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Antiquitäten-Zeitung — 3.1895

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Nr. 42 (16. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61393#0333
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Verbürgte

Verſteigerungen und Alterthumskunde.

F

}

11

— —



Goldene Medaille


Stuttgart 1894.
Müncijen 1895.

Nr. 42.

Abonnemeut:
Deutſchland u. Oeſterreich M 2.50
vierteljährlich, Ausland 8. —.

Stuttgart, 16. Oktober 1895,

Erſcheint wöchentlich.)


Auzeigen:
Die Nonpareilezeile oder deren

3, Jahrgang.

Der Schreiner, (Tiſchler,
Tiſcher).

(Abbildung neben).

Das Handwerk des Schreiners, ſagt unſer Gewährs-
mann im Jahre 1804, der in Südteutſchland von
den Schreinen oder Schränken, die er macht, Schrei-
ner, in Nordteutſchland von den Tiſchen Tiſchler

enennet wird, iſt eines der angenehmſten, nützlich-

ten und zeitverkürzendeſten. Es fordert aber auch
viel von ihm, wenn er es in ſeinem ganzen Um-
fange als ein wahrer Meiſter hetreiben will; denn
er muß nicht nur die alltäglichen Tiſchlerarbeiten

und gewöhnlichen hölzernen Hausgerähte, die man
bei ihHın ſucht oder beftellet, zu maͤchen wiſſen, ſon-

dern auch in der Zeichnungs⸗ und Baukunit, in
der Malerei, im Vergolden in eingelegter Arbeit,

legten Arbeiten. Wafjer= Sart= und Oelfarben braucht er
zum Anſtreichen und Bemalen gewiſſer Geräthe und man-
Herlei Kleinigkeiten u. ſ. fz zum Leimen den bekannten
Hornleim ; zum Poliren Schachtelhalmen und Fiſchhaut.

Die vornehniſten Werkzeuge des Tiſchlers ſind; 1) die
Hobelbank, die eine Art voͤn ſtarkem Tiſche aus Eichen-
oͤder Büchenholz vorſtellet, mit zwoen großen Schrauben
verſehen und in der Werkſtaͤtte meiſtens an einer
Wand beveſtiget iſt. Die Vorder⸗ und Hinterzange

im Schnitzen und in der Mechanik geübt ſeyn, in= und entweder zart oder grob iſt; der Harthobel
** bon * *4 — 44 ; * man zum * * * * 24
perlanat, einen tüchtigen Riß oder Aufzeichnun * der Leiſtenhobel; der Falz⸗- und Sims- oder Ort-
aufs 4* ‚ oder * ein kleines — 4 4 * hobel; * Kuͤthobct * Vergatthobel, der von
—— — 10 e
Naturan ; } ung f oder klein iſt, un S uptſã
24 ——44 — 2 gebauet und künſtlichẽ gebraucht wird; der 44— oder das 2*
Tiſchlexarbeit gemacht wird. wodurch Verkehlungen oder Geſimſe am Holze an-
Sein. wichtigſtes Materiale iſt einheimifdhes ] S IN gebracht werden, und worunter der Stabz und
und freuides Holz; als: Eichenholz zu ſchönen und 4 7 1 I Faͤrnißhobel die bekannteſten ſind; der Geſimshobel,
— — 4* — * 4 * 7 d zur 244 * 4 * *2
holz zu gewöhnlichen garen; Nußbaumholz zu N ; | u Einſchiebleiſten; die große Rauhbank, zur Be-
—— und eingelegten Arbeiten; — — 4 * f 4 4 — Fugen; die * oder — wo-
und 5 44 X M A | D mit die Fugen noch feiner — 4 werden.
— D D CGSn T Z — 2— N e
Zu gewöhnlidhem Hausgexähte und zu eingelegten — — —⏑ — Sal in die Fauſt nimmt, die Naſe; die hole Verzierung
‚oder furnirten Arbeiten ſür reiche und vornehme a — N an der Seite, die Holkehle; der Auſas des Fauft-
Perſonen nimmt er meiſtens auslaͤndiſche Holz— — — / baͤllens, der Ballen; und die am Boden befindliche
aͤrten als das dunkelrothe und harte Mahagoniholz; V Z — * Defnung, das Mauh ;
das DHols pon Cedern, 444 und Buchsbaumen; A . S * 7) alzanc})erlet Sägen, als die Klobeſäge, die
Aoſenhoh⸗ —444444 4 urz Fer· E 4 4 2 5 S von zwoen — gezogen wird, um ſtartes
2 — ; Corallenholz; Sandelholz; Königs⸗ E N — 2 Lußbbaumholz zu Furniren zu zerſchneiden Ddie
* Oelbaumholz; Schlangen- oder Litternholz; — — 7 Stichſäge mit einem Griffe; die Schließ= Oerte-
Fbenholz u. ſ. w. Die meiſten fremden Holzarten s / * ; DA en und Langeſäge; die Schweiffläge mit einem ſchmalen
werden nach dem Gewichte verkauft. Inländiſche ! Hi S Blatt; die Laubjäge zur Ausſchneidung der Fi-
2

Hölzer veraͤrbeitet der Schreiner meiſtens als
Latten, Bohlen und Bretter, die auf eigenen
Mühlen geſchnitten werden; oder er kauft Bäume,
beſchlägt und zerſchneidet fie in große Stücke
(Spälter) zu ſeinen mancherlei Arbeiten; dies letz-
tere gilt beſonders auch von den Furnirhölzern, die
er mit der ſchweren Klobenſäge felbander, oder mit
einer Handſägé ſich ſelber zerſchneidet. In großen
Städten kann man die Furnirhölzer ſchon in dünne
Blätter zerſchnitten von eigenen Holzhändlern erkaufen;
die feinſten und beſten kommen aus Frankreich, Holl-
und England, Nußbaum aus der Schweiz.

Auſſer dem Holze verarbeitet der Tiſchler auch
Elfenbein, Perlenmutter, und einige Metalle zu ausge-

H Ein Stellmaß welches ein ausgeſchweifter Kopf
iſt, mit einer Stellſchraube, um durchgehende Schiene
damit zu beveſtigen. Mit dieſem Maaß wird die Breite
des Brettes genommen ; auf der durchgehenden Schiene,
welche wie ein dickes Lineal ausſiehet, befindet ſich
der Maaßſtab.

5) Der Knecht, ein ſtehendes Holz mit vielen
groſſen Einſchnitten, daß auf einem Kreuzgeſtelle ruhet.
Er trägt die angeſchraubten Bretter, welche heſtoſſen
oder abgehobelt werden ſollen, vermittelbſt des
Saͤttels, den man hoch und niedrig ſtellen kann.

6) Mancherlei Bohrer, als: der Draufbohrer,
der Sbitzbohrer oder die Bohrahle; der Schnecken-
Naͤgel⸗ Schemel⸗ und Centrumpohrex. ,

' 6) Eine Menge von Hobeln; als der Schrupp-
hobel mit einer gerundeten Schneide oder Sijen,
womit Brelter zuerſt aus dem Groben behobelt
werden; der Zahnhobel mit einem ausgezackten
oder gezähnten Eiſen, der das Rauhe des Schrupp-
hoͤbeld wegſchaft; der Schlichthobel mit geradem
Eiſen, der die Bretterfläche glatt und eben macht,

Der Schreiner im Jahre 1804 Text oben.)

Banf abhobeln oder auch mit Sägen ausſchneiden will,
u. ſ. w. gebraucht.

Winkel des Holzes ausgearbeitet werden. Hieher ge-
höret auch das Winkelmgaß und Kehrmaaß,

der Zapfenlöcher.



guren bei furnirten Ärbeiten; die Gradſäde; u. 1, f.
8) Leim⸗ und Schraubezwingen von verſchie-
dener Größe; der Schraubknecht; der Tiſchler hat
deren eine Menge vorräthig.
9) Allerlei Stemmeiſen, wodurch Löchex ein-
geſtemint werden; dahin gehöret aud) der Stech-


Holeiſen.

Auͤſſer dieſem Werkzeuge hat der Tiſchler noch
Schniger, Leimtiegel, Raſpeln, Zangen, Richtſcheit,
Ziehklingen, Maaßſtaͤbe, Knüppel, Hämmer, Beile,
Schieifſteine, Loih und Setzwage, Cirkel, Blei- und
Rothſtifte, Tuſche u. ſ. w.

Aus dem allen ſiehet man, wie mannichfaltig die

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