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Antiquitäten-Zeitung — 3.1895

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Nr. 6 (6. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61393#0046
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Seite 42.

den gekoſtet haben, wenngleich in den amtlichen Organen
des Kurfürſtenthums Pfalzbahern die Behauptung auf-
geſtellt wurde, ſeine Anfertigung habe nur 60,000
Gulden beanſprucht. Dieſer gigaͤntiſche Weinbehaͤlter
vermag 283, 000 Flaſchen, alſo 250 Fuder zu faſſen.
Seine Höhe betraͤgt 26 Fuß 241 Zoll rheiniſch.

Das eigentliche, ſo zu ſogen das ächie und rechte
„Heidelberger Faß iſt das in Rede ſſtehende aber
keineswegs Das Bauwerk, welches den Ruf deutſcher
Böoͤtlcherkunſt in alle Lande trug, exiſtirt eigentlich ſeit
1633 nicht mehr; es ging bel der Belagerung des
Heidelberger Schloſſes durch kaiſerliche Truppen zu Grunde.

Dieſes Faß wurde auf Befehl des Zohann Cafimir,
Pfalzgrafen bei Rhein und von Bayern — welcher
während der Unmündigkeit des Pfalzgrafen Friedrich
IV. als deſſen Vormund das Kurfürſtenthum regierte —
von dem Faßbindermeiſter Michael Warner aus Landau,
damals eine freie Reichsſtadt, in zwei Jahren erbaut.
1591 war das 132 Fuder 3 Ohm und 3 Viertel haltende
Faß fertiggeſtellt und trug ſeinem Erbauer einen Lohn
von 1500 Gulden ein. 24 Reifen aus Schmiedeeiſen
hielten das aus 112 Dauben beſtehende 27 Schuh lange
Ungethüm zuſammen. Daß dicſe Reifen ſolider Kon-
ſtruktion waren, geht am deutlichſten aus dem Umſtande
hervor, daß zu Ihrer Herſtellung die Kleinigkeit von
122 Zentuern Eiſen nothwendig war.

Die Geſchichte weiß einen artigen Grund arzu-
geben, aus welchem Pfalzgraf Johann Cafſimir den
Ban des Loloſſalfaſſes befohlen haben ſoll. Einſtmals,
ſo heißt es, habe der in Stellvertretung, die Kurwürde
handhabende biedere Herr auf dem Söller des Heidel-
herger Schloſſes geſtanden, um ſeine Blicke über die
blühenden Gelände des Neckarthales ſchweifen zu laſſen.
Da ſei ihm, dem wackeren Trinker, beim Anblicke der
hexrlichen Landſchaft, welche der Weinberge und Wein-
felder die Fülle aufwies, der gewiß achthare Entſchluß
gekommen, der Nachwelt einen handgreiflichen Beweis
dafür zu hinterlaſſen, wie ſehr er das aus Trauben
gekelterte Naß zu ſchätzen gewußt habe, welches die
Weinſtöcke des Rheinthales um Heidelberg hervorzu-
bringen im Stande ſind. *

Johann Caſimir's Weintempel lag lange Zeit in
Trümmern, die Jahre des dreißigjährigen Frieges waren
nicht dazu angelhan, die gequälte Menſchheit an die
Ueberreſte des Warner'ſchen Giganten zu erinnern.

Der dreißigjährige Krieg war beendet; 16 Jahre
des Friedens hatten dem gemißhandelten Lande Er-
holung und deſſen Bewohnern eine munterere Anſicht
vom Leben beigebracht, als wie ſie während des langen
Religionskrieges aufkommen konnte; da erbarmte ſich
der Kurfürſt Pfalzgraf Karl Ludwig der noch norhande-
nen Reſte des Rieſenfaſſes. Der Hoftellermeiſter Jo-
hann Maier konſtruirte unter Verwendung der Trümmer
ein neues Gefäß, welches 3 Juß länger als das zu
Grunde gegangene, alſo 30 Werkſchuh lang war. Seine
Höhe betrug 21 Schuh und ſein Bauch bermochte 204
Fuder 3 Ohm und 4 Viertel zu faſſen. Willibald Koch
ſchildert den Fatzrieſen folgendermaßen: „Es war
gleich dem erſten Faſſe mit 24 eijernen Reifen umgeben,
doch wies es reichere buntbemalte Schnitzexeien wie
jenes auf. Auf der Höhe der Vorderſeite thronte ein
großer Bacchus, den Becher in der Rechten haltend und
auf einem gebändigten Löwen reitend. Unterhalb des
Weingottes war das kurfürſtliche Wappen angebracht.
Um den Rand der Vorderſeite ſchlang ſich Weinlaub in
Form einer Arabeske. Zwiſchen den Trauben lugten
4 Satyre hervor, die auf Blasinſtrumenten ſpielten.
Auf dem Rücken des Faſſes befand ſich ein Altan, der
3 Baaren genügenden Raum zum Tanzen bot. Das
Wahrzeichen des renovirten Faßrieſen beſtand aus einem
Affen und einer aus 3 Naſen, 3 Mäulern und 4 Augen
zufammengeſetzten Geſichtsmaske.“

Hierbei iſt zu bemerken, daß das Wahrzeichen des
1633 zerſtörten Faſſes eine Nachteule, ein Affe und ein
Löwe ohne Zunge war, außerdem verzierten 5 ſitzende
Löwen den Bau; ein großer befand ſich am Scheitel
der Vorderſeite, 4 kleine begrenzten die Ecken.

Das von Johann Maier 1664 hergeſtellte Faß
enthielt in den beiden Boden 64 eingeſchnittene Reim-
zeilen. Von denſelben werden in Nachfolgendem einzelne
mitgetheilt:

Als tauſend und funfhundert Jahr
Und neunzig eins die Zahreszahl war,
Da Fürſt Johannes Caſimir
War dieſes Landes Schutz und Zier;

Ward hier ein großes Faß erbaut
Und als ein Wunder angeſchaut,
Deßgleichen zu derſelben Zeit
War keines in der Chriſtenheit.

Hernach das Faß viel Jahre ſtund,
Daß man es nicht mehr brauchen kunt;
Hielt weder Waſſer, Bier noch Wein,
Lag in dem Keller nur zum Schein,

Karl Ludwig, Kurfürſt Hochgeboren,
Des Landes Troſt von Gott ertoren,
Bracht in die Pfalz nach vielem Leid,
Den Segen, Ruh’ und Sicherheit.

Was Feindeshand, was Schwert verheert,
Was Kriegesfeuer hat verzehrt,

In dieſem Lande, Schloß und Stadt
Der fromme Fürſt erneuert hat.

Auf deſſen Willen und Geheiß,

Daß Heidelberg erhielt den Preis.
Ward dieſes Faß ſo aufgeführt
Und, wie man ſiehet, ausgeziert.

Gott ſegne dieſe Pfalz am Rhein
Von Jahr zu Jahr mit gutem Wein,
Daß dieſes Faß und andire mehr

Nicht wie das alte werden leer.

Auf der anderen Seite befand ſich ein großes Lob-
gedicht auf den Wein, deſſen Schluß folgendermaßen
lautet:

Wir tönnen vieler Ding entbehren,
Auch dies und jenes nicht begehren;
Der werden wenig Nänner ſein, :
Die Weiber haſſen und den Wein.

Der Wein ung fremde Sprachen lehrt,
Den Blöden Herz und Muth vermehrt;
Berauſcht man ſich, ſo werden gleich
Der Knecht ein Herr der Bettler reich.

Der Wein und Gold ſind hochgeachtet,
Ein jeder Mann nach beiden trachtet;
Der Mann beſtehet in der Welt,

Der mäßig brauchet Wein und Geld.

Man brauet Bier im Land zu Meißen,
In Sachſen Pommern, Hollaid, Preußen;
SGottlob! Die edle Pfalz am Rhein
Gibt uns und ihnen guten Wein,

In den vier Ecken des Faſſes und unter den

Wahrzeichen befinden ſich weitere gereimte Inſchriften.

Sowohl die Namen des Dichters und der beim Bau
des Faſſes beſchäftigten Handwerker ſind der Nachwelt
erhalten geblieben.

Leider erfreute ſich das Kunſtwerk nur 25 Jahre
lang der Bewunderung der Beſucher. Ludwig XVI.
fiel 1689 und 1698 zweimal in die Vfalz ein, bei
welcher Gelegenheit bekanntlich das Heidelberger Schloß
in die Luft geſprengt wurde. Ein Zufaͤll haͤtte das
Faß gerettet, unverfehrt lag es unter den Schloßtrünt:
mern. Aber Niemand gedachte in jenen ſchrecklichen
Zeiten des verſchütteten Kiefen. Vierzig Jahre in der
Unterwelt reichten hin, den Koloß zu zermürben und
unbrauchbar zu machen.

213 endlich der regierende Kurfürſt Karl Philipp
daran denken konnte, das Schloß zu reitauriren , er-
innexte ſich ſein Hofnarr Clemens Perkeo, der /Cle-
mentel,“ wie er gewöhnlich genannt wurde, des in der
Unterwelt ſchlummernden Giganten. Er wußte den
Kuxfürſten für den Invaliden zu intereſſiren, ſo daß
dieſer den Hofkeller Johann Auton Engler mit Reno-
virung und Neuverzierung 2c. beauftragte. 1727 wuͤrde
die Reparatur in Angriff genommen und im folgenden
Jahre nollendet. Clementel, welcher alltäglich feinem
guten Regenten 18 bis 20 Flaſchen edlen Rebenfaftes
austrank, wurde von demſelben zum Ritter und Kam-
merherrn des Faßkönigs ernannt und im Bilde an
der rechten Seite des Faſſes aufgeſtellt.

Auch das renovirte Gefäß hatte Unglück — es
wurde vom Wurm heimgeſucht und ſo leck, daß es
Einen ehrlichen Namen Faß nicht mehr zu kragen im
Rechte war. Von ihm eriſtirt heutzutaͤge nur nöch die


Leinen Bruchſtücken. Das berühmte alte Heidelberger
Faß hat alſo in Wahrheit zu exiſtiren aufgehört und
mit dem jetzt in Heidelberg vorhandenen Riefenbau
nicht das Geringſte gemein. Letzteres iſt, wie zu Au-
fang dieſes Artikels auseinandergeſetzt wurde, ein Kind
der Jahre 1751—53. Hoffentlich wird es nie in ähn-
licher Weiſe wie ſein Vorgänger vom Unglück heimgeſuͤcht.

Auleitung zum Sauimeln

von Münzen.
Von
Dr. M. Kirmis.
(Fortſetzung.)

MNachdruck verboten.)

Faſſen wir den Unterſchied zwiſchen dem Ausſehen
einer geprägten und einer gegoſſenen Münze zuſammen.
Mögen die Stempel ſchlecht geſchnitten fein, jet die Ro-
litur vernachläßigt oder von den Prägeſtrahten verdrängt,
ſeien zu der Prägung unzureichende Naſchinen gebraucht
vorden, ſtets wird ſich die Gravirung in fcharfen, be-
ſtimmten Umriſſen von der reinen Chene abheben, immer
wird die geprägte Münze das Ausſehen der Feſtigkeit
hahen, welches nır die Brägung alein geben kann, und
welches mit dem Ausdruck „Vrägeanfehen“ bezeichnet
wird. Das Gußanſehen einer Munze dagegen wird be-
dingt durch ſtumpf ahheſetzte Unriffe, körnige Oberfläche,
Schiwindſtellen, Gußbläschen, {tumpfe Räuder, Spuren
der Nath und des Zapfens. Ein ſcharfes Unterſchei-
dungsmittel für Gepräge und Güſſe iſt das ſpezifiſche
Gewicht.

Natürlich kennen die Fälſcher die ſchwachen Seiten
des Guſſes und ſind bemühi, ſie zu verbergen. Die
rauhen Flächen werden mit Kohle, Bimsſtein Tripel ab-
geſchliffen, polirt und matt gebeizt, der Zeichnung wird
mit dem Grabſtichel und dem Punzen nachgeholfen,
Bläschen ſucht man durch Lack und Schmutz zu verdecken.
In neueſter Zeit ſind Nachgüſſe ſeltener Thaler aufge-
taucht, ohne jede Ziſelirung, von ſo vollendeler Guß-
technik, daß ſie thalſächlich alten Geprägen ähneln, und
ſicher ſchon häufig als ächte Stücke in Sammlungen
übergegangen ſind. Die Verbreiter ſind vielfach Länd-
liche Biedermänner und harmloſe ſtädtiſche Philiſter.
Ein Beiſpiel: Ein Münzen jam melnder und befreundeter
Baurath aus Oſtholſtein ſchrieb mir, daß ein alter,
biederer Landmann eine Zaͤhl ſeltener Thaler, aus Fa-
milienbeſitz ſtammend, verkaufen wollte; dieſe und jene
Stücke. Ich autwortete: Sehen! Beide Herren famen.
&5 waren 7 Stück Hamburger, Lübecker und Mecklen:
burger Thaler, die einen reellen Werth von 1200 Mark
gehaht hätten, wenn es nicht eben durchweg neue Guͤffe
geweſen wären. So wandern falſche Ruben-, Bröm:
ſenz Georgs- Spruchthaler von Hand zu Hand 1und
werden ſehr hoch bezahlt. Man erfennt fie eigentlich
nur durch aufmerkſame Unterſuchung der Batina und
des Umlaufsſchmutzes, ſowie, wenn man öfter derartige
Stücke in Händen gehabt hat, an der Technik und am
Hefühl; ſie ſind eigenartig talkumglatt. Alte und ſpätere


daille muß ſorgfältig gemeſſen, und das erhaltene Maaß
mit dem bekannten Durchmeſſer des Originals verglichen
werden; am Ausdruck: die alte Gußtechnik war eine
andere wie die jetzige, und der Ziſeleur benutzte früher
theilweiſe andere Werkzeuge, wie heute gebraucht werden;
an der Batint und am Lack. Faſt aͤlle Bortrait-Me:
dailen der Renaiſſance ſind bis in die neueſte Zeit Hinein
wiederholt nachgegoſſen worden.

4) Die galvaniſche Kopie. Bekanntlich beſitzt
der galvaniſche Strom die Eigenſchaft, aus den Löſungen
gewiſſer Metalllalze das Metall am Zinkpoöl kompakt
abzuſcheiden. Die Ausſcheidung erfolgt ſo fein und dicht,
daß die Oberfläche der Elektrode auf’z Genauefte in dem
ausgeſchiedenen Metall abgeformt ericheint. Dieſe Thaͤl—
ſache hat im Kunſtgewerbe eine gewiſfe Umwälzung her-
porgerufen, denn von dem. Modell laſſen fich ohne be-
ſondere Koſten heliebig viele Kopien herftellen. Man
kann Niederſchläge in Kupfer, Silber, Gold, Bronce,
Meſſing herſtellen man kann ſie beliebig {tart werden
laſſen und den Strom ſo regeln, daß daͤs Metall recht
fompaft wird, ziemliche Feſtigkeit befigt, ja {ogar klingt.
Ver die von Otto Aufleger in München, oder von
Anderen gefertigten und gezeihnet in den Handel
gebrachten galvanoplaſtiſchen Nachbildungen antiter Mün:
zen kennt, wird hegreifen, welche Gefahr dem Samm:
ler aus dem galvaͤniſchen NahHbildungsverfahren er:


wächlt. Unzählige auf galvaniſchem Wege hergeſtellte
Nünzen und Medaillen befinden fich im Handel, nament-
lich unterſuche man genau die fogenannten getriebenen
und die gravirten Medailen. Man pruͤfe den Klang
und ſuche nach Loͤthſtellen. Kleine, warzenförmige Er?
hebungen, blumenkohlartige Gebilde auf der Fläche ſind
ein ſicheres, ganz untrühliches Zeichen der Erzeugung
durch den galvaniſchen Skrom.

5) Zuſtandsänderungen, zu betrügeriſchen
Zwecken vorgenommen, komnien auch bei neueren Münzen
und Medaillen häufig genug vor, erfordern aber eine
viel kunſtgeübtere Hand als die Bearbeitung antifer
Gepräge. Seltene Stücke, wenn {tark abgegriffen, werden
nicht gern gekauft. Da wird die Zeichnung mit dem
Stichel umzogen, die Vertiefung läßt man allmählich in
die Fläche übergehen, gibt nach einer Abbildung durch
einige Punzenhiebe den charakteriſtiſchen Ausdruck, und
das gulerhaͤltene Stück iſt fertig Bekanntlich gibt es
ganz ähnliche Gepräge, von denen das eine gemein, das
andere durch irgend ein darauf befindliches Zeichen ſelten
iſt, oder von zwei gleichen Münzen ift der eine Jahr-
gang gewöhnlich, der andere ſelten; da entfernen Die
Fälſcher ganz oder theilweiſe Zeichen, Buchſtaben, Ziffern
und ſetzen Neues an die Stelle entweder indem ſie die
betreffenden Theile hart auflöthen, oder durch eine Depla-
zirung des vorhandenen Matertal8 unter oft bewunde:
rungswürdiger Ausnützung der Dehnungsverhältniſſe des
Silbers. Die Spuren der Hammerſchlaͤge werden durch
leichtes Aetzen mit Salpeterfäure verwiſcht. So werden
aus gemeinen ſeltene Stücke gemacht, ſo werden ganz
neue, bis dahin unbekannte Varianten und Jahrgaͤnge
geſchaffen Jeder erinnert ſich an die Sterbethalerepi-
demie des Jaͤhres 1888 ; man zahlte für den ſogenannten
Sterbethaler Friedrich Wilhelm’3 IV. v. J. 1861 hun-
dert und mehr Mark, da tauchten plötzlich, namentlich
in Berlin, viele derartige Stücke auf, aber meiſt falſch,
aus 1860 war 1861 gemacht worden. Man ſchafft auch
nene Varianten und Zwittermünzen, indem die Vorder-
und die Rückſeite oder nur die Vorderjeiten zweier ver-
ſchiedenen Stücke zuſammengelöthet werden. Dies ge-
ſchieht oft äußerſt raffinirt. Der Schnitt wird nicht
durch die Mitte des Randes geführt, jondern von der
einen Münze wird nur eine ganz dünne Platte abge-
ſchnitten, oder der ganze Rand wird abgeſägt und um
die zuſammengefügten Hälften gelegt, oder eine Seite
erhält eine Einlage, kurz, es wird möglichſt alles ver-
mieden, was eine leichte Entdeckung des Betruges her-
Liführen kann. Der Klang ſolcher künſtlich hergeſtellten
Münzen iſt zwar nicht der des kompakten, geprägten
Silbers, aber wenn die Hartlöthung gut vorgenommen
wurde, auch nicht ganz unrein und um ſo weniger be-
weiſend, als viele alte geprägte Stuͤcke wegen kleiner
Sprünge, oder im Innern vorhandener Bläschen unrein
flingen. Mißtrauen und Kratzen an geeigneten Stellen
ſind auch hier die beſten Schutzmittel.

So ſehen wir, daß naͤnientlich dem angehenden und
ungeſtümen Sammler viele Gefahren drohen; es iſt auch
nicht zu erwarten, daß er nach öfterem Studium der
vorſtehenden Ausführungen mit Sicherheit etwa ihm
vorkommende Fälſchüngen ſofort erfernnen wird, denn
richtiges Sehen und Beöbachten können nır durch lebung
und Ausdauer erlernt werden, aber er iſt gewarnt, und
wird ſich bei Befolgung einiger allgemeiner Regeln auch
meift bittere und köſtſpielige Erfahrungen erſparen
Man kaufe zuerſt nur bei venommirten Händlern, die
ſtets für das was ſie verkaufen, voll einſtehen, man hege
grundſätzliches Mitztrauen gegen ſogenannte Unıkate, gegen
billig angebotene Seltenheiten, gegen Gelegenheitskäͤufe;
man laſſe ſich nicht von der Behierde, diefes oder jenes
Stück zu beſigen, zu raſchem Kaͤuf fortreißen, fondern
Eſchlafe die Sache erſt. Man gewöhne ſich daran, die
Fläche und den Kand der Münze mit der Lupe abzu-
ſuchen, man hüte ſich vor grünſpahnfarbiger Erz und-
bläulicher Silberpatina, ſowie voͤr ſchwarzein Umlaufs-
ſchmutz, man achte darauf, wie ſich die Münze anfühlt,
wie ſie riecht und wie ſie ſchmeckt.

(Fortſetzung folgt.)

Berichte aus Vereinen.

Bexlin. (Geſellſchaft für Hei-
mathkunde) Römiſchen Urſprunges iſt
C& na ZJuwelier Telge der auf Ddem.
Frundſtück des Stadlraths v. Korn in
. Safran bei Breslau gemachte Gräber-

— S fund heſtehend au zwei Gefäßen, Fibeln,
\ OE Halsſchmuck und Schnallen. Ferner der

dem Prinzen von Schönaich⸗Karolath gehörige, beim
Pflügen eines Ackers gehobene Vettersfoͤder Goldfund.
Sr beſteht aus einer Kette, Dolchſcheide, fechs Armbän:
dern, einem Fiſch und einem viereckigen Amulet , etwa
auS dem vierten Jahrhundert. Eln Beſitzthum des
Barons von Falkenhauſen iſt der bei Oppeln gemachte
Schaalenfund mit außerordentlicher Thiexornamentirung.
— Zu den großzartigſten Funden gehört der 1837 von
einem Bauern in den Karpathen gemachte Goldfund,.
deſſen Gewicht über einen Zentner beträgt. Sr befindet
ſich in Bukareſt als Beſitzthum des Königs von Ruz
mänien. on den Nachhildungen des Herru Telge
mwaren ausgeſtellt: zwei Weinkannen von vorzüglicher
Arbeit, ein mit über 2000 Edelſteinen hejebter Korb, eine
getriebene Schaale mit Figuren und Thiergruppen,
Halsbänder und Fibeln, darunter eine große als Schul=-
terſchmuck, und ein maſſiver Halsring mit Runenſchrift.
Ein eigenartiges Schickſal halte die zrößere der beiden
Weinkaͤnnen. Nachdem fie mit einigen anderen Sold-
ſachen entwendet und in Stücke zerfchlagen, daͤnn wieder
vorgefunden und hergeſtellt worden war, gerieth ſie zum
zweiten Mal in diebiſche Hände, und auZ diejen, wie-
derum zerſchlagen, in den Beffg des Königs zurück, der
ihre Reſtaurirung in Paris bewerfitelligen ließ Dieſe
aber erfolgte in fo barbariſcher Weije, daß Herr Telge
1885 nach Bukareſt berufen wurde, um an Ort und
Stelle und unter dem Schutze eines Doppelpoſtens mit
geladenem Gewehr das koſthare Kleinod aus der Zeit
der höchſten griechiſchen Kunſtblüthe in ſeinem urj/prüng:
lichen Zuſtande wieder herzuſtellen. Dieſer Goldfund
wird alS der vergrabene Schatz des Gotheuͤfürſten Atha-
narich (F 381) angeſehen, der ſich vor den Hunnen in

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