Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Antiquitäten-Zeitung — 3.1895

DOI Heft:
Nr. 14 (3. April)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.61393#0109
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— — —
2


Verbürgte

Auflage 3000.


und Alterthumskunde.


4




Stutigart 1894.

Abonnement:
Deutſchland u. Oeſterreich M 2.50
vierteljährlich, Ausland ıM 3.—.,

Nr. 14.

Stuttgart, 3. April 1895.

Erſcheint wöchentlich.)

Auzeigen:
Die Nonpareilezeile oder deren
Raum 20 Pfg., Auttionen 30 Pfs.

3, Jahrgang.

Eine Zeitung von 1730.

— — — —

Eine mit dem Züricher Wappen geſchmückte Zei-
tung, Nr. 1 vom 23. Februar 1730, iſt in unſeren Be-
ſitz gelangt. Wir bringen das intereſſante, vier Seiten
ſtaͤrke, im Seiten⸗Format von 23:19 em recht ſauber
hergeſtellte ſeltene Exemplar in ſeinem ganzen Umfange
zum Abdruck.

*

* *
DonnfitagS:NahHricdhten
von Zürich.

Betreffende allerhand in dem gemeinen Handel vorkom-
mende Dinge, als vom kauffen und verkauffen, von ver-
leihen und entlehnen, oder zu Lehen empfangen, vom
gefundnen und verlohrnen, von Koſtgeben und Koſt-
nehmen und anderen dergleichen Saͤchen, wochent-
lich errer

2
Haubtmann Haus Jacob Lindiuner.

Num. I. Den 23. Hornung, 1730.

Aß der Nutz der edlen
Buchdruckerey-Kunſt

ſehr groß ſeye, iſt leicht
zubegreiffen, doch iſt er noch
gröfjer, als man begreiffen kan,
weil er ſich erſtreckt auf alle
diejenigen Sachen, welche einem
klugen Menſchen zu Beföder-
ung ſeines Bolſtands und Er-
langung ſeines Vortheils dien-
lich oder nöthig ſeyn können.
Hiezu gehören auch die ſo ge-
heiſſenen Avis⸗Blättlein, die
wir lieber mit einem teutſchen N
Worte, Nachrichten, nennen wr 4*
wollen; welche in groſſen [
Städten ſchon ſeit langem üb—⸗
lich geweſen, nunmehr aber auch in der Eydgnoßſchafft,
als namlich zu Bern und Baſel, mit Hoch-Oberkeitlicher
Begünſtigung aufkommen ſind, und ich dadurch veran-
laſet worden, nach dem Rath gewiſſer Freunden, welche
gleichen Einfahl ſchon lang gehabt, eben dieſes auch
aͤllhier vorzunehmen, und hiemit künfftig alle Wochen
auf den Donnſtag ſolche Nachrichten durch den Druck
auszugeben, in welchen ein jeder Anlas hat, wie bekannt

zu machen, alſo zuvernehmen:

Was man von allerhand Sachen, liegenden Gü-
tern und Fahrnuſſen zum Kauff anzutragen, und ſo
widerum, was man von dergleichen Sachen zukauffen
verlange.

2. Was man von Güteren, Häuſeren, Gemächeren,
Kelleren, ꝛc. auszuleihen, oder Lehns-Weis zuempfangen
begehre.

3. Was für verlohrnen Sachen man nachfrage, und
was für gefundene Sachen man dem rechtmaͤſſigen Be-
ſitzer, gegen eine ehrliche Diſcretion anbiethe.

4. Wo Gelegenheit in Conditionen und Dienſte 2C.
oder an die Koſt zukommen angetragen oder geſucht werde.

5. Was für Gelegenheit ſich erzeige Waaren auf
der Yr oder zu Schiff fortzubringen, ſogleich auch zu
Schiff 2c. zureiſen.

6. Was für Aenderung und Mandat bey uns und
in der Nachbarſchafft in dem Müntz Weſen, und in An-
ſehung der Meſſen vorfallen.

7. Welche Schuldner zum Auffahl getrieben werden.

S. Was der Schlag und mittelſte Preiß vorige
Wochen auf dem Korn-Markt geweſen.

9. Was für Ehen und Geſtorbene ab der Canzel
verkündet worden, und zwahren eben in der Ordnung
und auf die Weiſe, wie ſie ab der Canzel verkündet
worden.

10. Was in Geiſtlich⸗Weltlich- und Burgerlichen
Aemtern und Dienſten für Beförderungen ſeyen vorge-
fallen.

11. Was ſür Bücher allhier neu in den Druck aus-
gegangen, oder ausgehen ſollen.

12. Was für Orationen, Diſputationeu und der-
gleichen Actus zuhalten oder gehalten ſeyen.

Wozu noch allerhand andere Sachen werden kom-
men, an die man jetzt nicht alle gedenken kann, ein jed-
weder aber ſelbs ſinnen wird, wenn ihm etwas fürkomt,

das er um ſeines Nutzens willen jedermann bekant
machen wollte.

Und damit das Publicum hievon rechten Nutzen
habe, iſt zuwiſſen, daß man die publicirende Sachen, ſo
viel ſich thun läßt, mit allen Umſtänden bekant machen
wird, weil aber nicht männiglich alle Umſtände aus-
drucken läßt, ſo wird eine fleiffige Buchhaltung gehalten,
alle Puncten in die Ordnung, wie ſie in den Druck
kommen, und mit gleichen Numeren genau eingetragen,
und über alles jedermann, dem ein mehreres zuwiſſen
nöthig iſt, im Adresse-Contoir guter Beſcheid gegeben,
oder wo man ſich weiter anzumelden habe, angezeigt
werde, für welche beſondere Mühe dann auch zu Be-
ſtreitung der Unköſten, eine kleine Vergeltung von dem
der etwas einſchreiben läßt, erwartet wird.

Uebrigens verhoffet der Unternehmer, man könne
ſich zu ihm verſehen aller Treu, Sorgfalt und gebühren-
der Dienſtfertigkeit, auch vertrauter Verſchwiegenheit,
in Anſehung derer Umſtänden, welche man nicht gern
jedem entdecket; und zweifelt nicht, wie manche dieſer
Blätter leicht werden mangeln können, ſo werden ſie

46 manchen auch gar dienlich und angenehm
eyn.

Was man zumelden hat, ſol entweder in eigener,
oder durch eine vertraute Perſohn, oder eigenhändigen
Brieff geſchehen, welcher, wann er von auſſenher komt,
francirt ſeyn muß. Wann es unpvermeidenlich nöthig
iſt, wird man zu allen Zeiten Audientz geben, ſonſt iſt
vor anderen Tagen aus der Monntag erpreß dazu be-
ſtimmt.

Keine Sach ſolle zwey oder mehrmal gemeldet, ſon-
dern wann wider verhoffen nicht neue Materie genug
wäre, der Platz lieber lähr gelaſſen werden, damit man
den Leſer nicht verdrießlich mache. Man wird . aber
einiche Puncten, welche aus den vorigen Nachrichten
* gelten, in den folgenden kürtzlich mit ihren Numeren
andeuten.

das nächſte mahl verſpahrt werden.

Was in den wochentlichen Nachrichten zu Bern und
Baſel gemeldet wird, das unſere Stadt auch angehen
ſolte, wie der Punct von Conditionen, Koſtgängeren 2C.
bisweilen ſeyn kan, das wird man nicht vergeſſen hey-


zurucken, und werden vielleicht ſamtliche Adressen-Con-
toirs, wann ſie zuſamen in
guter Verſtändniß ſtehen, mit
dem Publico deſto gröſſeren
Nutzen zuerwarten haben.

* Geden es die Zeiten und
4 Dn Gelegenheiten zu, wird auch
“ diß Vorhaben günſtig aufge-

2 nohmen und gnädig beſchützt,
ſo dörfte vielleicht bisweilen
eine Zugaab zuerwarten ſeyn,
zum Nutzen der Handelſchafft,
betreffende, zum Exempel, die
Vergleichung der Mäſen von
trocknen und naſſen Früchten,
Gewichten, Ellen, Müntzen, 2C.

Der Unternehmer findet
billich, daß er ſich der Erſetzung
ſeiner Köſten und Mühe ver-
ſichere, und nach dieſem Calcul fordert er für dieſe
Nachrichten nach Verflieſſung des Jahrs 1. Thaler, und
für jedes Stück beſonders 2. ß. Vielleicht aber dörfte
er künftig, wann ihm Gott Leben und Geſundheit ſchencket,
und er von dieſer Arbeit genugſam Nutzen vor ſich ſiehet,
von ſolchem Preiß etwas nachlaſſen.

Wer es verlangt, dem wird man dieſe Nachrichten
alle Donnſtag durch das ganze Jahr für 8. ß. Trager-
Lohn nach Haus ſchicken.

Den eigentlichen Begrieff des Vorhabens wird end-
lich der Leſer aus folgender Prob machen können.

1

S wird um 400. fl. zum Verkauff angetragen eine
Behauſung und Hofſtatt, ſamt Scheur und Stal-
lung daran, item ein Kraut-Garten und ein
Stücklein Baum-Garten darbey, mit aller Rechtſame
und Zugehörd im Dorff und Gemeind-⸗Werch zu Rorbas.
Fehrner ein Baumgärtlein ungefehrd ein halben Vier-

ling groß, ein Juchart Acker im Loch in der Zelg zur


\ A — — — — — —

— — ——
 
Annotationen