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Antiquitäten-Zeitung — 3.1895

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Nr. 25 (19. Juni)
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Verbürgte

Auflage 3000.

an

U

4


Verſteigerungen und Alterthumskunde.




Stullgart 1894.

Abonuement:
Deutſchland u. Oeſterreich A 2.50
vierteljährlich, Ausland M 3.—,

Nr. 25.

Stuttgart, I9. Juni 1895,

Auzeigen:
Die Nonpareilezeile oder deren
Raum 20 Pfg., Auktionen 30 Pfg.

3. Jahrgang.

Erſcheint wöchentlich.)

Von der Numismatiſchen Ge-
ſellſchaft in Berlin.

Herr Landgerichtsrath Dannenberg hielt einen
längeren Vortrag über die auf Mittelaltermünzen vor-

kommenden Münzbenennungen, die im Gegenſatz zum
Gebrauch der Neuzeit die ſeltene
Ausnahme bilden. In den er-
ſten Jaͤhrhunderten fehlen ſie ganz,

deten Metalls an Werth immer mehr ſanken, wurden
zuerſt in Meißen, dann im übrigen Deutſchland, vielfach
mit der Bezeichnung grossus, nachgeprägt und bildeten
das hauptſächlichſte Zahlmittel. In Süddeutſchland
(Neumarkt, Nürnberg, Oettingen) und einmal in Trier
unter Erzbiſchof Werner (solidus novus auf einem be-
reits ſehr unterwerthigen Stück) nennen ſie die Auf-
ſchriften zuweilen solidus, während das deutſche „Schilz

ling“ nicht vorkommt. Gleich den Groſchen büßte auch

Letzterer Name kommt aber erſt im 16. Jahrhundert auf
Münzen vor. Die Gulden ſind endlich auch für die
Thalerprägung inſofern maßgeblich geworden, als man
bei der Zunahme der Silberausbeute gegen Ende des
Mittelalfers daran ging, den Werth des rheiniſchen
Guldens in einem Silberſtücke auszuprägen, das man
„Güldengroſchen“ nannte: ein Thaler des Bremer Erz-
biſchofs Zohann von 1511 bezeichnet ſich dementſprechend
ausdrücklich als Moneta nova status floreni rhenensis.
Etwa gleichzeitig iſt die Ausprägung
des Markgewichts der wendiſchen

Städte in großen Silberſtücken mit

aber ſchon im elften begegnen wir
mehrfach dem Worte „denarius“,
einmal ſogar in der deutſchen Form
pening und einmal auch ebenſo
auf nordiſch, das allerdiugs nicht
nur den größten damals geprägten
Nünzwerth (1/o40 des karolingiſchen
Pfundes), ſondern überhaupt jedes
Geldſtück, gleichviel welcher Größe
und welchen Metalls, bezeichnet.
Auch die einſeitigen Münzen, die
etwa ſeit Nitte des 12. Jahrhun-
derts in Deutſchland geſchlagenen
Brakteaten, bezeichnen ſich als „de-
narius“; Der Verkehr unterſchied
nicht zwiſchen dem ein⸗ und dem
zweiſeitigen Geldſtück. Seit Mitte
des 13. Jahrhunderts wurden die
Münzen mannigfaltiger. Im Jahre
1252 ſchlug man in Florenz Gold-
ſtücke im Werthe von 240 Silber-
pfennigen, d. i. eines Pfundes, nach
ihrem Gepräge, der florentiniſchen
Lilie, Florenen genannt, und ſeit
1258 in Frankreich unter Ludwig IX.
Silbermünzen im Werthe von 12
Pfennigen, einem solidus oder Schil-
ling, die „Turnoſen“ hießen, da ſie
zur Bezeichnung der Münzſtätte die
Inſchrift: TVRONVS CIVIS tru
gen. Auch hießen ſie denarii grossi
oder grossi ſchlechthin, weil ſie
weſentlich dicker waren als die bis-
herigen Münzen. Beide Münzſorten
wurden ſchnell allgemein beliebt und
deßhalb anderswaͤrts vielfach nach-
geprägt, der Floren oft mit der
Bezeichnung FLORenus, in ganz
Weſteuropa, der Turnoſe in den
Niederlanden, Rheinland und Weſt-
falen, meiſt mit dem urſpruͤnglichen
Turonus ecivis. Gleichen Werthes mit den Turnoſen,
nämlich ehenfals gleich zwölf Pfennigen, waren die
Münzen, die König Wenzel II. von Boͤhmen in Prag
ſeit 1300 und nach ihm ſeine Nachfolger mit der Inſchrift?
GROSSI PRAGENSES prägen ließen, von denen ſowohl
dgs deutſche Wort Groſchen, als auch der Voltsausdruck
„Böhm! ſich herſchreiben. Dieſe Gröſchen, die in Folge
ſteter Verſchlechterung des für ihre Prägung verwen-

der Inſchrift: Status (semis u.

dergl. maree Lubicensis). Nächſt

dieſen wenigen großen Münzen ſind
namentlich aus Frankreich zahlreiche

kleinere Sorten mit inſchriftlich vor-

kommenden Namen zu erwähnen:
duplex Turonus Franeie, Turonus
simplex, parvus Turonus, moneta
duplex, auch mit hinzugefügtem

Das Schloß des Grafen von Paris. (Text Seite 196.)

der Floren in Dentſchland mehr und mehr an Werth
ein und ging namentlich am Rhein auf weniger als drei
Viertel des urſprünglichen zurück, ſo daß nunmehr der
„rheiniſche SGulden“ als beſonderer Münzwerth neben
den vollwichtigen oder ungariſchen Gulden tritt, welch'
letzterer mit dem der Umſchrift der venetianiſchen Stücke
dieſer Art (Sit tibi, Christe, datus, quem tu regis, iste
dueatus) entlehnten Worte „Dukaten“ bezeichnet wird.

alba, moneta regalis, Burgensis
fortis und novus, obulus, auch mit
simplex oder in Erinnerung an das
Turonus civis ſinnlos mit civis ver-
bunden, meal petita, dosini dalphina
(Humbert II v. d. Dauphine) 1333
bis 1349 u. a. m. In Deutſchland
finden wir ebenfalls kleine Groſchen:
grossiculi in Köln und parvi Pra-
genses und Misnenses, dagegen nicht
den Obulus, wohl aber das deutſche
„Heller“ auf einer Neiſſer Münze
aus König Wenzel's IV. Zeit. Von
den Namen, die der Volksmund
zahlreichen Münzſorten gab (Bot-
drager, Bauerngroſchen, Snaphahn
u. d.), ſind nur wenige auf Münzen
verewigt worden: „Penarius simp-
lex nominatus grifonus“ haben die
holländiſchen und brabantiſchen Grei-
fengroſchen Maximilian's I. und ſei-
nes Sohnes Philipp zur Aufſchrift,
neben ſie ſtellt ſich ein „duplex Pa-
tardus fabricatus in Brabancia“.
Endlich ſind noch einige vereinzelte
Münzbezeichnungen zu erwähnen:
tercla ducalis und quarta tercenarli
in Sizilien, in Spanien und Akkon
die Pugeza, in Portugal der Cru-
zatus, dazu noch Anglicus Franc-
fordensis und Sterlingus Treviren-
sis (Erzbiſchof Werner) auf deut-
ſchen, nach enaliſchem Muſter geprägten Stücken.
Stadtrath Bratring hielt im Anſchluß an ſeinen
Aufſatz über die pommerſchen Herzogsmünzen des 16.
Jahrhunderts einen Vortrag über die Münzen des Her-
zogs Philipp Julius zu Wolgaſt 1592 bis 1625, den er
durch Vorlegung einer großen Reihe zum Theil höchſt
ſeltener Gepräge dieſes Herrn erläuferte. Herzog Phi-
lipp Julius hat uns ſehr zahlreiche Münzen hinter-

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