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— 2000. Zentral-
Verſteigerungen und Alterthumskunde.
UE “
L
Auflage 3000.
Stuttgart 1894.
Müntijen 1895.
Yr. 48 Abonnemeut:
der. Deutſchland u. Oeſterreich M 2.50
vierteljährlich, Ausland . —.
Stuttgart, 27. November 1895.
Erſcheint wöchentlich.)
Auzeigen:
Von der Numismatiſchen Ge-
ſellſchaft in Berlin.
In der Sitzung vom 9. September legte
Herr A. v. d. Heyden zwei für ſeine Sammlung
Witten ( Vierpfennigſtücken) dazu zwei Großpfennigen
(SechSplonnig{tücen) und neunzehn einfeitigen 3wei-
pfennigſtücken. Beigemiſcht waren, was bisher für dieſe
Karl IV. und Wenzel IV. in größerer Anzahl, die für
dieſes
neu erworbene Seltenheiten vor: den Dickthaler
des ſchwediſchen Reichsverweſers Sten Siure,
im Jahre 1512 zu Stockholm geprägt, mit St.
Erich und Wappen, und den Goldgulden Bogis-
lab's X. von Pommern mit Madonna und Wap-
pen in vorzüglicher Erhaltung. Erſteres Stück hat
den Beamten des Stockholmer Münzkabinetts zur
Begutachtung vorgelegen, iſt mit den dort be-
findlichen fünf ächten und acht falſchen, theils
gegoſſenen, theils geprägten Exemplaren verglichen
und als ächt anerkannt worden. — Herr Land-
gerichtsrath Dannenberg theilte mit, daß kürzlich
in Italien zum erſten Male eine Bildnißmünze
des großen Oſtgothenkönigs Theoderich gefunden
worden ſei: ſie zeigt ſeinen Kopf mit dem lang-
wallenden Haar des germaniſchen Edlen, in der
Umſchrift ſteht der Titel (ſ. Nr. 44), auf der
Rückfeite erſcheint eine Siegesgöttin mit der
in Nummer 44 mitgetheilten Umſchrift, das
Gewicht iſt gleich dem dreier damaliger So-
lidi. Der Vortragende bemerkte hierzu, daß dies
das erſte oſtgothiſche Goldſtück mit dem Bildniß
des einheimiſchen Herrſchers ſei, da die Germa-
nen im ehemaligen Römerreiche immer nur Sil-
ber⸗ und Kupfermünzen mit den Bildern ihrer
Könige geprägt, auf ihren Goldmünzen aber die
Köpfe der oſtrömiſchen Kaiſer angebracht hätten.
In der Beſprechung dieſer Mitkheilung wurde
ſeitens des Herrn Regierungsraths Friedensburg
bemerkt, daß der Geſchichtsſchreiber Juſtinian's,
Vrokopius von Caeſarea, mittheile, wie die
Frankenkönige den Kaiſer wiederholt um das
Recht, ihr Bild auf Goldmünzen zu ſetzen, ge-
beten hätten, wie ihnen das aber immer wieder
mit dem Hinzufügen verweigert worden ſei, dies
Recht ſtehe allein dem Kaiſer zu und werde nicht
einmal von dem Verſerkönige beanſprucht. Hie-
raus folge jedenfalls, daß man das Recht der
Goldmünze unter eigenem Namen und Bildniß
als eine der höchſten Befugniſſe, die eben nur
dem Kaiſer zukomme, angeſehen habe. Die Ver-
ſammlung war daher mit dem Vortragenden ein-
verſtanden, daß daz in Rede ſtehende Stück, wo-
rauf ja auch ſein Gewicht hindeute, weniger für
den Verkehr, als vielmehr zu Geſchenken Aus-
zeichnungen oder deral. beſtimmt geweſen ſei.
Herr Landgerichtsrath Dannenberg gab ferner
einen eingehenden Bericht über einen im Frühjahr
zu Woldegk (Mecklenhurg-Strelitz) gemachten
Münzfund, der, abwohl nur 261 Stück enthaltend, doch
von Wichtigkeit iſt. Er beſtand hauptſächlich aus Ge-
prägen der zur Zeit ſeinex Vergrabung ein numisma-
tiſches Ganzes bildenden Nachbarländer Pommern und
Mecklenburg, und zwar in überwiegender Mehrzahl aus
— — — — —⏑ * — — —
3 Witten oder 12 Pfennige gegangen ſein mögen. Ver-
treten waren die mecklenburgiſchen Städte Neubranden-
burg, Friedland, Gnoien, Güſtrow, Malchin, Parchim
und beſonders reichlich Roſtock, alſo alle Prägeſtätten
außer dem ſelten erſcheinenden Teterow und Wismar.
alſo nach der vermuthlichen Vergrabungszeit
Fundes, mit Mecklenburg vereint worden iſt.
Pommern iſt mit nur drei Herzogsmünzen be-
theiligt, darunter eine neue Abart des Wittens
von Treptow a. d. Tollenſe, wichtig, weil ſie
durch das ausgeſchriebene Ducis zu erkennen gibt,
daß dieſe Wünze nicht in die gemeinſchaftliche
Regierung Swantebor's III. und Bogislab's VII.
(1404 — 1413) fällt, ſondern nach des letzteren
Tode geprägt iſt. Zahlreich ſind die ſtädtiſchen
Gepräge von Anklam — darunter der ſeltene
Witten mit der Lilie beiderſeits —, Demmin,
Greifswald und Stralſund. Letztere ergeben das
ſicher ſpäteſte Datum, denn die Prägung der
im Funde vertretenen Witten mit langem Kreuz
hat uͤrkundlich erſt 1410 begonnen und noch ſpäter
find die hier zahlreich auftretenden mit dem
Stadtwappeu (Strahl) im Schilde beiderſeits.
Da auch die Zweipfenniger mit gekröntem Kopf
vorkommen, waͤhrend ſichere Lübecker fehlen, be-
zeichnete der Vortragende den Fund als einen
neuen Beweis der Richtigkeit ſeiner Anſicht, daß
ein Theil dieſer Münzen in Greifswald geprägt
ſei, wie ja überhaupt dieſe kleineren Hanſe-
ſtädte mehrfach die Münzbilder ihrer größeren
Schweſtern benutzt hätten: Anklam den Strahl
von Stralſund, Greifswald den Balkenſchild von
Roſtock. — Herr Wardein-Aſſiſtent Brinkmann
legte die in einer früheren Sitzung von Herrn
Admiral Strauch erwähnte vollſtändige Münz-
reihe des Königs Menelik II. von Abefſinien, ſo-
wie die in der hieſigen kgl. Münze neu geprägten
Goldſtücke der deutſchen Neuguineakompagnie und
des Herzogs Alfred von Sachſen-Koburg vor.
In der Sitzung vom 4. November legte Herr
von der Heyden drei von dem Wiener Medailleur
A. Scharff gegoſſene Plaquen von ausgezeichneter
Schönheit vor: die eine gibt das trefflich ge-
lungene, höchſt charakteriſtiſche Bruſtbild des Wie-
ner Antiquitätenhändlers Cubaſch, die beiden an-
dern zwei weibliche Bildniſſe, eine „Ballerina“
und ein „Waſchermadel“, namentlich letzteres von
großem Liebreiz. Herr Regierungsrath von Küh-
lewein zeigte an einigen neueren Medaillen, daß
auch jetzt noch manche hübſche Arbeit in dieſem
Kunſtzweige an den Tag tritt, und der gute Ge-
ſchmack durch die Medaillenfabriken noch nicht
völlig verdorben iſt. Er legte eine Medaille von
Godet 1891, auf die Berliner Kochkunſtausſtel-
lung bezüglich, und zwei unbezeichnete Preiſe der
vor, ferner drei im Auftrage des Kaiſers herge-
ſtellte und dem Vortragenden für dieſen Zweck
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Verſteigerungen und Alterthumskunde.
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Auflage 3000.
Stuttgart 1894.
Müntijen 1895.
Yr. 48 Abonnemeut:
der. Deutſchland u. Oeſterreich M 2.50
vierteljährlich, Ausland . —.
Stuttgart, 27. November 1895.
Erſcheint wöchentlich.)
Auzeigen:
Von der Numismatiſchen Ge-
ſellſchaft in Berlin.
In der Sitzung vom 9. September legte
Herr A. v. d. Heyden zwei für ſeine Sammlung
Witten ( Vierpfennigſtücken) dazu zwei Großpfennigen
(SechSplonnig{tücen) und neunzehn einfeitigen 3wei-
pfennigſtücken. Beigemiſcht waren, was bisher für dieſe
Karl IV. und Wenzel IV. in größerer Anzahl, die für
dieſes
neu erworbene Seltenheiten vor: den Dickthaler
des ſchwediſchen Reichsverweſers Sten Siure,
im Jahre 1512 zu Stockholm geprägt, mit St.
Erich und Wappen, und den Goldgulden Bogis-
lab's X. von Pommern mit Madonna und Wap-
pen in vorzüglicher Erhaltung. Erſteres Stück hat
den Beamten des Stockholmer Münzkabinetts zur
Begutachtung vorgelegen, iſt mit den dort be-
findlichen fünf ächten und acht falſchen, theils
gegoſſenen, theils geprägten Exemplaren verglichen
und als ächt anerkannt worden. — Herr Land-
gerichtsrath Dannenberg theilte mit, daß kürzlich
in Italien zum erſten Male eine Bildnißmünze
des großen Oſtgothenkönigs Theoderich gefunden
worden ſei: ſie zeigt ſeinen Kopf mit dem lang-
wallenden Haar des germaniſchen Edlen, in der
Umſchrift ſteht der Titel (ſ. Nr. 44), auf der
Rückfeite erſcheint eine Siegesgöttin mit der
in Nummer 44 mitgetheilten Umſchrift, das
Gewicht iſt gleich dem dreier damaliger So-
lidi. Der Vortragende bemerkte hierzu, daß dies
das erſte oſtgothiſche Goldſtück mit dem Bildniß
des einheimiſchen Herrſchers ſei, da die Germa-
nen im ehemaligen Römerreiche immer nur Sil-
ber⸗ und Kupfermünzen mit den Bildern ihrer
Könige geprägt, auf ihren Goldmünzen aber die
Köpfe der oſtrömiſchen Kaiſer angebracht hätten.
In der Beſprechung dieſer Mitkheilung wurde
ſeitens des Herrn Regierungsraths Friedensburg
bemerkt, daß der Geſchichtsſchreiber Juſtinian's,
Vrokopius von Caeſarea, mittheile, wie die
Frankenkönige den Kaiſer wiederholt um das
Recht, ihr Bild auf Goldmünzen zu ſetzen, ge-
beten hätten, wie ihnen das aber immer wieder
mit dem Hinzufügen verweigert worden ſei, dies
Recht ſtehe allein dem Kaiſer zu und werde nicht
einmal von dem Verſerkönige beanſprucht. Hie-
raus folge jedenfalls, daß man das Recht der
Goldmünze unter eigenem Namen und Bildniß
als eine der höchſten Befugniſſe, die eben nur
dem Kaiſer zukomme, angeſehen habe. Die Ver-
ſammlung war daher mit dem Vortragenden ein-
verſtanden, daß daz in Rede ſtehende Stück, wo-
rauf ja auch ſein Gewicht hindeute, weniger für
den Verkehr, als vielmehr zu Geſchenken Aus-
zeichnungen oder deral. beſtimmt geweſen ſei.
Herr Landgerichtsrath Dannenberg gab ferner
einen eingehenden Bericht über einen im Frühjahr
zu Woldegk (Mecklenhurg-Strelitz) gemachten
Münzfund, der, abwohl nur 261 Stück enthaltend, doch
von Wichtigkeit iſt. Er beſtand hauptſächlich aus Ge-
prägen der zur Zeit ſeinex Vergrabung ein numisma-
tiſches Ganzes bildenden Nachbarländer Pommern und
Mecklenburg, und zwar in überwiegender Mehrzahl aus
— — — — —⏑ * — — —
3 Witten oder 12 Pfennige gegangen ſein mögen. Ver-
treten waren die mecklenburgiſchen Städte Neubranden-
burg, Friedland, Gnoien, Güſtrow, Malchin, Parchim
und beſonders reichlich Roſtock, alſo alle Prägeſtätten
außer dem ſelten erſcheinenden Teterow und Wismar.
alſo nach der vermuthlichen Vergrabungszeit
Fundes, mit Mecklenburg vereint worden iſt.
Pommern iſt mit nur drei Herzogsmünzen be-
theiligt, darunter eine neue Abart des Wittens
von Treptow a. d. Tollenſe, wichtig, weil ſie
durch das ausgeſchriebene Ducis zu erkennen gibt,
daß dieſe Wünze nicht in die gemeinſchaftliche
Regierung Swantebor's III. und Bogislab's VII.
(1404 — 1413) fällt, ſondern nach des letzteren
Tode geprägt iſt. Zahlreich ſind die ſtädtiſchen
Gepräge von Anklam — darunter der ſeltene
Witten mit der Lilie beiderſeits —, Demmin,
Greifswald und Stralſund. Letztere ergeben das
ſicher ſpäteſte Datum, denn die Prägung der
im Funde vertretenen Witten mit langem Kreuz
hat uͤrkundlich erſt 1410 begonnen und noch ſpäter
find die hier zahlreich auftretenden mit dem
Stadtwappeu (Strahl) im Schilde beiderſeits.
Da auch die Zweipfenniger mit gekröntem Kopf
vorkommen, waͤhrend ſichere Lübecker fehlen, be-
zeichnete der Vortragende den Fund als einen
neuen Beweis der Richtigkeit ſeiner Anſicht, daß
ein Theil dieſer Münzen in Greifswald geprägt
ſei, wie ja überhaupt dieſe kleineren Hanſe-
ſtädte mehrfach die Münzbilder ihrer größeren
Schweſtern benutzt hätten: Anklam den Strahl
von Stralſund, Greifswald den Balkenſchild von
Roſtock. — Herr Wardein-Aſſiſtent Brinkmann
legte die in einer früheren Sitzung von Herrn
Admiral Strauch erwähnte vollſtändige Münz-
reihe des Königs Menelik II. von Abefſinien, ſo-
wie die in der hieſigen kgl. Münze neu geprägten
Goldſtücke der deutſchen Neuguineakompagnie und
des Herzogs Alfred von Sachſen-Koburg vor.
In der Sitzung vom 4. November legte Herr
von der Heyden drei von dem Wiener Medailleur
A. Scharff gegoſſene Plaquen von ausgezeichneter
Schönheit vor: die eine gibt das trefflich ge-
lungene, höchſt charakteriſtiſche Bruſtbild des Wie-
ner Antiquitätenhändlers Cubaſch, die beiden an-
dern zwei weibliche Bildniſſe, eine „Ballerina“
und ein „Waſchermadel“, namentlich letzteres von
großem Liebreiz. Herr Regierungsrath von Küh-
lewein zeigte an einigen neueren Medaillen, daß
auch jetzt noch manche hübſche Arbeit in dieſem
Kunſtzweige an den Tag tritt, und der gute Ge-
ſchmack durch die Medaillenfabriken noch nicht
völlig verdorben iſt. Er legte eine Medaille von
Godet 1891, auf die Berliner Kochkunſtausſtel-
lung bezüglich, und zwei unbezeichnete Preiſe der
vor, ferner drei im Auftrage des Kaiſers herge-
ſtellte und dem Vortragenden für dieſen Zweck
— —⏑ 12——