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Antiquitäten-Zeitung — 3.1895

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Nr. 31 (31. Juli)
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Stuttgart 1894.

Abonnement:

Nr. 31.


Stuttgart, 31. Juli 1895,

Erſcheint wöchentlich)


Auzei
*4 — 3. Jahrgang.

— —— —

2 dazu gehörigen Schloß-⸗Anwürfe, Rückbänder, Handhaben Wiegen und Kinderpferde, die er auch mit Blech und
Der Taſchner Täſchner, und Schleifftangen an, und füttert dtefe Waaren in- Eiſen beſchlägt.

° ‘ $ wendig mit allerhand Tuch, Zeug und Leinewand aus. Das Natertale des Taſchners iſt, Leder, als
— 7 * ezierer. Auch werden nachſtehende Artikel von ihm ausge- Saffian, Corduan, Juchten, Sammt-Gold- und Sämiſch-
ildung neben.

füttert und auswendig mit Drath, Seide, Silber und | leder, Büffel-Rind⸗Roß- Kalb- und Schafleder, von
Goldfaden genähet; nemlich verſchiedene Harniſche, Kü-l verſchiedenen Farben, das er ſelbſt zurichten, nach Be-

raſſe, Panzer, Flintenſchuhe, Flintenbüchſen und lederne | Lieben färben und drucken darf, auch die Gerechtigkeit
Der Taſchner gehöret zu den Lederarbeitern, ſagt Pfeifen⸗Futterale. hat, mit dem Leder, das er verarbeitet, Handlung zu treiben.

unſer Gewährsmann im Jahre 1804, und führet
ſeinen Namen von den ehemals üblichen ledernen
Taſchen, die ſeine vornehmſte Arbeit waren, und es
auch noch ſind, wo er ſeine Profeſſion treiben kann;
denn auch der Sattler und Riemer unterziehet
ſich der nämlichen Arbeit, aber blos an ſolchen
Orten, wo keine Taſchner ſind, oder wo ihr Metier
ausgeſtorben iſt.

Der Taſchner und Tapezierer ſind zwey
ſehr genau mit einander verbundene Metiers. Sie
verdienen daher um ſo mehr eine gründlichere und
umſtändlichere Beſchreibung, weil man nirgend etwas
genaues von ihnen findet, auch in manchem Buche
ſich vergeblich darnach umſiehet. Es iſt alſo kein
Wunder, wenn man, auch ſelbſt an den Orten, wo
ſie ſeßhaft ſind, Leute findet, die von ihren viel-
fältigen Waaren, welche ſie verfertigen und von
andern Arbeiten, die ihnen von Rechtswegen zu-
kommen, gar nichts wiſſen, und hoffet man durch
dieſen beſtmöglich vollſtändigen Aufſatz manchen einen
wahren Dienſt zu leiſten.

Erſtlich liefert der Taſchner alle Waaxen
zum Behufe der Reuterey und des Fußvolks; aller-
ley Patronen und andere Taſchen von Leder und
Zeug: namentlich Grenadier: Musketir⸗und Cartuſch-
Taſchen, lederne Kuppeln, Bandalier, Riemen, Pi-
ſtolhulftexr. Er verfertigt groſſe und kleine Berg-
manns⸗ Fuhrmanns! Brief⸗ und Geldtaſchen, Jagd-
Brief⸗ Reiſe⸗ und Schreibtaſchen, von Saffian, mit
verſchiedenen Fächern und Einrichtungen.

Zu verſchiedenen Inſtrumenten maͤcht er Gehäuße
und Futterale, als zu Uhren, Meſſern, Löffeln, zu
allerlei Silber⸗Serviee, Barbiertaſchen, Bindzeug und
Bruchbänder, jedes nach ſeiner verſchiedenen Art;
Kammfutterale; Paſchbecher; Puderbieſter; (Puder-
bläſer); Puderbieſter ohne Nath ſind zuerſt in Nürn-
berg von einem ſehr geſchikten Taſchner, Hrn. Jo-
hann Auguſt Möglich, erfunden worden; Fliegenklat-
ſchen; Ranzen, Reiſe und Bettſäcke; Mantelſäcke von
Leder und Tuch, Kantinen, Poſtfelleiſen, Poſtkiſſen,
Feldbetten, Feldpolſter, und Matrazzen von Leder,
Torniſter; Feuereimer; Pumpenſtiefein, Bergſchurz-
felle oder Hinterleder; desgleichen Kinderzäume,
Hoſenträger, lederne Wützen und Kappen, lederne
Kegelſpiele und Kugeln, Feld-Apothekerflaſchen, wie

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Der Tapezierer im Jahre 1804, (Tert oben.)

Die Werkzeuge des Taſchners ſind: Hand-
meſſer mit einem auch zween Griffen, um das Leder
damit auf dem großen Schneid⸗Tafelbrett, welches
von Lindenholz iſt, zu zerſchneiden; allerlei Bretter
zum Aufſpannen des Leders und ſolcher Arbeiten,
die gefüttert und mit Kleiſter aufgeſchlagen werden
müſfen, mit und ohne Schrauben: Zirkel, allerlei
Hämmer, Schraubzwingen, Hobel, Meiſſel, Schnitt-
nieſſer, Bohrer, Schraubenzieher, Lineale und Winkel-
maaß, Stempel; vielerlei Zangen, Ahlen, Pfriemen,
Feilen, Raſpeln, groſſe und kleine Locheiſen, Kamm-
und Schneppeiſen; ein Ambos zum beſchlagen, Klopf-
eiſen, Glätt⸗ und Klopfholz, auch von Glas, Brech-
eiſen und andere Eiſen, die wegen ihrer Menge nicht
zu nennen ſind, Reißeiſen, das mit Geſchicklichkeit
geführet werden muß; damit nimmt man auf dem
rothen Leder einen feinen Span weg, wodurch die
ſchönſten Zierathen und Einfaſſungen angebracht
werden können, die deſto ſchöner ins Auge fallen,
je geſchickter jemand im Zeichnen iſt.

Die Rittelhölzer, oder gemödelte Hölzer, deren
es mehr denn vierzig verſchiedene Sorten giebt,
dienen zur zierlichen Verarbeitung des Leders , ſind
von Buchs- Königs⸗ Schlangen- und Ebenholz;
allerhand groſſe und kleine Formen, die vom Bild-
hauer aus Birnbaum⸗Holz geſchnitten werden, um
fie auf das hellbraune Leder zu den Stühlen zu
drucken. Auch gebraucht er verſchiedene Nägel, als
ſchwarze, verzinnte, wie auch meſſingene.

Die Reife⸗ und Poſtkäſten (Goffres) überziehet
der Taſchner mit Seehundsfell, mit Rindsleder oder
auch mit Juchten; ſelten mit brabäntiſchem Gold-


wird, auch mit Sammt. Wenn er die hölzernen
Kaſten dazu aus der Werkſtätte des Tiſchlers er-
halten hat, ſo ſchneidet er das Leder zu, wie es
die Gröſſe des Koffers erfordert, und ſchlägt es aus-
wendig mit Nägeln an. Alsdann nimmt er die vom
Schloſſer verfertigten Stücke, als Schloß, Anwurf
und Hinterband nebſt den Handhaben, und heſchlägt
den Koffer, das übrige Beſchläg, als die Schienen
und Eckſchuh, ingleichen die Schuppenſchienen, ver-
fertigt er ſelbſt, ſchneidet es mit der Stockſcheere,
feilek und richtet es zu; wenn es aber ſehr ſtark ge-
ſchmiedet und extraſtark beſtellet wird, alsdann muß

— ß — —

auch zierliche Fußwärmer, die vom Frauenzimmer 4 Ferner beſchlägt er vielerlei Sorten Stühle, als | e& der Schloſſer verfertigen. Am untern Rande des
den Kirchen gebraucht werden, und inwendig mit Bären: | Tafel= Schlaf⸗/ Spinn: Feld= Schreib= und Nachtjtühle, | Deckels wird nun vorne ein Flügelledex von Seehund
fell ausgefüttert ſind, nebſt vielen andern Lederarbeiten, | wie man e3 verlangt, er überziehet Sefjel, Sofaz, Ca- | oder Rindleder, und auf jeder ſchmalen Seite ein Haupt-
welche oft jelten vorkommen und nicht alle zu nennen find. napees u. dgl. mit Leder, Tuch, Sammt, Stoff u. ſ. w. ſtück von Schafleder mit Nägeln angeſchlagen.

Er beziehet Flaſchenkeller, Feldflaſchen von Blech Coffres oder Reiſekiſten beſchlägt er theils glatt, Das vordere Flügelleder wird mit grobem, dickem
und Glas mit {Hwarzent, rothem und ſaͤmiſchem Leder, theils xauh, Spanz und Korbfelleifen ; allerhand Spiel= Leinentuch, zwey bis dreymal gefittert, aufgejpannet
desgleichen Speiſe⸗ Feld-⸗ und Kapuziner-Körbe und | tijche, Druck, Billard und andere Spieltafeln; groſſe und und, wenn eS trocken iſt, mit fauberer Leinewand ges
beſchlägt ſie mit Eiſen und Blech, ſo nietet er auch die Ekleine Geraͤthkaſten, Outhfutterale , Peruckoͤnſchachteln; | füttert, gleich und ſauber geſchnitten, mit dem Rittel-

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