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0000
Verbürgte
Auflage 3000.
\l
und Alterthumskunde.
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Verbürgte
Auflage 3000.
Stuttgart 1894.
Abonnement:
Deutſchland u. Defterrei A 2.50
vierteliährlich, Ausland M 3.—.
Nr. 7.
Stuttgart, 13. Februar 1895,
Erſcheint wöchentlich.)
Auzeigen:
Die Nonpareillezetle oder deren
Raum 20 Pfg., Auktionen 30 Pfg.
3, Jahrgang.
Der Great-Eaſftern und eine
Capitana der Malteſer.
(Mit 2 Abbildungen Seite 53.)
Wir geben unſeren Leſern das Bild eines von
Menſchenhaͤnd geſchaffenen Ungeheuers der Meere, welches
Nach unſeren Erinnerungen wurde
das Fahrzeug in den letzten Jahren auf den
Mögen ſich unſere Leſer einen Begriff
von den Verhältniſſen dieſes wahrhaften Ko-
loſſes machen, wenn ſie erfahren, daß derſelbe
bis zum Kiel 60 Fuß tief war. Er wog
Ladung, ſowie außerdem 800 Paſſagiere 1.
aufnehmen. Im Falle nur Truppen trans-
portirt werden ſollten, ſo konnten deren mit
zur ſchnelleren Forthewegung, daher die Galeeren in
der Regel Kriegsſchiffe, ſelten Transport- oder Handels-
ſchiffe waren.
Das Wort Galeere iſt von Italien aus nach dem
Norden verpflanzt. Italieniſch heißt es Galea, Ga-
leazza, und demgemäß ſagte man auch in Deutſchland
früher Galee, wie denn Eſaias 33, 21 überſetzt wurde:
„daß darüber kein Schiff mit Rudern fahren, noch Ga-
einem Male 10,000 auf dieſem Rieſenfahr-
Zehn Dampfma-
ſchinen und ſieben mit Segeln verſehene Maſten
ſollten den Great-Eaſtern durch die Wüſte
Das Schiff war Eigenthum der Oſt-
Kapital von 1 Million Pfund Sterling ar-
Eine Betrachtung der Dampfſchiffe, welche,
wegs auf des Aeolus neckiſche und unſtäte
Windeskraft eine zweite, die Armkraft un-
vielleicht machen ſich nur Wenige ein klares
Bild derſelben. Daher haͤben wir dem Great-
Eaſtern eine in ihrer Art ebenſo ausgezeichnete
Galeere, eine Capitana der Malteſer aus
dem 17. Jahrhundert, gegenübergeſtellt und
werden Einiges über die Galeeren erzählen.
Unter Galeeren verſteht man eine Art langge-
Schiffe, welche vorzugsweiſe durch Ruder fortbewegt werden,
indeß zugleich auch mit Segeln verſehen ſind, aber ins-
geſammt nux zwei Maſten haben. Die Galeexe iſt ein
Seeſchiff, wird aber in der Regel nur zur Küſtenſchiff-
fahrt oder in Binnenmeeren, namentlich in der mittel-
* 1
Schloß am Rathhaus zu Ulm, 1509. CText Seite 52,)
leen dahin ſchiffen werden.“ Dieſer Ausdruck wurde
nach Deutſchland gebracht zu den Zeiten des heiligen
römiſchen Reichs deutſcher Nation in ſeiner vollen Blüthe,
als dies noch eine Weltherrſchaft anzuſtreben und na-
mentlich Italien als Provinz zu betrachten vermochte.
Als aber Deutſchland und die Deutſchen mehr und mehr
jene Weltſtellung verloren, da wurde der alte, bereits
eingebürgerte Ausdruck Galee aufgegeben und dafür das
franzöſiſche Wort Galeere eingefuͤhrt. Die eigentlich
franzöſiſche Form iſt nämlich Galere, und die Herrſchaft
der franzöſiſchen Sprache im 17. und 18. Jahrhundert
iſt ſo bedeutend geweſen, daß ſelbſt die Italiener
dieſe Formulirung des Wortes adoptirten und daraus
Galera machten.
Obgleich Seefahrzeuge unter dem eigentlichen
Namen der Galeeren erſt im Mittelalter vor-
kommen und man überhaupt unter Galeere
gewöhnlich ein Fahrzeug der modernen Zeiten,
namentlich der ſüdlichen Völker Europas am
Mittelmeere verſteht, ſo hat es doch der Sache
nach bereits im Alterthume, und zwar ſchon
in ſehr frühen Zeiten ganz ähnliche Schiffe
von ähnlicher Bauart mit Segeln und Rudern
zum Schnellfahren, beſonders zum kriegeriſchen
Gebrauche beſtimmt, gegeben. Daher auch Rö-
ding in ſeinem Marinelexikon unter dem Worte
Galeere ſagt: daß die Galeeren und überhaupt
alle noch jetzt im Mittelmeere gebräuchlichen
Fahrzeuge, welche in den neueren Sprachen
unter dem Namen lateiniſche bekannt
ſind, nur in wenigen Stücken ſich von den
Schiffen der Alten unterſcheiden. Demnach
bezeichnen Manche die Ruderſegelſchiffe des
Alterthums, namentlich die ſchnellſegelnden
und die Kriegsfahrzeuge, meiſt geradezu ſchon
mit dem neuern Namen Galeere. In der
That unterſchieden ſich die griechiſchen und
römiſchen Schiffe nach Bau, Art und Gebrauch
nur unbedeutend von den orientaliſchen (phö-
niziſchen, karthagiſchen), ſo daß man auch
füglich die Ruderſchiffe der Orientalen mit
verbeſſerten aber Griechen und Römer, na-
mentlich auch ſchon in Bezug auf die Ruder-
ſchiffe. So hatten die phöniziſchen Schiffe
auf jeder Seite nur eine Ruderbank, und
dieſer Gebrauch dauerte lange. In Griechen-
land fing man aber bereits zu den Zeiten der
Könige an, ſich der zwei-, drei- und mehr-
ruderrigen Schiffe zu bedienen, um zur See
deſto geſchwinder ſein und die einzelnen Ma-
növer deſto leichter ausführen zu können-
Manche gehen ſo weit, der aſſhriſchen
Königin Semiramis (um 2000 v. Chr.), welche
allerdings bedeutende Schiffsbauten ausführen
und dazu Schiffsbauleute aus Phönizien,
Shriern, Cyprien, und von anderen Seeplaͤtzen
kommen ließ, die Erfindung der Galeeren
zuzuſchreiben. Sie ſoll deren, wie Diodor
erzählt, 3000 haben erbauen laſſen, die alle mit
kupfernen Schnäbeln bewaffnet geweſen wären.
Die Karthager ſollen dann die Galeeren mit vier Reihen
von Ruderbänken erfunden haben, wie man ihnen auch
die Einführung des großen Ankertaues zuſchreibt.
Beſonders ausgebildet war aber das Seeweſen der
Atheuer, und ihre Galeeren oder Ruderſchiffe waren ſehr
zahlreich und von den verſchiedenſten Größen. Der
Schnabel oder der Stachel am Vordertheile ſpielte bei
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Auflage 3000.
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und Alterthumskunde.
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Verbürgte
Auflage 3000.
Stuttgart 1894.
Abonnement:
Deutſchland u. Defterrei A 2.50
vierteliährlich, Ausland M 3.—.
Nr. 7.
Stuttgart, 13. Februar 1895,
Erſcheint wöchentlich.)
Auzeigen:
Die Nonpareillezetle oder deren
Raum 20 Pfg., Auktionen 30 Pfg.
3, Jahrgang.
Der Great-Eaſftern und eine
Capitana der Malteſer.
(Mit 2 Abbildungen Seite 53.)
Wir geben unſeren Leſern das Bild eines von
Menſchenhaͤnd geſchaffenen Ungeheuers der Meere, welches
Nach unſeren Erinnerungen wurde
das Fahrzeug in den letzten Jahren auf den
Mögen ſich unſere Leſer einen Begriff
von den Verhältniſſen dieſes wahrhaften Ko-
loſſes machen, wenn ſie erfahren, daß derſelbe
bis zum Kiel 60 Fuß tief war. Er wog
Ladung, ſowie außerdem 800 Paſſagiere 1.
aufnehmen. Im Falle nur Truppen trans-
portirt werden ſollten, ſo konnten deren mit
zur ſchnelleren Forthewegung, daher die Galeeren in
der Regel Kriegsſchiffe, ſelten Transport- oder Handels-
ſchiffe waren.
Das Wort Galeere iſt von Italien aus nach dem
Norden verpflanzt. Italieniſch heißt es Galea, Ga-
leazza, und demgemäß ſagte man auch in Deutſchland
früher Galee, wie denn Eſaias 33, 21 überſetzt wurde:
„daß darüber kein Schiff mit Rudern fahren, noch Ga-
einem Male 10,000 auf dieſem Rieſenfahr-
Zehn Dampfma-
ſchinen und ſieben mit Segeln verſehene Maſten
ſollten den Great-Eaſtern durch die Wüſte
Das Schiff war Eigenthum der Oſt-
Kapital von 1 Million Pfund Sterling ar-
Eine Betrachtung der Dampfſchiffe, welche,
wegs auf des Aeolus neckiſche und unſtäte
Windeskraft eine zweite, die Armkraft un-
vielleicht machen ſich nur Wenige ein klares
Bild derſelben. Daher haͤben wir dem Great-
Eaſtern eine in ihrer Art ebenſo ausgezeichnete
Galeere, eine Capitana der Malteſer aus
dem 17. Jahrhundert, gegenübergeſtellt und
werden Einiges über die Galeeren erzählen.
Unter Galeeren verſteht man eine Art langge-
Schiffe, welche vorzugsweiſe durch Ruder fortbewegt werden,
indeß zugleich auch mit Segeln verſehen ſind, aber ins-
geſammt nux zwei Maſten haben. Die Galeexe iſt ein
Seeſchiff, wird aber in der Regel nur zur Küſtenſchiff-
fahrt oder in Binnenmeeren, namentlich in der mittel-
* 1
Schloß am Rathhaus zu Ulm, 1509. CText Seite 52,)
leen dahin ſchiffen werden.“ Dieſer Ausdruck wurde
nach Deutſchland gebracht zu den Zeiten des heiligen
römiſchen Reichs deutſcher Nation in ſeiner vollen Blüthe,
als dies noch eine Weltherrſchaft anzuſtreben und na-
mentlich Italien als Provinz zu betrachten vermochte.
Als aber Deutſchland und die Deutſchen mehr und mehr
jene Weltſtellung verloren, da wurde der alte, bereits
eingebürgerte Ausdruck Galee aufgegeben und dafür das
franzöſiſche Wort Galeere eingefuͤhrt. Die eigentlich
franzöſiſche Form iſt nämlich Galere, und die Herrſchaft
der franzöſiſchen Sprache im 17. und 18. Jahrhundert
iſt ſo bedeutend geweſen, daß ſelbſt die Italiener
dieſe Formulirung des Wortes adoptirten und daraus
Galera machten.
Obgleich Seefahrzeuge unter dem eigentlichen
Namen der Galeeren erſt im Mittelalter vor-
kommen und man überhaupt unter Galeere
gewöhnlich ein Fahrzeug der modernen Zeiten,
namentlich der ſüdlichen Völker Europas am
Mittelmeere verſteht, ſo hat es doch der Sache
nach bereits im Alterthume, und zwar ſchon
in ſehr frühen Zeiten ganz ähnliche Schiffe
von ähnlicher Bauart mit Segeln und Rudern
zum Schnellfahren, beſonders zum kriegeriſchen
Gebrauche beſtimmt, gegeben. Daher auch Rö-
ding in ſeinem Marinelexikon unter dem Worte
Galeere ſagt: daß die Galeeren und überhaupt
alle noch jetzt im Mittelmeere gebräuchlichen
Fahrzeuge, welche in den neueren Sprachen
unter dem Namen lateiniſche bekannt
ſind, nur in wenigen Stücken ſich von den
Schiffen der Alten unterſcheiden. Demnach
bezeichnen Manche die Ruderſegelſchiffe des
Alterthums, namentlich die ſchnellſegelnden
und die Kriegsfahrzeuge, meiſt geradezu ſchon
mit dem neuern Namen Galeere. In der
That unterſchieden ſich die griechiſchen und
römiſchen Schiffe nach Bau, Art und Gebrauch
nur unbedeutend von den orientaliſchen (phö-
niziſchen, karthagiſchen), ſo daß man auch
füglich die Ruderſchiffe der Orientalen mit
verbeſſerten aber Griechen und Römer, na-
mentlich auch ſchon in Bezug auf die Ruder-
ſchiffe. So hatten die phöniziſchen Schiffe
auf jeder Seite nur eine Ruderbank, und
dieſer Gebrauch dauerte lange. In Griechen-
land fing man aber bereits zu den Zeiten der
Könige an, ſich der zwei-, drei- und mehr-
ruderrigen Schiffe zu bedienen, um zur See
deſto geſchwinder ſein und die einzelnen Ma-
növer deſto leichter ausführen zu können-
Manche gehen ſo weit, der aſſhriſchen
Königin Semiramis (um 2000 v. Chr.), welche
allerdings bedeutende Schiffsbauten ausführen
und dazu Schiffsbauleute aus Phönizien,
Shriern, Cyprien, und von anderen Seeplaͤtzen
kommen ließ, die Erfindung der Galeeren
zuzuſchreiben. Sie ſoll deren, wie Diodor
erzählt, 3000 haben erbauen laſſen, die alle mit
kupfernen Schnäbeln bewaffnet geweſen wären.
Die Karthager ſollen dann die Galeeren mit vier Reihen
von Ruderbänken erfunden haben, wie man ihnen auch
die Einführung des großen Ankertaues zuſchreibt.
Beſonders ausgebildet war aber das Seeweſen der
Atheuer, und ihre Galeeren oder Ruderſchiffe waren ſehr
zahlreich und von den verſchiedenſten Größen. Der
Schnabel oder der Stachel am Vordertheile ſpielte bei
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