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Verbürgte
Auflage 3000.
und Alterthumskunde.
—
Stutigaxt 1894.
Abouuement:
Deutſchland u. Oeſterreich M, 2.50
vierteliährlich, Ausland Al 3.—.
Nr. IS.
Stuttgart, I. Mai 1895,
Erſcheint wöchentlich)
Anzeigen:
Die Nonpareilezeile oder deren
3, Jahrgang.
Das alte Giſchloß auf dem
Sinichkopf in Mais.
Von Sanitätsrath Dr. B. Mazegger.
— —
2* Maiſer Freiberg ſind von Hochſulfen in Haf-
ling, nach abwärts, dem ſchönen Etſchthale zu, ſüdöſtlich
von Weran peſonders zwei vorgel agerte ſteile Bergkuͤp!?
pen bemerkbar. Auf der höhergelegenen thront die
ſtolze Fragsburg, die tiefer unten
dem Blicke ſich aufdrängende bildet
den Sinichkopf, auch Sinaͤch — sinus
aquae (Beda Weber's Meran), Sinig
geſchrieben. Sonſt mit niedrigen
Sträuchern und Bäumchen bewachfen,
wird er auf dem breiten Gipfel von
einem Horſte größerer Kiefern beſtan-
den, welche von Ferne wie Pinien
ausſehen, wodurch er weithin kennt-
lich gemacht ift.*) Eine Wanderung
von dreiviertel Stunden bringt uns
von Kagenftein einer ſehenswerthen,
aus deni Mittelalter ſtammenden Burg
— nach Durchſchreitung des vom̃
Sinichbaͤche durchfloſſenen tiefen Thal-
einſchnittes durch bewaldete Abhänge
auf den Sinichkopf (etwa 548 Meter
über dem Meere und 240 Meter über
der Thalſohle). Ungefähr 13—20
Meter unter dem Gipfel umzieht ihn
eine ſchmale, ziemlich ebene Terraſſe,
die nach Norden und Weſten jaͤh, naͤch
Süden weniger ſteil abſtürzt und nach
Oſten die Verbindung mit dem rückz
waͤrtigen Gebirge vermittelt. Das
alte vorhandene Nauexwerk findet ſich
rings um den Gipfel und auf dem
weſtlich darunter gelegenen Theile
der Terraſſe.
4
Den Gipfel umzieht, der Linie
folgend, welche durch den Beginn des
ſteileren Hanges gebildet wird, eine
ſteinerne Umbhegung, aus größeren
4 —
— —
An den beſſer erhaltenen Stellen der Oſt⸗ und Süd-
ſeite läßzt ſich eine Stärke der Mauer von 2,20 m er:
weiſen. Die Grundform der Umhegung iſt nicht eine
ringförmige, runde, ſondern die eineS verfchobenen nn:
gleichſeitigen Vierecks.
Die vier Ecken ſind abgerundet und mittelſt größerer
Telsſtücke, als ſie ſonſt verwendet ſind, hergeſtellt; die
Oſtſeite, welche nicht eine gerade, fondern vielmehr eine
ſchwach nach Oſten, dem Hauptgebirge zu, ausgebogen?
Linie hildet, iſt 51,7 m, die Südſeite 49,4 m, die Nord-
ſeite 30 m und die Weſtſeite 56 m lang; auf letzterer
iſt jedoch auf einer Strecke von etwa 18 m von der
aufgeſchichtet. Deutlich erfennbar war
dies ehedem Überall eine wohlgefügte, mörtelloſe Mauer;
ſtellenweiſe iſt ſie bis zu 1,30 m Höhe erhalten, meiſt
freilich zuſammengeſtürzt, und bielet hier den Anblick
eines ſteilen Walles.
*) Bom Verfaſſer Dieſes wurde an die Gemeinde⸗Vorſtehung
von Ober/ und Untermais die dringende Bitte gerichtet, den noch
veſtehenden ſchönen Kranz von Föhren — das Wahrzeichen des Siz
nidkopfes — zu erhalten, welchem Geſuche beide Vorftehungen in
hereitwiligjter Veiſe ſehr raſch naͤchtaͤmen! wodurch denſelben der
Dank aler Alterthumsfreunde gebührt, Das Fällen diejer Bäume
würde nicht bloß den Sinichkopf feiner Bierbe berauben , ſondern
insbeſondere den gänzlichen Verfall der Mauerwerke herbeiführen.
Südweſtſeite ab, wo der Abſturz vom Gipfel ſteiler
it, eine Mauex nicht vorhanden, während auf dem
übrigen noͤrdlichen Theile dieſer Seite 33 m lang eine
ſolche wohl kenntlich, aber ſtark verſchleift iſt und nach
der Menge des noch vorhandenen Steinmaterials auch
ſchwächer oder niedriger geweſen zu ſein ſcheint, als
auf den übrigen Seiten.
In Innern dieſer in ihrem ganzen Verlaufe nirgends
eine Lingangsöffnung zeigenden Gipfelumhegung läuft
der Nord⸗ und Oſtriauer parallel, 14 m von letzterer
entfernt, jedoch in geraden Linien und rechtwinkelig
zu einander eine zweite Mauer a, in ihrer Nordieite
16,70 m, in der Oſtſeite 17 m lang erhalten; wo
(nordöſtlich) die beiden Mauerſchenkel zuſammenſtoßen,
iſt die ſcharf ausgebildete Ecke ebenfalz in {tärkeren
Steinen ausgeführt. Zwiſchen dem Oſtſchenkel diefer
Mauer und der Oſtſeile der Außenmauet zeigt eine
Aufgrabung 9,70 m von der letzteren das kurze Stuͤck
der Weſtſeite einer dritten zwiſchen jenen erfteren ge-
ſtandenen Mauer b.
Ebenſo liegt zwiſchen dem Nordſchenkel der inneren
und der nördlichen Autzenmauer, nahe der Nordoftfeite
der letzteren beginnend und nur SO cm - von derfelben
entfernt, ihr parallel, ein 5 m langes guterhaltenes
Stück einer ſtarken (vierten) Mauer e.
Der enge Raum zwiſchen dieſer und
der Außenſeite iſt vertieft und ſteigt
nach der Höhe der Bergkuppe ſteiler
an, ſo daß er das Anſehen eines
ſchmalen Ganges (Einganges?) ge-
winnt.
Dicht am nördlichen Schenkel der
OM > Innenmauer, ſüdlich vom weſtlichen
— Drittel derſelben, iſt der höchſte Punkt
00 der Bergkuppe d, von welcher man
einen Ausblick in die reizende Land-
1 4 ſchaft genießt.
11
Wie erwähnt, ſetzen ſich auf dem
veſtlichen Theile der unter der Berg-
kuppe liegenden Terraſſe die Befeſti-
gungen des Gipfels fort. Es iſt
nämlich von der Südweſtecke der Um-
hegung des Gipfels B die Südmauer
der letzteren, ſoweit nicht der ſteile
Tels es überflüſſig machte, auf eine
Strecke von etwa 35 m + 19,3 m
=— 54,3 m, horizontal gemeſſen, hier-
her fortgeführt. Dieſe an dem untern
Drittel in der Länge von 19,2 m
noch guterhaltene Mauer iſt durch
einen etwa 3 m breiten freien Raum
6, den man als Eingang annehmen
kann, durchbrochen. Am Ende macht
ſie eine 4,3 m lange Wendung gegen
Nordweſt, um an die mit Lehm:
mörtel hergeſtellten Umfaſſungsmauern
eines thurmartigen Baües £ anzu-
ſchließen, welche letztere, ſoweit auf-
liegendes Strauchwerk eine Meſſung
zuließ, bei 1,50 m Stärke ein Rechteck
von 6 m nordſüdlicher und 4,65 m weſtöſtlicher lichter
Ausdehnung umſchließen. Von der Nordoftecke diefes
thurmartigen Baues, deſſen Trümmer 3 m hoch über
die ebene Fläche der Teraſſe ragen, geht nach Norden
auf etwa 38 m Länge wieder ein theils künſtlich auf-
Eſchichteter (16 m lang), theils durch den natürlichen
Felſen gebildeter Wall 3, welcher die Terraſſe gegen den
ſteilen Weſtabſturz abſchließt. Auf der Noidfeite iſt
ein künſtlicher Abſchluß dieſer unteren Befeſtigung nicht
zu erkennen. Verfolgt man den aus der erwähnten
Eingangsöffnung in der Südmauer der unteren Ter-
raſſe nach außen (Süden) führenden Weg 26,5 weit
— — — — —— — Za
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Verbürgte
Auflage 3000.
und Alterthumskunde.
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Stutigaxt 1894.
Abouuement:
Deutſchland u. Oeſterreich M, 2.50
vierteliährlich, Ausland Al 3.—.
Nr. IS.
Stuttgart, I. Mai 1895,
Erſcheint wöchentlich)
Anzeigen:
Die Nonpareilezeile oder deren
3, Jahrgang.
Das alte Giſchloß auf dem
Sinichkopf in Mais.
Von Sanitätsrath Dr. B. Mazegger.
— —
2* Maiſer Freiberg ſind von Hochſulfen in Haf-
ling, nach abwärts, dem ſchönen Etſchthale zu, ſüdöſtlich
von Weran peſonders zwei vorgel agerte ſteile Bergkuͤp!?
pen bemerkbar. Auf der höhergelegenen thront die
ſtolze Fragsburg, die tiefer unten
dem Blicke ſich aufdrängende bildet
den Sinichkopf, auch Sinaͤch — sinus
aquae (Beda Weber's Meran), Sinig
geſchrieben. Sonſt mit niedrigen
Sträuchern und Bäumchen bewachfen,
wird er auf dem breiten Gipfel von
einem Horſte größerer Kiefern beſtan-
den, welche von Ferne wie Pinien
ausſehen, wodurch er weithin kennt-
lich gemacht ift.*) Eine Wanderung
von dreiviertel Stunden bringt uns
von Kagenftein einer ſehenswerthen,
aus deni Mittelalter ſtammenden Burg
— nach Durchſchreitung des vom̃
Sinichbaͤche durchfloſſenen tiefen Thal-
einſchnittes durch bewaldete Abhänge
auf den Sinichkopf (etwa 548 Meter
über dem Meere und 240 Meter über
der Thalſohle). Ungefähr 13—20
Meter unter dem Gipfel umzieht ihn
eine ſchmale, ziemlich ebene Terraſſe,
die nach Norden und Weſten jaͤh, naͤch
Süden weniger ſteil abſtürzt und nach
Oſten die Verbindung mit dem rückz
waͤrtigen Gebirge vermittelt. Das
alte vorhandene Nauexwerk findet ſich
rings um den Gipfel und auf dem
weſtlich darunter gelegenen Theile
der Terraſſe.
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Den Gipfel umzieht, der Linie
folgend, welche durch den Beginn des
ſteileren Hanges gebildet wird, eine
ſteinerne Umbhegung, aus größeren
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An den beſſer erhaltenen Stellen der Oſt⸗ und Süd-
ſeite läßzt ſich eine Stärke der Mauer von 2,20 m er:
weiſen. Die Grundform der Umhegung iſt nicht eine
ringförmige, runde, ſondern die eineS verfchobenen nn:
gleichſeitigen Vierecks.
Die vier Ecken ſind abgerundet und mittelſt größerer
Telsſtücke, als ſie ſonſt verwendet ſind, hergeſtellt; die
Oſtſeite, welche nicht eine gerade, fondern vielmehr eine
ſchwach nach Oſten, dem Hauptgebirge zu, ausgebogen?
Linie hildet, iſt 51,7 m, die Südſeite 49,4 m, die Nord-
ſeite 30 m und die Weſtſeite 56 m lang; auf letzterer
iſt jedoch auf einer Strecke von etwa 18 m von der
aufgeſchichtet. Deutlich erfennbar war
dies ehedem Überall eine wohlgefügte, mörtelloſe Mauer;
ſtellenweiſe iſt ſie bis zu 1,30 m Höhe erhalten, meiſt
freilich zuſammengeſtürzt, und bielet hier den Anblick
eines ſteilen Walles.
*) Bom Verfaſſer Dieſes wurde an die Gemeinde⸗Vorſtehung
von Ober/ und Untermais die dringende Bitte gerichtet, den noch
veſtehenden ſchönen Kranz von Föhren — das Wahrzeichen des Siz
nidkopfes — zu erhalten, welchem Geſuche beide Vorftehungen in
hereitwiligjter Veiſe ſehr raſch naͤchtaͤmen! wodurch denſelben der
Dank aler Alterthumsfreunde gebührt, Das Fällen diejer Bäume
würde nicht bloß den Sinichkopf feiner Bierbe berauben , ſondern
insbeſondere den gänzlichen Verfall der Mauerwerke herbeiführen.
Südweſtſeite ab, wo der Abſturz vom Gipfel ſteiler
it, eine Mauex nicht vorhanden, während auf dem
übrigen noͤrdlichen Theile dieſer Seite 33 m lang eine
ſolche wohl kenntlich, aber ſtark verſchleift iſt und nach
der Menge des noch vorhandenen Steinmaterials auch
ſchwächer oder niedriger geweſen zu ſein ſcheint, als
auf den übrigen Seiten.
In Innern dieſer in ihrem ganzen Verlaufe nirgends
eine Lingangsöffnung zeigenden Gipfelumhegung läuft
der Nord⸗ und Oſtriauer parallel, 14 m von letzterer
entfernt, jedoch in geraden Linien und rechtwinkelig
zu einander eine zweite Mauer a, in ihrer Nordieite
16,70 m, in der Oſtſeite 17 m lang erhalten; wo
(nordöſtlich) die beiden Mauerſchenkel zuſammenſtoßen,
iſt die ſcharf ausgebildete Ecke ebenfalz in {tärkeren
Steinen ausgeführt. Zwiſchen dem Oſtſchenkel diefer
Mauer und der Oſtſeile der Außenmauet zeigt eine
Aufgrabung 9,70 m von der letzteren das kurze Stuͤck
der Weſtſeite einer dritten zwiſchen jenen erfteren ge-
ſtandenen Mauer b.
Ebenſo liegt zwiſchen dem Nordſchenkel der inneren
und der nördlichen Autzenmauer, nahe der Nordoftfeite
der letzteren beginnend und nur SO cm - von derfelben
entfernt, ihr parallel, ein 5 m langes guterhaltenes
Stück einer ſtarken (vierten) Mauer e.
Der enge Raum zwiſchen dieſer und
der Außenſeite iſt vertieft und ſteigt
nach der Höhe der Bergkuppe ſteiler
an, ſo daß er das Anſehen eines
ſchmalen Ganges (Einganges?) ge-
winnt.
Dicht am nördlichen Schenkel der
OM > Innenmauer, ſüdlich vom weſtlichen
— Drittel derſelben, iſt der höchſte Punkt
00 der Bergkuppe d, von welcher man
einen Ausblick in die reizende Land-
1 4 ſchaft genießt.
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Wie erwähnt, ſetzen ſich auf dem
veſtlichen Theile der unter der Berg-
kuppe liegenden Terraſſe die Befeſti-
gungen des Gipfels fort. Es iſt
nämlich von der Südweſtecke der Um-
hegung des Gipfels B die Südmauer
der letzteren, ſoweit nicht der ſteile
Tels es überflüſſig machte, auf eine
Strecke von etwa 35 m + 19,3 m
=— 54,3 m, horizontal gemeſſen, hier-
her fortgeführt. Dieſe an dem untern
Drittel in der Länge von 19,2 m
noch guterhaltene Mauer iſt durch
einen etwa 3 m breiten freien Raum
6, den man als Eingang annehmen
kann, durchbrochen. Am Ende macht
ſie eine 4,3 m lange Wendung gegen
Nordweſt, um an die mit Lehm:
mörtel hergeſtellten Umfaſſungsmauern
eines thurmartigen Baües £ anzu-
ſchließen, welche letztere, ſoweit auf-
liegendes Strauchwerk eine Meſſung
zuließ, bei 1,50 m Stärke ein Rechteck
von 6 m nordſüdlicher und 4,65 m weſtöſtlicher lichter
Ausdehnung umſchließen. Von der Nordoftecke diefes
thurmartigen Baues, deſſen Trümmer 3 m hoch über
die ebene Fläche der Teraſſe ragen, geht nach Norden
auf etwa 38 m Länge wieder ein theils künſtlich auf-
Eſchichteter (16 m lang), theils durch den natürlichen
Felſen gebildeter Wall 3, welcher die Terraſſe gegen den
ſteilen Weſtabſturz abſchließt. Auf der Noidfeite iſt
ein künſtlicher Abſchluß dieſer unteren Befeſtigung nicht
zu erkennen. Verfolgt man den aus der erwähnten
Eingangsöffnung in der Südmauer der unteren Ter-
raſſe nach außen (Süden) führenden Weg 26,5 weit
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