Verbürgte
Auflage 3000.
—
Verſteigerungen und Alterthumskunde.
Verbürgte
Stuttgart 1894.
Abonuemeut:
Nr. 38S.
Stuttgart, 18. September 1895,
Erſcheint wöchentlich.)
Auzeigen:
Die Nonpareilezeile oder deren
Raum 20 Pfg., Auktionen 30 Pfg.
3, Jahrgang.
Der Schaukaften des ſtadtiſchen
Münzkabinets in Breslau.
— — —
Gleich der prachtvollen ſtädtiſchen Bibliothel hat
auch die reiche ſtädtiſche Münzſammlung in dem ebenſo
ſchonen wie zweckmäßig eingerichteten Neubau am Ende
des Roßmarktes ein behagliches Heim gefunden. Ein
Thurnizimmer beherbergt die oͤrei geräunligen Schränke,
deren koſtbaren Inhalt nahezu 10,000 Münzen
Bildniſſen der Triumvirn/ dann der Kaijer ; an Schön-
heit ragen unter ihnen die ältere Fauftina, die Gemah:
lin des Antonius Pius, und Lucius Verus herpor. End-
lich iß aug das kaiſerliche Kupfergeld durch eine Anzabl
Stücke intereſſanten Gepräges verlreten, von denen eine
Ruͤnze des Magnentius mit dem Monogramm des Hei-
lands den bedeutungspollen Gegenſatz zu der daneben
liegenden Münze Julian's des Abtrünnigen mit dem
Apisſtier bildet.
Sn die neuere Zeit führt uns die zweite Ab-
theilung, die neben münzgeſchichtlich intereſſanten
und Medaillen aller Zeiten und der verſchie-
denſten Staaten bilden. Um auch dem Be-
ſucher der Bibliothek, deſſen Abſicht nicht auf
ein genaueres Studium gerichtet iſt, eine Ueber-
ſicht über den Inhalt der Sammlungen und
damit einen Einblick in die Münzkunde über-
haupt zu gewähren, iſt neuerlich ein Schau-
tiſch eingerichtet worden, auf welchem ſich 204
Stücke in fünf Abtheilungen dem Beſchauer
darbieten. In jeder Abtheilung befindet ſich
ein Zettel mit kurzen Beſtimmungen der ein-
zelnen Münzen auch liegt eine ausführlichere
Erklaͤrung zur Benutzung aus, die den geſchicht-
lichen, künſtleriſchen oder numismatiſchen Werth
jedes Stückes allgemein verſtändlich erörtert.
Die erſte Abiheilung des Schautiſches ent-
hält antike Münzen, zum Theil von be-
traͤchtlichem Alter. Die Reihe der Eriechen
eröffnet ein mit dem vertieften Bilde des Stieres,
dem „redenden Wappen“ von Ztalien, bepräg:
tes Stück der bereits im Jahre 510 v. Chr.
zerſtörten Griechenſtadt Sybaris in Untexita-
lien. Eine Münze von Athen zeigt den Pal-
laskopf in der alten Auffaſſung mit den ſtarr-
lächelnden Zügen, wie ſie z. B. die bekannte
Gruppe der Aegineten aufweiſt, daneben liegt
ein aͤnderes Stück derſelben Stadt mit dem
gleichen Kopf im Stil der beſten Zeit. Die
ſchönſte Münze dieſer Reihe dürfte die von
Thurü in Unteritalien ſein, die in vollendeter
Plaſtik den Kampf des Herakles mit dem
nemeiſchen Löwen zur Anſicht bringt. Beſon-
ſonders zierlich iſt ein aetoliſches Stück mit
dem mit einem Hut bedeckten Kopf der berühm-
ten Jägerin Ataͤlanta. Philipp II. von Ma-
bieski und Peter der Große, der Winterkönig? Fried-
rich von Böhmen und der wilde Chriſtian von Braun-
ſchiveig, Guſtav Adolf und Chriſtine von Schweden,
der Wiedertäuferkönig Johann von Leyden und Oliver
Cromwell, der Lord-Protektor. Eine papierne Nothmünze
erzaͤhlt von der beruhmten Belagerung Ztadi Leyden
durch die Spanier im Jahre 1574, ein Schwetzer Thaler
iſt zur Exinnexung an den ſagenhaften Rütlihund ge-
prägt. Und das letzte Stück der Reihe iſt dem An-
denken an den erſten Verſuch, dem Hauſe Hohenzollern
Deutſchlands Kaiſerkrone zu übertragen, gewidmel: ein
in Frankfurt am Main zur Erinnerung an
die Kaiſerwahl Friedrich Wilhelm's IV. ge-
prägter Doppelgulden.
Das vaterländiſche Intereſſe nimmt be-
ſonders die dritte Abtheilung in Anſpruch: eine
Reihe brandenburgifch-zpreußiſcher
Münzen. Sie beginnt mit Blechmünzen
(Brakteaten) des tapfern Gegners Albrecht's
des Bären, jenes Jakza von Kövenick, an den
ſich die noch heut im Volke der Mark lebende
Sage von Schildhorn knüpft. Der fehrbelliner
Siegesthaler verherrlicht die erſte Waffenthat,
die die neue Geſchichte Preußens einleitet.
Gold⸗ und Silbermünzen, für den Verkehr in
Afrika und der Levante geprägt, zeugen von
den älteſten Verſuchen Preußens, auch draußen
in der Welt ſeines heimiſchen Ruhms würdig
aufzutreten; ein aus ſchlechtem Golde mit dem
Bilde und dem Wappen Auguſt's III. von
Sachſen in der Dresdener Münze während der
preußiſchen Beſetzung 1758 geprägtes Goldſtück
zeigt, wie der große König im Kriege nicht
um den moraliſchen Werth ſeiner Mittel ſorgte.
Drei Medaillen endlich erinnern an fürſtliche
Braut⸗ und Ehepaare: Friedrich Wilhelm III.
und Luiſe, Friedrich Wilhelm IV. und Eliſa-
beth, Wilhelm L. und Auguſta beim Jubelfeſt
des Jahres 1879.
Dem engeren Vaterlande, Schleſien, iſt
die vierte Abtheilung gewidmet. Hier ſind
unſere Reihen bekanntlich ganz beſonders reich,
ſo daß es ſchwer hielt, eine vaſſende Auswahl
zu treffen. Die ausgelegten Stücke bieten eine
Ueberſicht der geſammten ſchleſiſchen Münz-
thätigkeit, als deren älteſtes Denkmal eine
Blechmünze Boleslaw's des Hohen etwa aus
cedonien und ſein großer Sohn Alexander treten
jeder mit einer Hold; und einer Silbermünze
mit herrlichen Götterköpfen auf, ein Ptolemäer
aus Aegypten und ein parthiſcher Arſakide bezeugen den
weitriechenden Einfluß griechiſcher Hultur und griechiſcher
Kunſt. Die Reihe der Römer eröffnet ein pfundſchweres
As der älteften Prägung, etwa aus der Zeit der Decem-
virn; Silbermünzen der Republik verewigen ſagenhafte
Ereigniſſe, wie die Auffindung der Zwillinge Romulus
und Bemus durch den Hirten Fauſtulus, und den Raub
der Sabinerinnen, oder geſchichtliche Thatſachen, wie ein
Denar des Brutus mit dem Kopfe der Freiheitsgöttin
die Ermordung Cäſar's. Es folgt eine meiſt aus Gold-
münzen beſtehende Reihe mit den höchſt charakteriſtiſchen
Stücken auch ſolche enthält, welche von hiſtoriſch
berühmten Perſonen geprägt worden ſind. Zu
den erſteren rechnen wir eine venelianiſche Zecchine, eine
Geldſorte, die jedem Leſer von „Taufend und Eine
Nacht! wohl bekannt iſt, und jenes im Anfang des
16. Jahrhuͤnderts zu Joachimsthal von den Grafen
Schlick geprägte Silberſtück, von dem unfere Thaler den
Namen haben. Ebenſo intereſſant wie erlaucht iſt die
Feſellſchaft der hier vertretenen Fürſtlichkeiten. Da ſind
Eliſaheth Tudor und Maria Stuart, Rarl IX. von
Frankreich und Katharina von Medici, Johannes So-
dem Jahre 1180 erſcheint, die bereits den
Namen Breslau nennt. Von berühmten Per-
ſönlichkeiten ſind hier namentlich vertreten Ge-
drg Wilhetm von Liegnitz, mit dem der alte Stamm
der Piaſten 1675 ausſtarb, Albrecht von Wallenſtein
als Herzog von Sagan und Johann Georg von Bran-
denbuͤrg Jägerndorf, der Generalfeldoberſt des Winter-
an kunſtſinnige Männer der Vorzeit: an die Breslauer
Matthias Lausnitz und Nikolaus Haunold, ſowie den
Weihbiſchof Adam Weiskopf; aus ſpäterer Zeit treten
Miniſter Graf Hoym und der wackere Rektor Arletius
hinzu, dem die Stadt den werthvollſten Theil ihrer
ſchlefiſchen Münzen verdankt. Andere Medaillen beziehen
* — — —
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Auflage 3000.
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Verſteigerungen und Alterthumskunde.
Verbürgte
Stuttgart 1894.
Abonuemeut:
Nr. 38S.
Stuttgart, 18. September 1895,
Erſcheint wöchentlich.)
Auzeigen:
Die Nonpareilezeile oder deren
Raum 20 Pfg., Auktionen 30 Pfg.
3, Jahrgang.
Der Schaukaften des ſtadtiſchen
Münzkabinets in Breslau.
— — —
Gleich der prachtvollen ſtädtiſchen Bibliothel hat
auch die reiche ſtädtiſche Münzſammlung in dem ebenſo
ſchonen wie zweckmäßig eingerichteten Neubau am Ende
des Roßmarktes ein behagliches Heim gefunden. Ein
Thurnizimmer beherbergt die oͤrei geräunligen Schränke,
deren koſtbaren Inhalt nahezu 10,000 Münzen
Bildniſſen der Triumvirn/ dann der Kaijer ; an Schön-
heit ragen unter ihnen die ältere Fauftina, die Gemah:
lin des Antonius Pius, und Lucius Verus herpor. End-
lich iß aug das kaiſerliche Kupfergeld durch eine Anzabl
Stücke intereſſanten Gepräges verlreten, von denen eine
Ruͤnze des Magnentius mit dem Monogramm des Hei-
lands den bedeutungspollen Gegenſatz zu der daneben
liegenden Münze Julian's des Abtrünnigen mit dem
Apisſtier bildet.
Sn die neuere Zeit führt uns die zweite Ab-
theilung, die neben münzgeſchichtlich intereſſanten
und Medaillen aller Zeiten und der verſchie-
denſten Staaten bilden. Um auch dem Be-
ſucher der Bibliothek, deſſen Abſicht nicht auf
ein genaueres Studium gerichtet iſt, eine Ueber-
ſicht über den Inhalt der Sammlungen und
damit einen Einblick in die Münzkunde über-
haupt zu gewähren, iſt neuerlich ein Schau-
tiſch eingerichtet worden, auf welchem ſich 204
Stücke in fünf Abtheilungen dem Beſchauer
darbieten. In jeder Abtheilung befindet ſich
ein Zettel mit kurzen Beſtimmungen der ein-
zelnen Münzen auch liegt eine ausführlichere
Erklaͤrung zur Benutzung aus, die den geſchicht-
lichen, künſtleriſchen oder numismatiſchen Werth
jedes Stückes allgemein verſtändlich erörtert.
Die erſte Abiheilung des Schautiſches ent-
hält antike Münzen, zum Theil von be-
traͤchtlichem Alter. Die Reihe der Eriechen
eröffnet ein mit dem vertieften Bilde des Stieres,
dem „redenden Wappen“ von Ztalien, bepräg:
tes Stück der bereits im Jahre 510 v. Chr.
zerſtörten Griechenſtadt Sybaris in Untexita-
lien. Eine Münze von Athen zeigt den Pal-
laskopf in der alten Auffaſſung mit den ſtarr-
lächelnden Zügen, wie ſie z. B. die bekannte
Gruppe der Aegineten aufweiſt, daneben liegt
ein aͤnderes Stück derſelben Stadt mit dem
gleichen Kopf im Stil der beſten Zeit. Die
ſchönſte Münze dieſer Reihe dürfte die von
Thurü in Unteritalien ſein, die in vollendeter
Plaſtik den Kampf des Herakles mit dem
nemeiſchen Löwen zur Anſicht bringt. Beſon-
ſonders zierlich iſt ein aetoliſches Stück mit
dem mit einem Hut bedeckten Kopf der berühm-
ten Jägerin Ataͤlanta. Philipp II. von Ma-
bieski und Peter der Große, der Winterkönig? Fried-
rich von Böhmen und der wilde Chriſtian von Braun-
ſchiveig, Guſtav Adolf und Chriſtine von Schweden,
der Wiedertäuferkönig Johann von Leyden und Oliver
Cromwell, der Lord-Protektor. Eine papierne Nothmünze
erzaͤhlt von der beruhmten Belagerung Ztadi Leyden
durch die Spanier im Jahre 1574, ein Schwetzer Thaler
iſt zur Exinnexung an den ſagenhaften Rütlihund ge-
prägt. Und das letzte Stück der Reihe iſt dem An-
denken an den erſten Verſuch, dem Hauſe Hohenzollern
Deutſchlands Kaiſerkrone zu übertragen, gewidmel: ein
in Frankfurt am Main zur Erinnerung an
die Kaiſerwahl Friedrich Wilhelm's IV. ge-
prägter Doppelgulden.
Das vaterländiſche Intereſſe nimmt be-
ſonders die dritte Abtheilung in Anſpruch: eine
Reihe brandenburgifch-zpreußiſcher
Münzen. Sie beginnt mit Blechmünzen
(Brakteaten) des tapfern Gegners Albrecht's
des Bären, jenes Jakza von Kövenick, an den
ſich die noch heut im Volke der Mark lebende
Sage von Schildhorn knüpft. Der fehrbelliner
Siegesthaler verherrlicht die erſte Waffenthat,
die die neue Geſchichte Preußens einleitet.
Gold⸗ und Silbermünzen, für den Verkehr in
Afrika und der Levante geprägt, zeugen von
den älteſten Verſuchen Preußens, auch draußen
in der Welt ſeines heimiſchen Ruhms würdig
aufzutreten; ein aus ſchlechtem Golde mit dem
Bilde und dem Wappen Auguſt's III. von
Sachſen in der Dresdener Münze während der
preußiſchen Beſetzung 1758 geprägtes Goldſtück
zeigt, wie der große König im Kriege nicht
um den moraliſchen Werth ſeiner Mittel ſorgte.
Drei Medaillen endlich erinnern an fürſtliche
Braut⸗ und Ehepaare: Friedrich Wilhelm III.
und Luiſe, Friedrich Wilhelm IV. und Eliſa-
beth, Wilhelm L. und Auguſta beim Jubelfeſt
des Jahres 1879.
Dem engeren Vaterlande, Schleſien, iſt
die vierte Abtheilung gewidmet. Hier ſind
unſere Reihen bekanntlich ganz beſonders reich,
ſo daß es ſchwer hielt, eine vaſſende Auswahl
zu treffen. Die ausgelegten Stücke bieten eine
Ueberſicht der geſammten ſchleſiſchen Münz-
thätigkeit, als deren älteſtes Denkmal eine
Blechmünze Boleslaw's des Hohen etwa aus
cedonien und ſein großer Sohn Alexander treten
jeder mit einer Hold; und einer Silbermünze
mit herrlichen Götterköpfen auf, ein Ptolemäer
aus Aegypten und ein parthiſcher Arſakide bezeugen den
weitriechenden Einfluß griechiſcher Hultur und griechiſcher
Kunſt. Die Reihe der Römer eröffnet ein pfundſchweres
As der älteften Prägung, etwa aus der Zeit der Decem-
virn; Silbermünzen der Republik verewigen ſagenhafte
Ereigniſſe, wie die Auffindung der Zwillinge Romulus
und Bemus durch den Hirten Fauſtulus, und den Raub
der Sabinerinnen, oder geſchichtliche Thatſachen, wie ein
Denar des Brutus mit dem Kopfe der Freiheitsgöttin
die Ermordung Cäſar's. Es folgt eine meiſt aus Gold-
münzen beſtehende Reihe mit den höchſt charakteriſtiſchen
Stücken auch ſolche enthält, welche von hiſtoriſch
berühmten Perſonen geprägt worden ſind. Zu
den erſteren rechnen wir eine venelianiſche Zecchine, eine
Geldſorte, die jedem Leſer von „Taufend und Eine
Nacht! wohl bekannt iſt, und jenes im Anfang des
16. Jahrhuͤnderts zu Joachimsthal von den Grafen
Schlick geprägte Silberſtück, von dem unfere Thaler den
Namen haben. Ebenſo intereſſant wie erlaucht iſt die
Feſellſchaft der hier vertretenen Fürſtlichkeiten. Da ſind
Eliſaheth Tudor und Maria Stuart, Rarl IX. von
Frankreich und Katharina von Medici, Johannes So-
dem Jahre 1180 erſcheint, die bereits den
Namen Breslau nennt. Von berühmten Per-
ſönlichkeiten ſind hier namentlich vertreten Ge-
drg Wilhetm von Liegnitz, mit dem der alte Stamm
der Piaſten 1675 ausſtarb, Albrecht von Wallenſtein
als Herzog von Sagan und Johann Georg von Bran-
denbuͤrg Jägerndorf, der Generalfeldoberſt des Winter-
an kunſtſinnige Männer der Vorzeit: an die Breslauer
Matthias Lausnitz und Nikolaus Haunold, ſowie den
Weihbiſchof Adam Weiskopf; aus ſpäterer Zeit treten
Miniſter Graf Hoym und der wackere Rektor Arletius
hinzu, dem die Stadt den werthvollſten Theil ihrer
ſchlefiſchen Münzen verdankt. Andere Medaillen beziehen
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