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Verbürgte
Auflage 3000.
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Verbürgte
Auflage 3000.
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Stulſgart 1894.
Abonnement ;
Deutſchland u. Oeſterreich M 2.50
vierteljährlich, Ausland M 3.—.
Nr. II.
Stuttgart, I3. März 1895,
Auzeigen:
Die Nonpareillezeile oder deren
Raum 20 Pfg., Aultionen 30 Pfg.
3, Jahrgang.
Die Bezugsbedingungen ſind auf der letzten
Seite in jeder Nummer abgedrudt, — Erfüllungsort für
die Lieferung und für die Zahlung: Stuttgart.
Die Auktion Riedinger.
Nachträge von F. G.
— —
Gowohl die bei der Verſteigerung der Kunſtſamm-
lung Riedinger? in Augsburg (vom 22,
bis 30. Oftober 1894) für die bedeu-
tendſten Gegenſtände erzielten Preiſe ſchon
in Nr. 44 und 45 dieſer Zeitſchrift be-
kanntgegeben worden ſind erſcheint doch
die naͤhere Beſchreibung und die Herkunft
einzelner hervorragender Gegenſtaͤnde von
beſonderem Intereſſe, ebenſo ein Vergleich
des Erlöſes einzelner Gegenſtände mit
den früheren Ankaufspreiſen derſelben,
oder mit dem Erlös aus gleichartigen
Gegenſtänden auf anderen Auktionen.
Zunächſt erwähnen wir 3 Stücke U:
miſchen Urſprungs, und zwar erſtens
einen ſchönen kreisrunden Tiſch
atalog. Nr. 14) von ca. 1,2 m Durch-
meſſer, mit ſich ſpreizenden, geflechtartig
gewundenen, geſchnitzten Füßen, welche
über der Fußbank mit Akaͤnthusblättern
geziert ſind. Dieſer ſonſt bei Bauern-
tiſchen vorkommende ſchräge Fuß ſtellt
eine Miſchung des gothiſchen mit dem
Renaiſſanceſtyl dar und läßzt ſchon auf
das 16. Jahrhundert ſchließen. Die
Tiſchplatte iſt mit 14 in Bein gravirten
Wappen, ſowie mit farbigen Blumen-
gewinden am äußeren Fries intarſien-
ariig verziert. Der Katalog ſagt, daß
ſich in der Mitte des Tiſches das Wap?
yen der Familie von Rehlingen mit
Spruchband befindet, und daß der Tiſch
eine ſehr ſchöne und ſeltene Augsburger
Arbeit aus der Zeit um 1700 U) daͤr—
ſtelle. Bei der Verſteigerung wurde der-
ſelbe durch das Germaniſche Muſeum um
den Preis von 1250 Mark + 10%, Auf-
geld — 1375 Mark erworben.
Die nähere Beſichtigung desſelben nach
der Verſteigerung ergab, daß ſich in Mitte
des Tiſches ein in Bein eingelegtes Doppelwappen mit
folgenden Inſchriften auf den darüber angebrachten
Ichriftbändern hefindet: Sigmund Schleicher und Regina
Rehling Ringsum im Mittelfries des Tiſches {tehen
in der Reihenfolge von links nach rechts die 4 Wappen
der Schleicher, Roth, Rehling und Baldinger gleichmäßig
vertheilt, verbunden mit geſchwungenen, in dunklerem
Holz eingelegten Linien. Jedes dieſer letztgenaunten
Wappen iſt durch ebenſolche Linien mit je 2 im Rand-
fries des Tiſches eingelegten Wappen verbunden wo-
Erſcheint wöchentlich.)
runter uns außer den ſchon genannten Wappen noch die
der Vöhlin von Illertiſſen und der Zwicker (?) von Ulm
befannt waren. Aus dieſem Stamnibaum der Ulmiſchen
Patrizierfamilie Schleicher und Rehling iſt zu entnehmen,
daß der Tiſch Ulniſchen UriprungsS und gemäß
der geſchweiften Wappenform, welche den am Hauyt-
eingang zum neuen Bau angebrachten Ulmer Wappen
gleicht, der Zeit um 1590 zuzuͤweifen iſt. Das Wayppen
der Roth half zu der weiteren Erkenntniß, daß der Tiſch
frühex im Schloß Reutti bei Ulm {tand, welches früher
den Ulmer Patriziern Roth gehörte, deren Mannesftanim
mit dem Tode des am 3. Juli 1800 in Ulm verſtor-
benen Freiherrn Franz Auguſtin v. Roth, Herr v. Reu-
tt 2c., erloſchen iſt. Dieſer Tiſch kam dann mit dem
Schloß und Gut Reutti in den Beſitz der Familie
Kiſpert und wurde in den S0er Jahren unſeres Jahr-
hundexts mit mehreren anderen Alterthümern . an einen
Münchener Händler verkauft, leider ohne daͤß er vorher
dem Gewerbemuſeum in Ulm, das damals für daͤs ſog.
öne Zimmer einen paſſenden alten Tiſch fuͤchte, zum
Kaufe angeboten wurde.
Bezüglich des urſprünglichen Beſitzers des Tiſches
iſt nodH anzuführen, daß als ſolcher der in Wehermani's
hiſtoriſch⸗blographiſchen Nahrichten von Ulmiſchen Fa-
milien 2c. Bd. II. S. 481 erwähnte Sigmund Schleicher,
geb. am 1. Nopember 1560, zu vermuthen iſt, welcher
1604% in den Rath kam, dann Zeugherr, Hoſpitalherr,
Pfleger des Kloſters Söflingen und Stadtrechner wurde
und am 15. Februar 1631 ſtarb. Derſelbe wird dieſen
Tiſch zu ſeiner um das Jahr 1590 anzunehmenden Hoch-
zeit mit der Rehlingerin von den auf dem Tiſche be-
zeichneten verwandten Familien zum Geſchenk erhalten
haben. Die ſonſt in Augsburg anſäßigen
Rehlingen gehörten nach Weyermaͤnn
Bd. II S. 40 ſeit 1591 zu den Ulmer
Patriziern, während ſie naͤch der Chro-
nik von Ulm von Pfarrer Schultes S,
36 ſchon im 13. Jahrhundert unter den
edlen Geſchlechtern von Ulm aufgeführt
waren. Ein Marx Anton v. Rehlingen
wurde 1616 in Ulm Senator, 1620 Zeüg-
herr, ſtarb 26. VI. 1550.
Zwei Bruders⸗Söhne desſelben Kon-
rad v. Rehlingen, geb. 1612, und Marx
v. Rehlingen, geb. 1606 in Augsburg
dienten als Offiziere im ſchwẽdiſchen
Heere. Der erſtere ſtarb als Rittmeiſter
zu Koburg 25. IV. 1634, der letztere als
Oberſt den 16. I. 1636 (nach Schultes
1633) zu Gera in Sachſen. Beide er-
hielten ihre Begräbnißſtätte auf Ver-
wendung ihres Onkels, des oben ge-
nannten Zeugherrn Marx Anton v. R.
gegen Bezahlung von 200 fl. in der
Barfüſſerkirche in Ulm, wo man im Ok-
toher 1808, als dieſe zu einem Mauth-
gebäude eingerichtet wurde, die 2 kupfer-
nen Saͤrge derſelben fand. Pfaͤrrer
Schultes berichtet in ſeiner Chronik von
Ulm S. 414, daß man in dem damals
bayeriſchen Ulm ſchonungslos mit den
Leichen derſelben umgegaͤngen ſei!! —
Unter demſelben Regime ini Mai 1807
wurde auch der auf dem oberen Mün-
ſterplatz ſtehende kunſtvolle Oelberg (nach
vielen Baujahren vollendet 1516 unſin-
niger Weife abgebrochen, weil er bei
Militärparaden hinderlich ſei.
Ein anderes Ulmiſches Stück der
Riedingerſammlung Gatalog Nr. 1127)
war ein kleines Kanonen?-Modell,
deſſen Rohr von 21 em Länge mit delphinförmigen
Handgriffen und einem Pinien⸗Zapfen am hinteren Ende
und deſſen Lafette mit gravirten Meſſingbeſchlägen von
barocker Form aus der Zeit um 1680 geziert war, und
einerſeits den Namen VLM innerhalb einer Raͤnken-
cartouche, anderſeits die Buchſtaben T. E. (Mono-⸗
gramm des Verfertigers) trug. Dieſes Modell kam
um den Preis von 125 Mark in den Beſitz eines
Münchner Händlers. Ein Ulmer Sammler war nur
bis 120 Mark mitgegangen, da ihm ein höherer Preis
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