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Antiquitäten-Zeitung — 3.1895

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Nr. 8 (20. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61393#0061
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Verbürgte

Auflage 3000.




N



und Alterthumskunde.

V
I * —

TE






Stutſgart 1894.

Abonnemeut:
¶ Deutſchland u. Defterrei 2.50
vierteljährlich, Ausland M 3. —.

Nr. S.

Stuttgart, 20. Februar 1895,

Erſcheint wöchentlich.)

Auzeigen:
Die Nonpareillezeile oder deren
Raum 20 Pfg., Auktionen 30 Pfg,

3, Jahrgang.


und die kulturhiſtoriſche
Bedeutung derſelben.

(Nach deutſchen und däniſchen Quellen bearbeitet)
— — — —

Wir haben keinen beſtimmten Anhalt, wann unſer



Jedenfalls







Beftimmtheit darthun, daß diefe unfere — — ſſ
Vorfahren eine gleichwerthige Kultur⸗ — 4



derzeit daſelbſt ausgeſehen hahen mag.

hatten, kümmerte man ſich um die gleichwerthigen Ueber-
lieferungen unſerer Vorväter gar wenig. Wurde wirk-
lich auf den Feldern ein eigenthümlicher Stein gefunden,
welcher die Geſtalt eines Meſſers oder eines Beils
zeigte, dann blieb ſolcher entweder als werthlos liegen,
Ver aber man hing ihn als glückbedeutendes, vom
Himmel herabgefallenes Wahrzeichen in einen verſteckten
Winkel des Hauſes. Erſt nach und nach erwachte beſſeres
Erkenntniß für die Sache, die gefundenen Gegenſtände
wurden geſammelt, ſpäterhin ſogar mit Fleiß und Eifer.
Nachdem man eine große Anzahl Erdfunde der denk-

bar verſchiedenſten Arten angeſammelt hatte, ergab es
ſſich naturgemäß von ſelbſt, dieſelben nach ihrer Ver-
ſchiedenartigkeit zu ſondern und in Klaſſen einzutheilen.
So erhielt man bald beſondere Abtheilungen von Haus-

Wir finden daher in dem Material, welches die
Runenſchriften liefern, jedenfalls nur eine ſichere Er-
gänzung zu dem, was uns die Erdfunde mit größzerer
Beſtimmtheit vor Augen gebracht haben. In Folge
der Kenntniſſe, welche uns uͤber noch unziviliſirte Volks-
ſtämme, die heutigen Tags Waffen und Geräthſchaften
in Benutzung haben, die den Alterthumsfunden gleichen,
eröffnet ſind, vermögen wir uns, unter Berückſichtigung
von Klima und anderen einſchlägigen Verhältniſſen ein
Bild von dem Leben und Treiben unſerer Vorfahren
zu geſtalten, welches in den hervorragendſten Zügen
als richtig ſich erweiſen dürfte.

Aus Anlaß der Entdeckung, wie überaus werthvoll
die benannten Grabſtätten für die Forſchung ſeien,

wurden dieſe nunmehr geſchont und in den Fällen der
Abtragung mit beſonderer Sorgfalt

Feldern, von mühelos exreichbaren
Landeserträgniſſen keine Rede ſein.
* mußte 444 * 444 * *
rten oft im Schweiße des Angeſichts

Der Ueber⸗ 7 —

———

N

ſpärlichen Anhaltspunkte indeß, die
fich im Laufe fernerer Jahre ange-

ſtufe inne Hatten, wie die gleichzeitigen

Früher noch, ehe das Chriſten-
thum in unſer Vaterland eingeführt
wurde, d. h. bis vor kaum etwa
tauſend Jahren, war es allgemeine
Sitte, Todte auf dem Felde in Erd-

mit hineingelegt wurden, die dem
Heimgegangenen auf Erden die liebſten
geweſen waren, ſo bei einem Krieger

N —

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behandelt. Nachdem auf dieſe Weiſe
das Intereſſe größerer Kreiſe erweckt
war, trat alsbald unter dieſen die
Nothwendigkeit hervor, unter Zu-
grundelegung der erworbenen Funde
den Blick den vergangenen Zeiten zu-
zuwenden, um Anfklaͤrung darüber zu
erhalten, zu welchem Volksſtamm wir
gehören, in welchem Verwandtſchafts-
verhältniß wir zu andern Völkern
ſtehen, ſeit wann unſer Volksſtamm
das Land inne gehabt hat, welchen
Schickſalen unſere Vorfahren unter-
worfen worden ſind, und wie wir
das geworden ſind, was wir eben
ſind. Hat doch die Kenntniß früherer
Ereigniſſe für jeden Volksſtamm einen
vornehmen Platz in der Reihenfolge
der Geſchichte eingenommen.

Die am weiteſten zurückreichenden
Ueberlieferungen über Schleswig und
deſſen Bewohner finden wir in Dunkel
gehüllt. Es ſteht feſt, daß der
gothiſche Volksſtamm, welcher jetzt
das Land bewohnt und mit den Nor-

die Waffen, bei einem Handwerker
ſeine vornehmſten Arbeitsgeräthe. Noch



in Wäldern, auf den Feldern und in Haideflächen der-
artige Grabhügel, deren Lage und Beſchaffenheit ent-
nommen werden kann, daß ſie Menſchenwerk ſind. Die
weitaus größte Zahl derſelben iſt aber ſeibſtfolglich
in dem tauſendjährigen Zeitraum durch Ackerbau, Wege-
anlagen u. ſ. w. abgegraben. Leider hatten in der
Vorzeit nur äußerſt Wenige Intereſſe, wie auch das er-
forderliche Verſtändniß für die bei Niederlegung der
Grabhügel jedenfalls zum Vorſchein gekommenen Schmuck-
! Es iſt deßhalb
noch gar nicht ſehr lange her, daß man hier den Aufang
gemacht hat, unſere vaterländiſchen Alterthümer zu
ſammeln und dann auch mit der erforderlichen Umſicht
zu ordnen. Denn während bis dahin begüterte Leute
Alterthümer aus weiter Ferne und in fremden Landen

mit großer Mühe und vielen Koſten herbeigeſchafft

Württ. Burgruinen. 5. Ru ine Nagelsberg. Text Seite 60,)

geräth, Werkzeugen, Schmuckſachen, Waffen u. ſ. w.
aus ganz verſchiedenen Zeiträumen. Plötzlich trat dann
in weiterer Folge klar zu Tage, daß unſere Vorfahren
gleich den nördlichen Nachbarn das ſog. Steinaiter,
jpäter das Bronce? oder Kupferalter und endlich das
Eiſenalter durchlebt haben. Alle dieſe Anfammlungen
haben erſt in dieſem Jahrhundert ſtattgefunden und
Ergehniſſe geliefert.

Außer den Erdfunden, welche wir vorſtehend be-
ſprochen haben, boten den Alterthumsforſchern einen
weſentlichen Anhaltspunkt bei der Aufdeckung der Kul-
turgeſchichte unſeres Landes die vorgefundenen Runenſteine,
von denen allerdings nur wenige hiſtoriſche Begebenheiten,
dann aber auch Sagen und Geſänge mythiſchen ünd geſchicht-
lichen Inhalts enthielten. Die meiſten der dort be-
ſprochenen Ereigniſſe fallen indeß bereits in das Eiſenalter.

mannen und Schweden nahe verwandt

iſt, nicht von Anbeginn an ſeine

Wohnſitze hier aufgeſchlagen hatte.
Alte Sagen reden von wiederholten Einwaͤnderungen
und erzaͤhlen, daß die Gothenvölker bei ihrem Vor-
dringen in die nördlichen Lande bereits fruͤhere Ein-
wohner antrafen, welche ſich ihnen entweder anſchloſſen,
oder aber in langwierigen Kämpfen von ihnen unter-
worfen wurden. Wer aber dieſe Ureinwohner waren,
auf welcher Kulturſtufe ſelbige geſtanden haben, das
vollgültig zu erweiſen, hat bis auf den heutigen Tag
Keiner vermocht. Die älteſten Nachrichten über unſer
Land finden wir in griechiſchen und römiſchen Schrift-
ſtellern. Dieſe Berichte fußen aber auf mündlichen
Nachrichten, ſind auch entweder übermäßig ausgeſchmückt
und unglaublich, oder zu kurz gefaßt und unverſtändlich.
Dieſe ſind daher ſchlechterdings ungenügend, um uns
ein annähernd klaxes, glaubwürdiges Bild von den
Wohnungen, der Lebensweiſe und dem Verkehrsverhältniſſe
 
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