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Antiquitäten-Zeitung — 3.1895

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Nr. 48 (27. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61393#0382
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Seite 378.



Nr. 48,

die das Kirchenmodell halten, wurde allſeitig als in
jeder Beziehung wohlgelungen und geſchmackvoll aner-
kannt. Weiter legte der Vortragende die ſeltene Me-
daille des Grafen Rochus von Lynar, des im Jahre
1525 geborenen und 1596 geſtorbenen Erbauers der
Feſtung Spandau, vor, die im Jahre 1578 zur Erinne-
rung an ſeine Vermählung geſchlagen iſt und auffallen-
derweiſe auf der Rückſeite eine ſpaniſche Aufſchrift trägt.
Man hat früher geglaubt, ſie ſei von einem ſpaniſchen
Medailleur Diego Martin, der damals in Berlin lebte,
gefertigt worden; dies hat ſich aber als irrig erwieſen,
doch iſt auch die Annahme J. Friedlaender's, der be-
rühmte ſächſiſche Künſtler Tobias Wolff ſei der Ur-
heber, zweifellos verfehlt, da Wolff's Arbeiten, übrigens
durchweg Güſſe, einen ganz andern Stil zeigen.

Auleitung zum Sammeln

von Münzen.
Von

Dr. M. Kirmis.
Fortſetzung.)
Nachdruck verboten.)
Italia inferior.

Campania. Die Prägung iſt griechiſchen Ur-
ſprungs und beruht auf einem Stater von 7,41 Gramm
Maximalgewicht. Der Goldſtater indeſſen ſteigt nie über
6,86 Gramm und ſchon früh ſinkt der Silberſtater auf
6,5 Gramm. Die Silberpraͤgung hört um 268 v. Chr.
auf, Kupfer mag bis 200 v. Ehr. geprägt worden ſein.
Als Münzbild findet ſich häufig der kampaniſche Stier.
Die Inſchriften ſind oskiſch, griechiſch, gemiſcht, lateiniſch.
Es prägten: Alliba (Silber), Atella (Kupfer), Au-
runea (Aes), Caiata (Aes), Calatia (Aes), Cales
(Silber und Aes).

Capua. Erhielt 338 v. Chr. das römiſche Bür-
gerrecht, prägte vorher Silber mit griechiſchen, oder os-
kiſch⸗griechiſchen Inſchriften, nachher zahlreiche Münzen
in Silber und Erz mit Roma oder Romano.

Cumae. Prägte am früheſten von den kampani-
ſchen Städten von zirka 500—490 v. Chr. nach ägine-
tiſchem, ſpäter nach aͤttiſchem Fuße und endlich nach dem
Muſter der phokäiſchen Didraͤchmen.

Hyria (Silber).

Neapolis. Kolonie vom Cumae. Die Prägung
beginnt um 420, bekannt iſt Gold, Bronce und vorzugs-
weiſe Silber.

Nola (Silber, Bronce). Nuceria Alfaternum.
Vhiſtelia. Sueſſa Aurunca. Teanum Sidieinum.

Apulia. Während der Vorherrſchaft von Tarent
in Unteritalien lief in Apulien tarentiniſches Geld um,
ſpäter prägte man Silber nach Tarentiner Muſter, meiſt
Diobolen mit dem Bilde des den Löwen würgenden
Herkules. Gegoſſenes und geprägtes Großkupfer nach
dem Libral⸗ und Trientalfuße wurde weſentlich in
Luceria und Venuſia gefertigt.

Calabria. (Meſſapia, Japygia). Die bedeutend-
ſten Prägeorte waren:

Tareutum. Eine im Jahre 708 v. Chr. gegrün-
dete Kolonie der Lacedämonier, durch Reichthum und
Macht hochberühmt, prägte von zirka 350 v. Chr. bis
zur Einnahme durch die Römer i. J. 272 v. Chr.
außerſt zahlreiche Reihen von Münzen in Gold, Erz,
namentlich aber in Silber und von letzterem beſonders
Didrachmen. Die häufigſt vorkommenden Münzbilder
ſind der mythiſche Taras auf dem Delphin und ein
Reiter in den verſchiedenſten Variationen (die taren-
tiniſche Pferdezucht und die tarentiniſche Reiterei waren
berühmt), ältere Darſtellungen ſind der knieende Apollo,
ein vierſpeichiges Rad, der Kopf der Satyra u. A. m.
Dem Gewichte nach ſind 3 Kategorien der ſpäteren Di-
drachen zu unterſcheiden, die gewoͤhnlichen mit dem Rei-
ter von 8,02 Gramm, und 6,6 Gramm, und die ſeltenen mit
dem weiblichen Kopfe von 7,45 Gramm Maximalgewicht.

Lucania. Die Landſchaft prägte Erz z. 3. des
Pyrrhus und des Hannibal. An Prägeorten ſind be-
ſonders zu erwähnen:

Heraelea. 432 v. Chr. von Tarent und Thurii
auf der Trümmerſtätte von Siris gegründet. Von Gold iſt
nur ein !/, Stater von 2,138 Gramm Gewicht bekannt,
die Bronceprägung dauerte von zirka 330—200 v. Chr.
die Silberprägung von 432—268 v. Chr. Didrachmen
von 7,97 Gramm (380—300) und 6,48 Gramm und
Diobolen von vorzüglicher Technik ſind häufig.

Laus. Kolonie von Sybaris. Man kennt inkuſe
und zweiſeitige Silberſtater von 8,164 Gramm, 4 und
2 Obolenſtücke etwa a. d. J. 550—450 und ſpätere
Broncen.

Fortſetzung folgt.)

Berichte aus Vereinen.

Stuttgart. (Kerner-Verein). In
der Ausſchußſitzung vom 21. November
zwmde beſchloſſen, an Herrn Hofrath
Theobald Kerner A 25 als erſte Rate
. zur Erhaltung der Ruine Weibertreu zu
A ſenden. An dem Vaterhauſe des Dichters

\ ®& in Ludwigsburg wird aus den Mitteln
des Vereins eine Votivtafel angebracht werden. Die
Ausſchußſitzungen finden von nun an jeden Donnerſtag
Abend im Kernerzimmer des Kernerhauſes in Stutt-
gart ſtatt. Mitglieder und Gäſte ſind willkommen.
An den geſchäftlichen Theil der Sitzungen werden ſich
Vorleſungen, Vorträge und Deklamalionen anreihen,
um die Anweſenden mit den Kerner'ſchen Werken ver-
traut zu machen. Als erſtes Geſchenk ſtiftete Red. Udo
Beckert in Stuttg art einen Einblattdruck, die Anſicht
der Weibertreu um 1520, als zweites Herr Oberamts-
pfleger Schad in Tuttlingen ein Bild, die Kapitulation
der Beſatzung in origineller Auffaſſung darſtellend. Der
Verein zählt heute ſchon über 80 Mitglieder.

Tübingen, Württ. (Neuer Verein, neues Mu-
ſeum.) Prof. v. Thudichum in Tübingen gibt die An-
regung zur Gründung eines,Tübinger Geſchichtsvereins“
mit einer Abtheilung „Uhlandverein.“ Derſelbe ſoll
ein ſtädtiſches Muſeum gründen, deſſen Hauptabtheilung

4* erreichbaren Uhlanderinnerungen in ſich aufnehmen
oll.

Bibliotheken, Sammlungen,
Muſeen, Ausſtellungen.

2 Ausftellung für Elektrotechnik
Z A und Kunſtgewerbe, Stuttgart 1896.
| Wenige große Ausſtellungen ſind in der

w glüclidhen Lage, in ihrer unmittelbaren
A Nähe einen aͤbgeſchloſſenen ausgedehn-
s ten Vergnügungspark ſozuſagen ge-
— brauchsfertig zu haben, wie ihn die
Stuttgarter Ausſtellung 1896 im Stadtgarten beſitzt. Die
Ausſtellungskommiſſion hat denn auch dieſen Vortheil
rechtzeitig wahrgenommen und ſich durch Vertrag mit
der Stadtgartengeſellſchaft die Benützung und den Be-
trieb des Gartens für das Ausſtellungsjahr geſichert.
Der Stadtgarten wird demgemäß den eigentlichen Ver-
gnügungs⸗ und Erholungspark der Ausſtellung bilden
und zugleich den Schauplatz der zahlreichen beſonderen
Veranſtaltungen und Feſtlichkeiten abgeben, welche für





ſolcherweiſe eine landſchaftliche Dekoration von ſeltener
Schönheit geſichert iſt. Dabei wird den Freunden des
ſchönen Gartens, ſoweit nicht die angedeuteten beſonderen
Veranſtaltungen Ausnahmen bedingen, wie bisher und
zu den gewohnten Preiſen der Eintritt geöffnet ſein.
Um denſelben aber gleichzeitig die Möglichkeit zu ge-
währen, mit dem Beſuch des Gartens den der Ausſtel-
lung mit ihren ſämmtlichen Gebäulichkeiten, und zwar
ſowohl der Gewerbehalle mit ihren Anbauten, als auch
des neuen Landesgewerbemuſeums in vortheilhafteſter
Weiſe zu verbinden, wird die Ausſtellungskommiſſion
ſogenannte kombinirte Eintrittskarten ausgeben, deren
Preiſe gegenwärtig in den Blättern veröffentlicht werden.
Als beſonders günſtige Chance des Tarifs möchten wir
die Stadtgarten⸗Jahreskarte in Verbindung mit der
permanenten Ausſtellungs-⸗Eintrittskarte empfehlen. Die
Preiſe hiefür berechnen ſich auf Mk. 20 für 1 Perſon,
Mk. 30 für 2, Mk. 40 für 5, und 5 Mk. für jede weitere
Perſon, während die Dauerkarte für die Zeit der Aus-
ſtellung allein (Juni bis September) ſich auf Mk. 16
für 1, Mk. 24 für 2, Mk. 32 für 5 und Mk. 4 für jede
weitere Perſon derſelben Famlie beläuft, ſo daß alſo
ein Zuſchlag von nur 4, bezw. 6 und S Mk. zu dem
Preife der Ausſtellungs-Dauerkarten den Beſuch des
Stadtgartens und ſeiner Konzerte für die übrigen 8
Monate des Jahres ermöglicht.

Bei der Fülle der Anregungen und Genüſſe, welche
die Ausſtellung in der großartigen Ausdehnung, die
ihr nunmehr geſichert iſt, bieten wird, dürfte wohl keiner
der bisherigen Stadtgarten⸗Abonnenten es unterlaſſen,
ſein gewohntes Jahres-Abonnement mit einem auch auf
die Ausſtellung ſich erſtreckenden Abonnement zu ver-
tauſchen. Er wird die Erfahrung machen, daß er dabei
am beſten und billigſten fährt. Gerade die Möglichkeit,
zu jeder Zeit nach Belieben von der Ausſtellung in den
Garten, und umgekehrt vom Garten in eines der Aus-
ſtellungsgebäude ſich begeben zu können, beugt jener
Abſpannung der Nerven vor, welche nur allzuleicht den
Beſucher großer Ausſtellungen befällt, und erhält und
ſteigert die Aufnahmefähigkeit für das Gebotene. Und
die Darbietungen der kommenden Ausſtellung werden,
wie wir verrathen können, ebenſo ausgeſuchte, wie zahl-
reiche ſein. Aus vorliegendem Anlaß ſei nur Einiges
aus dem Gebiete der Unterhaltung und des Vergnü-
gens hervorgehoben. Die zahlreichen elektriſch ange-
triebenen Maſchinen, welche die verſchiedenartigſten Roh-
ſtoffe vor den Augen dex Beſucher in fertige Pro-
dukte verwandeln, bilden ſchon die Brücke vom ernſten
Theile der Ausſtellung zum Belehrend-Unterhaltenden.
Unterhaltung und Vergnügen wird aber vor allem der
Stadtgarten im Dienſte der Ausſtellung bieten. So
wird er, worauf wir beſonders aufmerkſam machen
möchten, der Schauplatz der ſtets ſich erneuenden Gar-
tenbau⸗Ausſtellungen ſein, welche uns die Stuttgarter
Gartenkunſt in ihrem vollen Können zeigen werden.
Am Abende werden die Klänge ausgeſuchter Muſik das
Ohr gefangen nehmen, waͤhrend Beleuchtungseffekte
aller Art, insbeſondere große elektriſche Scheinwerfer
und farbenglühende Springbrunnen (Eontaines lumi-
neuses). jene ebenſo wunderbaren wie amüſanten An-
wendungen der Elektrizität, das Auge ergötzen. Bei
alledem von den beſonderen Beleuchtungen! Veranſtal-
tungen und Feſtlichkeiten, welche in großer Anzahl und
Abwechslung geplant ſind (und für die das kombinirte
Abonnement gleichfalls den passe-partout bildet) gar nicht
zu reden!

Es möge daher keiner der bisherigen Stadtgarten-
Abonnenten ſozuſagen am unrechten Platze ſparen und
bedenken, daß die Ausſtellung nicht minder wie die im
Jahre 1881 ſo ſehr alles öffentliche Leben in Stuttgart
auf ſich konzentriren wird, daß für andere Unterhal-
tungen weder Zeit noch Publikum zu haben ſein dürfte,
und darum die gewiß geringe augenblickliche Mehraus-
gabe für das kombinirte Abonnement durch anderweite Er-
ſparniſſe im Vergnügungs⸗Etat reichlich ausgeglichen wird.

Die Abonnenten, denen es nicht darauf ankommt,
ob ſie ihr Geld jetzt ſchon oder erſt einige Monate
ſpäter auslegen, ſeien ſchließlich noch darauf aufmerk-
ſam gemacht, daß für die Abonnements, welche in den
nächſten heiden Monaten gelöſt werden, zugleich eine,
ſonſt 5 Mk. koſtende Eintrittskarte für den Nachmittag
des Eröffnungstages der Ausſtellung unentgeltlich be-
willigt wird.

Strafburg, Elſaß. (Stadtbibliothek.) Unter den
Bücherſchätzen, die 1870 zu Grunde gingen, wurde auch
die Collectio Wenkerianà vernichtet, eine Sammlung
von mehr als 20,000 Flugſchriften des 16. und 17.
Jahrhunderts, an welcher drei Generationen von Ge-
lehrten und Staatsmännern der Wenker'ſchen Familie
geſammelt hatten. Der Stadtbibliothekar Reuß hat
nun ſeit 25 Jahren an einer ähnlichen Sammlung
von Broſchüren aller Art vom 17. Jahrhundert bis
zur Gegenwart gearbeitet, die 11,000 Nummern um-
faßt. Da nun Profeſſox Reuß demnächſt nach Paris
überſiedelt, hat er dieſe Sammlung der Stadt Straß-
burg zum Geſchenke gemacht.

Ausgrabungen, Entdeckungen,
Funde.

Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion geſtattet.
liche Fund⸗Nachrichten ſtammen ausnahmslos aus der neueſten Zeit.
Einſendungen ſtets erwuͤnſcht. Bei Zeitungsausſchnitten iſt zu be-
merken, aus welchem Blatte ſie ſtanimen.)

Bitte!

Vielfach finden ſich in Lolal⸗ und anderen Blättern Mittheilungen:
über Ausgrabungen, Entdeckungen und Funde, welche in ſolchen
geitungen wenig beachtet wexden und bedauerlicher Weiſe bald der
Jergeſſenheit anheimfallen. Wir bitten daher die Freunde unſeres
Blattes um die guſendung ſolcher Nottzen per Streifband (Porto
8 A), damit bteielbezr_g für die Wiſſenſchaft nutzbar gemacht werden
— önnen.

Der Herausgeber eines Blattes in Amerika
wendet ſich mit den Worten an das Publikum:
Venn Sie iraend etwas wiſſen, was zu wiſſen
intereſſant iſt, und was wir eigentlich wiſſen ſoll-
2 ten, und von dem Sie wiſſen daß wir es nicht
2 — wiſſen — bitte, laſſen Sie es uns wifjen!“ —
Das gilt auch für unſere geneigten Leſer.

Stuttgart. (Vom Limes.) Oberſtlieutenant
Dahms berichtet über ſeine am Kaſtell von Arzbach-
Augſt (Naſſau) angeſtellten Ausgrabungen. Die Ab-
meſſungen dieſes Kaſtells betragen 93,20 X 79,20 mı.
Ein Theil der Mauer und der Thürme waren als
Steinbruch für die Kirche und das Pfarrgrundſtück
des Ortes benutzt worden. Beim Oſtthurm der porta-
praetoria war die Obermauer noch bis 0,75 m Höhe
erhalten. Sämmtliche Baulichkeiten im Kaſtell, ein-
ſchließlich der Thürme, waren durch Feuer zerſtört.
Ein Gebäude ſtellte anſcheinend das Exerzierhaus, ein
anderes das Offiziergebäude dar. Das Prätoͤrium
war nicht ganz vollendet worden. Profeſſor Wolff hat-
bei dem Kaſtell von Großkrotzenburg (aſſau) eine
Baugrube unterſucht, in der die untere Hälfte eines
Merkurreliefs aus grauem Sandſtein mit deutlichen
Spuren von Bemalung, ferner ein kleines Votivtäfel-
chen aus Bronce und mehrere Bruchſtücke eines grö-
ßeren Broncetäfelchens, ſowie zahlreiche becherförmige
Gefäße gefunden worden ſind; er hält die Trümmer-
ſtätte für die Reſte eines ebenſo primitiv wie das
Großkrotzenburger Mithraeum hergeſtellten Sacellums.
An der heſſiſchen Odenwaldlinie haben die Herren
Soldan und Anthes auf einer 11 km langen Strecke
eine ſtarke Verpfählung aufgefunden, die im Durchſchnitt
30 m vor Thürmen und Hügeln hinläuft. Gleichfalls.
von dort berichtet Herr Kofler über die genauere Un-
terſuchung der ſchon im Beginn unſeres Jahrhunderts
von dem Grafen Franz zu Erbach beſchriebenen Ka-
ſtelle bei Heſſelbach und bei Würzberg. — In Baden
hat Dr. Schumacher die vorigen Herbſt nördlich und
ſüdlich von Neckarburken gefundene Grenzſtraße und
Abſteinung in nördlicher Richtung bis gegen Schloſſau
verfolgt. Profeſſor Zangemeiſter endlich wendet ſich-
gegen die von Profeſſor Fink ausgeſprochene Anſicht,
daß die Schanze bei Irnſing an der Donau vorrömi-
ſchen Urſprunges ſei; er ſpricht ſie als römiſch an,
bringt ſie in Zuſammenhang mit dem Limes und-
ſetzt ihre Entſtehung in die zweite Hälfte des dritten
Jahrhunderts.

Fraukfurt a. M. (Alterthumsfunde ) Beim
Abbruch der alten Peterskirche, der mit beſonderer
Sorgfalt unter der Leitung der Zweiten ſtädtiſchen
Hochbauinſpektion erfolgt, wurde eine ganze Reihe-
werthvoller Gegenſtände unter dem Putz und dem.
Fußboden aufgedeckt, die für die Geſchichte der Frank-
furter Kunſt von großer Bedeutung ſind. In der
Reiffenbergkapelle befinden ſich zwei prächtige Grab-
ſteine aus dem 15. Jahrhundert, und zwar des Stif-
ters Johann von Neuenhayn, genannt Reiffenberg, und
ſeiner Frau Alheit von Bonſtete; man ſieht zwei knie-
ende Figuren mit Spruchbändern zu Füßen der auf-
einer Wolke ſchwebenden gekrönten Mutter Gottes mit
dem Jeſuskinde. Daneben iſt noch einmal ein beſon-
deres Grabmal Johann's, das den Sifter in voller
Ritterrüſtung mit dem eigenen und der Gaͤttin Wappen
darſtellt. Beide Grabſteine ſind im oberen Theile
leider etwas zerſtört, tragen jedoch noch reichliche Spu-
ren alter Bemalung. Andere Grabſteine ſind durch
architektoniſche Renaiſſance⸗Umrahmungen in intereſ-
ſanter Weiſe zu Gruppen zuſammengeſetzt und an den
Seiten des Achteckchores aufgeſtelll worden. Weitere
Grabſteine ſind aus dem Fußboden ausgegraben. Auch
das Vorhandenſein von Gruftgewölben iſt bereits kon-
ſtatirt worden. Der bedeutendſte Fund iſt indeſſen
der Grabſtein des erſten Pfarrers der Kirche, Johannes
Lupi, eines ſeinerzeit berühmten Theologen, geſtodden
1468. Der Stein mit dem Reliefbilde des Verſtor-
benen in vollem geiſtlichen Ornat iſt vorzüglich er-
halten, faſt vollſtändig intakt, auch in der Bemalung.
Mit ihm, dem „doctor decem pracceptorum“ ſind rechts
vom Grabſtein die zehn Gebote in ausgezeichneten
farbigen Skulpturen dargeſtellt, die eigenartig in der
Auffaſſung, eine Zierde unſeres Hiſtoriſchen Muſeums
bilden werden. Es ſind im Gaͤnzen zwölf Darſtel-
lungen; auf der erſten, einleitenden, Moſes mit den-
Geſetzestafeln, dann folgen auf den zehn nächſten die
einzelnen, höchſt charakteriſtiſch ausgefuͤhrten figürlichen
Szenen, welche die einzelnen Gebote veranſchaulichen
ſollen; ſo erblicken wir z. B. beim ſechſten Gebot-
einen Dieb, der in die Taſche einer vor ihm ſitzenden
Perſon greift, u. ſ. w. Auf jedem Gebot ſind eine
oder zwei Hände angebracht; die Zahl der aufgereckten
Finger bedeutet die Rummer des Gebots. Den Schluß.
bildet eine Figur mit Spruchband. Alle dieſe Objekte-
werden von zuſtändiger Seite mit allen Einzelheiten
aufgenommen und einer eingehenden Prüfung unter-
zogen, um das Ergehniß bei der Veröffentlichung des
Werkes „Die Baudenkmäler in Frankfurt a. M.“ deſſen
erſte Lieferung nun erſchienen iſt, unter Beigabe ge-
nauer Abbildungen mitzutheilen. Die zweite Lieferung,
deren Erſcheinen für das Frühjahr 1896 in Ausſicht
genommen worden iſt, wird mit der alten Peterskirche
beginnen und eine genaue Darſtellung und Nachbildung
dieſer Funde bringen.

Hof, Bayern. (Sage oder Wirklichkeit?) Auf
dem etwa 900 Meter hohen Tillenberg, am nördlichen
Ausgange des Böhmerwaldes, 6 Kilometer von der
Ortſchaft Neualbenreuth, iſt man zur Zeit damit be-
ſchäftigt, einen ſchon ſeit hunderten von Jahren ver-
ſchütteten Schacht wieder benutzbar zu machen. Allge-
 
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