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Antiquitäten-Zeitung — 3.1895

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Nr. 4 (23. Januar)
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Seite 26. Antiquitäten⸗Zeitung


Nr 1,

Vollendung erreicht und der Uebergang zur Sturm-
haube und zum ſpaniſchen Morron lenkte ſchon auf
die Bahnen des Rückgangs und endlichen Aufhörens
der ritterlichen Schutzwaffen ein, die mit der allgemeinen
Einführung der Feuerwaffen immer mehr von ihrer
früheren Bedeutung verloren und ſchließlich zur voll-
ſtändigen Werthlofigkeit herabſanken.

Man darf wohl die erſte Hälfte des 16. Jahrhun-
derts als die Glanzzeit der Plattner⸗ oder Haͤrniſch-
macherkunſt bezeichnen. In den Prachtrüſtungen jener
Zeit haben ſich uns wahre Meiſterſtücke der Schmiede-
kunſt erhalten, Stücke, die im Entwurf und in der Aus-
führung unſere höchſte Bewunderung verdienen.

Die Hauptſtätten dieſer gewerblichen Kunſt waren
Nürnberg, Augsburg, München, Innsbruck und die ita-
lieniſchen Städte.

Anleitung zum Sammeln

von Münzeit.

Von
Dr. M. K irm i s.
(Fortjegung.)

* * Nachdruck berboten.)
Fälſchungen und deren Erkennung.

Alle Sammelobjekte werden gefaͤlſcht; je bedeuten-
der der Unterſchied zwiſchen dem Werth des Stoffes
einſchließlich des Bearbeitungswerthes und dem Ver-
kaufspreiſe iſt, deſto größer die Verſuchung, durch Nach-
ahmung Gewinne zu erzielen, deſto häufiger die vor-
kommenden Fälſchungen. Die geſchickteſten Kunſthand-
werker und bedeutende Künſtler haben ihre Kräfte
ansſchließlich der Herſtellung von Falſifikaten gewidmet,
alle Künſte raffinirter Liſt wurden angewendet, um ſolchen
Erzeugniſſen den Anſchein der Aechlheit zu geben und
ſie an den Mann zu bringen. Welche Fülle neuer
Prachtſtücke zieren die Schränte von Privatſammlungen
und von Muſeen unter der Firma von Arbeiten aͤus
etruskiſcher, griechiſcher, römiſcher Zeit, oder aus der
Periode der Renaiſſanee! Auch Muͤnzen und Medaillen
aller Zeiten und Völker ſind gefälſcht worden, ſeitdem
überhaupt Nünzen anfingen Sammelobjekte zu werden.
Geſchieht die Faͤlſchung gleichzeitiger Gepräge oft ſchon
mit äußerſter Geſchicklichkeit — ich erinnere an die
ſauberen Thaler und Fünffranksſtücke mit ächter Schale
und ächtem Rande, aber unedlem Kern — ſo ſind die
Nachahmungen oder Umarbeitungen alter Stücke oft
geradezu Muſter von feiner, alle Bedingungen ſcharf
berückfichtigender, geduldiger Kleinarbeit. — Nicht immer
wurden die Münzen und Medaillen lediglich des Ge-
winnes wegen gefälſcht, mitunter war es auch Schaden-
freude, die Luſt, Kenner hinter's Licht zu führen, welche
bei der Anfertigung mitwirkte, einige Mal wohl auch
ein künſtleriſcher Trieb, es den Alten gleich zu thun.
Solche klaſſiſche Fälſcher waren z. B. die Paduaner,
und in neuer Zeit Becker und Mainert. Mit der Wie-
derbelebung der Künſte in Italien und der wachſenden
Freude an den Reſten einer großen Vergangenheit fing
man auch antike Münzen zu ſammeln an, und bald wurdẽ
es Mode, ein kleines Münzkabinet, namentlich aber
Suiten römiſcher Kaiſermünzen zu beſitzen. Man ver-
ſtand bald Raritäten zu ſchätzen, und die Nachahmung
begann. Johann Cavinus zu Padua (1499—-1577) ſoll
der Erſte geweſen ſein, welcher Stempel zu alten Münzen
ſchnitt, theils genau nach den Originalen, theils frei
erfundene, insbeſondere fertigte er Großbroncen von
hoher Schönheit. Cavinus hatte zahlreiche Nachfolger,
unter denen die Florentiner Michael Derbieu und Co-
gornier durch Geſchicklichkeit hervorragten; man faßt die
Erzeugniſſe dieſer ganzen Fälſcherſchule unter dem
Namen „Paduaner“ zuſammen. Insbeſondere ſind
es die Großbroncen aus der Zeit der zwölf erſten Kaiſer,
die theils genau nach alten Stücken, theils mit neuen
Rückſeiten oder ganz neu gearbeitet wurden. Von den
Köpfen des Tiber und Otho, die auf römiſchen Münzen
nur in Silber oder Potin vorkommen, kennt man pa-
duaniſche Broncen, nachgemacht wurden die ſeltenen
Köpfe des Vitellius, des Pertinax, der beiden Gordianus
Afr, der Agripping, der Domitig, welche ächt ſo ſelten
vorkommt, der drei Frauen der Familie Trajan's, Plo-
tina, Merciana und Metida u. A. m. — Dieſe Padua-
ner ſind ſo ſchön, daß ſie von Manchen direkt geſam-
melt werden; man erkennt ſie am beſten heraus, wenn
man ſich durch häufige Beſichtigung und Vergleichung
mit ächten Stücken ihren Charakter einprägt. Allge-
meine Regeln für die Unterſcheidung derſelben von alten
Münzen dürften die folgenden ſein: Die Ränder der
Paduaner ſind ſtets gefeilt; die Paduaner ſind viel
regelmäßiger rund als die alten Münzen; entweder
heben ſie keinen Firniß, oder derſelbe iſt fettglänzend
und weich; ſie ſind weder abgenutzt noch beſchnitten,
drei Buchſtaben fehlt der alte Charakter. Was die Me-
daillons anbetrifft, ſo kann man die von Julius Cäſar
bis Hadrian ſtammenden ohne Weiteres für falſch halten,
wenn ſie im Handel vorkommen, denn nur ganz wenige
authentiſche Stücke hiervon ſind bekannt, die der ſpäteren
Herrſcher aber tragen dieſelben Merkmale der Unächtheit
wie die Großbroncen. Nach den italieniſchen und fran-
zöſiſchen Künſtlern, welche die Stempel zu den Badua-
nern ſchnitten, hat wohl den größten Ruf, um nicht zu
ſagen Ruhm, als Nachahmer antiker Gepräge der Iſen-
burgiſche Hofrath Becker, welcher im Zahre 1830 in
Offenburg ſtarb. Becker wurde durch den Ankauf einer
falſchen goldenen römiſchen Kaiſermünze, die ihm in
München als ächt verkauft worden war, zu dem Ent-
ſchluſſe gebracht, das Nachahmen antiker Münzen in
dem Maaße zu verſuchen, um ſeine Erzeugniſſe als ächte
Stücke anbringen zu können.

Von Beruf Kaufmann, erwarb er ſich mit eiſernem
Fleiße alle techniſchen Fertigkeiten, die zur Erfüllung
ſeines Vorhabens nöthig waren; ein feiner Sinn für die
Antike, eine geniale Beobachtungsgabe unterſtützten ihn,
und angeſichts ſeiner Werke müſſen wir bedauern, daß
ſo viel Geſchicklichkeit, Fleiß und Talent für die wahre
Kunſt verloren ging. — Mit über 600 felbſt geſchnitte-
nen Stempeln fertigte er gegen 330 verſchiedene Münzen,
von denen der Preis einer einzigen Reihe nach Mionnet

66,000 Franks betragen würde. Trotzdem lebte Becker


ſeiner Arbeit blieb in den Händen der Frankfurter und
anderer Unterhändler. Becker'ſche Produkte liegen in
vielen Kabinetten und täuſchen jetzt noch erfahrene und
unerfahrene Sammler. Becker fertigte nur Gepräge
aus Gold oder Silber und bediente ſich dazu entweder
des Metalls, welches durch Einſchmelzen antiker Münzen
erhalten war, oder benutzte ächte, aber gewöhnliche
griechiſche und römiſche Münzen direkt als Schrötlinge,
wobei zugleich der ächte Rand erhalten wurde. Er
arbeitete nie nach Zeichnungen, ſondern nur nach Ori-
ginalen, denen daher ſeine Arbeiten auf's Genaueſte
gleichen. Die übergroße; faſt ängſtliche Genauigkeit iſt
ſogar ihr Fehler, die weichen Uebergänge in der Zeich-
nung fehlen, man hat gemeint, die Becker'ſche Kopie
verhalte ſich zum Originale, etwa wie die von einem
geſchickten Kalligraphen, der kein Arabiſch verſteht, ange-
fertigte arahiſche Abſchrift zum Urtexte. Was die Farbe
anbelangt, ſo laſſen ſich die Becker'ſchen Goldmünzen von
den antiken auf keine Weiſe unterſcheiden, ſeine Silber-
münzen zeigen dagegen eiſengrauen Ton, den man bald
herauszufinden verſteht. Am ſicherſten hilft auch hier
häufige Vergleichung der Becker'ſchen Fabrikate mit den


veröffentlicht Steinbüchel (Wien 1836) und Pinder
(Berlin 1843).

Heutzutage werden antike Münzen weſentlich in
Italien, Kord-Afrika und Kleinafien gefälſcht, insbeſon-
dere iſt in Smyrna das Fälſchen gewiſſermaßen Haus-
arbeit, die Geſchicklichkeit darin vererbt ſich von Vater
auf Sohn. Doch iſt das Nachprägen im Ganzen ſelten,
häufiger nimmt man Veränderungen an gewöhnlichen
oder an ſchlecht erhaltenen Minzen vor. Da Kenntniß
der Fälſchungzmethoden einigermaßen Schutz gegen
Täuſchung verleiht, ſeien hier einige der weſentlichen
Arten, wie antike Münzen gefälſcht werden, angeführt.
Von denjenigen Münzen, die mit neuen Stempeln ge-
prägt ſind, war die Rede; häufiger noch fertigt man
Abgüſſe nach alten Stücken.! Der Rand derſelben wird
mit Wachs überzogen, dieſes durchlöchert und die Löcher
mit Säuren gefüllt, welche das Metall anfreſſen und
patiniren. Ein ſchwer zu entdeckender Betrug beſteht
darin, daß alte ächte Münzen mit Hülfe des Grab-
ſtichels neue Umſchriften, veraͤnderte Köpfe und Rück-
ſeiten erhalten. Auf ſolche Weiſe entſteht z. B. aus
einem Claudius ein Otho, aus einer Julia Domna eine
Didia Clara u. ſ. w. ſo werden Münzen mit verwiſchter
Prägung zu Stücken von erſter Erhaltung aufgearbeitet.
Nicht ſelten auch kommt e& vor, daß gewöhnlichen, aber
gut erhaltenen alten Münzen die Rückſeite abgefeilt,
und mit dem Hammer eine neue, ſeltene Rückſeite ein-
geprägt wird; es gibt derartig gefertigte Reverſe, die
man auf ächten Münzen gar nicht kennt, 3. B.
„PONTEM AELIUM“ auf-einem Hadrian. Oder aber,
man fertigt aus zwei gemeinen eine neue ſeltene Münze.
Sind die Hälften zuſammengelöthet, dann iſt es nicht
ſchwer, den Betrug zu erkennen, der feine Fälſcher aber
gräbt die Rückſeite aus und ſetzt dafür die einer anderen
Münze entnommene Hauptſeite hinein. So fand ich
einen Antonin mit eingeſetzter Fauſtina, von bewun-


mal Verdaͤcht geſchöpft, ſo kann man leicht durch Löſen
der Ueberzüge die Fälſchung klarlegen. Beſonders vor-


werden, d. i. jene großen Stücke, welche keine gang:
baren Münzen waren, ſondern bei Triumphen und
anderen öffentlichen Gelegenheiten vertheilt wurden; die
Römer nannten fie „Missilia“, heute heißen ſie Medag-
lioni, Medaillons. Weil ſelten und ſtets begehrt, ver-
ſuchten an ihrer Herſtellung die Fälſcher ihre beſte Kraft.

Die neueren Münzen und Medaillen ſind im Ganzen
ſchwieriger zu fälſchen wie die antiken, doch lauert auch
hier der Betrug allenthalben auf den unerfahrenen
Sammler. Es iſt zu unterſcheiden:

1) Die Neuprägung mit alten Stempeln. Sie
kommt häufig vor, beſonders bei Medaillen, und bei
dieſen wieder am häufigſten in Frankreich, Polen und
Rußland. Während aber in Frankreich die Neuprägung
durch Angabe des Metalls —: cuivre, argent, or — am
Rande, als ſolche kenntlich gemacht wird, geſchieht dies
in Rußland nicht. Nun hat aber die ſpätere Prägung
viel weniger Handelswerth als die gleichzeitige, kommen
alſo Neuabſchläge vor, ohne als ſolche bezeichnet zu ſein,
dann muß ſich der Käufer ſelhſt zu ſchützen ſuchen. Am
ſicherſten erkennt man die mit alten Stempeln herge-
ſtellte Neuprägung an den Roſtſpuren, welche ſich ge-
wöhnlich auf der Oberfläche vorfinden.

(Fortſetzung folgt.)

Bibliotheken, Muſeen, Samm-

lungen.

Paris. (Luxembourg⸗Muſeum.)
] Der vor Kurzem verſtorbene Maler
Guſtave Caillebotte hat dem Luxem-
bourg⸗Muſeum ſeine ganze, über 70
N Nummern zählende Bilderſammlung ver-
— S madcht, welche größtentheils aus Werken
Z mpderner, niodernfter Künftler, der beſten
unter den Impreſſioniſten, beſteht. Sie umfaßt mehrere
Manet, zwei Degas, zwei Claude Monet, einen Piſſaro,
Zeichnungen und Aquarelle von Sisley und Cezanne,
ſowie verſchiedene Arbeiten von Caillebotte ſelbſt. Dieſer
hatte die ausdrückliche Bedingung geſtellt, daß ſeine
Teſtamentsvollſtrecker die Sammlung, falls ihr nicht
im Luxembourg⸗Muſeum Aufnahme gewährt würde, be-
halten und ſie ſpäter einer „intelligenten Regierung“
oder einer „unterrichteten Adminiſtration“ anbieten
ſollten. Manche der Maler, die in der Sammlung
Caillebotte vertreten ſind, haben ſich nicht der Sym-
pathie der Leiter der Ecole des Beaux-Arts zu erfreuen
— im Gegentheil. Dieſen iſt es wahrſcheinlich zuzu-
ſchreiben, daß der Staatsrath entſchied, die Sammlung
könne nur für Fontainebleau oder Compiègne ange-
nommen werden. Demgemäß bleibt ſie vorläufig im
Beſitze der Freunde des Verſtorbenen, die über die ihr
zugedachte Verbannung noch ganz entrüſtet ſind.

Kronberg, Taunus. (Muſeum der Kaiſerin Fried-
rich) Der Kaiferin Friedrich iſt neuerdings eine höchſt

intereſſante Sammlung von Kronberger Alterthümern
als Geſchenk zugegangen. Frau Leonie Oſtexrieth in
Antwerhen hat fjämmtlidhe auf Kronberg bezügliche
Gegenſtände, die ſeiner Zeit ihr Gemahl und deſſen
Vater im Laufe langer Jahre durch Kauf und durch
Ausgrabungen in Krhnberg zuſammengebracht Haben,
der Kaiſerin als der Beſitzerin der Burg Kron berg zur
Verfügung ſtellen laſſen.

Berichte aus Vereinen.

Dinkelobühl, Bayern. (Hiſtori-
ſcher Verein) Am 16. Januar fand die-
(& Generalverfammlung des im Noͤvember
1893 gegründeten Hiſtoriſchen Vereins
für Dinkelsbühl und Umgegend ſtatt.
&” Jahres- und Kaſſenbericht brachten kei-

AI nen Anlaß zu Beanſtandungen, die
Ausſchußwahl ergab das Verbleiben der Herren Ster-
necker (Vorfitzender), Stahl (Schriftführet), Schwarz
Konſervator) Menninger und Linke (Beiſitzer), waͤhrend
zum Vereinskaſſier der bisher ſchon dem Ausſchuſſe an-
gehörige Herr Kaufmann Schwarzländer, zum weiteren
Ausſchußzniitgliede Herr Rentbeamter König gewählt
wurde. Der Verein zählt 3. 3. 85 Mitglieder, die
Sammlung, die mit 6000 M gegen Brandſchaden ver-
ſichert iſt, umfaßt rund 800 Nummern, wovon 425
Legenſtände theils durch Ankauf, meiſt aber durch
Schenkung in den Beſitz des VereinzZ übergegangen find.

Ausgrabungen, Entdeckungen,
Funde.

(Naddrud nur mit Genehmigung der Redattion geftattei. Sämmt-

liche Fund⸗Nachrichten ſtammen auznahmslo3 aus der neueſten Zeit.

Einſendungen ſtets erwunſcht. Bei geitungzausſchnitten iſt zu be
merfen , aus weſchem Blatte ſie ftammen.)

Der Hexausgebet eines Blattes in Amerita
wendet ſich mit den Worten an das Publikum :
Venn Sie irgend etwas wiſſen, was zu wiffen
intereſſant iſt, und was wir eigentrich wiſſen ſoͤlt-
WE ten, und von dem Sie wiſſen daß wir es nicht
4 — viſſen bitte laflen Sie es uns wijfjen!“ . —
— gitt auch für unſere geneigten Lejer, *

Berlin. (Ausgrabungen.) Zwiſchen Schmachten-

hagen und Wenſickendorf (Kreis Niederbarnim) liegt
eine zum Theil recht ſumpfige Niederung, meiſt Wiefen-


See geweſen. Bon Wenſickendorf. 1 Kilometer nord-
weſtlich ſpringt in dieſe Liedexung eine Erhöhung hinein,
halbinſelartig, die der Steinberg genannt wird, jeden= -
fals von den vielen Steinen, die hier zuſamnienge-
ſchichtet, nach und nach gefunden wurden. Zwiſchen
den Steinen lagen auch häufig Thonſcherben. In
Gemeinſchaft des Beſitzers des Berges, des Büdners

W. Schellart junier, und der Lehrer Herren Graͤthoff
und Kuſchke aus Wenſickendorf veranſtaltete der Alter-

thumspfleger H. Buſſe aus Berlin hier eine größere
Ausgrabung, die recht erfolgreich ausfiel. In Entferz


Steinen umlegte Gräber aufgedeckt. Im erſten wurde
eine mit großer Steinplatte hedeckte Urne bloßgelegt,
die mit Knochen und Aſche gefüllt war, der Deckel oͤer
Urne war am Rand gezackt. Im Leichenbrand fand
ſich ein Pfeil aus Knochen, 11 Zentimeter lang. In:
den beiden andern Gräbern kamen auch je eine terrinen=:
förmige Urne mit Deckel an's Tageslicht, aber keine
Beigaben darin, nur mit Knochen gefüllt, die Schädel-
ſtücke oben auf. Die Gefäße hatten keine Spur von
Verzierung und waren aus grobem Material hergeſtellt
und wenig gebrannt. Die Funde wurden dem Mär-
kiſchen Provinzialmuſeum in Berlin überwieſen. — In
Wenſtckendorf ſelbſt wurde noch ein 21 Fuß langer
und 2 Fuß breiter ausgehöhlter vorgeſchichtlicher Mahl-
ſtein beſichtigt, der vom Bauerngutsbeſitzer Auguſt Kühne
auf ſeinem Acker, zwiſchen dem Dorf und dem Rahmer
See gefunden worden iſt und der leider für die öffent-
lichen Muſeen nicht erworben werden konnte.

Baumberg, Rheinprovinz. (Eigenthümlicher Stein.)
In Baumberg am Rhein wurde durch die Wellen des
Fluſſes ein eigenthümlicher Stein von Kindskopfgröße
an das Land geworfen. Derſelbe hat auf einer Seite
die genaueſte Abbildung eines Menſchengeſichtes. Legt
man den Stein ſo, daß die betreffende Seite nach oben
kommt, ſo glaubt man beſtimmt, den Kopf eines Todten
vor ſich zu haben. Die Augen ſind geſchloſſen, ebenfalls
der Mund, aber alles iſt ganz deutlich ſogar die Schläfen
ſind gut zu erkennen. Die Farbe des Steines iſt blaß-
gelb, die Rückſeite desſelhen aſchgxau.

Frankfurt a. Oder. (Der Silberfund von
Leiſſower Mühle) Seite 362 v. J iſt bereits der große
Münzen⸗ und Silberſchmuckfund erwähnt worden, der-
auf der Feldmark der Leiſſower Mühle, unweit Frauen-
dorf und Göritz 4. O. Kreis Weſt⸗Sternberg), gehoben
worden iſt. Bankinſpektor Dr. Emil Bahrfeldt in Ber-
lin hat den Fund, beſonders die tauſende von Münzen,
einer eingehenden Unterſuchung und Beſtimmung unker-
zogen und darüber Folgendes berichtet: Oben auf den.
Saͤndbergen, die heute die weit ausgedehnten Oderwieſen
beſäumen, die vor Jahrhunderten aber ohne Zweifel.
das Bett der Oder eingedämmt haben, hat im Sep-
tember vorigen Jahres ein Angeſtellter des Mühlenbe-
ſitzers Grabe in Leiſſower Mühle beim Pflügen eine
Urne ausgehoben, die ſich bei näherer Unterſuchuͤng durch
den Beſitzer ſelbſt mit Silber im Gewichte von über
20 Pfund angefüllt erwies. Der Einbettung in den
trockenen Sand iſt es zu verdanken, daß die Fundſtücke
verhältnißmäßig ſchön erhalten ſind und ſo gut wie
gar nicht durch Oxydation gelitten haben. Als Inhalt
ſind im Funde feſtgeſtellt worden: etwa 2100 gr. Hack-
ſilber, 1900 gr. Schmuckſtücke, 6000 gr. Münzen. Der
Schmuck ſetzt ſich zuſammen aus dreizehn geflochtenen,
mit verzierten Schließen verſehenen Halsringen von
verſchiedener Stärke, einem maſſiven Armring, verſchie-
denen Schläfen⸗, Finger- und Ohrringen, Schließtheilen
von Gürteln, den bekannten, in derartigen Funden oft
vorkommenden Filigranſchmuckſtücken, Drahtgeflechten,
Zierathen mit phantaſtiſchen Gebilden, darunter Ihier-
föpfe , Pferdchen und dergleichen mehr — alles in

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