannt wurde, weil ſein
Vater das Schneiderhandwerk trieb. Dieſer heirathete
eine gewiſſe Lukrezia von niederer Abkunft, deren Eltern
er erknähren mußte, und die ihm wenig ruhige Stunden
ließ. Dabei war er zum Raſendwerden in ſie verliebt,
und eiferſüchtig, wie man es nur ſein kann, um nicht
weit vom Wahnſinne entfernt zu ſein. Ihr Bild
ſchwebte beſtändig in ſeinen Gedanken, er brachte es in
allen Gemälden an, und daher rührt in denſelben eine
gewiſſe Art von Einförmigkeit, welche man in den Köpfen
ſeiner Madonnen bemerkt. Aber die Frau war ſchön,
wie beſonders die Madonna del Sacco beweiſt, welches
ihr Bild und ſein gelungenſtes Meiſterwerk iſt. König
Franz I. ließ ihn nach Paris berufen, aber ſeine Frau
ließ ihn nicht dort bleiben; er ging nach Florenz zu-
rück, brachte das erhaltene Geld durch und ſtarb endlich
nicht in den beſten Umſtänden erſt 42 Jahr alt, von
Allen, ſelbſt von ſeiner Frau, die er ſo ſehr liebte,
und die ihn ſtets quälte, verlaſſen, im Jahre 1530.
Er hatte viele Schuͤler, aber keiner blieb bei ihm,
weil es nicht auszuhalten war, wie ſehr ſeine

Frau immer Allen befehlen wollte und dieſelben
quälte und peinigte; es war ihr nicht genug,
ihren Mann allein ihre Befehlshaber-Launen
empfinden zu laſſen.

Am übelſten iſt es oftmals Gelehrten gegangen,
welche ſo unglücklich waxen, an böſe Weiber ſich
verheiratet zu ſehen. Die Meiſten ertrugen ihr
Unglück mit Geduld, blieben ruhig auf dem
pribilegirten Zankplatze und hielten dafür, daß
Ehezaͤnkereien den Thränen glichen, die den
Schmerz lindern.

Hören wir einen erfahrenen Caſuiſten über
die Weiber ſprechen: „Die Ehe, in lateiniſcher
Sprache Conjugium genannt, iſt allerdings
ein Joch, welches dem Manne und der Frau
aufgelegt iſt, und gebühret es ſich, daß beide
ihre Pflichten erfüllen. Das Weib muß ſein
gottesfürchtig und tugendhaft, denn Tugend
führt nimmer zur Hölle. Sie ſei ferner freundlich,


Dürer ab an Leib und Geiſt, und ſtarb, nachdem

er 34 Jahr auf der ehelichen Folterbank gelegen hatte
und von feiner Frau todtgemartert worden war. Zu
verwundern iſt es, wie der gute Mann bei ſolchem
Hauskreuze ſo vielerlei Gutes und Schönes zeichnen,
malen, in Holz ſchneiden, und ſo ſchöne Geiſteswerke
vollenden konnte! Warum und in welcher Hinſicht auf
anſpielende Darſtellung Dürer ſeine Hausmegaͤre nackend
gemalt hahen mag, bleibe dem Nachdenken eines Jeden
ſelbſt überlaſſen..

Ein Bild wie dieſe Düreriſche Agnes muß der
wohlberedte Pater Abraham a Sancta Clara
bei folgender Schilderung vor ſich gehabt haben, wenn
er ſagte: „Frau und Fraus ſind nicht weit von ein-
ander — Sie iſt aber ſchön; traue nicht; die Pillen
der Apotheker ſind vergoldet und dennoch bitter. Sie
iſt abex weiß ; traue nicht; Silber iſt auch weiß, und
beſudelt doch die Hände. Sie iſt aber ſchön und roth;
traue nicht. Ein Gimpel iſt auch roth, hat gleichwohl
einen üblen Schnabel. Sie hat aber ſchöne Augen.

Trompete Marie (ein muſikaliſches Inſtrument mit einer
ſtarken Darmſaite, welche oben mit dem Fiedelbogen
geſtrichen und mit dem linken Daumen gedrückt wird,
und wie eine Trompete klingt) anzog, und ein Stück-
chen aus C-Dur angab, ſo hielt ihr geplagter Albrecht
in C:-Mol aus. Aber das konnte weder Gott noch
Menſchen angenehm klingen.“

Dürer's Kunſtbruder, Hans Holbein, hatte
auch eine ſehr knurrige Ehehälfte, die zu ihrem luſtigen,
den Wein und die Freuden des Lebens liebenden Manne
gar nicht paßte. Verdrießlich genug, auch etwas zänkiſch
ſieht ſie auf dem von ihrem Manne gemalten Bilde aus,
und deſto jovialer er. Sie zankte ſich heiſch, und er
ging nach England; kam wieder, brachte ihr Geld, fand
ſie noch immer ſo, wie er ſie verlaſſen hatte, und wan-
derte wieder nach England zu rück, wo er 1554 ſtarb.

Nicht viel beſſer als Dieſem und dem geplagten
Albrecht Dürer ging es dem beliebten Maler Andrea
del Sarto, deſſen eigentlicher Name Vanuchi war,

— — — — —

werden die Weiber genannt Frauen, daß ſie ſollen
freundlich und freudenreich ſein. Die Freundlichkeit iſt
der rechte Magnetſtein, der die Liebe des Mannes
anzieht. Die Weiher müſſen ſein keuſch, züchtig und
demiütthig; denn Demuth iſt zu allen Dingen gut.
Sittlich und mäßig ſollen ſie fein, barmherzig, mild
und verſchwiegen. Ihrer Haushaltung muß ſie wohl
vorzuſtehen wiſſen. Iſt dies nicht, ſo gibt's Unwillen
in der Ehe, und iſt nirgends kein Stern. Sie ſei ar-
beitſam und häuslich, und trage ihre Hausſorge mit
ſich, wie eine Schnecke ihr Häuslein. Ihren Mann
liebe und ehre ſie mit ziemender Hochachtung.“

„Laſſen ſich die Weiber warhen, und ſein nicht
gottlos, fluchen und ſchwören nicht, ſein nicht laſter haftig,
nicht unfreundliche Holzblöcke, unholdſeelige Maulfranken,
die weder Glimpf (Ernſt) noch Schimpf wiſſen, unkeuſche
Potypharſin, ſtolze Baſthin, verſoffene Peken, umbarm-
herzige Iſabells, Läſtermäuler, wie Hiob's Hausfrau
von welcher Auguſtinus ſchreibt, — daß ſie geweſen
ſei Diaboli Ooadjutrix.“

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